Diederich von dem Werder

Diederich von dem Werder
Diederich von dem Werder

Diederich von dem Werder (* 17. Januar 1584 auf Rittergut Werdershausen, jetzt Ortsteil von Gröbzig, Anhalt; † 18. Dezember 1657 auf Rittergut Reinsdorf bei Köthen, seit 1950 Ortsteil von Görzig, Anhalt) war ein deutscher Übersetzer, Epiker und Kirchenlieddichter. Er übermittelte, vor allem durch die Übersetzung von Torquato Tasso, die erste deutsche Stanzendichtung, die neuere italienische Barockliteratur in den deutschen Sprachraum.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Werder ist der Sohn von Gebhard von dem Werder und dessen Ehefrau Katharina von Hahn. Seine Brüder, welche später ebenfalls in die Fruchtbringende Gesellschaft aufgenommen wurden, sind Heinrich von dem Werder und Kuno Hartwig von dem Werder.

Als Kind schon wird Werder als Page am Hof von Landgraf Moritz von Hessen-Kassel aufgenommen. Dort besucht er auch die Kasseler Hofschule Collegium Mauritianum. Im Sommersemester 1596 immatrikuliert er sich an der Universität Leipzig; zwei Jahre später setzt er seine Studien an der Universität Jena fort. Anschließend beginnt er eine Kavalierstour durch Frankreich und Italien. Dort studiert er 1609 ein Semester an der Universität Siena.

Nach der Rückkehr beruft ihn Landgraf Moritz zum Stallmeister und Kammerjunker. 1610 zeichnet er sich mit Tapferkeit bei der Belagerung von Jülich aus und wird zum Rittmeister befördert. Außerdem wird ihm die Aufsicht über die Kasseler Hofschule übertragen. Für Landgraf Moritz ist er auch in verschiedenen diplomatischen Missionen unterwegs.

Fürst Ludwig I. von Anhalt-Köthen nimmt Werder 1620 in die Fruchtbringende Gesellschaft auf. Er verleiht ihm den Gesellschaftsnamen der Vielgekörnte mit der Devise abkühlend stärket. Als Emblem wird ihm ein reifer Granatapfel, aufgeborsten, darinnen man die Körner sieht (Punica granatum L.) zugedacht. Im Köthener Gesellschaftsbuch findet sich Werders Eintrag unter der Nr. 31. Dort ist auch das Reimgesetz vermerkt, mit dem sich Werder für die Aufnahme bedankt:

Seht doch die Körner viel der äpffel auß granaten
Ob zur Gesellschafft frucht sie nicht seynd wol gerathen
Vnd Vielgekörnt ich mich mit fug drumb nennen laß
Daß ich den rechten Kern der Sprache zeige baß:
Wann ich Teutsch BARTAM seh abkühlend ich mich stärcke
Vnd reitzt derselb mich an zu einem schweren wercke
Jerusalem erlöst hab ich in Reime bracht
Vnd unsrer Sprach dadurch ein news lob gemacht.

Als Werder aber bei Verhandlungen mit Tilly versagt, fällt er am Hof Hessen-Kassel in Ungnade und zieht sich deshalb 1622 auf sein heimatliches Gut Reinsdorf im Anhaltischen zurück. Hier beginnt Werder sein reichhaltiges literarisches Werk. Noch im gleichen Jahre heiratet er Dorothea Katharina von Waldow. Mit ihr hat er einen Sohn, Paris von dem Werder, und eine Tochter, welche schon in frühen Jahren stirbt. Nach dreijähriger Ehe stirbt auch seine Ehefrau am 12. Februar 1625.

1623 wird Werder zum Capitain einer Infanteriekompanie im anhaltischen Landesdefensionswerk ernannt. Als solcher heiratet er in zweiter Ehe am 14. Juni 1629 Juliane Ursula von Peblis, eine Schwester von Georg Hans von Peblis, der auch Mitglied in der Fruchtbringenden Gesellschaft ist.

