Edmund Heines

Edmund Heines
Edmund Heines in SA-Uniform (1922)

Edmund Heines (* 21. Juli 1897 in München; † 30. Juni 1934 in München-Stadelheim) war ein deutscher Politiker (NSDAP) und SA-Führer.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Heines wurde als unehelicher Sohn der Dienstmagd Helene Martha Heines geboren.[1] Sein Vater war der aus einer Hamburger Kaufmannsfamilie stammende Oberleutnant Edmund von Parish, in dessen Dienst die Mutter als Kindermädchen stand. Der Großvater mütterlicherseits war Johann Baptist Heines, ein Mechaniker aus Esslingen. Heines jüngerer Bruder war der spätere NSDAP-Politiker Oskar Heines, der, wie auch die Schwester Martha, ebenfalls aus der außerehelichen Verbindung der Mutter mit von Parish stammte. Heines Halbschwester war die Kostümbildnerin Hermine von Parish (1907–1998). Nach dem Besuch eines Gymnasiums und eines Realgymnasiums, an dem er 1915 das Abitur ablegte, nahm Heines ab 1915 am Ersten Weltkrieg teil.

Freikorps und Kapp-Putsch

Nach Kriegsende schloss sich Heines dem Freikorps Roßbach an und war mit diesem Freikorps 1919 an Kämpfen im Baltikum und dann anschließend im März 1920 am Kapp-Putsch beteiligt. Zwei Monate zuvor hatte Gerhard Roßbach den Berliner Tiergarten-Club übernommen, in dem Heines die Rolle des Geschäftsführers übernahm.[2] Während des Putsches wurde der Club zum befestigten Hauptquartier der Roßbach-Truppe umfunktioniert. Nach dem Scheitern des Putsches tauchten die Angehörigen des Freikorps insbesondere in Mecklenburg und Pommern unter. Heines übernahm die Aufsicht über Mitglieder, die auf drei Gütern im Landkreis Greifenhagen in Pommern untergebracht waren. Im Juli 1920 war Heines an dem Fememord an Willi Schmidt beteiligt.[3] Schmidt, ein 20-jähriger Landarbeiter, wollte angeblich Waffenverstecke des getarnt untergebrachten Freikorps verraten.

Eintritt in die NSDAP und SA

Heines flüchtete nach München und übernahm dort 1922 die Führung der Ortsgruppe des Freikorps Roßbach. Im Dezember 1922 trat die gesamte Ortsgruppe zur SA über; Heines übernahm die Führung des Zweiten Bataillons im Münchner SA-Regiment und wurde zudem Mitglied der NSDAP. Wegen seiner Teilnahme am Putschversuch Hitlers im November 1923 wurde Heines 1924 zu 15 Monaten Festungshaft verurteilt. Zusammen mit Hitler in Landsberg inhaftiert, wurde Heines im September 1924 vorzeitig entlassen. Zu diesem Zeitpunkt waren SA und NSDAP verboten; Heines übernahm die Führung des Zweiten Bataillons des Münchner Frontbann-Regiments, einer Ersatzorganisation der SA.

Nach der Wiederzulassung der NSDAP 1925 trat Heines der Partei ebenso wie der SA erneut bei. In der SA hatte er 1926 den Rang eines Standartenführers erreicht und trat für die NSDAP als Reichsredner auf. Von 1925 bis August 1926 war Heines Bundesleiter des Wehrjugendverbandes Schill und leitete den Sportversand Schill. Die Schilljugend fungierte als Jugendorganisation der NSDAP, seitdem Hitler Heines am 6. Mai 1925 die Zuständigkeit für die Jugendangelegenheiten der Partei übertragen hatte.[4] Am 31. Mai 1927 wurde Heines als Anführer einer Rebellion der Münchner SA aus der NSDAP und der SA ausgeschlossen. Aus Sicht der SA war die Partei zu gemäßigt und zu bürokratisch.[5] Nach Meinung des sozialdemokratischen Vorwärts war Heines „eine der übelsten Erscheinungen in der Münchener Hitlerzeit“.[6]

Stettiner Fememordprozess

Edmund Heines mit Heinrich Himmler, Franz von Epp und Ernst Röhm.

