Eduard V.

Eduard V.
Eduard V.
Eduard V. und sein Bruder als Gefangene im Tower, Gemälde von Paul Delaroche

Eduard V. (* 2. oder 4. November 1470; † verm. 1483) war der älteste Sohn des englischen Königs Eduard IV. und von dessen Gemahlin Elizabeth Woodville sowie der Bruder von Elizabeth of York, der späteren Frau Heinrichs VII.

Leben

Bereits 1471 ernannte sein Vater Eduard zum sechsten Prinzen von Wales, dem englischen Thronfolger, und ließ diese Entscheidung vom Parlament anerkennen. De jure bekam der junge Prinz 1475 beim Aufbruch seines Vaters zu einem Feldzug nach Frankreich die volle Herrschaftsgewalt über England verliehen. De facto nahm ein Berater- und Vormundschaftsstab diese Aufgabe wahr.

Bevor Eduard IV. überraschend nach kurzer Krankheit am 9. April 1483 starb, hatte er die Vormundschaft für Eduard sowie für dessen jüngeren Bruder Richard of Shrewsbury seinem eigenen Bruder, dem späteren König Richard III. samt der Regentschaft für den 12-jährigen übertragen. Die mächtige Familie der Königinwitwe versuchte aber ihrerseits, die Kontrolle über das Reich zu gewinnen und bemächtigte sich des Staatsschatzes und der Flotte. Der Onkel des neuen Königs verbündete sich mit zwei einflussreichen Mitgliedern des Thronrates, William Hastings, 1. Baron Hastings, und Henry Stafford, dem Herzog von Buckingham, und opponierte gegen die faktische Machtübernahme der Woodville-Familie. Am 30. April 1483 kam es bei Stony Stratford zu einem entscheidenden Aufeinandertreffen Richards und Buckinghams mit dem jungen König, der von einer starken Leibgarde unter der Führung eines Onkels des Königs mütterlicherseits, Anthony Woodville, 2. Earl Rivers, begleitet wurde. Nach einem ersten Abtasten wurde plötzlich Rivers auf Geheiß Richards verhaftet, da Rivers Richards Beziehung zum jungen König untergraben habe. Nun erläuterte Richard seinem Neffen den Verstoß von dessen Mutter gegen den letzten Willen des verstorbenen Königs. Anschließend begab sich Eduard V. in die Obhut seines Onkels, wobei nicht klar ist, wie viel Einfluss er wirklich auf diese Entscheidung hatte, da gleichzeitig auch noch ein Halbbruder des Königs und Neffe Rivers', Richard Grey, ebenfalls aus seinem Gefolge, festgesetzt wurde.

Wenig später hatte Robert Stillington, der Bischof von Bath und Wells, in London zu verkünden begonnen, dass die Kinder von Elizabeth Woodville und Eduard IV. illegitim seien, weil der König sich zuvor mit Eleonore, der mittlerweile verstorbenen Tochter des Grafen von Shrewsbury, verlobt gehabt habe. Beweisen ließ sich dieser Vorwurf nicht, doch er verbreitete sich schnell in London. Die logische Schlussfolgerung war, dass Richard als legitimer Thronfolger gelten musste. Ob Richard den Anschuldigungen Stillingtons wirklich Glauben schenkte, oder ob er sie lediglich als günstige Gelegenheit betrachtete, den Thron zu usurpieren, lässt sich heute nicht mehr klären. Am 23. Juni vertrat Buckingham vor einer Adelsversammlung Richards Thronanspruch. Am 25. erklärte das Parlament Richard zum rechtmäßigen Thronfolger, und Eduard V. ging nun auch nach dem faktischen Verlust seines Königtums de jure des Titels verlustig. Das Parlament veröffentlichte einige Monate später das Dokument Titulus Regius, mit dem die Handlungen erläutert werden sollten.

Grabstätte von Edward V. in der Westminster Abbey

Eduard wurde gemeinsam mit seinem Bruder im Tower festgesetzt. Es gibt keine Zeugen, die die beiden Knaben nach 1483 gesehen haben, so dass allgemein davon ausgegangen wird, dass sie in diesem Jahr starben. Die Frage, ob sie an einer Krankheit zugrunde gingen oder ermordet wurden, gibt auch heute noch Anlass zu Nachforschungen und Spekulationen, wobei vier Personen eines möglichen Mordes am ehesten als verdächtig gelten. Sir James Tyrell war ein Gefolgsmann Richards III., der sich zu dieser Zeit im Auftrag des Königs im Tower aufhielt. Hier könnte also ein Auftragsmord vorliegen, um später eventuell lästige Kontrahenten für Richard III. in dessen Auftrag zu beseitigen. Ein gutes Motiv hat auch Buckingham, der jederzeit Zutritt zum Tower hatte und dem aufgrund seiner engen Verwandtschaft zu den Plantagenets ebenfalls Ambitionen auf den Thron nachgesagt wurden. Als vierter wird immer wieder, z.B. von P. Kendall, der spätere König Heinrich VII. Tudor genannt, der nach seinem Sieg über Richard III. 1485 in der Schlacht von Bosworth Field mögliche andere Thronprätendenten hätte beseitigen können. Während der Regierung Heinrichs VII. traten verschiedentlich Männer auf, die behaupteten, einer der Söhne Eduards IV. zu sein. Die Ansprüche konnten jedoch nie bewiesen werden und gefährdeten die Herrschaft des ersten Tudorkönigs nicht.

Siehe auch die Prinzen im Tower.

Weblinks

Vorgänger Amt Nachfolger
Eduard IV. König von England
1483
Richard III.
Lord von Irland
1483

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