Eldagsen (Springe)

Eldagsen (Springe)
Eldagsen
Stadt Springe
Ehemaliges Gemeindewappen
Koordinaten: 52° 10′ N, 9° 39′ O52.1708333333339.6583333333333107Koordinaten: 52° 10′ 15″ N, 9° 39′ 30″ O
Höhe: 107 m ü. NN
Einwohner: 3.465 (1. Juni 2008)
Eingemeindung: 1974
Postleitzahl: 31832
Vorwahl: 05044

Eldagsen ist ein Stadtteil der Stadt Springe in Niedersachsen. Bis zur Eingemeindung 1974 besaß der Ort die Stadtrechte.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Eldagsen gehörte historisch zum Gau Guddingen[1] und war von einer Stadtmauer umgeben. Der Ort war bekannt für das Schuhmacherhandwerk, Senf und Honigkuchen. Das älteste Haus steht an der Marktstraße, es ist eines von zwei Häusern, die den großen Stadtbrand von 1626 überstanden haben.

Über die Katastrophen, die Eldagsen im Laufe der Geschichte heimgesucht haben, berichtet 1773 das Magazin für die neue Historie und Geographie:[2]

Die Stadt hat auch bereits vorhin einigemal Brandschaden erlitten, als 1469. 1508, 1552 da sie in der damaligen 2ten stiftschen Fehde durch die von Hildesheim bis auf das Pfarrhaus ganz ausgebrandt, desgl. 1553. da die Feinde bey der Nacht in Herzog Heinrichs Volk in Eldagsen gefallen, geplündert, und 8 Häufer und etliche Scheunen abgebrandt haben. Die erwähnte gänzliche Einäscherung ist bey dem Tyllischen Einfall 1626. den 10. Jun. geschehen, da Eldagsen durch einen kayserl. Obristen Namens Plankhart an vier Ecken in Brand gestecket, und sammt dem Rathhause, Kirchen und Thurm gänzlich ausgebrandt worden. Damals sind nur in der niedern Vorstadt noch einige Häuser stehen geblieben, wie dieses alles die vorangeführte alte Beschreibung von 1653. ingleichen der vom Burgermeister Baring 1715. gleichfalls an Königl. Regierung eingesandte Bericht weitläuftiger berichtet, letzterer berühret, was sonst auch bekannt ist, daß nemlich 1666. die so genannte Ebern=Strasse bey einem Donnerwetter vom Blitz entzündet worden, und abgebrandt, 1676. in dieser Gasse abermals Feuer entstanden, und zwey ganze Gassen aufs neue abgebrannt; auch 1684. den 14. April die untere Vorstadt bis aus zwey Häufer völlig in die Asche gefallen seyn.
Noch schrecklicher war die Feuersbrunst im Jahr 1742. den 18. May da die Hälfte der Stadt, und zwar der obere Theil derselben, sammt der Vorstadt, überhaupt 106. Wohnhäuser, ohne Scheuren, Ställe und Nebengebäude, innerhalb zwey Stunden eingeäschert ward.
Der neue Bau ist durch eine von hoher Königl. Regierung angeordnete Commission wieder angelegt, und eingerichtet.

Im Ortskern erinnert ein Gedenkstein an die Schlacht bei Langensalza am 27. Juni 1866 während des Deutschen Krieges. An der Schlacht, in der sich das Königreich Hannover gegen die Preußen verteidigte, waren auch Soldaten aus Eldagsen eingesetzt.

Eldagsen verfügte früher über keine direkte Bahnanbindung und verlor daher mit der aufkommenden Industrialisierung im 19. Jahrhundert an Bedeutung. Bei der Gebiets- und Verwaltungsreform 1974 wurde es der Stadt Springe zugeordnet und verlor seine Stadtrechte. Trotzdem steht auf dem Ortsschild noch heute Stadt Eldagsen.

Politik

Ortsbürgermeister ist zurzeit Ralf Burmeister (CDU).

