Diyarbakır

Diyarbakır
Diyarbakır
Wappen fehlt
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Diyarbakır (Türkei)
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Basisdaten
Provinz (il): Diyarbakır
Koordinaten: 37° 55′ N, 40° 14′ O37.91083333333340.236666666667Koordinaten: 37° 54′ 39″ N, 40° 14′ 12″ O
Fläche: 2.060 km²
Einwohner: 843.460[1] (2010)
Bevölkerungsdichte: 409 Einwohner je km²
Telefonvorwahl: (+90) 412
Postleitzahl: 21xxx
Kfz-Kennzeichen: 21
Struktur und Verwaltung (Stand: 2009)
Bürgermeister: Osman Baydemir (BDP)
Webpräsenz:

Diyarbakır (Diarbekir, osmanisch ‏دیاربکر‎ Diyâr-i Bekr, „Land von Bekr“, zazaisch und kurdisch Diyarbekir bzw. Amed, griechisch Ἄμιδα und syrisch-aramäisch ܐܡܕ (Amed) bzw. ܐܡܝܕ (Amid) (Amida), armenisch Ամիդա) ist mit 843.460 Einwohnern (Stand Ende Dezember 2010) nach Gaziantep die zweitgrößte Stadt Südostanatoliens. Diyarbakır liegt auf einem Basaltplateau am rechten Tigrisufer in Südostanatolien.

Diyarbakır
Klimadiagramm (Erklärung)
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Temperatur in °C,  Niederschlag in mm
Quelle: Turkish State Meteorological Service
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Diyarbakır
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Max. Temperatur (°C) 6,5 8,9 14,3 20,4 26,5 33,4 38,3 38,1 33,2 25,3 16,2 9,2 Ø 22,5
Min. Temperatur (°C) −2,4 −1,2 2,3 7,0 11,2 16,4 21,6 20,9 15,8 9,9 4,1 −0,3 Ø 8,8
Niederschlag (mm) 71,1 68,6 64,1 69,4 42,3 7,6 0,7 0,5 2,7 29,5 53,0 70,2 Σ 479,7
Regentage (d) 14,0 13,4 13,4 13,1 10,0 3,1 0,5 0,4 1,2 6,6 9,6 13,6 Σ 98,9
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Inhaltsverzeichnis

Name

Der antike Name der Stadt erscheint erstmals in assyrischen Geschichtsquellen aus dem 13. Jahrhundert als Amida oder Amed. In griechischen und lateinischen Quellen erscheint es als Amido und Amida. Nach der Eroberung durch die arabischen Armeen tauchen auch die Namen Amid und Schwarzes Amid auf. Der Zusatz Schwarz soll sich auf die Farbe des Basalts beziehen, aus dem die Stadt erbaut ist.

Der Name Diyarbekir mit der Bedeutung Land der Bekr wurde dem Gebiet um Amida nach der Niederlassung der arabischen Stammesgruppe der Bakr im späten 7. Jahrhundert verliehen.[2] Hauptort dieses Gebietes war die Stadt Amida, und mit der Zeit ging der Name der Gegend auf die Stadt selbst über. Nach christlich-syrischen Quellen leitet sich der Name Diyarbekir hingegen vom aramäischen Wort "Dayr Bekir" (= erste Kirche, oder Kirche der Jungfrau [Maria]) in Anlehnung an die Mutter-Gottes-Kirche (Meryem Ana Kilisesi) in der Stadt ab. Die Kirche ist eine der ältesten erhaltenen Kirchen überhaupt und soll aus dem späten 2. Jahrhundert stammen.

Die Türkei hat den Namen Diyarbekir 1937 in Diyarbakır (Gebiet des Kupfers) umgewandelt. National gesinnte Kurden verwenden die aramäische Bezeichnung Amed in Anspielung auf das antike Volk der Meder, als dessen Nachfolger sie sich sehen. Etymologisch besteht allerdings keine Verbindung des aramäischen Amed bzw. Amid mit den Medern.[3]

Gliederung

Per Gerichtsentscheid erhielt die Stadt am 28. Dezember 1993 ein Oberbürgermeisteramt und wurde zur Großstadtkommune erklärt. Das Stadtgebiet umfasst seitdem 2060 km². Die Stadt besteht aus 82 Stadtvierteln (tr: Mahalle) und vier Kommunen. Diese heißen Bağlar, Kayapınar, Sur und Yenişehir. Die vier Kommunen sind gleichzeitig Landkreise der Provinz Diyarbakır.

Bevölkerung

Volkszählung/Berechnung Einwohnerzahl [4]
1970 149.566
1980 235.617
1990 373.810
2000 545.983
2007 665.699
2008 799.447

Die meisten Einwohner verstehen sich als Kurden. Außerdem gibt es etwa 60 aramäische und armenische Christen, die hauptsächlich im Stadtteil Hançepek (im Volksmund Gâvur Mahallesi, deutsch Heidenviertel, genannt) leben.[5][6]

Geschichte

In neuassyrischer Zeit war Amid die Hauptstadt der Provinz Bit Zamani[7], eines ehemaligen aramäischen Königreiches.

