Dörverden

Dörverden
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Gemeinde Dörverden
Dörverden
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Dörverden hervorgehoben
52.859.233333333333316
Basisdaten
Bundesland: Niedersachsen
Landkreis: Verden
Höhe: 16 m ü. NN
Fläche: 83,32 km²
Einwohner:

9.185 (31. Dez. 2010)[1]

Bevölkerungsdichte: 110 Einwohner je km²
Postleitzahl: 27313
Vorwahl: 04234
Kfz-Kennzeichen: VER
Gemeindeschlüssel: 03 3 61 003
Gemeindegliederung: 10 Ortsteile
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Große Str. 80
27313 Dörverden
Webpräsenz: www.doerverden.de
Bürgermeisterin: Karin Meyer (SPD)
Lage der Gemeinde Dörverden im Landkreis Verden
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Über dieses Bild

Dörverden ist eine Einheitsgemeinde im Süden des Landkreises Verden.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Geografische Lage

Dörverden liegt im Norden der Mittelweserregion. Die Flüsse Aller und Weser bilden eine Ost-West-Begrenzung des Gemeindegebietes.

Gliederung der Gemeinde

Seit der Gebietsreform 1972 gehören die bis dahin selbstständigen Gemeinden Ahnebergen, Barme, Barnstedt, Diensthop, Hülsen, Stedebergen, Wahnebergen und Westen zu Dörverden, sowie Stedorf und Geestefeld.

Geschichte

Zahlreiche Hügelgräber aus der Bronzezeit weisen auf eine Besiedlung zwischen 2000 v. Chr. und 1200 v. Chr. hin. Ausgrabungen am südlichen Ortsrand belegen eine Grabstätte aus der Eisenzeit (ab 800 v. Chr.). Im Ortsteil Hülsen wurden bei Grabungen Reste eines Langhauses aus der Zeit um Christi Geburt gefunden. Die älteste urkundliche Erwähnung ist für Barme und Drübber zwischen 1076 und 1084 n. Chr. nachgewiesen. Die heutige Gemeinde liegt im Aller-Weser-Dreieck, das zwischen den Bischöfen von Verden, dem Herzogtum Braunschweig-Lüneburg und der Grafschaft Hoya umkämpft war. Erst 1575 kam es zu einem Vergleich zwischen den Parteien. Nach dem Aussterben der Hoyaer Grafen und dem Ende des Bistums Verden nach dem Dreißigjährigem Krieg fiel die Region an die Herzöge zu Braunschweig-Lüneburg.

Von wirtschaftlicher Bedeutung waren in der Neuzeit der Anschluss an das Eisenbahnnetz (1847), der Abbau von Steinsalzvorkommen in Hülsen und Ahnebergen (1911), die Weserstaustufe mit Schleuse und Kraftwerk (1912) und der Bau eines Munitionsdepots, einer Munitionsanstalt und einer Pulverfabrik der EIBIA im Wald zwischen Dörverden und Barme (ab 1934).

Die Niedersachsen-Kaserne wurde 1958 fertig gestellt und von der Bundeswehr bezogen bis der Standort 2003 geschlossen wurde. Seit April 2010 befindet sich auf dem ehemaligen Kasernengelände ein Wolfcenter.

Bei der Niedersächsischen Gebietsreform schlossen sich 1972 die ehemaligen Gemeinden Ahnebergen, Barme, Barnstedt, Diensthop, Dörverden, Hülsen, Stedebergen, Wahnebergen und Westen zur heutigen Einheitsgemeinde Dörverden zusammen. Am 1. Oktober 1962 hatten sich bereits Dörverden und Stedorf freiwillig zugesammengeschlossen.

Ortsname

Das von Claudius Ptolemäus († 175) erwähnte "Tulifurdon" wurde lange als Dörverden angenommen, jedoch beanspruchen andere Orte dasselbe für sich (z.B. Daverden, Verden und Hannover. Die Namensendung -verden bedeutet Furt.

Es gibt eine anekdotenhafte Erklärungen für den Ortsnamen: Ein Wanderer kam aus dem Norden und wollte nach Verden, war aber so erschöpft, dass er ausrief: „Ach im Sande muss ich sterben“. An dieser Stelle entstand die Stadt Achim. Aber er konnte noch weiter gehen. Endlich sah er aus der Ferne Verden. Erlöst rief er: „Da Verden“; an dieser Stelle entstand der Ort Daverden. Er kam nach Verden und erholte sich. Aber es gefiel ihm dort gar nicht. Er wanderte weiter gen Süden und rief befreit: „Endlich, dör Verden“; an dieser Stelle entstand der Ort Dörverden.

Politik

Gemeinderat

Der Rat der Gemeinde Dörverden besteht aus 24 Ratsfrauen und Ratsherren und der hauptamtlichen Bürgermeisterin.


