Drei Reiche von Korea

Drei Reiche von Korea
Karte der vier Reiche auf der koreanischen Halbinsel am Ende des 5. Jahrhunderts
Koreanische Schreibweise
koreanisches Alphabet: 삼국
chinesische Schriftzeichen: 三國
Revidierte Romanisierung: Samguk
McCune-Reischauer: Samguk

Als die Drei Reiche von Korea werden die Königreiche Goguryeo, Baekje und Silla bezeichnet, die zwischen dem 1. Jahrhundert v. Chr. bis zum 7. Jahrhundert n. Chr. weite Teile der koreanischen Halbinsel und der Mandschurei beherrschten. Der Zeitraum vom Untergang des Nordreichs Go-Joseon bzw. dessen kurzlebigem Nachfolger Wiman-Joseon und des relativ wenig erforschten Südreichs Jin bis zu Sillas Sieg über Goguryeo wird deshalb in der koreanischen Geschichtsschreibung auch als Zeit der drei Königreiche bezeichnet.

Einige Historiker halten die Bezeichnung für falsch gewählt, da auch noch ein weiteres von Koreanern geprägtes Reich Buyeo vom 2. Jahrhundert v. Chr. bis 494 n. Chr. in der Mandschurei existierte, das 494 von Goguryeo erobert wurde.

Berichte über diese Zeit stützen sich hauptsächlich auf das Samguk Sagi (Chronik der drei Königreiche), die älteste noch erhaltene koreanische Schrift über die Geschichte Koreas (es gibt aber auch chinesische Quellen). Inwieweit die Angaben im Samguk Sagi der Wahrheit entsprechen, ist fraglich, da anzunehmen ist, dass der Autor Kim Bu-sik, der wie 38 der 56 Silla-Könige zum Gyeongju-Kim-Clan gehörte, versuchte, die vermeintliche Überlegenheit des später dominanten Königreichs Silla herauszustellen.

Nachweisbar ist, dass sich die drei Königreiche zwischen dem 4. und 6. Jahrhundert n. Chr. als einflussreiche Staaten herausgebildet hatten. Koguryo hatte dabei den Tiger als Wappentier, Paekche den Bär und Silla einen Hahn.

Inhaltsverzeichnis

Die drei Königreiche

Die drei Reiche wurden vermutlich bald nach der Niederlage Go-Joseons und dem Untergang des Südreichs Jin als Stadtstaaten gegründet und gewannen durch die Einverleibung der umliegenden Gebiete schrittweise an Einfluss. Drei der vier chinesischen Kommandanturen, die von der Han-Dynastie 108 v. Chr. nach dem Sieg über Wiman-Joseon auf dessen Gebiet gegründet wurden, fielen schnell an den losen Staatenbund Jinhan im Osten des heutigen Südkorea, aus dem später Silla hervorgehen sollte. Die letzte, Lolang, wurde 313 n. Chr. von Goguryeo besiegt. Alle drei Königreiche besaßen eine ähnliche Kultur, die durch die engen Beziehungen zum chinesischen Kaiserreich stark vom Konfuzianismus und Daoismus geprägt wurde. Sie alle führten um das 4. Jahrhundert n. Chr. den Buddhismus als Staatsreligion ein.

Goguryeo

Das Königreich Goguryeo wurde dem koreanischen Geschichtswerk Samguk Sagi (entstanden ca.1100) nach im Jahr 37 v. Chr. an den Ufern des Yalu-Flusses im heutigen Grenzgebiet zwischen Nordkorea und China von König Jumong gegründet. Wahrscheinlich war es aber älter und hatte sich schon knapp 100 Jahre vorher von Go-Joseon abgespalten. In chinesischen Schriften findet der Name Goguryeo bereits im Jahr 75 v. Chr. Erwähnung.

