Eckhard Unger

Eckhard Unger

Eckhard Unger (* 11. April 1884 in Landsberg an der Warthe; † 24. Juli 1966) war deutscher Altorientalist in Istanbul und Berlin.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Eckhard Unger wurde als Sohn des Juristen (zuletzt Reichsgerichtsrates) Wilhelm III. Unger (1849–1910) und seiner Frau Helene, geb. v. Sassen (1851–1935) geboren. Er war Urenkel des Herzoglich-mecklenburg-strelitzschen Hofmalers Wilhelm I. Unger (1775–1855) und direkter Nachkomme der weitverzweigten Malerfamilie Tischbein aus Haina in der Landgrafschaft Hessen-Kassel.

Unger besuchte humanistische Gymnasien in Berlin (Luisengymnasium), städtisches Gymnasium Prenzlau und Leipzig und bestand 1904 das Abitur an der Thomasschule in Leipzig. Von 1904 bis 1911 studierte er Klassische Archäologie, Assyrologie, Ethnologie und Kunstgeschichte in Leipzig und hörte ich Vorlesungen bei

M. Heinze, Immisch, Karl Lamprecht, Partsch, Gerhard Seeliger, Schmarsow, Schreiber, Steindorff, Studniczka, Wilhelm Wachsmuth, Weißbach, Karl Weule, Wilcken, Wundt und Zimmern. 1911 wurde er zum Dr. phil. promoviert. Später wirke Unger als Kustos des Archäologischen Museum Istanbul, wurde 1915 dort Universitätsprofessor und war Leiter des örtlichen Museums, das er völlig neu strukturierte. Unger gilt als einer der ersten Vorderasiatischen Archäologen. 1923 war er Mitgründer der Altorientalischen Gesellschaft auf Hiddensee, habilitierte sich 1924 in Berlin und wurde 1930 zum außerordentlichen Professor ernannt. 1937 wurde er Ordinarius an der Universität Berlin als Nachfolger von Ernst Herzfeld, der wegen seiner jüdischen Vorfahren das Amt 1935 aufgeben und in die USA emigrieren musste. Unger hatte diesen Posten bis 1945 inne. 1937 verfasste er die Schrift Das antike Hakenkreuz als Wirbelsturm. Welt und Mensch im Alten Orient. (Witting, Berlin).1943 heiratete er Irmgard Brückner (1886–1978), Tochter eines alteingesessenen Akademikergeschlechts aus Neubrandenburg. Gemeinsam beteiligte sich das Paar am Wiederaufbau der kriegszerstörten Stadt in Mecklenburg und erwarb sich in den späten 1940ern bleibende Verdienste um die Wiedereinrichtung des Neubrandenburger Regionalmuseums. Nach seiner Emeritierung lehrte Unger weiterhin an den Universitäten in Greifswald und Rostock und nahm seinen Alterssitz in Neubrandenburg. Im Alter betrieb er Siegelbildforschung und befasste sich mit Themen südostmecklenburgischer Geschichte und der eigenen Familienforschung. 1953 betreute er Ausgrabungen in der Neubrandenburger St. Marienkirche. Unger verstarb während einer Vortragsreise in die BRD (in Helmstedt?) und fand auf dem neuen Friedhof Neustrelitz seine letzte Ruhe, wo sein Grab bis heute erhalten ist. Ungers Nachlass ging ins „Familienarchiv Brückner (Neubrandenburg)“ ein, das nach langer Odyssee unlängst in Resten ins Regionalmuseum Neubrandenburg gelangt ist.

Ungers Verdienste liegen in der teilweisen Neubeurteilung der neuassyrischen Kunst. Beispielsweise legte er ein neues Konzept zur Rekonstruktion des Tores von Balawat vor. Er war auch der erste Forscher, der zum Weißen Obelisken forschte. Zudem veröffentlichte er die Reliefs Tiglatpilesers III. 1916 identifizierte und beschrieb er als Kurator des Archäologischen Museums Istanbul, ein sich in der Sammlung des Museums befindendes Fundstück als Maßstab. Diese aus dem 3. Jahrtausend v. Chr. stammende Nippur-Elle gilt heute als Urmaß der vormetrischen Längenmaße.

Schriften

  • Zwei babylonische Antiken aus Nippur. Ohne Ort 1916. (Publikationen der Kaiserlich Osmanischen Museen, 1)
  • Sumerische und akkadische Kunst. Hirt, Breslau 1926.
  • Assyrische und Babylonische Kunst. Ferd. Hirt, Breslau 1927.
  • Das Stadtbild von Assur. Hinrichs, Leipzig 1929. (Der alte Orient, 27,3)
  • Babylon. Die heilige Stadt nach der Beschreibung der Babylonier. Photomechanischer Nachdr. der Ausg. von 1931, erw. um eine Vorbemerkung von Rykle Borger. 2 Aufl.. De Gruyter, Berlin 1970.
  • Zum Bronzetor von

Balawat. Beiträge zur Erklärung und Deutung der assyrischen Inschriften und Reliefs Salmanassars III. Eduard Pfeiffer, Leipzig 1913. (PDF; 7,8 MB).

  • Die Wiederherstellung des Bronzetores von Balawat. In: Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts. Athenische Abteilung 45, 1920, S. 1-105.

Literatur

  • Erika Bleibtreu, Johannes Boese und Barthel Hrouda: Orientalistenleben. Kurzbiografien von E. F. Weidner, B. Meissner, E. Unger und F. Hommel, In: Alter Orient aktuell 8 (2007), S. 26f.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Unger (Familienname) — Unger ist ein Familienname der ursprünglich von Ungar abgeleitet ist, also somit die Stammesherkunft oder eine nähere Beziehung zum Land Ungarn beschreibt. Darüber hinaus wurden mit dem Name wohl gelegentlich allgemein fremd wirkende Menschen… …   Deutsch Wikipedia

  • Wilhelm Unger (Richter) — Wilhelm Unger, wegen der Namensgleichheit von Großvater, Vater und Sohn auch: Wilhelm III. Unger (* 8. März 1849 in Lenzerwische; † 29. Januar 1910 in Threna; vollständiger Name: Wilhelm Karl Heinrich Alfons Unger) war ein deutscher… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/U — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Imgur-Enlil (Balawat) — …   Deutsch Wikipedia

  • Abu Schachren — DMS …   Deutsch Wikipedia

  • Eabsu — DMS …   Deutsch Wikipedia

  • Eapzu — DMS …   Deutsch Wikipedia

  • Eengurra — DMS …   Deutsch Wikipedia

  • Esirra — DMS …   Deutsch Wikipedia

  • Ezuab — DMS …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”