Dresdner Zwinger

Dresdner Zwinger
Luftbild des Zwingers (Blickrichtung von Süd nach Nord; links hinter der Brücke das Kronentor, gegenüber der dunkle Semperbau; rechts mit rundem gelbgrünen Dach der Glockenspielpavillon, gegenüber der Wallpavillon; hinter der nördlichen Ecke das Nymphenbad)

Der Dresdner Zwinger ist ein barockes Bauwerk in Dresden, umgeben von Semperoper, Theaterplatz, Hofkirche, Schloss, Schinkelwache, Taschenbergpalais, Schauspielhaus und Der Herzogin Garten.

Die Bezeichnung „Zwinger“ ist übernommen von der im Mittelalter üblichen Bezeichnung für einen Festungsteil zwischen der äußeren und inneren Festungsmauer und nimmt damit Bezug auf die Dresdner Befestigungsanlagen. Der Dresdner Zwinger steht zwar mit seiner Frontseite (Kronentor) auf der äußeren Festungsmauer, hat aber nicht diese mittelalterliche Zwinger-Funktion, sondern war als Vorhof eines neuen Schlosses konzipiert, das – mit einem anderen Gebäude anstelle des Semperbaues beginnend – den Platz bis zur Elbe einnehmen sollte.

Im Zwinger sind verschiedene Sammlungen untergebracht, darunter herausragend im Semperbau die Gemäldegalerie Alte Meister, in den anderen Gebäuden der Mathematisch-Physikalische Salon, das Museum für Mineralogie und Geologie Dresden, die Porzellansammlung sowie die Rüstkammer.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

August der Starke
Balthasar Permoser

Das barocke Bauwerk Zwinger entstand im Jahre 1709 zunächst nur als ein von Holzgebäuden umrahmter Festplatz für Turniere und anderer höfischer Spiele des sächsischen Adels als eine Art Amphitheater. Von 1710 bis 1719 ließ ihn August der Starke durch den Landesbaumeister Matthäus Daniel Pöppelmann in seiner jetzigen Gestalt aus Elbsandstein errichten. Die zuerst entstandenen Pavillons und Galerien auf der Wallseite dienten als Orangerie. Um seinen Adel zu unterhalten, ließ Kurfürst Friedrich August I. auf der 204 x 116 m großen Freifläche Grünanlagen mit exotischen Pflanzen und Orangenbäumen anlegen. Bildhauer, darunter Balthasar Permoser, schufen Skulpturen zur Verschönerung der Gebäude. 21 verschiedene, mannshohe Pan-Figuren stützen noch heute die Außenwände der Galerien. Satyrhermen tragen die Last der Portale. 1728 fand der steinerne Bau mit dem Glockenspielpavillon samt Bogengalerie seinen vorläufigen Abschluss.

Die von Pöppelmann geplante Erweiterung zur neuen Schloss-Anlage blieb unausgeführt, der bildhauerische Schmuck unvollendet. Erst 1847-1854 wurde die Elbseite des Zwingers durch die von Gottfried Semper begonnene und nach seiner Flucht 1849 von Karl Moritz Haenel vollendete „Gemäldegalerie“ geschlossen.

Im Zweiten Weltkrieg wurde der Zwinger durch den Bombenangriff vom 13. Februar 1945 schwer beschädigt. Der Wallpavillon wurde von einer Mine getroffen, woraufhin die angrenzenden Bogengalerien mit zerstört wurden. Das Kronentor und der Glockenspielpavillon brannten vollständig aus. Die Gemäldegalerie wurde nur auf der nördlichen Seite zerstört. Das nordwestlich hieran angrenzende Nymphenbad blieb so erhalten. Besonders bekannt wurde das Bild eines Schildes, welches ein russischer Soldat aufgestellt hatte, mit der Aufschrift: Gebäude beräumt, keine Minen gefunden. Es hängt heute rechtsseitig am Eingangstor des Zwingers aus Richtung Theaterplatz.

Da sich viele Menschen für das Gebäude einsetzten, begann bereits in den Jahren 1945/46 der Wiederaufbau durch eine eigens gegründete Zwingerbauhütte unter der Leitung des Dresdner Architekten Hubert Georg Ermisch. 1951 wurde das Kronentor wiederhergestellt, 1952 der Mathematisch-Physikalische Salon, 1953 der Glockenspielpavillon und 1954 wurden der Wallpavillon und der französische Pavillon fertiggestellt. Bereits 1963 war der Wiederaufbau weitgehend abgeschlossen.

Seitdem präsentiert sich der Zwinger wieder weitgehend so wie vor dem Krieg. Es fehlt jedoch der Blick auf die im Krieg zerstörte und 1962 völlig abgerissene Sophienkirche.

