ECVET

ECVET

ECVET – European Credit System for Vocational Education and Training – soll ein Europäisches Creditpunkte System für berufliche Aus- und Weiterbildung werden. Die EU-Kommission hat dazu seit 2004 eine Arbeitsgruppe aus verschiedenen Europäischen Ländern (Sozialpartner und Experten) eingesetzt, um das System zu erarbeiten.

Inhaltsverzeichnis

Ziel

Das Ziel ist es, die Ausbildungsmobilität zu fördern, Attraktivität der beruflichen Bildung zu steigern und eine Anerkennung der beruflichen Ausbildung zur hochschulischen Ausbildung zu definieren.

Der Mobilität der Arbeitnehmer und der Auszubildenden kommt eine hohe Bedeutung zu, wenn es darum geht, die wirtschaftliche Einheit Europas jenseits weiterer Fortschritte bei der Gestaltung eines einheitlichen Binnenmarktes für Waren und Dienstleistungen voranzubringen, den Grenzen überschreitenden Erfahrungsaustausch zu fördern und in die Richtung der Herausbildung einer europäischen Identität zu wirken. Die Realität in der Wirtschaft entspricht diesen Zielen bislang nicht.

Die Planungen zu ECVET gehen davon aus, dass die berufliche Erstausbildung der Lebensabschnitt sein kann, in dem europäische Arbeitnehmer früh Mobilitätserfahrungen sammeln. Tatsächlich spielt der Auszubildenden-Austausch über die innereuropäischen Grenzen hinweg jedoch bisher keine quantitativ bedeutende Rolle. In Deutschland liegt er bei etwa 2%. In seinem Lissabon-Arbeitsprogramm vom Februar 2002 hat der europäische Bildungsministerrat eine systematische und strukturierte Bildungszusammenarbeit in der Europäischen Union vereinbart. In der Kopenhagener Erklärung (2002) wurde insbesondere die Entwicklung eines Leistungspunktesystems für die berufliche Aus- und Weiterbildung als gemeinsamer Aufgabenbereich identifiziert: Die Entwicklung eines European Credit (Transfer) System for Vocational Education and Training (ECVET) nimmt den Ansatz des European Credit Transfer System (ECTS) zur Förderung der innereuropäischen Mobilität von Studierenden auf, das sich seit 1989 entwickelt, hat jedoch die Spezifika der Berufsbildung zu berücksichtigen. Die Kommission hat daher eine Technische Arbeitsgruppe (TAG) eingesetzt, die im Dezember 2002 ihre Arbeit begann. Aufgrund der Vorarbeiten der TAG wurde den Generaldirektoren für Allgemeine und Berufliche Bildung im Juli 2005 in Brüssel der Vorschlag eines ECVET-Modells vorgestellt. Derzeit wird der Vorschlag – auch auf der Grundlage der Ergebnisse der beiden Forschungsprojekte ECVET reflector und ECVET connexion – verfeinert.

Charakter und Leistungen

Im Bereich der Berufsbildung hat die Europäische Kommission eine unterstützende und ergänzende Funktion gegenüber den Mitgliedsstaaten: Artikel 149 der EGV formuliert ein Harmonisierungsverbot, Artikel 150 das Verbot zentraler Eingriffe in die nationalen Berufsbildungssysteme. In Übereinstimmung mit dem Grundsatz der Subsidiarität ist das ECVET als System konzipiert, das sich auf die freiwillige Teilnahme der Europäischen Mitgliedsstaaten stützt und unter Berücksichtigung der nationalen Gesetzgebungen im Bereich der beruflichen Aus- und Weiterbildung auf Transparenz zwischen den Systemen abzielt.

ECVET ist ein System zur Akkumulierung und Übertragung von Leistungspunkten in der beruflichen Aus- und Weiterbildung. Mit seiner Hilfe können Lernergebnisse, die eine Person im Bereich der beruflichen Bildung erzielt hat, über „Systemgrenzen“ hinweg dokumentiert und bescheinigt werden. Qualifikationen sollen dabei – anders als im ECTS der Hochschulen – nicht durch den für ihren Erwerb notwendigen Aufwand, sondern durch die erzielten Lernergebnisse und Kompetenzen beschrieben werden. Wohl um eine Überdeckung mit möglichst vielen auf nationaler Ebene etablierten Bewertungsverfahren zu erreichen, können in die Definition der ECVET-Niveaus ganz disparate Bewertungskriterien eingehen wie

  • Die Dauer der Ausbildung,
  • Die Art der Ausbildung,
  • Die Ziele und/oder Ergebnisse der Ausbildung,
  • Die erforderlichen Kompetenzen, um bestimmte Tätigkeiten ausüben zu können,
  • Die Position einer Qualifikation in der Berufshierarchie und
  • Die Einordnung von bestehenden Niveaus aufgrund von Entsprechungsnachweisen.

Die Disparität der Bewertungskriterien führt allerdings dazu, dass gleiche Berufsqualifikationen auf ganz unterschiedlichen Niveaus eingeordnet werden können. Die Entwicklung von ECVET setzt insofern einen europäischen Konsens zu Überprüfungsverfahren erworbener Kompetenzen und zur Qualitätssicherung des Systems voraus.

Siehe auch

Quellen

  • ECVET-Reflector ([1])
  • Berufsbildung - Zeitschrift für Praxis und Theorie in Betrieb und Schule. Heft 96: Berufliche Bildung in Europa. Dezember 2005 (ISSN 00059536)
  • EU-Kommission, GD Bildung und Kultur (Hrsg.): Entwicklung gemeinsamer Bezugsebenen, um den europäischen Qualifikationsrahmen zu unterstreichen. Brüssel: EU 2004
  • Linten, Markus; Prüstel, Sabine: Auswahlbibliografie "Der europäische Berufsbildungsraum" : Zusammenstellung aus: Literaturdatenbank Berufliche Bildung (www.ldbb.de). - Stand: Dezember 2006. - Bonn : Bundesinstitut für Berufsbildung, 2006. - 49 S. - http://www.bibb.de/dokumente/pdf/a1bud_auswahlbibliographie-eu-berufsbildungsraum.pdf [Zugriff 3.1.2007]
  • Mernagh, E.: ECVET and Framework of Qualifications: the Irish Experience. [Internet: [2]. Dublin: National Qualifications Authority of Ireland 2004
  • Mucke, K.; Grunwald, S.: Hochschulkompatible Leistungspunkte in der beruflichen Bildung – Grundsteinlegung in der IT-Weiterbildung. Bielefeld: W.Bertelsmann 2005
  • Severing, E.: Europäische Zertifizierungsstandards in der Berufsbildung. In: Zeitschrift für Berufs und Wirtschaftspädagogik. Band 102. Heft 1/2006. S. 15–29 Volltext
  • Neues aus Europa Ausgabe 12, BIBB (Hg.), Bonn Mai 2007 [3]
  • Fietz, G.; Le Mouillour, I.; Reglin, T.: ECVET - Einführung eines Leistungspunktessystems für die berufliche Bildung. (Reihe Wirtschaft und Bildung, Bd. 50. Loebe, H.; Severing, E. [Hrsg.]). Bielefeld: W. Bertelsmann 2008. ISBN 978-3-7639-3459-1

Institutionen

  • Cevet (centre for vocational education and training) ([4])

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