Düsseldorfer Marionetten-Theater

Düsseldorfer Marionetten-Theater
Tordurchgang Palais Wittgenstein mit Theaterschild und Figur Puck
Der Theatersaal des Marionetten-Theaters
Marionette Puck von Anton Bachleitner (Düsseldorfer Marionetten-Theater)

Das Düsseldorfer Marionetten-Theater befindet sich im Palais Wittgenstein, Bilker Straße 7, in Düsseldorf. Das kleine Theater bietet fast 100 Besuchern Platz und möchte mit seinem Programm aus Märchen, Dramen, Fabeln sowie klassischem und modernem Musiktheater Erwachsene und Kinder ab acht Jahren ansprechen. Einen Schwerpunkt im Repertoire des Düsseldorfer Marionetten-Theaters bildet das Werk Michael Endes, dessen „satanarchäolügenialkohöllischer Wunschpunsch“ mit fast 1.000 Vorstellungen längst zum Kultstück avanciert ist. Das professionelle, fünfköpfige Spielerensemble bewegt in den meisten Aufführungen unsichtbar von drei Führungsbrücken aus die an bis zu zwei Meter langen Fäden aufgeschnürten Marionetten. In einigen Stücken stehen die Puppenspieler mit ihren an kurzen Fäden geführten Figuren sichtbar auf der Bühne. Dabei strebt das Ensemble kein Menschentheater im Kleinen an, sondern sucht nach den besonderen Möglichkeiten des Figurentheaters. Je nach dramaturgischer Notwendigkeit werden auch Tischfiguren, Schatten-, Flach- oder Stabfiguren, zuweilen auch der Mensch in Maske und Kostüm eingesetzt. Alles, was auf der Bühne zu sehen ist, entsteht weitgehend in den Werkstätten des Theaters nach Entwürfen des künstlerischen Leiters Anton Bachleitner, der selbst auch die Bildhauerarbeiten ausführt. Das Düsseldorfer Marionetten-Theater wird von der Landeshauptstadt Düsseldorf und vom Ministerpräsidenten des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert und ist Mitglied bei der Weltorganisation der Puppenspieler UNIMA sowie beim Verband Deutscher Puppentheater e.V.

Inhaltsverzeichnis

Repertoire

Das Repertoire des Düsseldorfer Marionetten-Theaters umfasst aktuell 21 abendfüllende Inszenierungen:

  • „Fantasius Pan“ oder der Puppenspieler und sein fantastisches Märchen nach einer Idee von Anton Bachleitner (1981)
  • „Norbert Nackendick“, zwei musikalische Fabeln von Michael Ende und Wilfried Hiller (1982)
  • Krabat“ nach dem gleichnamigen Roman von Otfried Preußler (1983)
  • „Strawinsky“, ein Ballettabend mit Petruschka und Die Geschichte vom Soldaten von Igor Strawinsky (1984)
  • „Sternstunde“ nach einer Idee von Anton Bachleitner mit Musik von Christian Roderburg (1985)
  • Klein Zaches, genannt Zinnober“ frei nach E.T.A. Hoffmann von Susanne Kröber (1986)
  • „Faust – ein Traum“, ein Marionettenspiel von Susanne Kröber (1987)
  • Die Zauberflöte“, Oper von Wolfgang Amadeus Mozart, Libretto von Emanuel Schikaneder (1988)
  • „Der Golem“ von Susanne Kröber frei nach Gustav Meyrink (1989)
  • Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch“, eine Zauberposse nach dem Buch von Michael Ende (1990)
  • Der Mond“, ein kleines Welttheater von Carl Orff nach einem Märchen der Brüder Grimm (1993)
  • „Metropolis-Visionen“, eine utopische Geschichte von Udo Sander frei nach Motiven des bekannten Stummfilmklassikers (1997)
  • „Das Gauklermärchen“ von Michael Ende, ein Zauberspiel in sieben Bildern mit Musik von Wilfried Hiller (1998)
  • Die Entführung aus dem Serail“, komisches Singspiel von Wolfgang Amadeus Mozart, Libretto von Johann Gottlieb Stephanie d. J. (1999)
  • „Wilhelm Busch und die Folgen der Musik“, drei Stücke von Wilhelm Busch mit Musik von Wilfried Hiller (2000)
  • „Momo“ nach dem Märchen-Roman von Michael Ende (2002)
  • Ein Sommernachtstraum“, Komödie von William Shakespeare mit Musik von Felix Mendelssohn Bartholdy (2003)
  • „Die Schöne und das Biest“, eine Liebesgeschichte nach dem Märchen von Jeanne-Marie Leprince de Beaumont (2005)
  • „Der Drache“, eine Märchenkomödie von Jewgenij Schwarz (2007)
  • „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ nach dem berühmten Kinderbuchklassiker von Michael Ende (2008)
  • „Jim Knopf und die Wilde 13“ nach dem berühmten Kinderbuchklassiker von Michael Ende (2009)