Nach jahrhundertelanger achämenidischer, seleukidischer und parthischer Herrschaft gelangte der Ort schließlich um 230 n. Chr. in römische Hand. In der Spätantike war Amida eine wichtige römische Festung an der Grenze zum persischen Sassanidenreich und wurde von Kaiser Constantius II. stark befestigt, der dort sieben Legionen stationierte (da spätrömische Legionen kleiner waren als in früherer Zeit, entsprach dies einer Besatzung von etwa 7000 Mann). Im Jahre 359 wurde Amida 73 Tage von dem Sassanidenkönig Schapur II. belagert und schließlich gestürmt (siehe Belagerung von Amida). Der römische Geschichtsschreiber Ammianus Marcellinus, damals dort als Soldat stationiert, beschrieb später, wie er mit zwei Kameraden aus der Stadt entkam und schließlich Melitene erreichte.

Auch später war der Ort in den römisch-persischen Kriegen heftig umkämpft: Anfang 503 etwa konnte der Perserkönig Kavadh I. die Stadt nach wiederum wochenlanger Belagerung einnehmen, von der die Chronik des Zeitzeugen Josua Stylites, die Geschichte des Pseudo-Zacharias von Mytilene und etwas später auch der griechische Historiker Prokopios von Caesarea anschaulich berichten. Wenig später begannen umgekehrt kaiserliche Truppen mit der Belagerung der persischen Garnison in der Stadt. 505 ging sie schließlich gegen ein hohes Lösegeld wieder in römische Hand über, nachdem ein Großteil der Bevölkerung deportiert, verhungert oder getötet worden war. Amida blieb weiter umkämpft und wurde schließlich im Jahre 638 von den Arabern erobert. Damit endete die antike Phase der Siedlung.

In der Schlacht von Amida wurde dann 973 der mit Byzanz verbündete Herrscher von Melitene, Mleh der Große, vernichtend von einem abbasidischen Heer geschlagen. In den folgenden Jahrhunderten war die Stadt Teil verschiedener türkischer Fürstentümer wie der Aq Qoyunlu. Anfang des 16. Jh eroberten die Safawiden aus dem Iran die Stadt. Doch kurze Zeit später unterlagen sie in einer Schlacht 1514 den Osmanen. Der siegreiche Sultan Selim I. ließ die Stadt 1517 einnehmen. Bis zum Ersten Weltkrieg blieb Diyarbakır osmanisch. Nach der Niederlage der Osmanen im Ersten Weltkrieg und der Gründung der Türkei 1923 wurde Diyarbakır Teil der Türkei.

Kirchengeschichte

Das Bistum von Amida war bereits auf den Konzilien von Nikaia (325) und von Konstantinopel (381) vertreten und gehörte zum Patriarchat von Antiochia. Nach dem Konzil von Chalcedon (451) wurde Amida ebenso wie Antiochia ein Hort des Monophysitismus und eine Diözese der Syrisch-orthodoxen Kirche von Antiochien und blieb dies bis in das 20. Jahrhundert. Die konkurrierende Syrisch-katholische Kirche war im 19./20. Jh. durch einen Patriarchalvikar vertreten. Ab dem 12. Jahrhundert gab es auch einen Bischof der ostsyrischen Kirche des Ostens. Erzbischof Joseph I. von Amida wurde 1681 katholisch und begründete damit das chaldäisch-katholische Patriarchat in Diyarbakır, das 1830 in ein Erzbistum umgewandelte wurde. Dessen letzter Bischof musste 1915 die Stadt verlassen, nachdem im gesamten Bistum bis zu 500.000 Christen von Kurden und Türken getötet worden waren. Seit 1966 ist der chaldäisch-katholische Bischofsstuhl von Diyarbakır nominell wieder besetzt, doch residiert sein Inhaber in Istanbul. Heute leben nur noch wenige aramäische Christen (türk. Süryani) ständig in der Stadt. Die Armenier bilden eine kleine Restgemeinde um ihre auf das 15. Jahrhundert zurückgehende Theodor-Kirche. [8][9]

Am 22. Oktober 2011 wurde die restaurierte St. Guiragos Kathedrale (Surp Giragos) mit einer Zeremonie eröffnet. Die Kathedrale wurde zuerst im 17. Jahrhundert erwähnt und ist nach der Kirche zum Heiligen Kreuz auf der Insel Akdamar die bedeutendste armenische Kirche der Türkei. Die Arbeiten dauerten drei Jahre und wurde durch den Staat und Spenden finanziert. Der 29 m hohe Kirchturm, der 1915 zerstört worden war, wird noch aufgebaut.[10][11]

Wirtschaft

Diyarbakır ist ein wichtiger Industriestandort in der Türkei und in Südostanatolien. Das große Südostanatolien-Staudammprojekt gab auch der Landwirtschaft einen Aufschwung. Trotzdem wandern viele Menschen in die türkischen Millionenstädte (vorwiegend Istanbul) aus. In den letzten Jahren ist in Diyarbakir ein großes Marmorgewerbe entstanden und Marmor ist zu einem wichtigen Exportgut geworden. Im Jahr 2010 lag die Arbeitslosigkeit in Diyarbakir bei 20,6%.[12]

Sehenswürdigkeiten

Die Stadtmauer von Diyarbakır.
Die Stadtmauer von Diyarbakır.

