Diepolz (Gemeinde Großharras)

Diepolz (Gemeinde Großharras)
Wappen Karte
Wappen von Großharras
Großharras (Österreich)
DEC
Großharras
Basisdaten
(Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria)
Bundesland Niederösterreich
Politischer Bezirk Mistelbach (MI)
Fläche 42,65 km²
Koordinaten 48° 40′ N, 16° 15′ O48.66388888888916.2475206Koordinaten: 48° 39′ 50″ N, 16° 14′ 51″ O
Höhe 206 m ü. A.
Einwohner 1.169 (31. Dez. 2008)
Bevölkerungsdichte 27 Einwohner je km²
Postleitzahl 2034
Vorwahl 02526
Gemeindekennziffer 3 16 16
AT125
Adresse der
Gemeindeverwaltung
Großharras 145
2034 Großharras
Politik
Bürgermeister Franz Breindl (ÖVP)
Gemeinderat (2005)
(19 Mitglieder)
13 ÖVP, 6 SPÖ
Lage der Marktgemeinde Großharras
Karte

Großharras ist eine Marktgemeinde mit 1.172 Einwohnern im Bezirk Mistelbach in österreichischen Bundesland Niederösterreich.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Großharras liegt im nördlichen Weinviertel in Niederösterreich im Hügelland südlich der Pulkau etwa auf halbem Weg zwischen Laa an der Thaya und Haugsdorf. Der zur Gemeinde gehörende Ort Zwingendorf liegt an der durch das Pulkautal führenden Pulkautal Straße B 45.

Die Fläche der Marktgemeinde umfasst 42,65 Quadratkilometer. 2,63 Prozent der Fläche sind bewaldet.

Katastralgemeinden sind Diepolz, Großharras, Zwingendorf.

Geschichte

Im österreichischen Kernland Niederösterreich liegend teilte der Ort die wechselvolle Geschichte Österreichs. Das Dorf Großharras, das sicherlich bereits vor seiner erstmaligen urkundlichen Nennung im Jahre 1156 besiedelt war - am Ortsrand an der Straßengabelung Richtung Kammersdorf wurde 1876 ein Langobardengrab aus der 1. Hälfte des 6. Jahrhunderts gefunden, dessen Grabbeigaben im Niederösterreichischen Landesmuseum zu besichtigen sind - wurde im Zuge der 2. deutschen Besiedelung wahrscheinlich im 11. Jahrhundert gegründet und von fränkischen Siedlern aufgebaut. Der Ortsname Harras wird vom mittelhochdeutschen har-roze, also Flachsröste, abgeleitet. 1255 wird die Pfarrkirche von Großharras, die ursprünglich dem hl. Pankraz, später der Hl. Dreifaltigkeit geweiht wurde, von den Seefeldern den Johannitern in Mailberg (Malteser-Ritterorden) übertragen und ist deshalb eine der fünf Malteserkirchen in Österreich.

Die geografische Lage des Ortes im Grenzraum zu Mähren bedingte die Involvierung in zahlreiche Konflikte des Thayaraumes (Schlacht bei Mailberg, Ungarneinfälle, Hussitenkriege, Dreißigjähriger Krieg). Im letzten Drittel des 16. Jahrhunderts konnte wie in vielen anderen Dörfern der Umgebung der Protestantismus Fuß fassen, sodass 1574 der protestantische Magister Leopold Zerer als Schulmeister tätig war. Im Laufe des 17. und frühen 18. Jahrhunderts bestimmte allerdings im Zuge der Gegenreformation der Katholizismus das religiöse und kulturelle Leben. 1763 kommt es zu einem Streit zwischen der Herrschaft Kadolz und 34 Kleinhäuslern, weil diese aufgrund steigender Schutzgeldzahlungsforderungen den Naturalrobot verweigern. Die Regierung vermittelt im Streit, indem Schutzgeldobergrenzen festgelegt und die Verpflichtung zum Naturalrobot festgelegt werden. Im Zuge dieser Maßnahmen wird der Kleinhäusler Thomas Walter in das Temesvarer Banat erwiesen.

Im 19. Jahrhundert konnte die Ortsentwicklung durch Choleraepidemien 1836 und 1866, als die Preußen nach der Schlacht von Königgrätz die Krankheit einschleppen) und Großbrände (zum Beispiel 1858: gesamte Neustift abgebrannt, 1863: 13 Häuser und 6 Scheunen abgebrannt, 1871: 9 Häuser abgebrannt) nicht aufgehalten werden. Der Brandgefahr suchte die Kommune durch die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr 1884 Herr zu werden.

