Dollbergen

Dollbergen
Dollbergen
Gemeinde Uetze
Wappen von Dollbergen
Koordinaten: 52° 25′ N, 10° 11′ O52.412510.17560Koordinaten: 52° 24′ 45″ N, 10° 10′ 30″ O
Höhe: 60 m ü. NN
Fläche: 8,8 km²
Einwohner: 2.331 (1. Jan. 2011)
Eingemeindung: 1. März 1974
Postleitzahl: 31311
Vorwahl: 05177
Karte

Die Lage von Dollbergen in der Gemeinde Uetze

Dollbergen (niederdeutsch Dollbarge[n]) ist ein Ortsteil der Gemeinde Uetze, etwa 30 km östlich von Hannover. Dollbergen hat 2320 Einwohner (Stand: September 2009), das sind rund elf Prozent der Gesamtbevölkerung der Gemeinde Uetze.

Die Ortschaft liegt an der Fuhse.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Dollbergen wurde zum ersten Mal 1226 als „Dolberge“ urkundlich erwähnt.[1] Doll- war wohl ein altertümliches Wort für „Hügel“, dem später -berg angehängt wurde.[2]

1549 belehnten Erzbischof Adolf zu Köln und Graf Otto zu Hildesheim Rudolf von Garßenbüttel mit „dem ganzen Dorff Dollberge“.[3] Die erste Schule im Dorf wurde 1613 gebaut. 1625, während des Dreißigjährigen Krieges, plünderten dänische Soldaten Dollbergen. Die Weihe der Kapelle erfolgte 1783.

Um 1800 begann der Kartoffelanbau in Dollbergen. Im Jahr 1815 kämpfte Hans Heinrich Klusmann, Soldat des Gifhorner Landwehrbataillons, in der Schlacht bei Waterloo gegen die Truppen Napoleons.[4] In Dollbergen wurde er als Waterloo-Klusmann bekannt.

1818 wurde der erste Bürgermeister des Ortes gewählt. 1871 erhielt Dollbergen mit Eröffnung der Eisenbahnlinie Lehrte–Stendal einen Bahnanschluss. Die erste Poststelle wurde 1894 im Gasthaus Frehe eröffnet. Die Freiwillige Feuerwehr Dollbergen und der erste Sportverein TSV Dollbergen 09.[5] wurden 1909 gegründet.

Bei den Reichstagswahlen 1911 war in Dollbergen kein Isolierraum vorhanden, wogegen dortige Bürger Protest einlegten. „Die Behauptung ist für erheblich erachtet und beschlossen, den Wahlvorstand informatorisch, sowie den Hofbesitzer Brandes Nr. 30, den Tischlermeister Ad. Kobbe und Schneidermeister August Schultze zu Dollbergen eidlich darüber zu vernehmen“, heißt es in den Verhandlungen des Reichstags, Berlin 1911, auf S. 2048.

1918 wurde Dollbergen an die elektrische Stromversorgung angeschlossen und die erste Erdölraffinerie errichtet.

Eine Windmühle wurde 1921 errichtet. 1925 wurde die Raffinerie durch die Deutsche Gasolin AG übernommen. Von 1940 bis 1945 erfolgten zahlreiche Bombenabwürfe. Auf einigen Höfen mussten Fremdarbeiter die im Kriege befindlichen männlichen, einheimischen Arbeitskräfte ersetzen. Am Ehrenmal in der Dorfmitte befinden sich mehrere ihrer Gräber.

Die geheimen Tagesberichte der deutschen Wehrmachtführung sprechen deutliche Worte und zeigen die unüberschaubaren Probleme in Dollbergen auf. Nahezu gleich lautend die Bilanz der Royal Air Force. Da verlautet in der „Luftlage Reich“ – Enemy aircrafts in the night 17./18. June 1940 from west and north:[6]

Bombs on: RüInVI
(...) Dollbergen: German Gasoline A.G., 23 tanks are burning, Firefighters make good pro-gress; The boilser-building, machine-house with power supply, foreign power installation damaged; Several parts of the area are burning. The factory is stopped. No more details be-cause all communication lines in the area Dollbergen are dead;
Later reported: Out of 23 tanks 18 with 25000t destroyed, 35000t were in stock. Destillation- and Oil-production destroyed, machine-building not damaged, Factory will start production on the 19. June again

Die erste Neubausiedlung wurde 1948 an der Wilhelm-Busch-Straße errichtet. Das Dorf erhielt 1954 ein Gemeindewappen. Im Jahr 1956 wurden das Gemeindebüro, das Feuerwehrhaus und der Sportplatz errichtet. Der Anschluss an die zentrale Trinkwasserversorgung erfolgte 1958.

Im Jahr 1963 führte der Gemeinderat Straßennamen ein. Das Gasolinwerk wurde 1969 stillgelegt. Die Kartoffelvertriebe Dolka und Groka wurden 1971 gegründet. Die Gründung einer eigenen evangelischen Kirchengemeinde mit Sitz des Pfarramtes in Dollbergen erfolgte 1974. Außerdem wurde die Gemeinde Dollbergen im selben Jahr aufgelöst; Dollbergen ist seitdem ein Ortsteil von Uetze. 1979 wurde der Glockenturm der Kapelle gerichtet. Seit mehr als 200 Jahren nisten Störche auf dem Turm. Die Umgehungsstraße wurde 1998 gebaut. 2001 wurde die Tankstelle geschlossen und die Löwenzahnschule zur reinen Grundschule umgewidmet. Im Jahr 2003 fand die 777-Jahr-Feier statt. Die Schleusenanlage über der Fuhse wurde abgebaut.

