- Dreiecksgeometrie
-
Die Dreiecksgeometrie spielt in der ebenen (euklidischen) Geometrie eine besondere Rolle, da sich beliebige Vielecke aus Dreiecken zusammensetzen lassen. Eine eindeutige Abgrenzung von der Trigonometrie, die sich zu einem großen Teil mit Dreiecksberechnungen beschäftigt, ist oft nicht möglich. Kennzeichen der Trigonometrie ist die Verwendung der trigonometrischen Funktionen (Sinus, Kosinus, Tangens, Kotangens, Sekans, Kosekans) und die Betonung des rechnerischen Aspekts, während sich die Dreiecksgeometrie allgemein mit Eigenschaften allgemeiner und spezieller Dreiecke befasst.
Grundlage der Dreiecksgeometrie sind die teilweise in der Schulgeometrie behandelten Sätze über Seiten und Winkel des allgemeinen Dreiecks (zum Beispiel über die Winkelsumme) und die Erkenntnisse über spezielle Dreieckstypen:
- Gleichschenkliges Dreieck (Gleichheit der Basiswinkel)
- Gleichseitiges Dreieck (60°-Winkel)
- Rechtwinkliges Dreieck (Thaleskreis, Satz des Pythagoras)
Schon in der antiken griechischen Mathematik wurden die "klassischen" Transversalen des Dreiecks untersucht:
- die Mittelsenkrechten (Streckensymmetralen), die sich im Umkreismittelpunkt schneiden,
- die Winkelhalbierenden (Winkelsymmetralen) der Innen- und Außenwinkel, die sich im Inkreismittelpunkt beziehungsweise in den Ankreismittelpunkten schneiden,
- die Seitenhalbierenden (Schwerlinien), die sich (im Verhältnis 2:1) im Schwerpunkt schneiden,
- und die Höhen, die sich im Orthozentrum schneiden.
Erst in der Neuzeit (seit dem 17. Jahrhundert) kamen weitere Entdeckungen hinzu, darunter eine große Zahl besonderer Punkte wie Fermat-Punkt, Mittenpunkt, Nagel-Punkt, Napoleon-Punkt, Lemoine-Punkt und Brocard-Punkt.
Eine besonders wichtige Rolle in der Dreiecksgeometrie spielen
- die eulersche Gerade, auf der Umkreismittelpunkt, Schwerpunkt und Höhenschnittpunkt liegen,
- und der Feuerbach-Kreis (Neun-Punkte-Kreis), der durch die Seitenmittelpunkte, die Höhenfußpunkte und die Mittelpunkte der oberen Höhenabschnitte geht und sowohl den Inkreis als auch die drei Ankreise berührt.
Viele Entdeckungen der Dreiecksgeometrie stammen aus den letzten beiden Jahrzehnten. Grund dafür ist nicht zuletzt die Verwendung dynamischer Geometrie-Software, die das Erstellen genauer Zeichnungen mit geringem zeitlichem Aufwand ermöglicht und im Zugmodus schnell erkennen lässt, ob eine Vermutung allgemein richtig sein könnte oder nicht. Auch Computerprogramme zur automatisierten Beweisführung werden mit Erfolg auf diesem Gebiet eingesetzt. Ein weiteres wichtiges Hilfsmittel, mit dem sich die vielen besonderen Punkte des Dreiecks einheitlich beschreiben lassen, sind die trilinearen und die baryzentrischen Koordinaten.
Siehe auch
Literatur
- Peter Baptist: Die Entwicklung der neueren Dreiecksgeometrie. Mannheim-Leipzig-Wien-Zürich 1992
Weblinks
Wikimedia Foundation.
См. также в других словарях:
Affine Kombination — Dieser Artikel beschreibt baryzentrische Koordinaten in der Geometrie. In der Astronomie bezeichnet man als Baryzentrische Koordinaten das Schwerpunktsystem eines Systems von Himmelskörpern, vgl. auch Astronomische Koordinatensysteme… … Deutsch Wikipedia
Baryzentrische Kombination — Dieser Artikel beschreibt baryzentrische Koordinaten in der Geometrie. In der Astronomie bezeichnet man als Baryzentrische Koordinaten das Schwerpunktsystem eines Systems von Himmelskörpern, vgl. auch Astronomische Koordinatensysteme… … Deutsch Wikipedia
Baryzentrisches System — Dieser Artikel beschreibt baryzentrische Koordinaten in der Geometrie. In der Astronomie bezeichnet man als Baryzentrische Koordinaten das Schwerpunktsystem eines Systems von Himmelskörpern, vgl. auch Astronomische Koordinatensysteme… … Deutsch Wikipedia
Emile Lemoine — Émile Lemoine Émile Michel Hyacinthe Lemoine [emil ləmwan] (* 22. November 1840 in Quimper, Frankreich; † 21. Februar 1912 in Paris) war ein französischer Mathematiker und Ingenieur. Er wurde vor allem für seinen Beweis, des Zusammentreffens der… … Deutsch Wikipedia
Trilineare Koordinaten — (genauer: homogene trilineare Koordinaten) sind in der Dreiecksgeometrie ein von Julius Plücker eingeführtes Hilfsmittel, um die Lage eines Punktes bezüglich eines Dreiecks zu beschreiben. Inhaltsverzeichnis 1 Definition und Schreibweise 2… … Deutsch Wikipedia
Umkreismittelpunkt — In der ebenen Geometrie ist ein Umkreis ein Kreis, der durch alle Eckpunkte eines Vielecks (eines Polygons) geht. Nicht für jedes Polygon existiert ein solcher Umkreis. Allgemein besitzt ein konvexes Polygon genau dann einen Umkreis, wenn die… … Deutsch Wikipedia
Umkreisradius — In der ebenen Geometrie ist ein Umkreis ein Kreis, der durch alle Eckpunkte eines Vielecks (eines Polygons) geht. Nicht für jedes Polygon existiert ein solcher Umkreis. Allgemein besitzt ein konvexes Polygon genau dann einen Umkreis, wenn die… … Deutsch Wikipedia
Baryzentrische Koordinaten — (auch homogene baryzentrische Koordinaten) dienen in der linearen Algebra und in der Geometrie dazu, die Lage von Punkten in Bezug auf eine gegebene Strecke, ein gegebenes Dreieck, ein gegebenes Tetraeder oder allgemeiner ein gegebenes Simplex zu … Deutsch Wikipedia
Dreieck — mit seinen Ecken, Seiten und Winkeln sowie Umkreis, Inkreis und Teil eines Ankreises in der üblichen Form beschriftet Ein Dreieck (veraltet auch Triangel[1], lateinisch: triangulum) ist ein Polygon und eine geometrische Figur. Es handelt sich… … Deutsch Wikipedia
Gustav Berkhan — Gustav Waldemar Berkhan (* 1882; † Oktober 1914) war ein deutscher Mathematiker. Berkhan studierte Mathematik in München und Königsberg, wo er 1905 bei Wilhelm Franz Meyer promoviert wurde (Zur projektivischen Behandlung der Dreiecksgeometrie).… … Deutsch Wikipedia