Discus intervertebralis

Discus intervertebralis

Eine Bandscheibe (lat. Discus intervertebralis) ist eine flexible, faserknorplige Verbindung zwischen Wirbeln. Sie gehören damit zu den knorpligen Knochenverbindungen (sog. Symphyse, Symphysis), vergleichbar dem Discus interpubicus der Schambeinfuge. Sie unterscheiden sich damit grundsätzlich von den faserknorpligen Zwischenscheiben in echten Gelenken (siehe Discus articularis). Die Wirbelsäule des Menschen besitzt 23 Bandscheiben. Ihre Anzahl variiert bei den übrigen Säugetieren mit der Anzahl der Wirbel. Zwischen dem Schädel und dem ersten Halswirbel (Atlas) sowie zwischen dem ersten und zweiten Halswirbel (Axis) gibt es keine Bandscheiben. Die Bandscheiben machen etwa 25 Prozent der Gesamtlänge der Wirbelsäule aus.

Aufbau

Bandscheibenvorfall, der vorgefallene Gallertkern drückt auf die Ventralwurzel (Vorderwurzel) des Spinalnervens
1 Rückenmark, 2 Dorsalwurzel, 3 Spinalganglion, 4 Ventralwurzel, 5 Spinalnerv, 6 + 7 Bandscheibe: 6 Faserring, 7 Gallertkern, 8 Wirbelkörper

Bandscheiben bestehen aus zwei Teilen:

  • äußerer Anulus fibrosus (Faserring)
  • innerer Nucleus pulposus (Gallertkern)

Der Anulus fibrosus besteht aus konzentrischen Schichten von kollagenen Bindegewebsfasern (Außenzone), die nach innen allmählich in Faserknorpel (Innenzone) übergehen. Die Bindegewebsfasern heften sich an den Wirbelkörpern an.

Der Nucleus pulposus ist ein zellarmes gallertiges Gewebe mit einem hohen Wassergehalt. Er wirkt wie ein Wasserkissen stoßbrechend. Der Gallertkern wird als Überrest der Chorda dorsalis angesehen. Tritt seine Flüssigkeit über den Anulus fibrosus durch eine Schädigung aus, spricht man von einem Nucleus-pulposus-Prolaps oder Bandscheibenvorfall.

Die Bandscheiben enthalten Flüssigkeit. Wird Druck auf die Bandscheiben ausgeübt, verlieren sie diese Flüssigkeit. Diese physiologische Diffusion ist mit einem pathologischen Nucleus-pulposus-Prolaps nicht zu verwechseln. Dadurch schrumpft ein Mensch am Tag um bis zu drei Zentimeter. Die Bandscheiben saugen bei Entlastung im Liegen, also beim Schlafen, die Flüssigkeit wieder wie ein Schwamm auf.

Dieses Auspressen und Aufsaugen ist auch der einzige Weg, über den die Bandscheiben mit Nährstoffen versorgt werden, da sie ab dem 20. Lebensjahr mit Abschluss des Wachstums keine Blutgefäße mehr besitzen. Der Druckwechsel zwischen Be- und Entlastung ist also eine Grundvoraussetzung für den Stoffwechsel der Bandscheiben.

Funktion

Da Körpergewebe stets aus dem Material besteht, das für seine Aufgaben besonders geeignet ist, kann man aus der Beschaffenheit der Wirbelsäulenbandscheiben schließen, dass diese hauptsächlich Druckbelastungen durch Muskelzug standhalten müssen. Beim nach vorne beugen der Wirbelsäule oder einer „krummen Körperhaltung“ entsteht auf der Rückseite der Bandscheiben eine enorme Zugkraft des Musculus erector spinae. Diese wiederum wirkt in das Gelenk, so dass es zu punktueller Druckbelastung des dorsalen (hinteren) Abschnittes des Anulus fibrosus und somit längerfristig zur Fissurenbildung führt. So kann man daraus schließen, dass die Dauer der gekrümmten Körperhaltung entscheidend für die Schwächung der Wirbelsäulenbandscheiben sein könnte, denn genau mit einer solchen Form der lang gehaltenen Dehnung werden bindegewebige Gelenkstrukturen in der Physiotherapie erfolgreich mobilisiert. Tatsächlich zeigt es sich, dass selbst bei sehr hohen Druckbelastungen, z. B. bei einem Sturz auf das Gesäß, praktisch nie die Bandscheiben Schaden nehmen, sondern stets die Wirbelkörperdeckplatten einbrechen.

Längerfristige Schädigung von Bandscheiben kann zu einem Bandscheibenvorfall führen, wobei auch genetische Dispositionen, wie bei Arthrosen auch, eine große Rolle zu spielen scheinen. Der Verschleiß der Bandscheibe und der angrenzenden Wirbel wird Osteochondrosis intervertebralis genannt.


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