Der Mord an Willi Schmidt wurde 1927 durch einen Erpressungsversuch bekannt. Verteidigt von Rüdiger von der Goltz, war Heines der Hauptangeklagte im Stettiner Fememordprozess im April und Mai 1928. Nach einem Bericht der Vossischen Zeitung vom Prozessbeginn zeigte die Anklagebank

„das nun schon typische Bild derartiger Prozesse. Ein Häuflein junger Leute mit dem stieren Blick unselbständig denkender Menschen und ein oder zwei intelligente Führer. Das ist diesmal Leutnant a.D. stud. jur. Heines, ein kaum Erwachsener trotz seiner dreißig Jahre, dessen Leben sich zwischen Schulbank, Krieg und Kriegsspiel abgerollt hat, der noch bis zu seiner Verhaftung mit einer Singspielschar nach Jungenart durch das Land zog und sich selbst mit traurigem Stolz den ‚Typ des deutschen Landsknechts der Jetztzeit‘ nennt […]“.[7]

Heines Aussagen und die seiner Mitangeklagten waren widersprüchlich; nach Heines Angaben war Schmidt bei einem Fluchtversuch erschossen worden. Die Anklage forderte wegen Mordes die Todesstrafe für Heines; das Urteil des Stettiner Gerichts lautete auf 15 Jahre Zuchthaus wegen Totschlag. Heines habe durchaus einen Mordplan gehabt, es sei jedoch nicht ausgeschlossen, dass ihm Zweifel gekommen seien und er Schmidt im Affekt erschossen habe, so die Urteilsbegründung. Heines Verurteilung fiel in die Zeit einer Kampagne für die Freilassung der Fememörder; so verwies der NSDAP-Abgeordnete Wilhelm Frick am 15. Juni 1928 in einer Reichstagsrede auf Heines und nannte die Fememordprozesse den „Ausfluß eines infernalischen jüdischen Hasses gegen den Frontgeist, gegen den Geist des nationalen Widerstandes.“[8]

Wegen eines Verfahrensfehlers wurde der Prozess gegen Heines im Februar und März 1929 neu aufgerollt. Verteidigt von Friedrich Grimm wurde Heines nun zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt. In der Urteilsbegründung hieß es, Heines sei „von der vaterländischen Wichtigkeit seiner Aufgabe durchdrungen“[9] gewesen, gegen den drohenden Verrat von Waffenlagern habe es nur das unzureichende Mittel der Umlagerung gegeben; zudem seien die Ruhe und Sicherheit im Kreis Greifenhagen stark gefährdet gewesen. Am 14. Mai 1929 wurde Heines auf Beschluss des Stettiner Gerichts gegen eine Kaution von 5.000 Reichsmark aus der Haft entlassen.

Aufstieg in der NSDAP und SA

In Freiheit trat Heines − angekündigt als „Femerichter“ − bei Veranstaltungen für die sogenannten Femegefangenen auf. Wegen seiner Vorstrafe weigerte sich die Universität München zunächst, Heines als Jurastudenten aufzunehmen. Das Berliner Tageblatt nannte es „löblich“, „daß sich Herr Heines über die Elementarbegriffe des Rechts informieren will“,[10] hielt die Münchner Universität jedoch nicht für den geeigneten Ort.

Noch 1929 wieder in NSDAP und SA aufgenommen, führte Heines die SA-Standarte München-Land, war 1930 NSDAP-Ortsgruppenleiter in München-Haidhausen und zudem Adjutant des Gauleiters Adolf Wagner. Bei der Wahl im September 1930 kandidierte er auf dem Reichswahlvorschlag der NSDAP und erhielt ein Mandat im Reichstag. Am 12. Mai 1932 war Heines an einem tätlichen Angriff auf den Journalisten Helmuth Klotz im Restaurant des Reichstages beteiligt.[11] Klotz war von der NSDAP zur SPD übergetreten und hatte im März 1932 Briefe Ernst Röhms veröffentlicht, die dessen Homosexualität thematisierten.[12] Heines wurde zusammen mit drei weiteren NSDAP-Abgeordneten für 30 Tage aus dem Parlament ausgeschlossen; die Sitzung musste abgebrochen werden, da sich die Ausgeschlossenen weigerten, das Plenum zu verlassen. Das Sitzungsprotokoll verzeichnet bei der Nennung von Heines Namen „erregte Zurufe links: Der Fememörder!“[13] Am 14. Mai wurde Heines wie auch die NSDAP-Abgeordneten Wilhelm Ferdinand Stegmann und Fritz Weitzel vom Schnellschöffengericht Berlin-Mitte zu drei Monaten Gefängnis wegen gemeinschaftlicher Körperverletzung und tätlicher Beleidigung verurteilt.