(Stand: Kommunalwahl am 11. September 2011[2])

Wappen

Blasonierung: „Auf blauem Schildergrund, ein silberner Wellenschrägbalken, im oberen Feld rechts ein Giebelkreuz mit nach außen gewendeten Pferdeköpfen. Unten links eine Bockwindmühle.“

Das Wappen von Dörverden und umliegender (inzwischen eingegliederter) Ortschaften (Barme, Diensthop, Stedorf) wurden von dem Heraldiker Heinz Bannier (* 12. Dezember 1912, † 26. August 1999; er führte die Niedersächsische Wappenrolle von 1983 bis 1991) entworfen. Der silberne Wellenschrägbalken, der das Wappen teilt, symbolisiert die Weser. Darunter befindet sich eine Bockwindmühle, die Vorgängerin der heutigen am alten Friedhof vorhandenen Galerie-Hollandermühle. Das Giebelkreuz mit den gekreuzten Pferdeköpfen sollen auf die Zugehörigkeit zu Niedersachsen hinweisen.

Ein Wappen „AMBT Westen 1679“ wurde von Heinz Bannier aus einem Siegel des ehemaligen „Ambtes Westen“, das von 1679 bis 1859 bestand, in den 1980er-Jahren gezeichnet. Die frühere Gemeinde Westen hatte aber kein Wappen.

Wappenzeichnungen der Ortschaften Ahnebergen, Barnstedt, Geestefeld, Stedebergen, Wahnebergen sind in „Das Buch über die Gemeinde Dörverden“ (2005) abgebildet. Sie sind privat entworfen und waren keine offiziellen Wappen.

Das Wappen der früheren Gemeinde Hülsen hat Prof. Karl Kämpf, Fallingbostel, entworfen.

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Die Entfernung über die Bundesstraße 215 zur Kreisstadt Verden beträgt ca. 8 km. An das Schienennetz der Deutschen Bahn ist Dörverden an den Strecken HannoverNienburg–Verden–Bremen und die Weser-Aller-Bahn von Rotenburg (Wümme) über Verden und Nienburg nach Minden über den im Jahr 2000 wiedereröffneten Bahnhof angeschlossen.[3]

Medien

Der niedersächsische Fernsehsender FAN Television hat in Dörverden seinen Unternehmenssitz.

Ehemalige Bundeswehrliegenschaft

Im Ortsteil Barme wurde 1958 die Niedersachsen-Kaserne neu gebaut. Zeitweise waren dort bis zu 4000 Soldaten der Bundeswehr und der US-Streitkräfte sowie die Standortverwaltung im Ortsteil Drübber. Nach Truppenreduzierungen wurde der Standort 2003 schließlich ganz aufgegeben.

In Ortsteil Diensthop befand sich ein Sondermunitionslager.

Heute hat Dörverden mit großen wirtschaftlichen und finanziellen Problemen, die als Folge des Abzugs der Bundeswehr zu sehen sind, zu kämpfen. So sind weite Teile des ehemaligen Bundeswehrgeländes bis heute eine Brache, die Kasernengebäude verfallen.

Ein Teil des Standortes, der Heisenhof, wurde von der Bundeswehr lange als Offiziersheim genutzt. 2004 wurde er an die rechtsradikale Wilhelm-Tietjen-Stiftung für Fertilisation Ltd. verkauft. Das brachte dem Ort Dörverden im Kontext mit neonazistischen Umtrieben des öfteren deutschlandweite Schlagzeilen ein. Um den Heisenhof gibt es nach Liquidation der Wilhelm-Tietjen-Stiftung durch britische Behörden bis heute ein Rechtsstreit (Stand Juni 2010).

Ein kleiner Teil des Areals wurde Anfang 2010 an einen Spezialzoo für Wölfe verkauft, das privat betriebene Wolfcenter. Die Gemeinde Dörverden erhofft, damit Touristen anzulocken.

Für einen anderen Teil des ehemaligen Bundeswehrgeländes ist eine Nachnutzung durch die auf den Bau von Eisenbahnanlagen spezialisierte Firma Wiebe im Gespräch.

Öffentliche Einrichtungen

In Dörverden befindet sich ein großes Pflegeheim in Trägerschaft des Landkreises (Haus am Hesterberg) und ein privat betriebenes Pflegeheim (Haus Rose). Nächstgelegene Krankenhäuser sind die Aller-Weser-Klinik in Verden (Aller) und das Mittelweserklinikum (Teil der Rhön-Kliniken) in Nienburg/Weser.