Eldagsen hat einen gemeinsamen Ortsrat mit Mittelrode.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Rest der Stadtmauer
Denkmal zur Erinnerung an die Schlacht bei Langensalza
Evangelische Kirche
Um 1900 bei Eldagsen: Waldkater und Forsthaus; Foto-Ansichtskarte von Karl Friedrich Wunder

Die Altstadt von Eldagsen wird auch heute noch von zwei Bächen – dem Gehlenbach im Norden und dem Wöhlbach im Süden – umflossen und von der fast schnurgeraden „Langen Straße“ durchquert. Dadurch bekommt man eine Vorstellung von der Größe Eldagsens im Mittelalter. Die Stadt liegt in einem abschüssigen, leicht hügeligen Gebiet: Nördlich der Langen Straße befindet sich die „Oberstadt“, südlich davon die „Unterstadt“. Durch beide Stadtteile führt seit 2008 ein historischer Rundweg, an dem die historischen Gebäude und Plätze mit Plaketten markiert und erklärt sind.

Typisch für Eldagsen sind die giebelständigen Fachwerkhäuser, von denen sich einige besonders gut erhaltene in der Unterstadt an der Marktstraße und an der Straße Am Wöhlbach finden. Zu ihnen zählt auch das Untere Pfarrhaus, welches möglicherweise das älteste noch erhaltene Haus in Eldagsen ist.

Am Marktplatz ist die im 12. Jahrhundert gegründete evangelische Kirche sehenswert, deren Westturm noch aus der Zeit der Romanik und deren Altarschrein aus der Zeit um 1480 stammt. Im Dreißigjährigen Krieg wurde sie stark beschädigt und daher im 18. Jahrhundert neu aufgebaut. Die katholische Kirche befindet sich in der Oberstadt, sie wurde 1958 erbaut. Nicht weit von ihr erinnert an der Wallstraße ein Mühlstein an die bis 1964 an dieser Stelle betriebene Senfmühle.

Neben dem Senf- war Eldagsen in der Vergangenheit ebenfalls für das Honigkuchenhandwerk bekannt. Als Erinnerung an diese beiden Traditionen existiert seit dem Jahr 2000 das jährlich stattfindende Honigkuchen-Senf-Fest. Dieses lockt jährlich Tausende von Menschen nach Eldagsen.

Im östlichen Teil der Langen Straße ist an der Triftstraße noch ein Stück der alten Stadtmauer erhalten, hier befanden sich früher das „Untere Stadttor“ sowie zwei weitere Mühlen, die Lindenberg- und die Sollesmühle. Gegenüber ist das Gebäude einer 1880 gegründeten und bis 1951 betriebenen Honig- und Lebkuchenfabrik beachtenswert.

Verkehr

Mit der S-Bahn ist Eldagsen zu erreichen von Hannover (Linie S5) in Richtung Hameln, (Haltepunkt Völksen/Eldagsen). Vom Bahnhof aus besteht keine Busverbindung nach Eldagsen, jedoch vom Haltepunkt Springe und vom Haltepunkt Bennigsen.

An der vom „Eisenbahnkönig“ Bethel Henry Strousberg gebauten Strecke, die 1872 eröffnet wurde, entstand vor den Toren des Nachbarorts Völksen der Bahnhof Eldagsen. Er wurde größtenteils durch Eldagser Gelder finanziert. 1935 wurde er in Eldagsen-Völksen umbenannt und in den 1980er Jahren zum Haltepunkt zurückgebaut. 2006 wurde der Haltepunkt in Völksen-Eldagsen umbenannt.

Vereine

Eldagsen ist vor allem durch sein Schützenfest, das „Eldagser Freischießen“, bekannt. Die Tradition dieser Veranstaltung geht zurück bis zum Dreißigjährigen Krieg.

