Agbatana

Agbatana
Achämenidisches goldenes Rhyton und goldene Schale - heute im Iranischen Nationalmuseum Teheran, (5. Jh. v. Chr.)

Ekbatana (alt-pers. Hañgmatana – „Zusammenkunft“, Agbatana bei Aischylos) war die Hauptstadt des Mederreichs und später Königsresidenz im persischen Achämenidenreich. Sie befand sich vermutlich auf dem Gelände oder im Umfeld der heutigen iranischen Großstadt Hamadan.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Schon 470 v. Chr. wurde Ekbatana von dem griechischen Dichter Aischylos in dem Drama Die Perser erwähnt. Der Historiker Herodot schreibt der Stadt in der Gründung des Mederreiches eine herausragende Bedeutung zu. Ihm zufolge wurde Ekbatana als künftige Königsresidenz unter dem medischen Fürsten Deiokes gegründet. Die moderne Forschung hat zwischenzeitlich belegt, dass Deiokes jedoch kein Meder, sondern ein mannäischer König war. Deiokes soll seinem Volk befohlen haben, auf einem Hügel einen Palast zu bauen und das Land nur um diesen herum zu besiedeln. Um die Stadt herum wurden sieben, verschieden gefärbten Mauerringe in derlei Weise gebaut, dass der innere den außerhalb liegenden immer überragte. Die hügelige Lage der Stadt begünstigte diese Bauvorgabe. Der Palast und die Schatzhäuser sollen im innersten Ring gestanden, die Stadt selbst, ihrem Umfang nach, dem zeitgenössischen Athen Herodots geglichen haben.

Zwischenzeitliche archäologische Grabungen und weitere Untersuchungen der medischen Geschichte haben jedoch Herodots Angaben als politisches Wunschbild aufgezeigt, die den tatsächlichen historischen Gegebenheiten nicht entsprechen.

Festungsanlagen wie diese sind durch assyrische Reliefs aus der ersten Hälfte des 1. Jt. v. Chr. belegt. Sie scheinen im gesamten Vorderen Orient verbreitet gewesen zu sein, und können auch für das Bergland zwischen Mesopotamien und dem iranischen Hochland angenommen werden. Der Umfang der von Herodot beschriebenen Anlage wirkt jedoch etwas übertrieben.

Goldenenes Rhyton aus achämenidischer Zeit - heute im Iranischen Nationalmuseum Teheran

Das in den historischen Quellen beschriebene Ekbatana war eine der größten und einflussreichsten Städte des vor-achämenidischen Iran. Es war Zentrum des medischen Machtgebildes und besaß daher herausragende administrative und repräsentative Aufgaben. Folglich war es auch das erste Angriffsziel des Achämeniden Kyros II. bei seinen Eroberungszügen im 6. Jahrhundert v. Chr. Als Kyros nach der Einnahme der Stadt in Personalunion auch König des Mederreiches wurde, übernahm er Ekbatana als Residenzstadt. Unter ihm und seinem Sohn und Nachfolger Kambyses II. war Ekbatana die wichtigste Königsresidenz. Kambyses soll laut Herodot durch einen Unfall mit seinem eigenen Schwert in einer gleichnamigen Stadt in Syrien gestorben sein. Ekbatana verlor etwas an Bedeutung, als Dareios I. Persepolis und Susa ebenfalls zu Königsresidenzen erhob. Ekbatana wurde, Xenophon zufolge, zur Sommerresidenz.

Ganj Nameh-Inschrift aus der achämenidischen Zeit
Die Behistun-Inschrift zeigt den Bericht über die Siege des Großkönigs Dareios I. in drei Sprachen

Die Stadt war ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt. Die Königsstraße vom persischen Kernland in das reiche Baktrien führte durch Ekbatana. Eine zweite Straße quer durch das Zagrosgebirge verband die Stadt direkt mit Mesopotamien. Diese Straße führte, direkt hinter Ekbatana, an den Dareios- und Xerxes-Inschriften von Ganj Nameh vorbei und passierte dann gut 100 km Luftlinie weiter südwestlich Bisutun, das durch eine Reihe persischer Königsreliefs und -inschriften Berühmtheit erlangte.

Bei Ekbatana lag auch die Burg Sikayawautisch, in der Dareios I und seine sieben Mitverschworenen den Usurpator Gaumata ermordeten, der hier seine Residenz hatte.

330 v. Chr. wurde Ekbatana von den Truppen Alexanders des Großen erobert in der Hoffnung, dort den fliehenden König Dareios III. anzutreffen, der jedoch schon auf dem Weg nach Baktrien war. In Ekbatana beendete Alexander offiziell seinen Rachefeldzug gegen die Perser und stellte den Soldaten frei, als Söldner unter seiner Führung weiterzukämpfen. Der General Parmenion wurde in der Stadt mit Verwaltungsaufgaben zurückgelassen und hier später auch ermordet.

Später wurde Ekbatana als Epiphaneia ein bedeutendes Zentrum des Hellenismus. Der achämenidische Palast diente noch im 3. Jahrhundert v. Chr. als Residenz der Seleukiden. Die Münzstätte der Seleukiden war auch unter parthischer Herrschaft noch in Betrieb.

Als größter und bedeutendster Stadt Mediens maßen die Parther Ekbatana hohe Bedeutung zu. Die Arsakidenherrscher nutzten sie auch späterhin noch als Sommerresidenz; rege Bautätigkeiten sind aus dieser Epoche nachgewiesen.

Unter den Sassaniden ging die Bedeutung der Stadt allmählich zurück. Zwar war sie wohl noch kurzzeitig Königsresidenz, aber größere Bautätigkeiten sind aus jener Zeit nicht mehr bekannt. Als die Araber die Stadt eroberten, trug sie bereits ihren neuen Namen Hamadan.

In Hamadan steht heute noch eine Löwenstatue, die Alexander der Große zum Gedenken an seinen verstorbenen Freund Hephaistion errichten ließ. Angeblich soll diese Statue von den Frauen des Ortes als Fruchtbarkeitssymbol betrachtet und verehrt werden.

Archäologie

Neueste Untersuchungen von Azarnoush widerlegen die bisherige Annahme, der Siedlungshügel im Zentrum Hamadans könne eventuell mit dem eisenzeitlich/medischen Ekbatana identifiziert werden. Seinen Aussagen nach sind selbst die ältesten, auf anstehendem Boden befindlichen Schichten als früharsakidisch anzusprechen.[1]

Quellen

  • Herodot: Historien. Herausgegeben von H.W. Haussig, Stuttgart 1971, Buch I 98 u. III 64

Literatur

  • Massoud Azarnoush: Gozāreš-e kavoušha-ye layešenakhti-e tapeh hagmatāne, hamadān. In: ICAR (Hg.), The 9th Annual Symposium on Iranian Archaeology. Archaeological Reports Bd. 7,1. Teheran 2007. 20-37.
  • Roman Ghirshman: Iran. From The Earliest Times To The Islamic Conquest. Paris 1951.
  • Heidemarie Koch: Es kündet Dareios der König..... Mainz 1992.
  • Josef Wiesehöfer: Das antike Persien. Zürich 1994, Neuausgabe Düsseldorf 2005.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Massoud Azarnoush, Gozāreš-e kavoušha-ye layešenakhti-e tapeh hagmatāne, hamadān in: The 9th Annual Symposium on Iranian Archaeology. Archaeological Reports Bd. 7 (Teheran 2007) S.31.

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