Weitere Funktionen innerhalb der SA und NSDAP übte Heines nur kurzzeitig aus: So war er vorübergehend stellvertretender Gauleiter des Gaues Oberpfalz, fungierte als Referent für das Nachrichtenwesen und die Presse bei der Obersten SA-Führung (OSAF) und führte im April und Mai 1931 während der Niederschlagung der Stennes-Revolte SA-Einheiten in Berlin. Im Mai 1931 zum Stellvertreter des SA-Stabschefs Ernst Röhm ernannt, wechselte Heines zum 31. Juli 1931 nach Schlesien und übernahm die Führung der dortigen SA-Gruppe.

NS-Zeit und Tod

Edmund Heines (rechts) und Ernst Röhm während einer Veranstaltung im Jahre 1933.

Nach der nationalsozialistischen „Machtergreifung“ im Frühjahr 1933 wurde Heines zunächst zum Stellvertreter des schlesischen Gauleiters Helmuth Brückner ernannt. Am 11. Juli 1933, bekam er den Ehrenrang eines Preußischen Staatsrates verliehen. In der SA wurde Heines zu dieser Zeit von Röhm zum Obergruppenführer befördert und mit der Führung der SA-Obergruppe VIII (Schlesien) beauftragt.

Heines war in seiner Funktion als Polizeipräsident von Breslau, die er seit dem 26. März 1933 ausübte, maßgeblich verantwortlich für die Errichtung des Konzentrationslagers Dürrgoy, das auch als Heines „Privatlager“[14] bezeichnet wurde. Unter den Gefangenen in Dürrgoy war auch der vormalige sozialdemokratische Reichstagspräsident Paul Löbe, der im August 1933 ohne Kenntnis der Berliner Gestapo von einem Kommando der Breslauer SA entführt worden war. Als Motiv für die Entführung gelten „persönliche Rachegelüste“ Heines, der von Löbe 1932 nach den Tätlichkeiten im Reichstag aus dem Parlament ausgeschlossen worden war.[15]

Am 30. Juni 1934 wurde Heines im Zuge der unter der Propagandabezeichnung „Röhm-Putsch“ bekannt gewordenen politischen Säuberungswelle der Nationalsozialisten vom Frühsommer 1934 verhaftet und erschossen: Heines hatte sich am 2. Juni 1934 zu einer von Hitler für den 30. Juni anberaumten SA-Führertagung im bayerischen Kurort Bad Wiessee eingefunden, wo er wie Röhm in der Pension Hanselbauer abstieg. Die Einladung erwies sich jedoch als Teil einer Finte, um die SA-Führer politisch unschädlich zu machen: Die erwartete Besprechung kam nicht zustande, stattdessen erschien in den frühen Morgenstunden des 30. Juni ein Rollkommando unter Führung Hitlers in Bad Wiessee, das Heines und Röhm und ihre Begleiter im Schlaf überraschte und unter dem Vorwurf, einen Staatsstreich gegen Hitler geplant zu haben, verhaftete. Die Gefangenen wurden ins Gefängnis Stadelheim gebracht. Heines war neben Hans Hayn, Hans Peter von Heydebreck, Wilhelm Schmid, August Schneidhuber und Hans Erwin von Spreti-Weilbach einer von sechs Stadelheim-Häftlingen, die noch am selben Tag auf Anweisung Hitlers von einem von Sepp Dietrich zusammengestellten Exekutionskommando erschossen wurden. Heines jüngerer Bruder Oskar, auch er Mitglied der SA, wurde zwei Tage später, ebenfalls unter dem Vorwurf in Putschpläne der SA verwickelt gewesen zu sein, erschossen.

Heines Verteidiger Friedrich Grimm hatte am 16. Mai 1933 den damaligen Staatssekretär Roland Freisler aufgefordert, Heines und andere ehemalige Fememörder für ihre Taten zu entschädigen, nachdem Freisler diese öffentlich zu „Helden der Nation“ erklärt hatte.[16] Im Nachlass Grimms ist folgende Charakterisierung Heines enthalten:

„Heines […] hatte den Anschluss an das bürgerliche Leben verpasst […], ein unausgeglichener Mensch, voll Sturm und Drang, ein Kindskopf […]. Er war eine ausgesprochene Landsknechtnatur, für das normale Leben verdorben. Sein Hass gegen die politischen Gegner kannte keine Grenzen.“[17]

Persönlichkeit

Edmund Heines (1930).

