Die Sünde der Madelon Claudet

Die Sünde der Madelon Claudet
Filmdaten
Deutscher Titel Die Sünde der Madelon Claudet
Originaltitel The Sin of Madelon Claudet
Produktionsland USA
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 1931
Länge 74 Minuten
Stab
Regie Edgar Selwyn
Drehbuch Charles MacArthur
Ben Hecht nach dem Theaterstück The Lullaby von Edward Knoblock
Produktion Irving Thalberg
Kamera Oliver T. Marsh
Schnitt Tom Held
Besetzung

Die Sünde der Madelon Claudet (OT: The Sin of Madelon Claudet) ist ein US-amerikanischer Spielfilm mit Helen Hayes aus dem Jahre 1931. Der Film ist ein typisches Beispiel für die sog. Confession Tales mit seiner dramatischen Geschichte um weibliche Selbstaufopferung und steht damit in der direkten Tradition von Streifen wie Madame X und Once a Lady mit Ruth Chatterton; Blonde Venus mit Marlene Dietrich oder The Right To Love mit Constance Bennett.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Alice Claudet hat die Absicht ihren Ehemann Dr. Lawrence Claudet zu verlassen. Dessen Freund Dr. Dulac versucht dies zu verhindern. Er erzählt ihr die Geschichte eines französischen Bauernmädchens. Das Mädchen Madelon ist verliebt in den amerikanischen Künstler Larry Maynard. Sie möchte mit ihm ihrem beschaulichen Leben auf dem Lande entkommen. Maynard muß jedoch Frankreich eher verlassen, da sein Vater angeblich schwer krank ist. Später muß Madelon feststellen, dass Maynard sie mit einer anderen Frau betrogen hat und verheiratet ist. Madelon ist jedoch schwanger von ihm. Ihr Vater zwingt Madelon, einen Bauern aus der Nachbarschaft zu heiraten. Als sie sie jedoch auch noch dazu bringen will, ihren neu geborenen Sohn aufzugeben, flieht sie. In Paris lernt sie den charmanten Carlo Boretti kennen, der sich jedoch als Juwelendieb entpuppt. Kurz vor der Verhaftung begeht Boretti Selbstmord und Madelon findet sich mit dem Vorwurf der Mittäterschaft vor Gericht wieder. Sie muss für zehn Jahre unschuldig ins Gefängnis und lässt ihren Sohn im Glauben, gestorben zu sein. Dr. Dulac kümmert sich um den Jungen, während seine Mutter versucht das Geld für seine Ausbildung zu verdienen und am Ende auf der Straße landet. Alles Geld, dass Madelon verdient geht an ihren Sohn, der erfolgreich Medizin studiert. Nur Dr. Dulac weiß von der Existenz von Madelon Claudet. Als sie alt im Armenhaus endet, hat sie nur noch den Wunsch, ihren Sohn nochmals zu sehen und besucht ihn als Patientin in seiner Praxis. Nachdem Dr. Dulac Alice Claudet die Tragödie ihrer Schwiegermutter erzählt hat, macht Alice ihrem Mann Lawrence den Vorschlag, die Mutter zu sich zu nehmen.

Hintergrund

Helen Hayes war Anfang der 1930er bereits eine lebende Legende des amerikanischen Theaters. Nach etlichen Triumphen am Broadway trug sie den Titel der First Lady of the Theatre und wurde in einem Atemzug genannt mit Schauspielerinnen wie Katherine Cornell, Ethel Barrymore und Maude Adams. Auf dem Höhepunkt ihres Erfolges beschloss Hayes, ihrem Ehemann, dem Autor Charles Mac Arthur nach Hollywood zu folgen, wo MacArthur für eine enorme Gage dem Drehbuch für Rasputin: Der Dämon Rußlands die abschließende Fassung gab.

Der Produktionschef von MGM, Irving Thalberg, überredete Hayes schließlich zu einem nicht-exklusiven Filmvertrag und fasste zunächst die Adaption von What Every Woman Knows, dem letzten großen Erfolg des Bühnenstars, ins Auge. Probleme mit den Rechten führten dazu, dass am Ende das Drehbuch von The Lullaby, der Verfilmung eines Melodramas aus dem Jahre 1923, als Vorlage für Hayes’ Leinwanddebüt diente.