Geschichte

Das von den Brüdern Emanuel (* 1900; †1967) und Franz (* 1904; †1977) Zangerle 1925 in Köln gegründete „Theater Rheinischer Marionetten“ hatte seit 1931 ein erstes ortsfestes Theater in einem Brückenturm der Kölner Hohenzollernbrücke, das 1941 Bomben zum Opfer fiel. Nach Zwischenstationen in Frankfurt am Main und Steinau an der Straße wird das Theater 1956 in Düsseldorf zunächst in der Wallstraße 33 ansässig, damals noch als „Theater Rheinischer Marionetten“. 1966 bezog das Theater die Räume im Palais Wittgenstein. 1967 führte Winfred Zangerle (* 1942; †1980) nach dem Tod seines Vaters Emanuel – zunächst gemeinsam mit seinem Onkel Franz, der sich 1973 in den Ruhestand zurückzog – das Marionetten-Theater fort. Für die Stadt Düsseldorf und das Land Nordrhein-Westfalen bedeutete diese Marionettenbühne mit den engagierten Ensemblemitgliedern eine wesentliche charakteristische Bereicherung des kulturellen Lebens. Als Anerkennung dieser „besonderen künstlerischen Leistung“ – wie es in der Urkunde heißt – wurde Winfred Zangerle 1975 der Förderpreis für Literatur von der Stadt Düsseldorf verliehen. Der Marionettenspieler, Holzbildhauer, Regisseur, Choreograph, Literat, Bühnenbildner etc. verstand sich in seinen Produktionen immer als gleichwertiger Partner seiner von ihm konzipierten und selbstgeschnitzten Marionetten. Der Mensch und die Marionette gleichzeitig auf der Bühne, miteinander agierend, das war bis dahin noch nie auf einer Marionettenbühne gezeigt worden. Erstmalig trat Winfred Zangerle in seinem selbst erdachten szenischen Stück „Wir sind aus gutem Holz geschnitzt“ interaktiv mit seiner Marionette Marcel Marceau auf und „faszinierte“ diesen mit Seifenblasen. Den Höhepunkt seines Schaffens läutet 1977 die Premiere des kleinen Prinzen von Saint-Exupéry ein. Zangerle spielte, wieder interaktiv, den Piloten 333 Mal, bis er am 29. August 1980 37-jährig verstarb. Das Theater blieb zunächst im Familienbesitz: unter Winfred Zangerles Witwe Ursula als Inhaberin und kaufmännischer Leiterin. 1981 kam Anton Bachleitner (* 1956 in Bad Tölz) als neuer künstlerischer Leiter zum Theater Rheinischer Marionetten nach Düsseldorf und etablierte bald seinen persönlichen Figurentheater-Stil. Da auf Dauer die Interessen von Anton Bachleitner und Ursula Zangerle nicht zu vereinbaren waren, verließ Bachleitner das Theater Ende 1984, um sich selbstständig zu machen. Im Dezember 1985 übergab die Stadt Düsseldorf das Marionetten-Theater an Anton Bachleitner als neuem künstlerischem Leiter und Geschäftsführer, das dieser bereits im Januar 1986 – umbenannt in „Düsseldorfer Marionetten-Theater“ – wiedereröffnete.

Die Inszenierungen der Familie Zangerle seit 1956 (nicht mehr im Repertoire des Düsseldorfer Marionetten-Theaters):

  • Dr. Faust, das alte Volksschauspiel (auch bereits in Köln und in Steinau aufgeführt)
  • Der Freischütz Romantische Oper von Carl Maria von Weber
  • Der zerbrochene Krug Lustspiel von Heinrich von Kleist
  • Die Entführung aus dem Serail Singspiel von Mozart
  • Die Kluge von Carl Orff
  • Das Apostelspiel von Max Mell
  • Die Kaffeekantate von J. S. Bach
  • Der betrogene Kadi von Chr. W. von Gluck
  • Bastien und Bastienne von W.A. Mozart
  • Der Verschwender von F. Raimund
  • Hänsel und Gretel von Engelbert Humperdinck
  • Lumpazivagabundus von Nestroy
  • Circus Marionetti von Irmhild Radtke
  • Die Dreigroschenoper von Berthold Brecht
  • Frühere Verhältnisse von Nestroy
  • Die Magd als Herrin von Pergolesi
  • Wir sind aus gutem Holz geschnitzt Szenenprogramm mit Louis Armstrong, Yehudi Menuhin, Rudolf Nurejew, Marcel Marceau und Charlie Chaplin auf Rollschuhen von Winfred Zangerle;
  • Der Bajazzo von Ruggiero Leoncavallo
  • Kalif Storch Märchen nach Hauff (Diether Krebs verlieh dem Zauberer seine Stimme);
  • Schaut her … wir sind’s von Winfred Zangerle
  • Zwerg Nase Märchen nach Hauff
  • Der kleine Prinz Antoine de Saint-Exupéry

Gastspiele fanden 1974 in Wien, 1975 in Moskau, wo der Nurejew-Marionette die Einreise verweigert wurde, 1975 in Zagreb und Ljubiljana, 1977 in Zürich und Luzern sowie 1980 beim Welt-Puppenfestival in Washington D. C. statt.

Seit 1982 kam es mittels einer Reisebühne auch zu Auftritten außerhalb Düsseldorfs, so zum Beispiel in München, Wien, Nagoya, Warschau, Kattowitz, Moskau, Jakarta, Vancouver während der Expo 1986 und in einer Uraufführungsreihe im Deutschen Pavillon auf der Expo 2000 in Hannover.

Literatur

Anton Bachleitner: Die Düsseldorfer Marionetten, Puppen & Masken, Frankfurt, 2003, ISBN 978-3-935011-39-6

Weblinks

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