Dion Chrysostomos

Dion Chrysostomos

Dion Chrysostomos (* nach 40; † vor 120), auch Dion von Prusa, war ein griechischer Redner, Schriftsteller und Philosoph des 1. Jahrhunderts. Achtzig seiner Reden sind überliefert. Sein Beiname Chrysostomos bedeutet im Griechischen „Goldmund“.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Dion wurde zwischen 40 und 45 in Prusa in der römischen Provinz Bithynien (heute Bursa in der nordwestlichen Türkei) geboren. Als Philosoph war er Kyniker und Stoiker, man rechnet ihn der zweiten Schule der Sophisten zu. Unter Kaiser Titus lebte Dion offenbar in Rom und schrieb über eine skandalöse Verbindung des Kaisers mit dem Boxer Melankomas. Dion kritisierte auch den Kaiser Domitian, der ihn 82 aus Rom, Italien und Bithynien verbannte, weil Dion einen der verschwörerischen Verwandten des Kaisers beraten hatte. Dion soll während seines Exils durch das gesamte Römische Reich gereist sein, oft in schlechter Kleidung und von Handarbeit lebend.

Nach der Ermordung Domitians im Jahr 96 soll Dion einem Lager römischer Truppen eine Meuterei ausgeredet und sie überzeugt haben, den Willen des römischen Volkes zu akzeptieren. Unter Kaiser Marcus Cocceius Nerva wurde seine Verbannung aufgehoben, woraufhin Dion den Beinamen Cocceianus annahm. Nach Nervas Tod wurde er ein enger Freund des Kaisers Trajan. Seine letzten Lebensjahr verbrachte Dion wieder in seiner Heimatstadt Prusa, wo er einige Reputation genossen zu haben scheint, und es gibt Berichte, er sei um 111 in einen Rechtsstreit um die Erneuerung der Stadt verwickelt gewesen. Man nimmt heute an, er sei kurz nach 112, vermutlich zwischen 115 und 120 gestorben.

Dion Chrysostomos sollte nicht mit seinem Enkel Cassius Dio verwechselt werden, der ein römischer Geschichtsschreiber war; und auch nicht mit dem Kirchenvater Johannes Chrysostomos von Antiochia, der im 4. Jahrhundert lebte.

Werk

Dions Reden behandeln ein weites Spektrum von Themen. Einige von ihnen könnten ausgearbeitet worden sein, um vor Trajan präsentiert zu werden. In ihnen geht es um das Königtum, um den Lebensstil des Diogenes, um Tugend, Freiheit, Sklaverei, Reichtum, Habgier, Laster, Krieg, Feindschaft und Frieden, um gute Amtsführung und um andere moralische Fragen. Dion stritt eindringlich gegen die Erlaubnis zur Prostitution.

Dion war ein Zeitgenosse von Plutarch, Tacitus und Plinius dem Jüngeren. Obwohl er nicht über die Christen als solche schrieb, scheinen diese sich doch auf seine kynische und stoische Philosophie als moralische Parallele zur Lehre des Apostels Paulus bezogen zu haben. Er wäre damit ein Beispiel für den Einfluss heidnischer Philosophie auf die Entwicklung des frühen Christentums.

Literatur

  • E. Amato, Xenophontis imitator fidelissimus. Studi su tradizione e fortuna erudite di Dione Crisostomo tra XVI e XIX secolo, Alessandria: Edizioni dell'Orso, 2011.
  • Dio von Prusa. Der Philosoph und sein Bild [Discourses 54-55, 70-72], ed. by H.-G. Nesselrath, introduction, critical edition, commentary, translation, and essays by E. Amato et al., Tübingen: 2009.

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