Die Versuchung des Padre Amaro

Die Versuchung des Padre Amaro
Filmdaten
Deutscher Titel Die Versuchung des Padre Amaro
Originaltitel El crimen del padre Amaro
Produktionsland Mexiko
Originalsprache Spanisch
Erscheinungsjahr 2002
Altersfreigabe FSK 12
Stab
Regie Carlos Carrera
Drehbuch Vicente Leñero Otero nach dem Roman von Eça de Queirós
Musik Rosino Serrano
Kamera Guillermo Granillo
Besetzung

Die Versuchung des Padre Amaro (El crimen del padre Amaro) ist ein mexikanisches Filmdrama aus dem Jahr 2002, das wütende Proteste der dortigen katholischen Kirche hervorrief, da es die Korrumpierung eines zunächst anständigen Jungpfarrers durch die Kirche darstellt. Entgegen seiner Verdammung durch die Kirche wurde es zum bis dahin größten Kassenerfolg eines einheimischen Films in Mexiko.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Padre Amaro ist ein junger, frisch ordinierter Priester und auf dem Weg zu einem kleinen mexikanischen Ort, in dem er tätig werden soll. Unterwegs wird der Bus von Banditen überfallen; Padre Amaro gibt danach einem armen alten Mann seinen Mantel, damit dieser nicht friere. Als Assistent des altansässigen Padre Diaz entgeht ihm nicht, dass dieser zahlreichen katholische Dogmen nicht nachlebt.

Nicht nur, dass Padre Diaz eine Beziehung mit einer Haushälterin hat, er nimmt auch finanzielle Unterstützung von der Drogenmafia entgegen. Mit der Zeit lässt sich der junge Amaro in dieses Gefüge hineinziehen, zumal er der schönen Amellia verfällt und mit ihr eine Beziehung beginnt. Als sie schwanger wird, fürchtet er um seinen Posten und drängt sie zur Abtreibung. Dabei kommt sie ums Leben, was er nach Kräften vertuscht. Zum Schluss begegnet ihm der Alte wieder, dem er den Mantel geliehen hat; sein Auftauchen erinnert das Publikum, welche Korrumpierung Padre Amaro inzwischen durchlaufen hat.

Skandal und Erfolg in Mexiko

Dem Film liegt die Überarbeitung eines Romans von José Maria Eça de Queirós aus dem Jahre 1875 zugrunde, der in Portugal spielt. Der Produzent des Films, Alfredo Ripstein, wollte das Buch bereits 1970 verfilmen, musste aber das Vorhaben wegen der damals strengen Zensur aufgeben.[1] Die Bischofskonferenz verurteilte den Film als „Beleidigung des religiösen Glaubens von Katholiken.[1] Wer ihn sich ansehe, begehe eine Sünde.[2] Allerdings verzichtete die Kirche auf Protestumzüge.[2] Eine ultrakatholische Organisation drohte mit Bomben;[1] Familienangehörige des Regisseurs wandten sich von ihm ab [1] Als einzige Rücksichtnahme wurde der Kinostart auf die Zeit nach einem Besuch des Papstes in Mexiko verschoben.[1][2] Der Film lief im August 2002 mit der unüblich hohen Zahl von weit über 300 Kopien an[3] und führte zu einem Ansturm des Publikums auf die Kinosäle.[4] Padre Amaro erzielte einen neuen mexikanischen Einspielrekord von 14 Millionen US-Dollar.[5] Regisseur Carlos Carrera vermutete, dass die kirchlichen Proteste eine kontraproduktive Wirkung entfaltet haben.[1] Er erklärte, die Vermischung der katholischen Kirche mit dem mexikanischen Staat anklagen zu wollen;[6] sein Angriff richte sich gegen die Kirche und nicht gegen die Religion.[1] Dass der Film letztlich nicht verhindert werden konnte, galt vielen Mexikanern als Zeichen, dass ihr Land in eine neue Ära eingetreten sei.[4] Das Kulturministerium und des nationale Filminstitut waren sogar mit 360'000[2] am Gesamtbudget von 1,8 Millionen US-Dollar[1] beteiligt.

