Die Stumme von Portici

Die Stumme von Portici

La Muette de Portici (Die Stumme von Portici) ist eine große historische Oper in 5 Akten von Daniel-François-Esprit Auber. Das Libretto stammt von Eugène Scribe. Spielzeit etwa 2,5 Stunden. Handlungsorte sind Neapel und Portici im Sommer 1647.

Handlung

Die Handlung bezieht sich auf eine Revolte der Neapolitaner unter Tommaso Masaniello gegen die spanischen Besatzer im 17. Jahrhundert. Portici ist der Name eines kleinen Fischerhafens, eines Vororts von Neapel. Die Titelfigur Fenella ist – naheliegend, aber für eine Oper doch ungewöhnlich – eine stumme Rolle.

Die Oper beginnt mit den Vorbereitungen zur Hochzeit der Prinzessin Elvire mit Alphonso, dem Sohn des spanischen Vizekönigs. Das stumme Mädchen Fenella erkennt ihn als ihren Vergewaltiger und Entführer. Dies provoziert ihren Bruder, den Fischer Masaniello, einen Aufstand gegen die verhasste spanische Besatzung anzuführen. Elvire vergibt Alphonse und versucht Fenella zu finden. Als Masaniello die Kontrolle über den Aufstand zu verlieren droht, suchen Alphonse und Elvire Schutz bei Masaniello, der nun den Zorn seiner rebellischen Freunde fürchten muss. Sein Freund Pietro sieht in ihm einen Verräter und potentiellen Tyrannen und vergiftet ihn. Sterbend gelingt es Masaniello, Elvire vor den Rebellen zu retten. Alphonse ist es zwischenzeitlich gelungen, Truppen gegen die Revolte zu mobilisieren. Am Ende der Oper bricht der Vesuv aus, und Fanella stürzt sich verzweifelt in die glühende Lava.

Aufführungsgeschichte

Die Oper ist heute fast vergessen und wird lediglich vereinzelt aufgeführt, u. a. 1991 in Marseille und 2002 in Aachen. Es gibt drei Schallplatten-Gesamtaufnahmen der Oper, darunter zwei Live-Mitschnitte von 1979 und 1985, und eine Studioaufnahme unter dem Dirigenten Thomas Fulton von 1986 mit Alfredo Kraus in der Hauptrolle.

Nach ihrer Uraufführung am 29. Februar 1828 an der Pariser Oper (Salle de la rue Lepeletier) hatte die Oper jedoch einen durchschlagenden Erfolg. Alleine in Paris wurde das Werk bis 1882, 505 mal aufgeführt und in Berlin 285 mal bis zur Jahrhundertwende. Sie gilt als erstes Werk des französischen Grand opéra-Genres.

Aufführung in Brüssel 1830

Die Aufführung der Oper im Theater „La Monnaie“ in Brüssel am 25. August 1830, anlässlich des 59. Geburtstages von König Wilhelm I. der Niederlande, hatte weitreichende Folgen. Wilhelm regierte damals über die ehemaligen katholischen Habsburgischen Niederlande, als Folge der Beschlüsse des Wiener Kongresses. Auslöser war das Duett Amour sacré de la patrie "Die heilige Liebe zum Vaterland":

Amour sacré de la patrie,   Geheiligte Liebe zum Vaterland,
Rends-nous l’audace et la fierté;   Gib uns Wagemut und Stolz zurück;
A mon pays je dois la vie.   Meinem Land verdanke ich das Leben.
Il me devra sa liberté.   Es wird mir seine Freiheit verdanken.

Die Zuschauer waren hierdurch bereits sehr erregt, als Massaniello im dritten Akt mit einer Axt in der Hand sang: „Laufet zur Rache! Die Waffen, das Feuer! Auf daß unsere Wachsamkeit unserem Leid ein Ende bereite!“ Daraufhin erhob sich das Publikum und rief „Aux armes! aux armes!“ (Zu den Waffen!).

Die nach der Opernaufführung ausgelösten Unruhen gegen die ungeliebte Niederländische Herrschaft führten zur belgischen Revolution und schließlich zur Unabhängigkeit Belgiens.


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