Die weißen Schwäne des Südatlantik

Die weißen Schwäne des Südatlantik

Als „Die weißen Schwäne des Südatlantik“ wird eine Serie von sechs baugleichen Stückgutfrachtern bezeichnet, die in den 1950er bzw. Anfang der 1960er Jahre von der Reederei Hamburg Südamerikanische Dampfschifffahrt-Gesellschaft in Betrieb genommen wurde. Die Schiffe verkehrten im Liniendienst zwischen Hamburg und Brasilien bzw. Argentinien und erhielten ihren Beinamen wegen ihrer eleganten Form und der Tatsache, dass sie monatlich regelmäßig pünktlich auf der Route EuropaSüdamerika und somit im Südatlantik verkehrten. Die Serie wurde auch „Cap-San-Klasse“ genannt, da der Name jedes Schiffes mit Cap-San begann:

  • Cap San Nicolas (Howaldtswerke Hamburg 16. September 1961)
  • Cap San Antonio (Howaldtswerke Hamburg 17. Januar 1962)
  • Cap San Marco (Howaldtswerke Kiel 22. September 1961)
  • Cap San Augustin (Howaldtswerke Kiel 11. November 1961)
  • Cap San Lorenzo (Deutsche Werft Hamburg 7. November 1961)
  • Cap San Diego (Deutsche Werft Hamburg 27. März 1962)
Cap San Diego an der Überseebrücke

Die Schiffe wurden bei der Deutschen Werft in Hamburg sowie den Howaldtswerken in Kiel gebaut. Blohm + Voss Hamburg baute keine Schiffe dieser Klasse[1].

Die Länge der Schiffe betrug 159,40 Meter, die Breite 21,40 Meter, ihre Höchstgeschwindigkeit 20 Knoten. Ihr elegantes Erscheinungsbild verdankten die Schiffe dem berühmten Hamburger Architekten Cäsar Pinnau. Die Silhouette ähnelte mehr einer Yacht als einem damals typischen Frachtschiff. Bemerkenswert waren vor allem der ausladende Vordersteven, der durchgehend elegant geschwungene, positive Deckssprung und das Fehlen eines Schornsteins: am hinteren Ende des Deckshauses befanden sich zwei schmale Pfahlmasten, in die die Abgasleitungen integriert waren. Die Schiffe verfügten über ein Passagierdeck mit 8 luxuriösen Passagierkabinen (4 Einzel-, 4 Doppelkabinen), so dass 12 Gäste die Atlantikfahrt mitmachen konnten. Die Baugleichheit der Schiffe bestand bis ins Detail: Sogar die Inneneinrichtungen, ebenfalls von Pinnau entworfen, von Esszimmer, Salon und Bar waren nicht nur gleich angeordnet, sondern bis hin zum Stoffbezug der Polster bei allen Schiffen identisch.

Auf der Cap San Antonio brach 1973 auf hoher See ein Feuer aus, das sechs Menschenleben kostete und die Aufbauten zerstörte. Nachdem zunächst die Verschrottung des Unglücksschiffs ins Auge gefasst worden war, beschloss die Reederei schließlich, es mit neuen Aufbauten zu versehen, aber keinen Passagierverkehr für dieses Schiff einzurichten.

Die einfacher zu beladenden Containerschiffe wurden für diese klassischen Stückgutfrachter bald eine ernsthafte Konkurrenz, so dass auch die Cap-San-Schiffe nach und nach verkauft wurden. Die 1961 als letztes Schiff dieser Serie vom Stapel gelaufene Cap San Diego wurde 1986, nach einem Leben als Trampschiff arg heruntergekommen, in letzter Minute vor der Verschrottung gerettet und von der Stadt Hamburg aufgekauft. Sie ist heute Eigentum der Stiftung Hamburger Admiralität und liegt im Zentrum des Hamburger Hafens, an der Überseebrücke. Sie ist dort als immer noch fahrfähiges Museumsschiff zu besichtigen und ist ein lebendiges Zeugnis für die Vollendung und das Ende der klassischen Frachtschifffahrt.

Literatur

  • Friedrich Böer: Alles über ein Schiff. Eine kleine Schiffskunde. 4. Aufl. Herder, Freiburg i. Br. 1962. (Jugendbuch, das am Beispiel der Cap San Marco ein Seeschiff beschreibt)
  • Kurt Flechsenhar: Cap San Diego. Ein Schiff und seine Mannschaft. Koehler, Herford 1994, ISBN 3-7822-0609-6
  • Kurt Gerdau: Cap San Diego. Vom Schnellfrachter zum Museumsschiff. Koehler, Herford 1987, ISBN 3-7822-0417-4

Quellen

  1. Quelle: Archiv Hamburg Süd und Cap San Diego

Weblinks


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