Der Film war zunächst mit Kay Francis in der Hauptrolle geplant. Die Schauspielerin lehnte jedoch das Angebot, für MGM zu arbeiten, mit drastischen Worten ab:

I would have to be out of my mind to play that silly French prostitute. Why that dumb little bunny actually walked the streets so that she could buy clothes for her son? Phooey! How can you generate sympathy for such a shallow woman?
Ich müsste völlig verrückt sind diese dumme französische Prostituierte zu spielen. Warum verkauft sich diese dumme Gans, nur um Kleider für ihren Sohn zu kaufen? Bah. Wie kann man Sympathie für so eine beschränkte Frau schaffen?

Der Film ging zunächst unter dem Titel The Lullaby in Produktion. Nach einer Reihe von desaströsen Previews beschloss Irving Thalberg jedoch, gut ein Drittel des Films nach- und somit komplett neu zu drehen. Das Drehbuch wurde noch einmal umgeschrieben. Helen Hayes, die bereits für Samuel Goldwyn neben Ronald Colman in der Adaption von Sinclair Lewis Arrowsmith eingebunden war, musste ihre Szenen an ihren freien Sonntagen drehen. Am Ende kam der Film unter dem Titel The Sin of Madelon Claudet in die Kinos und erwies sich als großer finanzieller Erfolg.

Am Ende gewann Helen Hayes für ihre Darstellung nicht nur exzellente Kritiken, sondern auch den Oscar als Beste Darstellerin der Saison 1931/1932.

Filmhistorische Einordnung

Madame X, der Ruth Chatterton in der Hauptrolle zeigte, und Common Clay mit Constance Bennett aus dem Folgejahr waren stilbildend für das Genre der Confession Tales, die während der Weltwirtschaftskrise hauptsächlich das weibliche Kinopublikum anlockte. Meist drehen sich die Filme um die Probleme von Frauen, die durch eine Liebesgeschichte mit einem charakterlich schwachen Mann in Probleme geraten. Am Ende landen die Frauen auf der Straße, um sich und ihre Kinder und/oder Familie zu ernähren. Oft wurden die Frauen auch die Geliebte von älteren Männern oder gingen unwürdigen Beschäftigungen nach, um zu überleben: Barbara Stanwyck in Shopworn, Constance Bennett in The Easiest Way. Meist versuchten die Frauen, ihren Kindern die illegitime Herkunft zu verbergen: Kay Francis in I Found Stella Parrish, Give Me Your Heart und Confession, Ruth Chatterton in Frisco Jenny oder Ann Harding in The Life of Vergie Winters.

Kritik

Die meisten Kritiker lobten Helen Hayes in überschwänglichen Worten.

So schrieb Mordaunt Hall in seiner Rezension am 31. Oktober 1931 in der New York Times

It is no wonder that the production heads of Metro-Goldwyn-Mayer are enthusiastic over Helen Hayes's acting in her first picture, "The Sin of Madelon Claudet." For this actress's superb portrayal in a difficult role [...] Miss Hayes succeeds in depicting Madelon's wrinkled and worn appearance on her release from jail, and the effect of her unfortunate life thereafter, in a most compelling fashion. Yesterday afternoon women in the audience wiped away tears as they whispered about the marvelous acting and make-up of the actress. Sometimes waves of murmurs were elicited by Miss Hayes's appearance. [...]

Auszeichnungen

Helen Hayes wurde bei der Oscarverleihung 1932 mit dem Oscar für die beste weibliche Hauptrolle ausgezeichnet. Im gleichen Jahr nahm der Film am ersten Filmfestival von Venedig teil. Dort erhielt der Film den Preis für den berührensten Film und Helen Hayes den Preis der beliebtesten Schauspielerin. Diese Preise wurden durch eine Publikumsabstimmung vergeben.

Weblinks

weiterführende Literatur zu der Thematik


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