Am 22. Januar 1645 wird Werder zum kurbrandenburgischen Obristen befördert und zum Amtshauptmann von Altgatersleben berufen. Diese Stellung hatte er bis zu seinem Tod inne.

Werke (Auswahl)

  • Die Buss Psalmen in Poesie gesetzet. Leipzig 1632.
  • Friedensrede, in Gegenwart vieler Fürsten, Fürstinnen und Fräwlein, auch großer Anzahl Hochadelicher, Gelehrter und anderer vornehmen Manns-, Frawen- und Jungfräwlichen Personen. Hamburger Presse, Hamburg 1918 (Nachdruck der Ausgabe Hamburg 1640).
  • Krieg und Sieg Christi, gesungen in 100 Sonetten, da in jedem und jeglichem Verse die beyden Wörter "Krieg" und "Sieg" aufs wenigste einmahl befindlich seyn. Oelschlegel, Halle 1633.
  • Selbsteigene gottselige Thränen Dieterichs von dem Werder, die er der weiland wholedlen vielehr und tugentreichen Frawen Dorotheen Catharinen, gebornen von Waldaw auß dem Hause Schwanowitz, seinem hertzvielgeliebten Ehegemahl, … zu ihrem Lob von Hertzen nachgesandt hat. Dörffer, Zerbst 1625.
  • (Übersetzung) Ludovico Ariosto: Der Rasende Roland. Literarischer Verein, Stuttgart 2002 (Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1634, Werder übersetzte die Gesänge 1–30).
  • (Übersetzung) Giovanni Francesco Loredano: Dianea oder Räthselgedicht: in welchem, unter vielen anmuthigen Fügnussen, Hochwichtige Staatsachen, Denklöbliche Geschichte, und klugsinnige Ratschläge, vermittelst der Majestätischen Deutschen Sprache Kunstzierlich verborgen. Lang, Bern 1984 (Nachdruck der Ausgabe Nürnberg 1644).
  • (Übersetzung) Torquato Tasso: Gottfried von Bulljon oder das erlösete Jerusalem. Niemeyer, Tübingen 1974 (Nachdruck der Ausgabe Franckfurt 1626).

Literatur (Auswahl)

  • Achim Aurnhammer: Torquato Tasso im deutschen Barock. Niemeyer, Tübingen 1994, ISBN 3-484-36513-7, S. 313–353.
  • Ida-Marie Cattani: Studien zum Tassobild des 17. und 18. Jahrhunderts: Untersuchungen über die Übersetzungen des <Befreiten Jerusalem> von D. von dem Werder, J. F. Kopp. Diss. Fribourg 1941
  • Bruna Ceresa: Diederichs von dem Werder deutsche Übersetzung von Tassos „Gerusalemme liberata“. Zürich 1973 (Dissertation)
  • Gerhard Dünnhaupt: Diederich von dem Werder: Versuch einer Neuwertung seiner Hauptwerke. Lang, Bern 1973, ISBN 3-261-01084-3
  • Gerhard Dünnhaupt: Das Eindringen des marinistischen Stils in die deutsche Romanprosa mit Werders „Dianea“-Übersetzung. In: Studi Germanici. nuova serie XI.3, 1973, S. 257–272.
  • Ingeborg Ulrich: Torquato Tassos „Befreites Jerusalem“ in der deutschen Übersetzung von Diederich von dem Werder und Johann Diederich Gries. Universität Bonn, Bonn 1950 (Dissertation).
  • Georg Witkowski: Diederich von dem Werder: Ein Beitrag zur deutschen Literaturgeschichte des 17. Jahrhunderts. Veit, Leipzig 1887.

Werk- und Literaturverzeichnis

  • Gerhard Dünnhaupt: Diederich von dem Werder. In: Speer–Zincgref. Die Register. Hiersemann, Stuttgart 1993, ISBN 3-7772-9305-9 (Personalbibliographien zu den Drucken des Barock, Bd. 6), S. 4251–4267.

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