Eduard Rupprecht

Eduard Rupprecht

Gottlieb Friedrich Eduard Rupprecht (* 2. März 1837 in Azendorf in Oberfranken; † 2. Juli 1907 in Sausenhofen in Mittelfranken, heute zur Gemeinde Dittenheim gehörig) war ein deutscher lutherischer Pfarrer, der sich mit der Abfassung apologetischer theologischer Schriften einen Namen machte.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Nach dem Studium in Erlangen, wo ihn besonders die Theologieprofessoren Franz Delitzsch, Theodosius Harnack und Johann Christian Konrad von Hofmann prägten, arbeitete Rupprecht als Vikar in Fürth und war im Anschluss daran wegen eines diagnostizierten Nervenleidens für mehrere Jahre arbeitsunfähig. Diesem „Ofen großer Trübsal“ - wie er es nannte - entstieg er als ein entschieden konservativer Theologe, der in Glaubenszweifel und Skepsis die Ursache seiner psychischen Erkrankung erblickte. Der nur wenig belastbare Rupprecht verbrachte sein weiteres Leben als Dorfpfarrer in Wallesau bei Roth und in Sausenhofen, entwickelte aber seit Beginn der 1890er Jahre eine erstaunliche literarische Tätigkeit, die ihn überregional bekannt machte. Dieses Engagements wegen wurde er von der lutherischen Fakultät der Capital University in Columbus (Ohio) mit der Ehrendoktorwürde ausgezeichnet und von seiner eigenen bayerischen Landeskirche zum Kirchenrat ernannt. In dem bedeutenden Lexikon Religion in Geschichte und Gegenwart fand sich in der ersten und zweiten Auflage ein biographischer Eintrag zu Rupprecht. Mit seiner Mitgliedschaft im 1894 gegründeten Bibelbund vernetzte sich Rupprecht mit gleichgesinnten konservativen Theologen und Pfarrern.

Werk

Glaubenszweifel und Skepsis zu bekämpfen war die Maxime von Rupprechts literarischer Wirksamkeit. Seine teilweise im Verlag C. Bertelsmann erschienenen Schriften waren Versuche, die Bibelkritik, wie sie von der Wellhausen-Schule und von Adolf von Harnack betrieben wurde, zu widerlegen (letzteren kannte er noch als den kleinen Jungen im Hause seines Erlanger Professors Theodosius Harnack). Rupprechts Angriffe auf den historisch-kritischen Umgang mit der Bibel wurden in der Pfarrerschaft gerne rezipiert, aber in akademischen Kreisen kaum ernst genommen. Erst später zeigte sich, dass Rupprecht viele Kritikpunkte vorweggenommen hatte, die im 20. Jahrhundert selbst von angesehenen Theologen gegen Wellhausen und Harnack vorgebracht wurden.

Monographien:

  • Was ist Wahrheit? Oder: Populäre Streifzüge gegen den Unglauben unserer Zeit für aufrichtige Seelen aus allem Volk, Nürnberg Bd. I 1875 / Bd. II/1 1876 / Bd. II/2 1877.
  • Die Anschauung der kritischen Schule Wellhausens vom Pentateuch. Ihr Wert und der Weg zur Selbstbehauptung der Kirche ihr gegenüber – Ein wissenschaftlich begründetes Glaubenszeugnis an die Gegenwart, insonderheit unsere junge theologische Generation, Erlangen / Leipzig 1893.
  • Das Ende dieses Weltlaufes. Zur Einführung in die Neutestamentliche Weissagung den Freunden des prophetischen Wortes in der Gemeind dargeboten, München 1894.
  • Der Pseudodaniel und Pseudojesaja der modernen Kritik vor dem Forum des christlichen Glaubens, der Moral und der Wissenschaft: Ein Glaubenszeugnis zur Selbstbehauptung der Kirche gegenüber der Zweifelsucht auf dem Boden des A. Testaments, Erlangen / Leipzig 1894.
  • Das Rätsel des Fünfbuches Mose und seine falsche Lösung. Eine Reihe kritischer Einzeluntersuchungen und Zeugnisse – Ein Beitrag zur Lösung einer brennenden biblischen Zeitfrage mit eingehender Berücksichtigung der Quellenscheidung von Dr. Strack, Gütersloh 1894.
  • Geheimrat Prof. Dr. v. Frank. Ein Wort dankbarer Erinnerung für seine Schüler und Verehrer, 1894 (Nachruf).
  • Des Rätsels Lösung oder Beiträge zur richtigen Lösung des Pentateuchrätsels für den christlichen Glauben und die Wissenschaft, Gütersloh Bd. I 1895, Bd. II/1 1896, Bd. II/2 1897.
  • Licht im Dunkel. Skizzen aus dem Leben eines süddeutschen Theologen in Novellenform, Cottbus 1897 (unter dem Pseudonym Ed[mund]. Timotheus).
  • Die Kritik nach ihrem Recht und Unrecht: Eine principielle Beleuchtung der kritischen Methode mit Illustrationen aus der deutschen Kritik und Dr. Drivers „Einleitung“, Gütersloh 1897.
  • Erklärte Deutsche Volksbibel in gemeinverständlicher Auslegung und Anwendung mit apologetischer Tendenz, hg. von E. Rupprecht unter Mitwirkung von Karl Buchrucker, Karl Burger u.a., Hannover 1897, 3. Aufl. 1913.
  • Wissenschaftliches Handbuch der Einleitung in das Alte Testament, Gütersloh 1898.
  • Was ist Sterben? Zwei Vorträge über den Tod des Christen, Neuendettelsau 1900.
  • Das Christentum von D. Ad. Harnack nach dessen sechzehn Vorlesungen. Eine Untersuchung und ein Erfahrungszeugnis an die Kirche der Gegenwart aller Konfessionen, Gütersloh 1901.
  • Menschengedanken und Gottesgedanken. Kritische Zeitbetrachtungen als Zeugnis an die evangelisch-lutherische Kirche der Gegenwart, Neuendettelsau 1901.

Familie

Zu den Nachkommen Rupprechts lassen sich auch noch drei weitere kirchlich interessante Persönlichkeiten rechnen. Sein Sohn Johannes Rupprecht wurde durch seine Forschungen über den bayerischen Oberkonsistorialpräsidenten Hermann Bezzel bekannt. Der Enkel Eduard Putz (1907–1990), unter Landesbischof Hans Meiser zunächst theologischer Mitarbeiter im Landeskirchenamt München, dann Dekan in Erlangen, ist heute vor allem wegen seiner Rolle im Kirchenkampf umstritten.[1] Ein weiterer Enkel, Dr. Walter Rupprecht (1918–2007), wirkte als Dozent an der Augustana-Hochschule Neuendettelsau und als Kreisdekan in Augsburg.

Literatur

  • Gerhard Gronauer, 'Schwert heraus! Dreingehauen!' Das Leben Eduard Rupprechts (1837–1907) und sein Kampf um die Heilige Schrift. In: Zeitschrift für bayerische Kirchengeschichte 70 (2001), 162-179.
  • Stephan Holthaus, Fundamentalismus in Deutschland. Der Kampf um die Bibel im Protestantismus des 19. und 20. Jahrhunderts, Bonn 1993 (Biblia et Symbiotica 1).
  • Thomas Hübner, Adolf von Harnacks Vorlesungen über das Wesen des Christentums unter besonderer Berücksichtigung der Methodenfragen als sachgemäßer Zugang zu ihrer Christologie und Wirkungsgeschichte, Frankfurt am Main 1994 (EHS.T 493).
  • Gerhard Gronauer: Rupprecht, Eduard. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 19, Nordhausen 2001, ISBN 3-88309-089-1, Sp. 1173–1183.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Vgl. dazu den Artikel von Carsten Nicolaisen Sonntagsblatt

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