Im Jahr 2002, dem Jahr der Jahrhundertflut, stieg der Pegel der in unmittelbarer Nähe zum Zwinger verlaufenden Elbe auf bis zu 9,40 Meter an. Doch nicht nur sie trat über die Ufer, sondern auch die Weißeritz im Westen der Stadt. Dresden wurde aus zwei Richtungen überflutet und der Zwinger lag mitten im Zentrum. Trotz großen Einsatzes von Feuerwehr und Technischem Hilfswerk wurde der Innenhof des Zwingers überflutet. Die Weißeritz floss in ihrem alten Flussbett, durch die Friedrichstadt, die Wilsdruffer Vorstadt und den Zwinger hindurch und ergoss sich am Landtag in die Elbe. In der Hoffnung, die Kunstwerke zu retten, brachte man sie in den Keller. Doch kam das Wasser auch bis dorthin. Der Innenhof war erst mehrere Tage nach Ende des Hochwassers wieder leergepumpt. Es hinterließ beträchtliche Schäden.
Der Zwinger gehört heute zum Staatsbetrieb Staatliche Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen.

Bestandteile des Zwingers

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Rundumblick vom Mittelpunkt des Zwingers. Von links nach rechts: Glockenspielpavillon, Kronentor, Wallpavillon und Sempergalerie
Rundumblick vom Mittelpunkt des Zwingers. Von links nach rechts: Glockenspielpavillon, Kronentor, Wallpavillon und Sempergalerie

Kronentor

Das Kronentor, davor die Brücke über den Zwingergraben

Der bekannteste und wohl der am meisten fotografierte Teil des Zwingers ist das Kronentor. Seine Architektur zeigt Merkmale des italienischen Hochbarocks. Über den Säulen des Torweges prangen das königliche Zepter, die gekreuzten Schwerter und über dem Torbogen wieder das sächsische Wappen. Außerdem zeigt das Kronentor antike Helden und Götter z. B. Herkules, Minerva und Wassergottheiten. Auf der Turmspitze tragen vier polnische Adler die Nachbildung der polnischen Königskrone. Das Dach besteht aus vergoldetem Kupfer und zeugt für die sächsische Prachtentfaltung.

Das Kronentor und die benachbarten Flügel stehen mit ihrer Front auf der alten Festungsmauer, bilden zu ihr jedoch einen kleinen Winkel. Der Zwingergraben ist ein Rest des Festungsgrabens.

Dem Tor gegenüber auf der Westseite befindet sich ein weiteres Portal mit Blick auf das bronzene Reiterdenkmal des König Johann von 1889 auf dem Theaterplatz.

Stadt- oder Glockenspielpavillon

Im Zwinger: Blick auf den Glockenspielpavillon
Das Glockenspiel im Zwinger

Dem Wallpavillon gegenüber befindet sich der ehemalige Stadt- und heutige Glockenspielpavillon.

Dieser Pavillon stammt von 1728 und wurde mehrfach beschädigt. Das erste Mal zerstörte ihn 1849 ein Brand der benachbarten Semperoper. Der Wiederaufbau unter der Leitung von Karl Moritz Haenel erfolgte von 1857 bis 1863. Beim Luftangriff 1945 wurde der Pavillon erneut zerstört, der Wiederaufbau dauerte bis 1964.

Seine Besonderheit ist die Uhr mit Glockenspiel aus Meissener Porzellan an der Fassade zum Zwingerhof. Sie wurde 1933 angebracht und überstand den Zweiten Weltkrieg unbeschadet. Beim anschließenden Wiederaufbau des Pavillons wurde das Glockenspiel von ursprünglich 24 auf 40 Porzellanglocken (ebenfalls aus Meißen) erweitert.

Heute spielt das Glockenspiel jeweils zu jeder viertel, halben, dreiviertel und vollen Stunde die Stundenschlagmelodien von Günter Schwarze (Originalkomposition für das Dresdner Glockenspiel, 1994). Zusätzlich sind je nach Jahreszeit zu festgelegten Zeiten bekannte Melodien zu hören.

Im Zwinger: Wallpavillon

 Eine Hörprobe des heutigen Glockenspiels um 12 Uhr (673 kB).?/i

Wallpavillon

Betritt man den Zwinger durch das Kronentor und wendet sich nach links, so sieht man links den mathematisch-physikalischen Salon, rechts den französischen Pavillon und in der Mitte den Wallpavillon.