Nach dem Zusammenbruch der Österreichisch-Ungarischen Monarchie 1918 hat das Dorf mit den Problemen einer an den Rand gedrängten Gemeinde und den ökonomischen Strukturveränderungen (Bedeutungsverlust der Landwirtschaft, Mangel an Arbeitsplätzen im sekundären und tertiären Sektor) zu kämpfen. Diese Veränderungen spiegeln sich in der Bevölkerungsentwicklung wider. Im Zuge der kommunalen Verwaltungsstrukturanpassungen der späten 60er und frühen 70er Jahre erfolgte 1969 die Zusammenlegung mit der 1 Kilometer entfernten Ortschaft Diepolz und mit 1. Januar 1971 die Zusammenlegung mit dem 5 Kilometer nördlich liegenden Ort Zwingendorf.

Im Jahr 2006 feierte der Ort sein 850-jähriges Bestehen.

Literatur: Heimatbuch des Verwaltungsbezirkes Mistelbach.Wien 1959 Marktgemeinde Großharras (Hrsg.): Festschrift anlässlich der Markterhebungs- und 800-Jahr-Feier der Marktgemeinde Großharras am 30. September 1956. Großharras 1956 Marktgemeinde Großharras (Hrsg.): Jubiläumsbroschüre 850 Jahre Großharras: 1156-2006. 50 Jahre Marktgemeinde Großharras: 1956-2006. Großharras 2006


Einwohnerentwicklung

Nach dem Ergebnis der Volkszählung 2001 gab es 1202 Einwohner. 1991 hatte die Marktgemeinde 1319 Einwohner, 1981 1391 und im Jahr 1971 1602 Einwohner.

Politik

Bürgermeister der Marktgemeinde ist Franz Breindl, Amtsleiter Josef Windpassinger.

Im Marktgemeinderat gibt es bei insgesamt 19 Sitzen seit der Gemeinderatswahl vom 6. März 2005 folgende Mandatsverteilung: ÖVP 13, SPÖ 6, andere keine Sitze.

Wappen

Blasonierung: Ein gespaltener Schild, dessen rechtes Feld auf rotem Grunde ein silbernes Johanniterkreuz und dessen linkes Feld auf silbernem Grunde eine rote Flachsbrechel zeigt.

Beschreibung: Das Wappen besteht aus einem im Verhältnis 1:1 der Länge nach geteilten Schild. Auf der linken Hälfte ist auf rotem Grund ein weißes Malteserkreuz abgebildet (Großharras ist seit 1255 eine der wenigen Malteserpfarren Österreichs). Auf der rechten Hälfte findet sich auf weißem Grund eine rote Flachsbrechel, die die Entstehung des Ortsnamens (harroce - Flachsröste) versinnbildlicht.

Wirtschaft und Infrastruktur

Nichtlandwirtschaftliche Arbeitsstätten gab es im Jahr 2001 42, land- und forstwirtschaftliche Betriebe nach der Erhebung 1999 107. Die Zahl der Erwerbstätigen am Wohnort betrug nach der Volkszählung 2001 505. Die Erwerbsquote lag 2001 bei 42,67 Prozent.

Tourismus und Sehenswürdigkeiten

Nach dem Bau der Therme Laa und deren Eröffnung im Jahr 2004 versucht man, wie die übrigen Gemeinden des Landes um Laa, touristische Impulse zu setzen. So wurde in den letzten Jahren gezielt ein Netz von markierten Radwegen geflochten, nachdem der europäische Weitwanderweg 630 bereits seit Jahren von Wanderern frequentiert wird und erste Beherbergungsbetriebe laden Gäste zum Bleiben ein. Die für die Region Weinviertel typischen Kellergassen können unter fachkundiger Kellergassenführung besichtigt werden. In den Sommermonaten kann man bei den heimischen Winzern die Offene Kellertür besuchen und bei Grünem Veltliner, Weißburgunder, Blauem Portugieser und Zweigelt die Atmosphäre der romantischen Kellergasse genießen. Die Pfarrkirche ist einen Besuch wert, da sie eine von 9 Kirchen des Malteserordens in Österreich ist und die Silberbauerorgel im Kircheninneren unter Denkmalschutz steht.

Auskunft zu Kellergassenführungen und Beherbergungsbetrieben: Gemeindeamt Großharras

Weblinks


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