Kritiken

In Deutschland kam Padre Amaro im Mai 2003 in die Kinos. Manche deutsche Kritiker fühlten sich an die Die Dornenvögel erinnert,[7][8][5] zumal der deutsche Verleihtitel das crimen, das Verbrechen des Originaltitels in eine Versuchung verwandelt. Vergleiche mit den antiklerikalen Werken von Luis Buñuel fielen zuungunsten von Padre Amaro aus.[6][9][10][8]

  • epd Film meint in einer gemischten Kritik: „Die Versuchung des Padre Amaro ist direkt und einfach inszeniert, ein wenig wie eine (...) Telenovela. Mal Melodram, mal Satire, bleibt es bis zum Ende spannend.[11]
  • Die Süddeutsche Zeitung attestiert dem Film in einer verhalten positiven Beurteilung eine „behutsame Regie und vor allem eine unheimliche Präsenz der Schauspieler.“ Dass der Film bei seiner Mission nicht bloss moralisch werde, liege an der Romanvorlage, die „härter, böser, satirischer“ sei als der Film, der sich in Richtung Melodram bewege.[6]
  • Die Frankfurter Rundschau lässt am Film kein gutes Haar; er nähme die Kritik an einer machtversessenen Kirche gar nicht ernst und delektiere sich stattdessen an Luxus, plakativer Armut, geheuchelter Befreiungstheologie, einer skandalösen Beziehung und an Blasphemien. Unglaubwürdig sei Amelias rasche Wandlung von der frommen Keuschen zur Sünderin, als sie dem Padre in die Augen gesehen hat, und die Liebesgeschichte passe auch nicht zum seelenlosen Karrieristen Amaro. Der „Sündenfall“ der Produktion bestehe „in der Heiligsprechung seiner banalen filmischen Mittel.[7]
  • Die Welt unterlässt in ihrer Filmbesprechung eine klare Stellungnahme.[5]
  • Die taz sieht den Film in der Nähe einer Seifenoper: „Wenn Religiosität und der Ruf kirchlicher Würdenträger so leichtfertig und boulevardtragödienhaft verspielt werden können, war es um sie wahrscheinlich schon im Vorfeld nicht gut bestellt. Dann kann aber auch die Fallhöhe für die Provokation nicht allzu hoch gewesen sein.[10]
  • Das Hamburger Abendblatt ist vom Publikumserfolg in Mexiko überrascht, da der Film an jüngere mexikanische Produktionen, wie Amores perros und Y tu mamá también, beide auch mit Gael Garcia Bernal, künstlerisch nicht herankomme. Er sei „eindimensional und ohne Gespür für die komplexen Widersprüchlichkeiten der Figuren und ihrer Lebenskonzepte. In wenig eindrucksvollen Bildern fotografiert, ist er schlicht langweilig.[12]

Auszeichnungen

  • Mexikanischer Filmpreis Ariel in neun Kategorien, darunter Bester Film und Beste Regie
  • Nominiert für den spanischen Filmpreis Goya als bester spanischsprachiger ausländischer Film
  • Nominiert für den Oscar für den besten ausländischen Film

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h Die Welt: "Das Verbrechen des Pater Amaro": Mexikos Kirche unterliegt dem Kino, 27. Januar 2003, S. 29
  2. a b c d Süddeutsche Zeitung, 20. August 2002, S. 15: Der Sünder. Blasphemieverdacht macht in Mexiko einen Film zum Kassenhit
  3. Die Welt, 27. Januar 2003, spricht von 358 Kopien, Die Berliner Zeitung, 18. September 2002 von 356, und die Süddeutsche Zeitung, 20. August 2002, S. 15 von 400 Kopien
  4. a b Berliner Zeitung, 18. September 2002: Das Ende der Zensur
  5. a b c Die Welt, 15. Mai 2003, S. 28: Priester auf Abwegen
  6. a b c Süddeutsche Zeitung, 15. Mai 2003: Jungfräuliches Blau, S. 14
  7. a b Frankfurter Rundschau, 16. Mai 2003, S. 11: Erotische Beichte
  8. a b General-Anzeiger, Bonn, 15. Mai 2003
  9. Stuttgarter Zeitung, 15. Mai 2003, S. 32: Und dabei immer nur an Jesus denken
  10. a b taz, 15. Mai 2003, S. 17: Korruption und Kissenlippen
  11. epd Film Nr. 5/2003, Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik, Frankfurt a.M., S. 44
  12. Hamburger Abendblatt, 15. Mai 2003: Kann denn Liebe Sünde sein?

Weblinks


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