Einwohnerentwicklung

2011: 2309 am 1. Oktober.

Politik

Ortsbürgermeister ist zurzeit Jürgen Buchholz (SPD).

Wappen

Das Wappen ist zweigeteilt. Es zeigt in der heraldisch gesehen rechten Hälfte eine silberne Kartoffelstaude mit drei goldenen Kartoffeln und goldenem Blütenkelch auf grünem Grund und auf der linken Seite drei schwarze Destilliertürme auf goldenem Grund.

Dollbergen entwickelte sich in den letzten 100 Jahren vom reinen Bauerndorf zum Industriedorf, so wie es durch die Kartoffelpflanze und die Destilliertürme im Dollberger Wappen dokumentiert wird.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

  • Der Fachwerkbau der Erlöser-Kirche wurde im Jahre 1783 geweiht, nachdem sie als Ersatz für den durch Brand zerstörten Vorgängerbau errichtet wurde. Die heutige Kirche war damals eine Kapelle der Kirchengemeinde Sievershausen.
  • Auf dem Glockenturm der Kirche befindet sich seit vielen Jahrzehnten ein Storchennest, nachdem Störche in Dollbergen seit etwa 200 Jahren nisten. Vor der Kirche steht eine „Storchenahnentafel“ mit der Anzahl des jährlichen Nachwuchses.
  • Die Holländerwindmühle an der Bahnhofstraße stammt ursprünglich aus Ohlendorf, wo sie um 1870 errichtet wurde. Im Jahr 1921 wurde sie an den heutigen Standort umgesetzt. Nachdem ein Blitzeinschlag 1951 die Flügel zerstört hatte, wurde die Mühle mit einem Motor weiterbetrieben. Heute ist sie stillgelegt.

Infrastruktur

Dollbergen ist an die Bahnlinie Hannover–Wolfsburg angebunden. Im Stundentakt verkehren Züge in beiden Richtungen. Zwei Buslinien des Großraum-Verkehrs Hannover verbinden Dollbergen mit weiteren Uetzer Ortsteilen und mit dem Kernort, eine davon übernimmt ferner Dollbergens Binnenerschließung. Die A 2 von Hannover nach Berlin verläuft wenige Kilometer südlich des Ortes.

Freizeit und Sport können in den über 20 Vereinen oder in der Umgebung ausgelebt werden, beim Reiten, Rad fahren, spazieren gehen oder beim Bogenschießen.

Wirtschaft

Größtes Unternehmen ist die Mineralöl-Raffinerie Dollbergen GmbH (MRD). Es betreibt die größte Raffinerie Europas für die Altölaufbereitung.

Es gibt außerdem zwei große Unternehmen für Lagerung und Vertrieb von Kartoffeln.

Öldestilliertürme und Kartoffelpflanze symbolisieren die Entwicklung des Ortes vom Bauerndorf zum Industriestandort mit Wohngebieten und sind auf dem Wappen des Dorfes zu finden, das 1954 eingeführt wurde.

Sonstiges

Es wird behauptet, dass Dollbergen den schiefsten Kirchturm Deutschlands besessen habe (siehe Abschnitt Geschichte, 1979). Er krönt das Dach der kleinen Kapelle (Erlöser-Kirche) im Dorfzentrum auf dem Kapellenberg. Jahrzehntelang brüteten auf diesem Turm Weißstörche.

Um in früheren Zeiten den Spott der Bewohner der Nachbardörfer über das Dummen-Dollbergen zu konterkarieren, stellten Einwohner in einem Dollberger Zeughaus Objekte wie ein „Mückenzaumzeug“ und „Katzenhufeisen“ aus, die gegen Eintrittsgeld besichtigt werden konnten.

Literatur

  • Gustav Hennigs: Dollbergen einst und jetzt. Braunschweig 1973

Weblinks

Wiktionary Wiktionary: Dollbergen – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. 1226 wurden in dem Lehnsbuch des Herrn von Meinersen drei Hufen Landes in Döhren an Egbertus de Dolberge und seine Brüder verliehen (LR v. Meinersen la Nr. 84). Vgl. Mauersberg, Hans, Beiträge zur Bevölkerungs- und Sozialgeschichte Niedersachsens, Hannover 1938, S. 27.
  2. Ohainski, Uwe; Udolph, Jürgen: Die Ortsnamen des Landkreises und der Stadt Hannover, Bielefeld 1998, S. 106 f. (Näheres im Wikiwörterbuch.)
  3. Warmbold, W.: Bedeutung des Bestimmungswortes Doll in dem Ortsnamen Dollbergen, Manuskript, Dollbergen 1923, S. 20.
  4. Vgl. die Verlustlisten in: Blazek, Matthias: Das Kurfürstentum Hannover und die Jahre der Fremdherrschaft 1803–1813, Stuttgart 2007, S. 42 ff., ISBN 978-3-89821-777-4.
  5. Ausführlich: Blazek, Matthias: 100 Jahre Ortsfeuerwehr Dollbergen 1909–2009, S. 42 ff., ISBN 978-3-00-021731-9.
  6. Blazek, Matthias, „Das Braunschweigische Feuerlöschwesen in den Jahren 1933 bis 1945“. In: Braunschweiger Kalender 2011, Braunschweig: Joh. Heinr. Meyer Verlag 2010, S. 98 ff.

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