Diyarbakır besitzt eine der größten und besterhaltenen Befestigungsanlagen der Welt. Sie besteht zum größten Teil aus Basalt. Die Anlage wird in einen inneren und einen äußeren Abschnitt unterteilt.

Äußerer Teil: Im Jahre 349 ließ der römische Kaiser Constantius II. die Mauern und Burg der Stadt erneuern und erweitern. So erhielten die Mauern ihr heutiges Aussehen. Seitdem wurden die Mauern ausgebaut und verstärkt. Die Mauer ist etwa fünf Kilometer lang, hat eine Höhe von zehn bis zwölf Metern und eine Dicke von drei bis fünf Metern. Sie hat 82 Türme und vier Tore. Die Tore zeigen in die vier Himmelsrichtungen:

  • Dağ Kapısı (Bergtor) oder Harput Kapısı im Norden
  • Urfa Kapısı oder Rum Kapısı im Westen
  • Mardin Kapısı oder Tel Kapısı im Süden
  • Yeni Kapı (Neues Tor), Dicle Kapısı (Tigristor) oder Su Kapısı (Wassertor) im Osten.

Außerhalb dieser Mauern gab es einen Wall, der 1232 vom Ayyubiden Al-Kamil abgerissen wurde.

Zitadelle: Die Zitadelle befindet sich im nordöstlichen Teil des äußeren Walls. Die Burg wird durch Mauern vom äußeren Wall abgetrennt. Sie hat 16 Türme und vier Tore, von denen sich zwei - Fetih Kapısı und Oğrun Kapısı - nach außen und die anderen zwei - Saray Kapısı und Küpeli Kapısı - zur Stadt hin öffnen. Innerhalb dieser Mauern liegt ein Hügel mit dem Stadtteil Viran Tepe. Sultan Süleyman I. vergrößerte die Anlage.

Sehenswert ist auch die Mutter-Gottes-Kirche (türk. Meryemana Kilisesi) aus dem 2. Jahrhundert.

Kultur

Jährlich wird das Wassermelonenfestival gefeiert, bei dem die Bauern für ihre Ernte eine Auszeichnung bekommen (eine Medaille oder ein gleichwertiges Geschenk). Das Gewicht der grün-schwarz gestreiften Wassermelonen liegt bei 40 bis 65 Kilogramm. Man setzt kleine Kinder in die ausgehöhlten Wassermelonen, um deren Größe hervorzuheben.

Galerie

Literatur

  • M. Mehdi İlhan: AMİD (Diyarbakır). I. Auflage. Türk Tarih Kurumu, Ankara, ISBN 975-16-0889-9.
  • Max van Berchem; Josef Strzygowski: Amida. Heidelberg 1910.
  • Julian Raby: Diyarbakır, a rival to Iznik. A sixteenth century tile industry in eastern Anatolia, in: Istanbuler Mitteilungen 27/28 (1977/78) S. 429–459.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Türkisches Institut für Statistik, abgerufen 7. Juni 2011
  2. Lipiński, Edward: The Aramaeans: their ancient history, culture, religion (Leuven: Peeters 2000), 136
  3. vgl. dazu Harald Haarmann: Kurden in Kleines Lexikon der Völker, S. 202: „Im Rahmen der Verwandtschaftsverhältnisse der iranischen Sprachen lassen sich solche Assoziationen aber nicht nachweisen.“
  4. http://bevoelkerungsstatistik.de/wg.php?x=&men=gpro&lng=de&dat=32&geo=-215&srt=npan&col=aohdq&pt=c&va=&geo=460534023
  5. Naci Sapan: Die letzten Armenier von Diyarbakır, 22. April 2006. (Türkisch)
  6. Duygu Ertürk: Die Übriggebliebenen von ‘Gâvur Mahallesi’..., 14. Mai 2008. (Türkisch)
  7. Emil Forrer, Die Provinzeinteilung des assyrischen Reiches (Leipzig: J. C. Hinrichs 1920), 29-30, Jacob J. Finkelstein, Cuneiform Texts from Tell Billa, Journal of Cuneiform Studies 7/4, 1953, 117.
  8. MIDA, Pers
  9. Ernst Honigmann: Le couvent de Barsauma et le patriarchat jacobite d'Antioche et de Syrie (CSCO 146/Subs.7). Leuven 1954.
  10. Diyarbakir: drei von vier Kirchen in Betrieb, Artikel der www.turkishpress.de vom 11. Oktober 2011
  11. Surp Giragos Kilisesi üç kavmin barış dualarıyla açıldı, Artikel der Radikal vom 23. Oktober 2011 (Türkisch)
  12. TUIK 2010

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