Dinosaurierfährten von Barkhausen

Dinosaurierfährten von Barkhausen

Die Dinosaurierfährten von Barkhausen sind ein Naturdenkmal in einem stillgelegten Steinbruch bei Barkhausen an der Hunte, einem Ortsteil der niedersächsischen Gemeinde Bad Essen im Landkreis Osnabrück. Auf den Schichtflächen des etwa 150 Mio. Jahre (Mittelkimmeridgium) alten Gesteins sind fossile Fährten (Abfolgen von Trittsiegeln) von sauropoden und theropoden Dinosauriern aus dem späten Oberjura (Malm) aufgeschlossen.

Inhaltsverzeichnis

Entdeckungsgeschichte

Sauropoden- und Theropodenspuren auf der Felswand

Der Geologe Walter Klüpfel, der die Eisenerz-Lagerstätten der Region erkundete, fand 1921 die ersten Spuren (Ichnofossilien). Wissenschaftlich untersucht wurden sie dann von Max Ballerstedt, einem Oberlehrer am Gymnasium Adolfinum Bückeburg und Begründer einer bedeutenden Fossiliensammlung, der sich schon intensiv mit frühkreidezeitlichen Spuren des Obernkirchen-Sandsteins befasst hatte. Jedoch waren nur einige Sauropoden-Fährten freigelegt worden, erst später wurden weitere Spuren, darunter auch die Theropodenspuren, entdeckt. Im Jahr 1982 wurde der Steinbruch dann unter Naturschutz gestellt[1]. Weitere Trittsiegel wurden 1983 freigelegt, man vermutet auch, dass sich die Fährten nach unten hin weiter fortsetzen und deshalb noch nicht alle Trittsiegel entdeckt wurden. Seit dem Jahr 2000 ist das öffentlich zugängliche Naturdenkmal durch ein Glasdach vor Witterungseinflüssen geschützt, außerdem wurden zwei lebensgroße Nachbildungen der möglichen Spurenverursacher aufgestellt[1].[2]

Beschreibung

Das Naturdenkmal ist eine etwa 10 Meter lange und etwa 6 Meter hohe, von tektonischen Kräften nahezu senkrecht verstellte Felswand aus Sandstein. Dort sind Fährtenfolgen von neun kleineren Sauropoden und zwei großen Theropoden zu erkennen[1].

Die Spuren waren wahrscheinlich an der Küste entstanden, worauf Rippelmarken, die durch Wellenbewegungen entstanden sind, sowie Trockenrisse, die durch Austrocknung – vielleicht bei Ebbe – entstanden sind, hindeuten. Außerdem konnten Einschläge von Regentropfen, Wühlgänge von Kleinstlebewesen sowie angeschwemmte Landpflanzen festgestellt werden. Man vermutet, dass die im weichen Schlick hinterlassenen Fußspuren nach Verfestigung durch die Sonne mit Sedimenten überdeckt wurden, die mit dem Wasser kamen. Ihre heutige fast senkrechte Lage nahmen sie bei der Auffaltung des Wiehengebirges am Ende der Kreidezeit, vor ca. 65 Millionen Jahren, ein.[2]

Sauropoden-Fährten (Elephantopoides barkhausenensis)

Eine Sauropoden-Fährtenfolge. Unten links ist ein Vorderfuß-Abdruck zu erkennen.

Die Sauropoden-Fährten verlaufen von oben nach unten, alle Tiere sind ungefähr in dieselbe Richtung gelaufen. Die rundlichen Hinterfuß-Eindrücke haben einen Durchmesser von 32 bis 38 Zentimetern, während die meist direkt vor den Hinterfußabdrücken (also auf der Felswand unterhalb) befindlichen halbmondförmigen Abdrücke des Vorderfußes recht klein sind.[3] Die Schrittlänge beträgt ca. 1,50 Meter[2].

