Eine Leiche zum Dessert

Eine Leiche zum Dessert
Filmdaten
Deutscher Titel Eine Leiche zum Dessert
Originaltitel Murder by Death
Produktionsland USA
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 1976
Länge 95 Minuten
Altersfreigabe FSK ab 12
Stab
Regie Robert Moore
Drehbuch Neil Simon
Produktion Ray Stark
Musik Dave Grusin
Kamera David M. Walsh
Schnitt John F. Burnett
Besetzung

siehe Darstellerliste

Eine Leiche zum Dessert ist eine US-amerikanische Filmparodie aus dem Jahr 1976 mit Starbesetzung, die fünf berühmte Kriminalromanhelden und das sie umgebende Genre persifliert.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Der exzentrische Millionär Lionel Twain lädt die fünf größten lebenden Detektive nebst Begleitung in sein Schloss ein, um zu beweisen, dass er der größte Kriminalist aller Zeiten sei. Er sagt voraus, dass Punkt Mitternacht jemand aus der Runde sterben werde und keiner in der Lage sein wird, das Verbrechen aufzuklären. Jeder ist sich schon im Vorfeld sicher, dass nur Twain der Täter sein kann, da er den Zeitpunkt und die Todesursache (zwölf Einstiche mit einem Fleischermesser) genau voraussagt. Zunächst jedoch wird gegessen, was durch die wenig konstruktive Zusammenarbeit des blinden Butlers Jamesir Bensonmam und der taubstummen Köchin Yetta zu einem eher ungewöhnlichen Ereignis wird.

Alle sind überrascht, als es Punkt Mitternacht ausgerechnet Twain ist, der ermordet wird. Der Täter kann sich logischerweise nur noch unter den Detektiven und deren Begleitung befinden, die, wie sich im Laufe der von überraschenden und skurrilen Ereignissen begleiteten Erkundung des Hauses herausstellt, alle ein Motiv haben.

Schließlich kommen die Gäste zur Ruhe, wobei jeder mit seinem Begleiter beinahe einem heimtückischen Mordversuch zum Opfer fällt. Alle treffen sich schließlich in Twains Arbeitszimmer, wo jeder seine ganz eigene Theorie über die wahre Identität des Mörders zum Besten gibt – nur um am Ende festzustellen, dass Twain sich tot stellte und jetzt damit droht, der Welt das Versagen der Detektive preiszugeben. Während die Gäste frustriert abreisen, zündet Twain sich eine Zigarette an und entpuppt sich nach Ablegen einer weiteren Maske als Yetta, die vermeintlich taubstumme Köchin.

Hintergrund

Eine Leiche zum Dessert avancierte zum Kultfilm, teils wegen der Starbesetzung mit Alec Guinness, Peter Falk, Peter Sellers, David Niven und Maggie Smith, aber auch wegen des skurrilen Humors. Drehbuchautor Neil Simon wollte eine Parodie auf sämtliche bekannten Kriminalromanhelden schaffen und ihre Eigenheiten und Macken zum Motiv des Films machen. Gegen Ende des Films taucht die folgende Dialogzeile auf, die Simons Gründe darstellt, die Geschichte zu entwerfen:

Ihr Kriminalhelden seid so lange so clever gewesen, dass ihr euch inzwischen wie Götter vorkommt. Mit der billigsten Effekthascherei führt ihr eure Leser an der Nase herum. Ihr quält sie mit aus den Fingern gesogenen Schlüssen, die keinen Sinn ergeben. Noch auf den fünf letzten Seiten führt ihr Charaktere ein, die im ganzen Buch mit keinem Federstrich erwähnt werden. Informationen werden zurückgehalten, damit ja keiner errät, wer der Täter ist.

Der Film macht sich all dies zu eigen; der Zuschauer sucht vergebens nach einem Sinn im Verlauf der Handlung und vor allem in dem absichtlich völlig verwirrenden Ende. Für zusätzliche Verwirrung sorgen massive, absichtlich eingeflochtene Fehler in der Logik und der Kontinuität, die anachronistische Ausstattung (Autos, Kleidung und Ambiente der 1930er und 1940er Jahre in einem Film, der nach den Angaben, die im Film gegeben werden, 1982 spielen müsste) und die absurden Situationen.

Der bedeutende Schriftsteller Truman Capote, der als Antagonist Lionel Twain in einer Gastrolle auftritt, hatte dagegen mit Kaltblütig 1966 einen nicht-fiktionalen Roman zum Thema Mord verfasst, der ohne diese Tricks auskommt und damit das Genre von Grund auf revolutioniert: Mit Recht darf Lionel Twain sich am Ende des Films daher den größten aller Kriminalisten nennen.

Der besondere Humor des Filmes liegt auch im Zusammentreffen der zum Teil skurrilen Charaktere. So müssen der blinde Butler und die taubstumme Köchin zusammenarbeiten; Inspektor Sidney Wang verwirrt seine Kollegen und den Zuschauer durch seine Wortverdrehungen und mangelhaften Grammatikkenntnisse, sodass er sich die Frage einhandelt, wie ein so genialer Detektiv den bestimmten Artikel nicht korrekt verwenden kann.

Deutsche Synchronisation

Die sprachlichen Witze unterscheiden sich gegenüber der englischen Originalversion nur sehr geringfügig. Allerdings lassen sich nicht alle englischen Wortspiele ins Deutsche übertragen. Zum Beispiel: Mr. und Mrs. Charleston wohnen in Inspektor „Wangs Flügel“, im Original „Wang’s wing“. In der deutschen Version wird der Name des Butlers „Bensonmam“ ausgesprochen. Für die Synchronisation war Rainer Brandt verantwortlich, er sprach auch selbst den Charakter Marcel.

Kritiken

Intelligent ausgearbeitete und überraschend pointierte Kriminalkomödie.

Lexikon des internationalen Films

Diese originelle Parodie bietet dem Kenner eine ganze Menge Seitenhiebe auf die klassische Krimi-Literatur. Autor Neil Simon treibt das Spiel mit der Logik so weit, dass am Ende jeder rationale Erklärungsansatz scheitern muss. Damit macht er sich heftig über minderwertige Krimis lustig, die ihre Lösungen auch am Ende mit faulen Tricks und blödsinnigen Zufällen aus dem Hut zaubern. Wer diesen Film also „verstehen“ will, sitzt im falschen Boot. Die anderen aber werden sich köstlich amüsieren.

Prisma Online

Charaktere

Figur Parodie auf Schauspieler Synchronsprecher
Inspektor Sidney Wang aus Catalina Charlie Chan Peter Sellers Jürgen Thormann
Dick und Dora Charleston
aus New York
Nick und Nora Charles
aus der Thin-Man-Reihe
David Niven
Maggie Smith
Friedrich Schoenfelder
Dagmar Altrichter
Milo Perrier aus Brüssel Hercule Poirot James Coco Klaus Miedel
Sam Diamond aus San Francisco Sam Spade aus Die Spur des Falken Peter Falk Harald Juhnke
Tess Skeffington Spades Sekretärin Effie Perine Eileen Brennan Barbara Ratthey
Jessica Marbles aus Sussex Miss Marple Elsa Lanchester Erna Haffner
Lionel Twain Truman Capote Friedrich Georg Beckhaus
Willie Wang aus Japan "Number One Son", Lee Chan Richard Narita Thomas Danneberg
Jamesir Bensonmam Sir Alec Guinness Friedrich W. Bauschulte
Marcel Hercule Poirots Gehilfe Hastings James Cromwell Rainer Brandt
Miss Withers Estelle Winwood Tina Eilers
Yetta Nancy Walker

Weblinks


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