Im Ort bildeten sich vier Schützenvereine. Ältester Verein ist das „Eldagser Jägercorps von 1845 e.V.“ mit den „Jäger-Jungschützen von 1927“ und einer in die Jungschützen eingegliederten Schülergruppe. Weitere ortsansässige Schützenvereine sind die „Schützengilde Eldagsen“, der „Damen-Schießclub Eldagsen“ und die „Schießsportgemeinschaft Eldagsen von 1999“ (SSG Eldagsen). In der SSG Eldagsen sind die aktiven Sportschützen des Jägercorps und des Damenschießclubs zusammengefasst, da das Jägercorps wie auch der Damenschießclub keine Mitglieder des Kreisschützenverbandes sind.

Eine Besonderheit im Eldagser Vereinsleben ist die Häufung der Chöre im Verhältnis zur Einwohnerzahl. Es gibt folgende 6 Chöre: gemischter Chor (Projektchor des Arbeiterbildungsvereins), Kirchenchor, Männergesangverein, Männerchor des Arbeiterbildungsvereins, Gospelchor und Kinderchor.

Söhne und Töchter von Eldagsen

Literatur

  • Wilhelm Barner: Hoike. Sagen und Erzählungen aus dem Land zwischen Hildesheimer Wald und Ith. Schriftenreihe des Heimatmuseums Alfeld Nr. 7. Alfeld o. J. (1960). S. 142 f.
  • Hans Dobbertin: Eldagser Grabungsbefunde 1963 bis 1970. Selbstverlag, Eldagsen 1976
  • Wolfgang W. Ewig: Conrad Wedemeyer (1533–1598) Großvogt zu Calenberg. Barsinghausen 2002
  • Stadtchronik. Geschichte und Geschichten aus Eldagsen. Hrsg.: Arbeitskreis Stadtgeschichte Eldagsen (AKSE) der Gruppe Eldagsen im Heimatbund Niedersachsen e.V., Ortsrat Eldagsen. Selbstverlag, Eldagsen 2003
  • Tobias Gärtner und Kirsten Casemir: Die Siedlungskammer Eldagsen. Ein Forschungsprojekt zur kaiserzeitlichen und mittelalterlichen Besiedlungsgeschichte der Calenberger Börde. In: EAZ, Ethnogr.-Archäol. Z. 48, 2007, S. 499-536
  • Tobias Gärtner und Martin Posselt: Zur Besiedlung der Calenberger Börde in der römischen Kaiserzeit und im frühen Mittelalter. In: NNU, Nachrichten aus Niedersachsens Urgeschichte, Bd. 77, S. 91-123, Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 2008
  • Tobias Gärtner: Siedlungsspuren der römischen Kaiserzeit zwischen Eldagsen und Bennigsen. In: Springer Jahrbuch 2009 für die Stadt und den Altkreis Springe. Hrsg.: Förderverein für die Stadtgeschichte von Springe e.V., Springe 2009. S. 10-25
  • Günter Haupt: Springe in alten Ansichten. Mit Abbildungen von Springe, Saupark und Eldagsen. Europäische Bibliothek, Zaltbommel (Niederlande) 1978
  • Stadt Springe (Hrsg.): Aus der Geschichte der Stadt Eldagsen. Springe 1984
  • Friedrich-Wilhelm Wiegmann: 1200 Jahre St. Alexandri zu Eldagsen und St. Nicolai zu Alferde. Hrsg. von den Kirchenvorständen der St. Alexandrigemeinde zu Eldagsen und der St. Nicolaikirchengemeinde zu Alferde. Selbstverlag, Eldagsen 1996
  • Hans-Christian Rohde: Wir sind Deutsche mit jüdischer Religion. Geschichte der Juden in Eldagsen und Springe, Bennigsen, Gestorf, Völksen. Hallermunter Schriften 2. Museum auf dem Burghof e.V., Springe 1999.

Weblinks

 Commons: Springe-Eldagsen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Wolf, Johann Vinzenz: Versuch, die Geschichte der Grafen von Hallermund und der Stadt Eldagsen zu erläutern, mit 38 Beilagen, Göttingen 1815.
  2. Büsching, Anton Friedrich: „Büsings Beschreibung der Stadt Eldagsen“, in: Magazin für die neue Historie und Geographie, Siebenter Teil, Halle, verlegt bei Johann Jacob Curt, 1773, S. 532.

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