Edwin Welte

Edwin Welte

Edwin Emil Welte (* 28. März 1876 in Freiburg im Breisgau; † 4. Januar 1958 in Freiburg im Breisgau) war Teilhaber und langjähriger Geschäftsführer des Herstellers von mechanischen Musikwerken M. Welte & Söhne und Miterfinder des Reproduktionklaviers Welte-Mignon. Von 1925 bis 1936 entwickelte er die Lichttonorgel bis zur Serienreife, eine der ersten elektronischen Orgeln.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Edwin Welte an der Welte-Lichttonorgel im November 1936 in der Berliner Philharmonie

Edwin Welte war der Sohn von Berthold Welte und der Enkel des berühmten Spieluhrenmachers Michael Welte. Er besuchte die Großherzogliche Realschule in Freiburg, die er mit dem Abitur abschloss.

1897 heiratete er die drei Jahre ältere Betty Dreyfuss (1873 Freiburg - 1955 Jefferson County (Kentucky)/Louisville (Kentucky), die Tochter von Samuel Dreyfuss und dessen Frau Fanny geb. Goldschmidt. Deren Bruder Bernhard wurde in den USA als Barney Dreyfuss -wie er sich in den USA nannte- eine Berühmtheit im Baseball. Die Verbindung zur Familie Dreyfuss war wohl nicht ganz unwichtig bei der späteren Vermarktung der Welte-Mignon-Instrumente in den USA.

1900 trat er zusammen mit seinem Schwager Karl Bockisch als Teilhaber in die Firma ein, die nun als GmbH firmierte.

1904 meldete er gemeinsam mit Karl Bockisch das Verfahren zur Herstellung der Reproduktionsklaviere als Deutsches Reichspatent 162.708 an. Dieses wurde unter dem Titel „Vorrichtung an mechanischen Tasteninstrumenten zur Abstufung des Tastenanschlages“ patentiert. Zahlreiche Patente weltweit folgten. In den USA hatte man allerdings langjährige Gerichtsverfahren zu durchstehen, da das Patent dort angefochten wurde. Erst 1911 wurde das Patent in den USA unanfechtbar und auch erteilt.

Dieses Patent war die Grundlage für das sehr erfolgreiche Reproduktionssystem für Klaviere Welte-Mignon, die ersten Instrumente wurden 1905 auf den Markt gebracht.

Mit diesem System war es möglich, das einmal eingespielte Spiel eines Pianisten inklusive der Anschlagsdynamik weitestgehend originalgetreu wiederzugeben. Dieses technische Wunderwerk war damals wie heute eine Sensation und erlaubt mit den wenigen gut erhaltenen Instrumenten eine authentische Wiedergabe dieser Aufnahmen.

1912 folgte in den USA die Gründung einer Aktiengesellschaft, der „M. Welte & Sons“., Inc." in New York City und der Aufbau einer Fabrikanlage in Poughkeepsie, N.Y.

1931 war die Firma Welte durch die Einführung neuer Technologien wie Schallplattenspieler, Rundfunk und Tonfilm in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten, der Absatz der teuren Instrumente war völlig zum Erliegen gekommen. Nur durch einen gerichtlichen Vergleich konnte der Konkurs abgewendet werden. Edwin Welte trat als Teilhaber und Geschäftsführer aus. Karl Bockisch führte die Firma zusammen mit seinem Sohn Karl Bockisch jr. (1899-1945) alleine weiter.

Seit 1925 hatte sich Edwin Welte weitgehend der Entwicklung der Lichttonorgel gewidmet, die er bis zur Serienreife brachte. Dies war eine mit rotierenden Tonscheiben vor einer Photozelle gesteuerte elektronische Orgel.

1936 wurde diese in der Berliner Philharmonie vorgestellt. Aber die Tatsache, dass er mit einer jüdischen Frau verheiratet war, brachte das Projekt zum Scheitern, da er von den Nationalsozialisten als politisch unzuverlässig eingestuft wurde. Alle Versuche, dem Projekt noch zum Erfolg zu verhelfen, scheiterten an der negativen Einschätzung der Nationalsozialisten.

Als nach dem Krieg der fast 70-jährige erneut versuchte, das Projekt wiederzubeleben, war die Entwicklung anderer elektronischer Orgeln, wie der Hammond-Orgel, soweit fortgeschritten, dass er inzwischen chancenlos geworden war.