Heines war zu seinen Lebzeiten eine der am meisten gefürchteten und gehassten Figuren der nationalsozialistischen Führungsriege. In weiten Kreisen der Bevölkerung war er aufgrund seiner Brutalität und Skrupellosigkeit wie auch für seinen ausufernden Sadismus berüchtigt.[18] Die Charakterurteile über ihn fallen in ihrer überwältigenden Mehrheit vernichtend aus: Ein Gericht, das Heines in den 1920er Jahren wegen einer Gewalttat zu einer dreimonatigen Haftstrafe verurteilte, hielt ihm bei der Urteilsverkündung vor, ein zu Roheitsdelikten und asozialer Einstellung neigender Mensch zu sein.[19] Der Hitler-Biograf Konrad Heiden sah in Heines ein „Scheusal“,[20] Fritz Stern, der seine Kindheit in „Heines’ Breslau“ verbrachte, erinnerte sich an den Polizeichef als einen „verabscheuungswürdigen Mann“ und der britische Journalist Sefton Delmer berichtete, dass ihn schon bei seiner ersten Begegnung mit Heines das Gefühl beschlichen habe, einem „Killer“ gegenüberzustehen.[21] Der Brite Stephen Henry Roberts schrieb wiederum: „Für Edmund Heines gibt es eine Erklärung. Mörder, Schmarotzer, Sadist und Homosexueller – nie gab es einen perverseren Burschen.“[22] Für den Karikaturisten Emery Kelen war Heines schlicht einer „jener falschkonstruierten Halbmenschen, die eine gute Welt zerstörten“.[23]

Delmer zufolge soll Heines vor 1933 als „oberster Vollstrecker der geheimen Mordabteilung der schwarzen Reichswehr“ mindestens achtzehn Menschen getötet haben.[24] Das Regime, das Heines als SA-Oberführer von Schlesien und Polizeipräsident von Breslau in der Zeit vom Frühjahr 1933 bis zum Sommer 1934 in dieser Provinz führte, galt selbst gemessen an der mit der nationalsozialistischen „Machtergreifung“ allgemein einsetzenden Willkür und Rechtlosigkeit als äußerst grausam und brutal: Das kommunistische Weißbuch über die Erschießungen vom 30. Juni 1934 verpasste ihm in diesem Sinne den Spitznamen der „blutige Herr von Breslau“. Stern erinnerte sich noch Jahrzehnte später, dass man Heines Tod in Breslau als Erlösung empfunden habe: „Wir freuten uns über seinen Tod“.[25] Obwohl er in der Öffentlichkeit als Mörder und Rabauke verschrien war, versuchte Heines, der seine Opfer bevorzugt ins Gesicht geschossen haben soll, öffentlich Kapital aus seinen Taten zu schlagen: Im Reichstagswahlkampf 1932 ließ er beispielsweise Werbeplakate für seine Wahlreden mit dem Hinweis bedrucken „Der Fememörder Heines wird sprechen“.

Während Hitler eine persönliche Abneigung gegen Heines gehegt zu haben scheint, sah Ernst Röhm ihn als einen seiner engsten persönlichen Freunde an, dem er in unerschütterlicher Treue verbunden war und auch in den Tagebüchern von Goebbels klingt immer wieder eine gewisse Sympathie für Heines durch.

Sehr häufig wurde von den Zeitgenossen und der Nachwelt auch das äußere Erscheinungsbild von Heines kommentiert: Heines war ungewöhnlich groß und kräftig gebaut. Kaum ein Zeugnis versäumt es, seine imposante Statur hervorzuheben, die meist mit Worten wie gewaltig oder hünenhaft versehen wird. Delmer fiel Heines bereits bei ihrem ersten Zusammentreffen als Mann mit „niedriger Stirn, hellem Kraushaar, knallblauen Augen und vollen kirschroten Lippen“ auf. Der Historiker William Shirer fasste diese kontrastiven Merkmale zu dem Profil zusammen, Heines sei ein Mann mit dem „zarten Gesicht eines Mädchens und dem Körper eines Möbelpackers“[26] Die Reichstagsabgeordnete der SPD Toni Sender attestierte Heines die „verhärteten, rauhen Züge eines Killers“.[27]

