Dorfkirche Seester

Dorfkirche Seester
Grabstele
aus dem 19. Jahrhundert
St.-Johannes-Kirche in Seester

Die St.-Johannes-Kirche im schleswig-holsteinischen Seester liegt auf einer Warft, die von hohen Linden gesäumt ist. Auf dem Kirchhof findet man viele Grabstelen, die aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts stammen.




Inhaltsverzeichnis

Baugeschichte

Das Kirchengebäude ist ein spätgotischer Saalbau aus Backstein, dessen Ursprünge auf das 15. Jahrhundert zurückgehen. Der erste Kirchenbau hatte vermutlich nur etwa die hälfte der heutigen Grundfläche und wurde erweitert, nachdem die in der Nachbargemeinde Seestermühe im Spätmittelalter durch eine Sturmflut zerstörte Kirche nicht wieder aufgebaut und das Gebiet dem Kirchspiel Seester zugeteilt wurde. Der Ostschluss ist fünfseitig.

1716 hat man an der Nordseite einen Gruftanbau angefügt. 1889 wurde das Gebäude im neugotischen Stil ummantelt. In dieser Zeit erhielt es auch den Dachreiter. Der Zahlenanker am Westgiebel trägt daher die Jahreszahl 1889.

Der Dachreiter, welcher eine kleine Glocke zur Ankündigung der Uhrzeit beinhaltet, verfügt auf seinen vier Seiten ungewöhnlicherweise nur über drei Uhren. Einer alten Legende nach wollten Einwohner des nord-westlich der Kirche gelegenen Ortsteils Seesteraudeich für den Bau des Dachreiters und der Kirchenuhr im Jahre 1889 kein Geld spenden, woraufhin auf das Anbringen einer Uhr in eben diese Himmelsrichtung verzichtet wurde.

Glockenstuhl und Glocken

Glockenstuhl von 1819

Im Westen vor der Kirche steht der Glockenstuhl, der 1819 von J. Bahlmann gebaut wurde. Die Balkenschwellen ruhen auf Fundamenten aus Backstein. Querverstrebung erfolgte durch Andreaskreuze. Die Überdachung besteht aus einem schiefergedeckten, flachen Zeltdach. Der obere Querbalken trägt folgende Inschrift:


Jacob Bahlmann zimmerte

diesen Glockenstuhl im juny ANNO 1819. H. Johann Hinrich Schultze Pastor

Johann Stähl Peter Krüver

Daniel Wohlenberg Harm Seeman Kirchengeschworene.


Im Glockenstuhl sind zwei Glocken vorhanden. Die größere der beiden Glocken mit einem Durchmesser von 113 cm stammt aus dem Jahre 1668 und wurde von Hermann Bennick in Hamburg gegossen. Die kleinere, aus Bronze gegossene Glocke wurde 1957 von der Firma Gebr. Brachert aus Kochendorf hergestellt. Sie ersetzte eine am 8. April 1942 zum Einschmelzen für Kriegszwecke abgelieferte Glocke, welche wiederum 1933 als Ersatz für eine am 4. Juli 1917 zum Einschmelzen an die Heeresverwaltung abgegebene Glocke von 1771 angeschafft wurde. Diese war zuvor ein Umguss einer im selben Jahr geborstenen, noch wesentlich älteren Glocke.


Gruftanbau

Wappenschild Ahlefeld am Gruftanbau

Im Gruftanbau von 1719 auf der Südseite wurde Hans von Ahlefeld beigesetzt. Er starb 1720. Hier findet sich eine Wappentafel aus Sandstein. Links zeigt sie das Wappen der Ahlefelds, rechts einen Bären mit erhobenen Tatzen. Darunter steht folgende Inschrift:


C V A (= Cay von Ahlefeldt) S E V A (= Selig Eva von Ahlefeldt)

Hans Hinricus ab Alefeldt

Monumentum hoc

extruxit

Ao 1716

Christianus Filius suus

sibi consiliavit probrietatem


Heute wird die Gruft als Lager und Leichenhalle verwendet. Die verstorbenen Mitglieder der Familie von Kielmannseg, welche das Gut Seestermühe im Jahre 1752 der verschuldeten Familie von Ahlefeld erwarb, werden in einer neuen Familiengruft in unmittelbarer Nähe zum Gutshof beigesetzt.

Innenraum und Kunstschätze

Das Innere der Kirche wird von einer Holzbalkendecke überdeckt. Der Kirchenraum verfügt über eine Ost- und eine Westempore. Folgende Kunstschätze sind vorhanden:

  • Eine Besonderheit stellt der Opferstock dar. Er wird getragen von einer gebückten Lazarusfigur, die aus der Mitte des 17. Jahrhunderts stammt.
  • Der Altar ist der älteste erhaltene Barockaltar im Kreis Pinneberg und stammt aus dem Jahre 1631. Entgegen den meisten anderen Altaren dieser Zeit ist die einteilige Ädikula offensichtlich immer schon flügellos gewesen.
  • Die Holztaufe stammt aus dem Jahre 1843/1845 und wurde als Ersatz für eine 1844 abgebrochene steinerne Taufe angeschafft.
  • Die Kanzel an der Nordwand stammt aus dem Jahre 1631 und ist damit die älteste erhaltene Kanzel im Kreis Pinneberg.
  • Die Orgel auf der Ostempore vom Orgelbauer Wollin aus Altona stammt aus dem Jahre 1845. Nach irreparablen Mängeln erhielt die Firma Marcussen & Son in Aabenraa 1962 den Auftrag zum Bau einer neuen Orgel, welche nach sechsjähriger Bauzeit am Ostermontag 1968 auf der Westempore eingeweiht wurde. Die alte Orgel auf der Ostempore besteht noch heute, kann aber nicht mehr genutzt werden.
  • Über dem südlichen Hauptportal befindet sich ein Pastorenbild von 1691. Das Ölgemälde zeigt Pastor Johannes Michaelis (1642-1692) in schwarzer Amtstracht mit weißem Mühlensteinkragen und brauner Lockenperrücke. Pastor Michaelis amtierte in Seester von 1671 bis 1692.
  • Das Epitaph in der St. Johannes-Kirche zu Seester aus dem Jahre 1655 hängt über dem Nordportal und erinnert an die jung verstorbene Frau von Jacob Meines.

Quellen

  • Kunst-Topographie Schleswig-Holstein ISBN 3-529-02627-1
  • Peter Danker-Carstensen, Gemeinde Seester (Hrsg.): Seester - Geschichte eines Dorfes in der Elbmarsch, zugleich ein Beitrag zur Geschichte des Kirchspiels Seester, Elmshorn 1994

Weblinks

53.7163888888899.59083333333337Koordinaten: 53° 42′ 59″ N, 9° 35′ 27″ O


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