Die große Nacht im Eimer

Die große Nacht im Eimer
Die große Nacht im Eimer
Georg Baselitz, 1962/63
Öl auf Leinwand, 250 cm × 180 cm
Museum Ludwig, Köln

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Die große Nacht im Eimer ist der Titel eines Gemäldes (Öl auf Leinwand, 250 × 180 cm) von Georg Baselitz. Es entstand in den Jahren 1962/1963 und gehört zum Bestand des Museum Ludwig in Köln.

Inhaltsverzeichnis

Inhalt und Form

Das Gemälde zeigt in provokativer Weise eine masturbierende Figur. Der Kunsthistoriker Klaus Gallwitz beschrieb das Motiv: „Die Gestalt, die vom Körperbau an einen Jungen erinnert, steht mit gespreizten Beinen da und hält mit der linken Hand einen überdimensionierten Phallus. Sie schaut am Betrachter vorbei”. Die schmächtige Figur steht im extremen Kontrast zur überbetonten Männlichkeit: „Die Gesichtsform, wie der Oberkörper mit informellen Pinzelzügen bedeckt, hat außer den Augen und einem großen Ohr, keine weiteren physiognomischen Züge.”[1] Im gleichen Jahr entstand ein weiteres Gemälde mit dem Titel Große Nacht im Eimer, 1963 (Öl auf Leinwand, 180 × 165 cm), es befindet sich in Privatbesitz. Hier zeigt das Motiv die Figur mit herabgesenktem Kopf und Phallus, in einer gebrochenen Darstellung der Sexualität. Als Studie entstand 1962 „Die große Nacht” (Bleistift und Aquarell, 63 × 48 cm, Privatbesitz) zum gleichen Thema.[2]

Die Bilder stammt aus der Frühphase von Baselitz' Werk von 1960 bis 1963, einer Zeit in der sich der Künstler mit Antonin Artaud beschäftigte.[3] In dieser Werkphase entstanden Bilder, „...die eine morbide Neugierde an 'fiebrigen Öffnungen' und 'Schwellkörpern' erkennen lassen.”[4] Die Schaffensperiode manifestiert sich in den Werken P. D. Füße, einer eindringlichen Serie mit einzelnen Gliedmaßen, einer Serie mit Köpfen und Porträts und den beiden Gemälden Die große Nacht im Eimer. Mit ihnen begann der Maler eine Reihe von Arbeiten, wie zum Beispiel Weihnachten (1964) oder Die Peitschenfrau (1965)[5], mit denen er in einer Phase, in der die Malerei durch den Tachismus und das Action Painting beherrscht war, neue Ausdrucksformen für das Gegenständliche zu entwickeln suchte. Die Sujets bleiben in den Bildern ohne Kontext und vermitteln in Farbigkeit und malerischer Auffassung Zustände ihrer Auflösung. Baselitz selbst nannte seine Farbtöne „zermanscht“ und erklärte später diese Frühphase in seinen Arbeiten als „Pubertätsschlamm“.[6]

Wirkung

Im Oktober 1963 wurde das in der West-Berliner Galerie Werner & Katz (Baselitz' erste Einzelausstellung) ausgestellte Werk zusammen mit dem Bild „Der nackte Mann” von der Staatsanwaltschaft wegen Unsittlichkeit beschlagnahmt. Der angestrengte Strafprozess endet erst 1965 mit der Rückgabe der Bilder.

Im Rahmen seines Werkzyklus von 2005 malte Baselitz eine zweite Fassung des Bildes mit dem Titel Die große Nacht im Eimer (remix).[7]

Literatur

  • Handbuch Museum Ludwig. Köln 1979; S. 76–79

Einzelnachweise

  1. Klaus Gallwitz, in: Georg Baselitz, Der Weg der Erfindung, Städelsches Kunstinstitut, Frankfurt am Main, 1988, S. 31
  2. Beide abgebildet in: Georg Baselitz, Der Weg der Erfindung, Städelsches Kunstinstitut, Frankfurt am Main, 1988, S. 101 und 102
  3. Georg Baselitz: Pandämonisches Manifest I + II, 1962, in: Georg Baselitz, Der Weg der Erfindung, Städelsches Kunstinstitut, Frankfurt am Main, 1988, S. 14–25, sowie in: Harald Szeemann (Hrsg.), Georg Baselitz, Kunsthaus Zürich, 1990, S. 214-217
  4. Kevin Power in: Harald Szeemann (Hrsg.), Georg Baselitz, Kunsthaus Zürich, 1990, S. 12
  5. Beide Werke: Museum Ludwig, Köln
  6. Handbuch Museum Ludwig. Köln 1979; S. 76 und 79
  7. Abbildungen: Adaption von 2005 und eine Pinselzeichnung von 2008

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