Homosexualität

Außer wegen seiner Brutalität und Grausamkeit geriet Heines auch aufgrund seiner Homosexualität in die Schlagzeilen: Noch vor der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten hatte die sozialdemokratische Zeitung Münchener Post im April 1931 unter der Schlagzeile „Stammtisch 175“ über Röhm und seinen homosexuellen Freundeskreis in der SA berichtet und dabei auch Heines Namen genannt.[28] Nach der nationalsozialistischen „Machtergreifung“ hatte Himmler als Reichsführer der SS im Juli 1933 einen Informanten beauftragt, Erkundungen „über die als katastrophal geschilderten Ausschreitungen“[29] von Heines, dessen Adjutanten Hans Schmidt sowie die sexuelle Orientierung des schlesischen Gauleiters Helmuth Brückner einzuholen. Die von Himmler gesammelten Informationen trugen mit zu den Exekutionslisten bei, anhand derer beim „Röhm-Putsch“ vorgegangen wurde.

Für besonders nachhaltiges Aufsehen sorgte die nach der Niederschlagung des angeblichen „Röhm-Putsches“ von der Reichspressestelle der NSDAP verbreitete Meldung, dass das Verhaftungskommando, das Heines am 30. Juni festsetzte, ihn in seinem Zimmer in der Pension Hanselbauer gemeinsam mit einem „Lustknaben“ angetroffen habe, mit dem er ein Bett geteilt habe.[30] Trotz der offensichtlichen Diffamierungs- und Rechtfertigungsabsicht dieser Meldung, wird ihre Richtigkeit im Kern durch mehrere Quellen bestätigt: So notierten Joseph Goebbels und Alfred Rosenberg die kompromittierenden Umstände, unter denen Heines bei seiner Verhaftung angetroffen wurde, in ihren Tagebüchern. Rosenberg schrieb am 7. Juli 1934:

„Im Nebenzimmer war Heines in homosexueller Betätigung. ›Das alles wollen Führer in Deutschland sein‹, sagte der Führer gequält. Heines führte eine Heulszene auf: ›Mein Führer, ich habe dem Jungen nichts getan.‹ Und der Lustknabe küßt vor Angst und Wehe seinen Liebling auf die Backe. Amann erzählt: Nie habe der Führer sich an einem Menschen vergriffen, jetzt aber hätte er den Lustknaben gepackt und voller Ekel an die Wand geschmissen. Im Korridor kommt dem Führer eine hagere Gestalt entgegen mit rot geschminkten Wangen. ›Wer sind Sie?‹ – ›Der Zivildiener des Stabchefs‹. Da packt den Führer eine Wut ohne gleichen, auf solche Weise seine S.A. beschmutzt zu sehen, er befiehlt die Lustknaben u.[nd] sonders in den Keller zu packen u.[nd] zu erschießen.“[31]

Veröffentlichungen

  • Schlesisches SA-Liederbuch, Breslau 1932
  • Hrsg., Luftschutz. Die deutsche Schicksalsfrage, Stuttgart 1934