Dieser gilt als baulicher Höhepunkt des Zwingers. Gekrönt wird der Giebelaufbau von einem Herkules, der eine Weltkugel trägt. Weitere Götter und Heroen der griechischen Sage wie Zeus, Paris, Aphrodite, Athena, Artemis und Hera charakterisieren dieses einzigartige barocke Kunstwerk. Der jugendliche August der Starke hält hier als lorbeerbekränzter Paris statt eines Apfels die polnische Königskrone in der Hand. Er wendet sich Aphrodite zu, während auf der anderen Seite die „verschmähten“ Göttinnen stehen.

Zu den reich verzierten Arkaden führt eine geschwungene Freitreppe. Über diese Treppe gelangt man auch zum Nymphenbad.

Brunnen am Nymphenbad

Nymphenbad

Das Nymphenbad befindet sich im Festungswall hinter dem französischen Pavillon. Das von Balthasar Permoser (geb. 1651) mitgestaltete Wasserkunstwerk gehört mit zu den schönsten barocken Brunnenanlagen.

Das Wasser im Nymphenbad läuft aus einem Brunnen, der sich oben auf dem Wall befindet, über einen gestuften, künstlichen Wasserfall und wird in einem Becken aufgefangen.

Die Nymphenfiguren auf der linken Seite und die Wasser speienden Delphine gehen noch auf Balthasar Permoser zurück. Die Figuren auf der rechten Seite hingegen stammen aus der Zeit der Restaurierung des Zwingers in den zwanziger und dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts.

Der Zwinger 1752 (Canaletto) vom Wallpavillon aus gesehen - links vor dem hellsten Gebäude ist ein kleines Stück der alten Begrenzungsmauer zu sehen
Fassade der Sempergalerie zum Theaterplatz
Zwinger um 1900, im Hintergrund die Sophienkirche

Sempergalerie

Hauptartikel: Gemäldegalerie Alte Meister

Der Zwinger war zunächst nach Nordosten zur Elbe hin nur mit einer barocken Begrenzungsmauer abgeschlossen (siehe nebenstehendes Canaletto-Bild). Hier sollte ursprünglich ein bis zur Elbe reichendes Barockschloss errichtet werden, wofür der Zwinger als Vorhof gedacht war.

An dieser Stelle wurde von 1847 bis 1854 von dem Architekten Gottfried Semper ein Museumsbau im Stil der italienischen Hoch-Renaissance errichtet und am 25. September 1855 als „Neues Museum“ eingeweiht. An der Außenfassade befinden sich 120 Sandsteinskulpturen: 12 Statuen, 16 Reliefs, 20 Medaillons und 72 Zwickelfiguren über den Fenstern und Torbögen. Über 160 Figuren aus unterschiedlichsten Epochen (von Zeus über Moses und Michelangelo bis hin zu Goethe) sind zu sehen.

Damals galt dieser Bau als das „großartigste und am reichsten verzierte Museumsgebäude der neuesten Zeit“ (Andreas Oppermann, 1863). Er wird heute Semperbau oder Sempergalerie genannt und beherbergt die „Gemäldegalerie Alte Meister“.

Ständige Ausstellungen im Zwinger

  • Gemäldegalerie Alte Meister
    Der Sammlungsschwerpunkt liegt bei der italienischen Malerei der Renaissance. Ferner präsentiert die Galerie auch herausragende Gemälde altniederländischer und altdeutscher Malerei. Ihr berühmtestes Bild ist die Sixtinische Madonna von Raffael.

Rund 400.000 Besucher lockt die Gemäldegalerie jährlich an.

Der Mathematisch-Physikalische Salon ist ein Museum der Instrumentenkunst.

Dieses Museum beherbergt derzeit eine Sonderausstellung. Eine Zeitreise in die Erdgeschichte Dresdens und seiner Umgebung mit Exponaten von vor 295 Millionen Jahren wird dem Besucher in einer der Langgalerien am Kronentor angeboten. Ausstellungszeitraum ist vom 28. Mai 2005 bis zum 27. April 2007.

Ein Blick in die Ausstellungsräume der Porzellansammlung
  • Porzellansammlung
    Die Dresdner Porzellansammlung ist eine der umfangreichsten, qualitätsvollsten keramischen Spezialsammlung der Welt. Die Porzellansammlung besitzt etwa 20.000 Exponate chinesischen, japanischen und Meißener Porzellans.
  • Rüstkammer
    Die Rüstkammer enthält eine der kostbarsten Kostüm- und Prunkwaffensammlungen. Der Sammlungsschwerpunkt liegt bei Renn- und Stechzeugen, prachtvollen Waffen, Panzerhemden und besonders bei Feuerwaffen aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Insgesamt besitzt sie 10.000 Objekte, darunter die Turnierausrüstung von Kurfürst August von Sachsen.

Fotogalerie

Siehe auch

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Weblinks

51.05305555555613.7338888888897Koordinaten: 51° 3′ 11″ N, 13° 44′ 2″ O


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