Im Jahr 1974 wurde, auf Grundlage der örtlichen Sauropoden-Spuren, ein neues Ichnotaxon (Spurentaxon) beschrieben: Elephantopoides barkhausenensis (Kaever und de Lapparent). Der Name bedeutet so viel wie „Elefantenfuß aus Barkhausen“, es handelt sich um die ersten europäischen Sauropodenspuren, die benannt wurden.[3] Jedoch sind die Spuren nicht optimal erhalten, es fehlen Details wie z. B. Krallenabdrücke. So ist es nicht möglich, zu sagen, ob es sich um Jungtiere oder um adulte Tiere handelt.[2] Andere Autoren bemerkten später, es sei zwar wahrscheinlich, aber nicht ganz sicher, dass die Spuren sauropoden Ursprungs seien, und bezeichneten die systematische Zuordnung daher als zweifelhaft (Nomen dubium). Spätere Untersuchungen von Lockley zeigten, dass es sich tatsächlich um kleine, „schmalgängige“ Sauropoden handelt.[3]

Theropoden-Fährten (Megalosauripus barkhausensis)

Neben den Sauropodenspuren finden sich zwei Fährtenfolgen großer Theropoden, die in unterschiedliche Richtungen liefen. Die eine Fährtenfolge zeigt auf der Felswand nach oben, die andere nach rechts. Ihre tridactylen (dreizehigen) Trittsiegel sind mit etwa 63 Zentimetern ungefähr doppelt so groß wie die Sauropodenspuren.[3] Die Spuren tragen den wissenschaftlichen Namen Megalosauripus barkhausensis und werden traditionell Megalosaurus teutonicus zugeschrieben.[2] Das die Spuren tatsächlich zu diesem Tier gehörten, ist aber sehr unwahrscheinlich. Megalosaurus wurde lange Zeit als eine Art „Sammelbecken“ für eine Masse an Knochenfunden benutzt, die man nicht richtig einordnen konnte – was darüber hinwegtäuscht, dass Megalosaurus selbst kaum bekannt ist. Das Ichnotaxon Megalosauripus ist über die gesamte nördliche Hemisphäre weit verbreitet und beschreibt große Theropoden mit einer etwas primitiveren Gangart.[3]

Bedeutung

Die Spuren sind von Bedeutung als Anzeiger für generelle Entwicklungen in der Evolution der Dinosaurier. Vor dem Mitteljura sind beispielsweise keine Spuren von Sauropoden bekannt, erst im Oberjura („Zeitalter der Sauropoden“) werden solche Spuren häufiger und zeigen mit Funden in Nord- und Südamerika[4] sowie in Europa (neben Barkhausen u. a. in Portugal und der Schweiz) eine zunehmende geographische Verbreitung dieser Dinosauriergruppe an.[5]

Inzwischen sind aber auch Fährtenfunde von Sauropoden aus dem Unterjura von Italien[6] bekannt.

Literatur

  • Heinrich Friese: Die Dinosaurierfährten von Barkhausen im Wiehengebirge. (Hrsg.: Landkreis Osnabrück; Wittlager Heimathefte, Heft 5), Osnabrück 1979
  • E. Probst und R. Windolf: Dinosaurier in Deutschland. C. Bertelsmann, München 1993

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Saurierfährten Barkhausen (Prospekt). Abgerufen am 21. Dezember 2010.
  2. a b c d e Ernst Probst: Deutschland zur Zeit des Oberjura. In: Deutschland in der Urzeit, S. 175–178, München: Orbis Verlag für Publizistik (Sonderauflage) 1999, ISBN 3-572-01057-8
  3. a b c d e Martin Lockley, Meyer, Christian: The Age of Brontosaurus. In: Dinosaur Tracks and Other Fossil Footprints of Europe, S. 158–161; 151, New York: Columbia University Press 1999, ISBN 0-231-10710-2
  4. Karen Moreno: Occurrence of sauropod dinosaur tracks in the Upper Jurassic of Chile (redescription of Iguanodonichnus frenki). In: Journal of South American Earth Sciences. 20, 2005, S. 253–257. PDF. Abgerufen am 21. Dezember 2010.
  5. Martin Lockley: Auf den Spuren der Dinosaurier. Dinosaurierfährten – Eine Expedition in die Vergangenheit. S. 197f. Birkhäuser Verlag. Basel, Boston, Berlin, 1993.
  6. Martin Lockley, Meyer, Christian: Early Jurassic. In: Dinosaur Tracks and Other Fossil Footprints of Europe, S. 126–129, New York: Columbia University Press 1999, ISBN 0-231-10710-2
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