Ehrungen

Literatur

  • Automatische Musikinstrumente aus Freiburg in die Welt - 100 Jahre Welte-Mignon: Augustinermuseum, Ausstellung vom 17. September 2005 bis 8. Januar 2006 / [Hrsg.: Augustinermuseum]. Mit Beitr. von Durward R. Center, Gerhard Dangel, ... [Red.: Gerhard Dangel]. Freiburg : Augustinermuseum, 2005.
  • Michael Gerhard Kaufmann: Orgel und Nationalsozialismus. Kleinbittersdorf 1997. ISBN 3-920670-36-1.
  • Peter Donhauser: Elektrische Klangmaschinen: Die Pionierzeit in Deutschland und Österreich. Wien: Böhlau Wien, 2007. ISBN 3-205-77593-7
  • Gerhard Dangel und Hans-W. Schmitz: Welte-Mignon Klavierrollen: Gesamtkatalog der europäischen Aufnahmen 1904 - 1932 für das Welte-Mignon Reproduktionspiano/Welte-Mignon piano rolls: complete library of the European recordings 1904 - 1932 for the Welte-Mignon reproducing piano. Stuttgart 2006. ISBN 3-00-017110-X.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Welte-Mignon-Reproduktionsklavier — Welte Mignon Kabinett, frühes Reproduktionsklavier ohne Klaviatur, gebaut 1905 etwa 1908 Das Welte Mignon Reproduktionsklavier war ein mechanisches automatisches Musikinstrument, das als erstes Musikinstrument überhaupt die weitgehend… …   Deutsch Wikipedia

  • Welte Mignon — Kabinett, frühes Reproduktionsklavier ohne Klaviatur, gebaut 1905 etwa 1908 Das Welte Mignon Reproduktionsklavier war ein mechanisches automatisches Musikinstrument, das als erstes Musikinstrument überhaupt die weitgehend authentische Wiedergabe… …   Deutsch Wikipedia

  • Welte-Mignon — Kabinett, frühes Reproduktionsklavier ohne Klaviatur, gebaut 1904 etwa 1908 Das Welte Mignon Reproduktionsklavier war der erste mechanische Musikautomat, der die weitgehend authentische Wiedergabe von Klavierstücken ermöglichte.… …   Deutsch Wikipedia

  • Welte — oder Welté ist der Nachname folgender Personen: Adalbert Welte (1902–1969), österreichischer Heimatdichter Albert Welte (1875–1955), österreichischer Politiker (CS, ÖVP); Vorarlberger Landtagsabgeordneter Benedikt Welte (1805–1885), katholischer… …   Deutsch Wikipedia

  • Welte-Mignon — The Orchestrion by M. Welte, of Vöhrenbach, In the Zollverein Department. The Illustrated London News, Sept. 20, 1862 .] M. Welte Sons, Freiburg and New York was a manufacturer of orchestrions, organs and reproducing pianos.From 1832 until 1932,… …   Wikipedia

  • Welte-Mignon — Piano reproductor Welte Mignon de 1927 El piano mecánico automático Welte Mignon fue el primer instrumento musical mecánico que hizo posible la reproducción auténtica de piezas musicales para piano, un piano reproductor. Contenido …   Wikipedia Español

  • Edwin Lemare — Edwin Henry Lemare (9 September 1866 24 September 1934)[1] was an English organist and composer who lived the latter part of his life in the United States. Contents …   Wikipedia

  • Edwin Lemare — Edwin Henry Lemare (* 9. September 1865 in Ventnor, Isle of Wight, England; † 24. September 1934 in Los Angeles, Kalifornien) war ein englischer Organist und Komponist. Er zählte um die Jahrhundertwende zu den berühmtesten Organisten des… …   Deutsch Wikipedia

  • Edwin Fischer — (* 6. Oktober 1886 in Basel; † 24. Januar 1960 in Zürich, Bürger von Weggis) war ein Schweizer Pianist, Dirigent und Musikpädagoge, der insbesondere durch seine Interpretationen von Bach und Beethoven bekannt wurde. Er war Schüler von Martin… …   Deutsch Wikipedia

  • M. Welte & Söhne — M. Welte Söhne war ein bekannter und bedeutender Hersteller von selbstspielenden mechanischen Musikinstrumenten. Die Firma wurde 1832 von Michael Welte (* 1807 in Vöhrenbach;† 1880 in Freiburg im Breisgau) in Vöhrenbach im Schwarzwald gegründet.… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”