Direktes Unterrichten

Direktes Unterrichten

Direkter Unterricht ist eine Unterrichtskonzeption (ein "didaktisches Modell"), die von der Prämisse ausgeht, es sei Aufgabe des Lehrers, den Schülern etwas beizubringen, und daraus Regeln für die möglichst effektive Gestaltung von Klassenunterricht ableitet.

Direkter Unterricht ist ein Gegenentwurf zu Entwicklungen, die Anfang des 21. Jahrhunderts an vielen Schulen vorherrschen. In der Theorie werden "Lehrerzentrierung" und "Frontalunterricht" abgelehnt, in der Praxis überwiegt hingegen eine suboptimale Variante von Frontalunterricht: ein zähes Frage-und-Antwort-Spiel ("Quiz ohne Preise" [1], siehe dazu fragend-entwickelnder Unterricht). Einer Verabsolutierung der konstruktivistischen Auffassung, der Schüler lerne nur, was er sich selbst erschließe, wird entgegengehalten, bevor der Schüler etwas erschließen könne, müsse man ihm erst einmal Informationen zur Verfügung stellen.

Beispiel einer praktischen Demonstration im Unterricht

Direkter Unterricht ist kleinschrittig: die Phasen

  • Demonstration / Präsentation von neuem Stoff
  • Üben unter Anleitung
  • selbständiges Üben

greifen in rascher Folge ineinander. Damit soll effektives Lernen der gesamten Klasse erreicht werden, während beim herkömmlichen "Erarbeitungsmuster" [2], bei dem umfangreichere Gedankengänge im Unterrichtsgespräch hergeleitet werden, oft nicht alle Schüler folgen, geschweige denn beitragen können. Lehrerfragen dienen im Direkten Unterricht weniger dem Erarbeiten, als vielmehr dem Einüben: sie sollen so gestellt werden, dass schon am Anfang der Übungsphase zu über 80 Prozent, am Ende zu 100 Prozent richtige Antworten gegeben werden. Falsche Antworten korrigiert der Lehrer sofort in knappster Weise.

Direkter Unterricht steht in einer Tradition, die bis zu den Herbartianern und Comenius zurückreicht, aber im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts von entgegengerichteten Reformbemühungen und Moden verschüttet wurde. In den USA ist aus dem allgemeineren Ansatz die "Direct Instruction" hervorgegangen, die in den 1970er Jahren in der mit 79.000 Schülern umfangreichsten je unternommenen Langzeitstudie die besten Ergebnisse erzielt hat; Jochen Grell hat die deutsche Bezeichnung "Direkter Unterricht" eingeführt.

Literatur

  • Grell und Grell, Unterrichtsrezepte.
  • J. Grell in Wiechmann: Zwölf Unterrichtsmethoden. Beltz Verlag, 2000. Ein Zusammenfassung steht online unter [1]

Quellen

  1. Grell und Grell
  2. Grell und Grell

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