Donauversickerung

Donauversickerung
Die ersten Versickerungsstellen bei der Immendinger Eisenbahnbrücke am südlichen Flussufer
Das trocken gefallene Flussbett der Donau
Das fast völlig ausgetrocknete Flussbett bei Immendingen
Hinweisschild bei Immendingen

Die Donauversickerung (regional, und hydrologisch korrekter, auch als Donauversinkung bezeichnet) ist eine beginnende unterirdische Flussanzapfung im Naturpark Obere Donau. Zwischen Immendingen und Möhringen und bei Fridingen (Landkreis Tuttlingen) versickert Wasser der Donau an verschiedenen Stellen flächig im Flussbett.

Das Donauwasser versinkt hier in einem Karstwassersystem der Wohlgeschichteten Kalke des Weißen Jura (ox2) und tritt in verschwammten, liegenden Bankkalken des Weißen Jura (ki 4) im rund zwölf Kilometer entfernten Aachtopf wieder aus.[1] Es fließt sodann als Radolfzeller Aach bei Radolfzell in den Bodensee. Somit fließt ein Teil des Donauwassers auch in den Rhein. Diese geografische Situation ist eine markante Besonderheit der großen Europäischen Wasserscheide, welche die Einzugsgebiete der Nordsee und des Schwarzen Meeres trennt.

Die erste Nachricht einer Vollversickerung stammt aus dem Jahr 1874.[2] Die Versickerungsmenge hat sich von Jahr zu Jahr gesteigert. Während Messungen von 1884 bis 1904 jährlich 80 Vollversickerungstage ergaben, steigerte sich deren Zahl von 1933 bis 1937 auf 209 Tage, von 1938 bis 1945 auf 270 Tage. Einen Rekord erbrachte das Jahr 1921 mit 309 Versickerungstagen.

Die Versickerungen erfolgen durch eine Reihe von kleinen bis sehr kleinen Rissen und Klüften. Die Verkarstung befindet sich an diesen Stellen also noch in einem frühen Entwicklungsstadium. Das Höhlensystem bis zum Aachtopf, die unterirdische Donau, ist dagegen vermutlich schon weit entwickelt. Das ergibt sich aus der engen Korrelation der Wassertemperaturen von Donau und Aachquelle, die eher auf einen unterirdischen Fluss als auf ein verästeltes Kluftsystem schließen lässt. In den 1960er Jahren hat Jochen Hasenmayer vom Aachtopf aus 400 m einer großen, klammförmigen Quellhöhle, der Aachhöhle, entdeckt und erforscht. Wie sich die Verkarstung an diesen Versickerungsstrecken entwickeln wird, ist nicht genau vorhersehbar. Änderungen wie Erweiterungen oder Einstürze im Untergrundsystem, oberirdisch erkennbar an Dolinen oder neuen Ponoren (Schlucklöchern), sind denkbar. Die völlige Umleitung der hiesigen Donau zur Radolfzeller Aach, und damit zum Rhein hin, ist auf lange Sicht absehbar. Die heute unbedeutenden Nebenflüsse Krähenbach (in Möhringen) und Elta (in Tuttlingen) würden dann zu den Quellflüssen der oberen Donau. Eine vielleicht ähnliche Flussanzapfung hat die Urdonau (in diesem Abschnitt Feldberg-Donau genannt) in der Würmeiszeit auch schon weiter flussaufwärts, am heutigen Wutachknie bei Blumberg, erlebt.

Die Hauptversickerungsstelle liegt am Gewann Brühl zwischen Immendingen und Möhringen (47° 55′ 55,8″ N, 8° 45′ 48,7″ O47.9321738.7635287). Die unterirdische Donau führt, Messungen zufolge, jährlich ca. 7.000 Tonnen Kalk, das sind 2.700 m³, aus dem Karstsystem des Aachtopfs ab.

Karte des Oberlaufs der Donau mit Donauversickerung

Der Nachweis der Versickerung gelang am 9. Oktober 1877, als der Geologe Adolf Knop von der Technischen Hochschule Karlsruhe das Wasser in der Donauversickerung mit 10 kg Natriumfluorescein, 20 Tonnen Salz und 1200 kg Schieferöl versetzte. Nach 60 Stunden konnten alle drei Substanzen im Aachtopf nachgewiesen werden, was sich durch „prachtvoll grünleuchtendes“ Salzwasser mit deutlich kreosotartigem Geschmack äußerte.[3][4]

Referenzen

  1. Höhlenführer Schwäbische Alb, H. Binder; H. Jantschke. 7. Auflage, 2003; S. 260
  2. Höhlenführer, S. 261
  3. Knop, A. (1878): Über die hydrographischen Beziehungen zwischen der Donau und der Aachquelle im badischen Oberlande. In: Neues Jahrb. Mineral. Geol. Palaeontol. S. 350–363.
  4. Hötzl, H. (1996): Origin of the Danube-Aach system. In: Environmental Geology. Bd. 27, Nr. 2, S. 87-96. doi:10.1007/BF01061676

Weblinks

47.9321738.7635287Koordinaten: 47° 55′ 55,8″ N, 8° 45′ 48,7″ O


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