Sehenswürdigkeiten

Kirche

Die evangelisch-lutherische Kirche St. Cosmae et Damiani ist eine rechteckige Saalkirche, im Kern romanisch. Die drei westlichen Joche sind im romanischen Stil aus Portasandstein erbaut. Das westliche Joch lässt noch an seiner enormen Mauerdicke erkennen, dass es ursprünglich den Turm trug. Im 15. Jahrhundert wurde die Kirche nach Osten durch einen Backsteinanbau in der Breite des alten Schiffs erweitert. Den Ostabschluss bildet ein Staffelgiebel mit schlanken spitzbogigen Blendbögen. Die Fenster der Kirche wurden später in etwas grober Weise vergrößert. Nachdem der alte Turm abgängig war, fügte Conrad Wilhelm Hase 1877/78 einen neugotischen Kirchturm an die Westseite der Kirche an. Das Innere der Kirche ist überwölbt. Die Wände des romanischen Teils weisen Reste einer romanischen Wandgliederung auf, die durch die Dienstpfeiler und Schildrippen des Gewölbes teilweise überdeckt werden; offensichtlich wurde das Gewölbe erst nachträglich eingefügt. Der spätgotische Anbau im Osten war ursprünglich von einem sechsteiligen Sterngewölbe überspannt. Nachdem dieses Gewölbe 1843 entfernt wurde, ist der Ostteil seit 1962 von zwei Jochen mit jeweils vierteiligem Bandrippengewölbe aus Stuck überspannt. An den Wänden des Ostteils befindet sich auf Augenhöhe ein umlaufender Rundbogenfries. Der barocke Altaraufsatz wurde 1750 von dem Verdener Künstler Arnold Meyer gestaltet. In der Mitte trägt er ein Tafelbild, das Maria und der Jünger Johannes unter dem Kreuz Christi zeigt. Die Kanzel stammt aus dem Rokoko und weist typische Rocaille-Ornamentik auf. Sie wurde an Stelle des Tafelbildes nachträglich in den Altaraufsatz gesetzt; heute steht sie frei auf der Nordseite des Chores. Der Taufstein stammt aus dem 13. Jahrhundert und hat die Form einer umgekehrten Faltkuppel; weil der ursprüngliche Fuß fehlt, ist sie heute auf einen alten Mühlstein gesetzt. Die Kirche in Dörverden war früher eng mit dem Verdener Dom verbunden. Angeblich wurde sie gleichzeitig mit ihm erbaut. Sie gehörte laut Aufzeichnung der Kirchenvisitation von 1585 zur Tafelpfründe des Verdener Bischofs und der Domdekan vergab die Pfarrstelle. Heute gehört sie zum evangelisch-lutherischen Kirchenkreis Verden.

Mühle

Schon 1148 wird eine Windmühle erwähnt. Eine Bockmühle wird dem 15. Jahrhundert zugeordnet, die 1856 durch ein Feuer vernichtet wurde. 1857 wurde die jetzige Galerie-Holländermühle erbaut, die 1994 voll funktionsfähig saniert wurde.

Dörverden hatte eine zweite 1855 erbaute Holländermühle (die Meyer oder Geilsmühle; Ecke Diensthoper Straße/Drögenkamp), die aber nicht saniert werden konnte. Sie wurde 2003 abgerissen.

Söhne und Töchter der Gemeinde

Literatur

  • Dörverden. Kirche, in: Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover, Bd. V: Regierungsbezirk Stade, Teil 1: Die Kreise Verden, Rotenburg und Zeven, hg. von der Provinzial-Kommission zur Erforschung und Erhaltung der Denkmäler in der Provinz Hannover, bearb. v. G. Meyer/H. Siebern/C. Wallmann, Hannover 1908, 7–12.
  • W. H. Zimmermann: Ein keltisches Bronzegerät aus dem Weserkies bei Dörverden, Kreis Verden (Aller). In: Neue Ausgrabungen und Forschungen in Niedersachsen 4, 1969, S.123-130.
  • Walter Bredthauer: Die Großgemeinde Dörverden und die Nachbargemeinden Barme-Diensthop 1965, Herausgeber Gemeinde Dörverden.
  • Walter Bredthauer: Die Einheitsgemeinde Dörverden, Beiträge zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte 2. Auflage 1979, Herausgeber Gemeinde Dörverden.
  • Walter Bredthauer: URKUNDENBUCH der Einheitsgemeinde Dörverden 1985, Herausgeber: Gemeinde Dörverden.
  • Werner Rengstorf/Helmut Lohmann: Das Buch über die Gemeinde Dörverden 2006, Herausgeber: Gemeinde Dörverden.
  • Klaus Schütte: Das Steinlager Dörverden/Ein Bericht (1987), Herausgeber Gemeinde Dörverden.
  • Johann Osmers: Amt und Dorf Westen/Mit einer Häuserliste von Friedhelm Bluhm (1997), Stint-Verlag Bremen.
  • Ahnebergen/Geschichte eines Dorfes (1994), Herausgeber: Arbeitskreis Chronik des Ernteclubs Ahnebergen.

Weblinks

 Commons: Dörverden – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen – Bevölkerungsfortschreibung (Hilfe dazu)
  2. Wahlergebnis Gem Dörverden Homepage
  3. http://www.doerverden.de/internet/page.php?typ=2&site=903000059

Wikimedia Foundation.

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