Ein Mord erster Klasse

Ein Mord erster Klasse

Ein Mord erster Klasse (engl. Originaltitel: A Murder of Quality) ist die deutschsprachige Ausgabe des 1962 erschienenen zweiten Romans von John le Carré. Die deutsche Übersetzung von Hans Bütow erschien 1966.

Inhaltsverzeichnis

Inhalt: Der Fall Stella Rode

George Smiley wird von Ailsa Brimley, einer Kollegin aus Kriegszeiten, die inzwischen als Herausgeberin der Christlichen Stimme, einer kleinen Zeitschrift, fungiert, darum gebeten, einer Morddrohung am Elite-College Carne nachzugehen. Stella Rode, Ehefrau eines der Carne-Lehrer und langjährige Abonnentin der Christlichen Stimme, hatte in einem Brief an die Redaktion darauf hingewiesen, dass ihr Mann sie ermorden wolle. ("Ich bin nicht verrückt, und ich weiß, dass mein Mann versucht, mich zu töten.")[1]

Als Smiley mit Terence Fielding telefoniert, der rangältester Internatsleiter in Carne ist und kurz vor der Pensionierung steht, und mit dessen Bruder Smiley im Krieg beim Geheimdienst zusammengearbeitet hatte, erfährt er, dass Stella Rode bereits ermordet wurde. Er fährt nach Carne, es ist Winter, das Internat ist tief verschneit, und Smiley mietet sich im Hotel Sawley Arms ein. Er sucht zuerst Inspektor Rigby auf, der mit dem Fall Rode beauftragt ist und mit dem er sich sofort gut versteht. Rigby schildert die bis dahin bekannten Fakten - Tatort, Spuren, Mordwaffe - und die möglichen Vorgänge um den Mord im Haus der Rodes. Man verdächtigt die "verrückte Janie", eine skurrile Herumtreiberin, die in einer alten Kirche aus King Arthurs Zeiten lebt.

Smiley stellt bei Gesprächen mit anderen Lehrern sehr schnell fest, dass das Internat von Snobismus, Hochmut und sozialer Distinktion geprägt ist, und bekommt das bestätigt, was Rigby ihm im Vorfeld schon skizziert hatte: "Komischer Ort, Carne. Es besteht eine tiefe Kluft zwischen Bürgerrock und Gelehrtentalar, wie wir sagen; keine Seite kennt oder mag die andere." Alter Traditionsgeist und klassische Kirchenriten werden strikt aufrechterhalten, ein Teil des Lehrkörpers wehrt sich vehement gegen Neuerungen.

Es stellt sich heraus, dass Stella Rode, die aus einer alten aristokratischen Familie stammte, zu den unangepassten Außenseitern gehörte, eine Methodistenkirche, die Chapel-Gemeinde, besuchte und damit ihren Mann in große Schwierigkeiten brachte, was ihn tatsächlich zum zweiten Verdächtigen macht. Allerdings kommt im weiteren Verlauf auch zu Tage, dass sie intrigant und skrupellos die verschiedenen Parteien gegeneinander ausgespielt und ein eigenes soziales Spiel gespielt hatte.

Smiley entdeckt die blutbeschmierten Kleidungsstücke des Mörders in einer Kleidersammlung; dann wird plötzlich ein Schüler Fieldings tot aufgefunden, und alles deutet dabei ebenfalls auf Mord hin. Fielding verstrickt sich bei einem Gespräch, in dessen Verlauf er den Ehemann Stella Rodes als Mörder zu präsentieren versucht, in merkwürdige Widersprüche. Schließlich stellt sich heraus, dass Fielding von Stella Rodes mit einer alten Geschichte um eine Anklage wegen Homosexualität während des Krieges erpresst worden war und sie umbrachte.

Smiley

Obwohl George Smiley, der ehemalige Agent des britischen Secret Intelligence Service, auch in Le Carrés zweitem Roman die zentrale Rolle spielt, handelt es sich hier nicht um einen Spionage- sondern um einen Kriminalroman mit einem klassischen Whodunit. Smiley scheint sich im Ruhestand zu befinden, lebt in der Bywater Street im Londoner Stadtteil Chelsea und übernimmt in diesem Roman die Rolle eines Detektivs. Die Tatsache, dass seine geschiedene Ehefrau, die ihn wegen eines kubanischen Rennfahrers verlassen hatte, in Carne zur Schule ging, bringt ihm hier und da milden Spott ein.

Smiley wird im Laufe des Romans von zwei Parteien beschrieben: - von Ailsa Brimley: "Sie hatte ihn als den vergesslichsten Mann in Erinnerung, der ihr je begegnet war; kurz und plump, mit dicker Brille und sich lichtendem Haar, war er auf den ersten Blick der Prototyp eines erfolglosen Junggesellen mittleren Alters mit einer sitzenden Beschäftigung. Seine angeborene Schüchternheit in den meisten praktischen Angelegenheiten spiegelte sich in seiner Kleidung wider, die teuer und unzweckmäßig war, denn er war Wachs in den Händen seines Schneiders, der ihn ausraubte." - von Inspector Rigby bzw. dessen Mitarbeiter: "Sieht aus wie ein Frosch, zieht sich an wie ein Buchmacher und hat einen Verstand, für den ich meine Augen hergäbe ... Gedrungen und stämmig, runde Brille mit dicken Gläsern, die seine Augen vergrößerten. Und seine Kleider waren eigenartig. Teuer wohlgemerkt, das konnte man sehen. Aber seine Jacke schien zu drapieren, wo gar kein Platz für Drapierung war."

Verfilmung

  • 1991 A Murder of Quality (deutscher Titel: Der Mörder mit den Silberflügeln); englischer Fernsehfilm, produziert von Thames Television; Regie: Gavin Millar, mit Denholm Elliott als Smiley sowie Glenda Jackson, Billie Whitelaw, Joss Ackland, Moray Watson, David Threlfall und Christian Bale.

Ausgaben

Einzelnachweise

  1. alle Zitate aus: Ein Mord erster Klasse. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1969.

Literatur


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