Einzelnachweise

  1. Vormundschaftsakten im Staatsarchiv München: Edmund Heines, AG München IA, VV 1904/592.
  2. Bernhard Sauer: Schwarze Reichswehr und Fememorde. Eine Milieustudie zum Rechtsradikalismus in der Weimarer Republik. Metropol-Verlag, Berlin 2004, ISBN 3-936411-06-9, S. 31f. Siehe auch Martin Schuster: Die SA in der nationalsozialistischen »Machtergreifung« in Berlin und Brandenburg 1926−1934. Dissertation TU Berlin 2005, S. 21.
  3. Irmela Nagel: Fememorde und Fememordprozesse in der Weimarer Republik. Böhlau Verlag, Köln 1991, ISBN 3-412-06290-1,S. 57f. Siehe auch Sauer, Reichswehr, S. 37f.
  4. Tessa Sauerwein: Schilljugend, 1924-1933. In: Historisches Lexikon Bayerns. (Stand 29. Mai 2008)
  5. Paul Hoser: Sturmabteilung (SA), 1921-1923, 1925-1945. In: Historisches Lexikon Bayerns. (Stand 30. April 2008)
  6. Vorwärts Nr. 39 vom 21. Januar 1928, zitiert bei Nagel, Fememorde; S. 245.
  7. Vossische Zeitung Nr. 181 vom 17. April 1928, zitiert bei Nagel, Fememorde, S. 248. Ebenda S. 244-257 zum ersten Stettiner Prozess.
  8. Protokoll der Reichstagssitzung bei der Bayerischen Staatsbibliothek, siehe auch Nagel, Fememorde, S. 342.
  9. zitiert nach Nagel, Fememorde, S. 277.
  10. Berliner Tageblatt vom 10. Juli 1929, zitiert nach Nagel, Fememorde, S. 348.
  11. Herbert Linder: Von der NSDAP zur SPD. Der politische Lebensweg des Dr. Hemuth Klotz (1894-1943). (= Karlsruher Beiträge zur Geschichte des Nationalsozialismus. Band 3) Universitätsverlag Konstanz, Konstanz 1995, ISBN 3-87940-607-3, S. 174ff. Mitteilung in der Reichstagssitzung durch Reichstagspräsident Paul Löbe, siehe Protokoll der Reichstagssitzung vom 12. Mai 1932
  12. Burkhard Jellonnek: Homosexuelle unter dem Hakenkreuz. Die Verfolgung von Homosexuellen im Dritten Reich. Schöningh, Paderborn 1990, ISBN 3-506-77482-4, S. 67, Linder, NSDAP, S. 168ff.
  13. Protokoll der Reichstagssitzung vom 12. Mai 1932
  14. Andrea Rudorff: Breslau-Dürrgoy. In: Wolfgang Benz, Barbara Distel: Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager. (Band 2: Frühe Lager, Dachau Emslandlager.) C.H.Beck, München 2005, ISBN 3-406-52962-3, S. 83–86, hier S. 84.
  15. Andrea Rudorff: Breslau-Dürrgoy, S. 85.
  16. Sauer, Reichswehr, S. 283.
  17. Unterlagen in Grimms Nachlass im Bundesarchiv, zitiert bei Sauer, Reichswehr, S. 27.
  18. Den Sadismus schrieben ihm beispielsweise zu Walter Tausk: Breslauer Tagebuch. 1933-1940, S. 83 („der Sadist Edmund Heines“); Delmer („sadist pretty boy face“).
  19. Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, Band 50, 2001, S. 13.
  20. Konrad Heiden: Hitler, S. 376.
  21. Sefton Delmer: Die Deutschen und Ich, 1963, S. 110.
  22. 'Stephen Henry Roberts: Das Haus, das Hitler baute' 1938, S. 162.
  23. Emery Kelen: Alle maine Köpfe: Begegnungen mit den Grossen und Kleinen unserer Zeit, 1965, S. 132.
  24. Delmer: Die Deutschen und Ich, S. 110.
  25. Fritz Stern: Für Deutschland und ein Leben, S. 138.
  26. William L. Shirer: The Rise and Fall of the Third Reich, 1990, S. 221. Frank Rector: The Nazi Extermination of Homosexuals, 1981, S. 89 spricht ganz ähnlich von einem mädchenhaften Gesicht auf dem Körper eines Lastwagenfahrers („distinguished by a girlish face on the body of a truck driver“), Und fügt hinzu, dass er elegant, geschmeidig und tadellos gepflegt gewesen sei („elegant, suave, and impeccably groomed killer“).
  27. Toni Sender: The Autobiography of a German Rebel, 1939, S. 277(„hardened, brutish features of a killer“).
  28. Münchener Post vom 14. April 1931 (Nr. 85), auszugsweise zitiert bei Jellonnek, Homosexuelle, S. 62.
  29. Jellonnek, Homosexuelle, S. 96.
  30. „Eine Erklärung der Reichspressestelle der NSDAP“, nachgedruckt in der Sondernummer des Völkischen Beobachters vom 1. Juli 1934, Seite 1. Zitiert nach Burkhard Jellonnek: Homosexuelle, S. 97.
  31. Hans-Günther Seraphim (Hrsg.): Das politische Tagebuch Alfred Rosenbergs. 1934/35 und 1939/40. Dokumentation. München 1964, S. 45.)

Literatur

  • Joachim Lilla (Bearb.): Die Stellvertretenden Gauleiter und die Vertretung der Gauleiter der NSDAP im „Dritten Reich“. (= Materialien aus dem Bundesarchiv. Heft 13) Koblenz 2003, ISBN 3-86509-020-6.

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