Goguryeo gelang es bald, große Teile der Mandschurei zu erobern. Es wurde dadurch zum größten der drei Königreiche. Nachdem es 313 n. Chr. die chinesische Kommandantur Lolang besiegt hatte, verlegte es seine Hauptstadt nach Süden, nach Rakrang (Hangeul: 락랑), das sich auf dem Gebiet des heutigen Pjöngjang befand. Im 5. Jahrhundert n. Chr., am Zenit seiner Macht, besetzte Goguryeo im Norden die chinesische Halbinsel Liaodong und im Süden das Gebiet um das heutige Seoul. Nachdem in China die Sui-Dynastie 581 das Reich wiedervereinigt hatte, wurde Goguryeo wiederholt Angriffen chinesischer Truppen ausgesetzt, die auch unter der nachfolgenden Tang-Dynastie weitergingen.

Baekje

Nach dem Samguk Sagi wurde das Königreich Baekje im Jahr 18 v. Chr. von König Onjo, einem Sohn des Gründers von Goguryeo, im Gebiet des heutigen Seoul gegründet. Es umfasste den Südwesten der koreanischen Halbinsel. Die chinesische Schrift Sanguo Zhi bezeichnet ein Mitglied des Manhan-Staatenbundes als „Baekje“.

Baekje übernahm in großem Maße die chinesische Kultur und Technologie. Als Seemacht spielte es eine besondere Rolle im Handel und den Beziehungen zu Japan.

Silla

Die Samguk Sagi berichtet, dass das Königreich Saro (auch Seorabol) im Jahr 57 v. Chr. durch die Vereinigung von Jinhan, einem Bund von Stadtstaaten, gegründet wurde. Saro wurde 503 n. Chr. in Silla umbenannt.

Die Hauptstadt von Silla war Seorabol (das heutige Gyeongju). Ausgrabungen lassen darauf schließen, dass Sillas Kultur stärker durch nomadische Stämme im Norden geprägt wurde und der Einfluss der chinesischen Kultur entsprechend geringer war.

Kleinere Staaten

Weitere kleinere Staaten existierten in der Zeit der drei Königreiche, die nach und nach von den drei großen Königreichen erobert wurden:

  • Gaya an der Südküste der Halbinsel: von Baekje und Silla erobert
  • Dongye und Okjeo an der nördlichen Ostküste der Halbinsel: von Goguryeo erobert
  • Buyeo nördlich der Halbinsel: vor seinem Untergang von Goguryeo kontrolliert
  • Usan auf Ulleungdo und Tamna auf Jejudo: von Silla abhängige Vasallenstaaten

Untergang

Silla verleibte sich das Königreich Gaya in der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts n. Chr. ein, worauf sich Goguryeo und Baekje gegen Silla verbündeten. Um sich gegen die Angriffe seiner Rivalen zur Wehr setzen zu können, ersuchte der König von Silla die Hilfe der chinesischen Tang-Dynastie, was durch den kurz zuvor eroberten Zugang zum Gelben Meer möglich wurde. Nachdem Silla mit Unterstützung seiner chinesischen Verbündeten zuerst Baekje (660 n. Chr.) und schließlich Goguryeo (668 n. Chr.) besetzt hatte, vertrieb es die verbliebenen Tang-Truppen und leitete damit die Ära des Vereinigten Silla auf der koreanischen Halbinsel ein.

Siehe auch

Literatur

  • Best, J. W. (2003). Buddhism and polity in early sixth-century Paekche. Korean Studies 26(2), S. 165-215.
  • Lee, K. (1984). A New History of Korea. Tr. by E. W. Wagner & E. J. Schulz, based on 1979 rev. ed. Seoul: Ilchogak.
  • Na H. L. (2003). Ideology and religion in ancient Korea. Korea Journal 43(4), 10-29.[1]
  • Nelson, Sarah M. (1993). The archaeology of Korea. Cambridge: Cambridge University Press.
  • R. J. Pearson, J. W. Lee, W. Y. Koh, and A. Underhill. (1989). Journal of Anthropological Archaeology 8(1), S. 1-50.

Weblinks


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