Emil Frotscher

Emil Frotscher

Emil Frotscher (* 1902 oder 1903; † August 1986[1] in Ahrensburg) war ein deutscher Journalist.

Leben

Über Frotschers Hintergrund und Tätigkeiten vor dem Zweiten Weltkrieg ist wenig bekannt, außer dass er bei der Berliner Illustrierten Nachtausgabe gearbeitet hat. Er galt als hervorragender Journalist und war an der Gründung der NS-Wochenzeitung Das Reich beteiligt, dort aber kein Redakteur, stattdessen half er während des Krieges beim Aufbau der Besatzungszeitungen des Europa-Verlags, einem von Rolf Rienhardt geleiteten Tochterunternehmen des Franz-Eher-Verlags unter Max Amann.

Seine erste Station war die Deutsche Zeitung in den Niederlanden, bei der er von Juni bis Dezember 1940 erster Chefredakteur war. Anschließend war er von Januar 1941 an erster stellvertretender Chefredakteur der Schwesterzeitung Pariser Zeitung, bis er Ende Mai 1941 von Alfred Rapp abgelöst wurde. Zuletzt organisierte Frotscher als rechte Hand Rienhardts den Aufbau östlicher Besatzungszeitungen, zum Beispiel der Donauzeitung und der Deutschen Zeitung im Ostland.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Frotscher Chefredakteur der überregionalen Boulevardzeitung Abendpost. Unter seiner Leitung erreichte diese Zeitung im Dezember 1952 eine Auflage von 181.390 Exemplaren.[2] Auch hier zeigte sich wieder Frotschers Geschick, so bescheinigte Kurt Pritzkoleit dem Blatt einige Jahre später in „Wem gehört Deutschland“ eine „prompte Nachrichtengebung [und] treffsichere politische Glossen“ sowie ein Feuilleton, dessen „Aktualität, Lebendigkeit und kritischer Mut der Abendpost eine Sonderstellung“ zugewiesen habe.[2] Nachdem im August 1963 die Zeitung zur Hälfte von Herbert Allerdt, dem Treuhändler der sozialdemokratischen Konzentration GmbH, übernommen worden war, reichte er seine Kündigung ein. Der Grund hierfür soll gewesen sein, dass Allerdt den Redakteuren nahegelegt habe, für Willy Brandt als künftigen Bundeskanzler einzutreten, worauf Frotscher befürchtet habe, dass die Abendpost von da an auf Parteilinie gebracht worden wäre.[3]

Anschließend wechselte er zur Welt am Sonntag, wo er von 1964 bis 1970 für das Ressort Serien zuständig war. Frotscher starb im Alter von 83 Jahren in Ahrensburg.

Literatur

  • Gabriele Hoffmann: NS-Propaganda in den Niederlanden: Organisation und Lenkung der Publizistik. Verlag Dokumentation Saur, München-Pullach/Berlin 1972, ISBN 3-7940-4021-X (Exkurs: Die Deutsche Zeitung in den Niederlanden)
  • Andreas Laska: Presse et propaganda en France occupée: des Moniteurs officiels (1870–1871) à la Gazette des Ardennes (1914–1918) et à la Pariser Zeitung (1940–1944). Herbert Utz Verlag, München 2003, ISBN 3-8316-0293-X (französisch, mit deutscher Zusammenfassung)
  • Kurt Pritzkoleit: Wem gehört Deutschland. Verlag Kurt Desch, Wien/München/Basel 1957
  • Zeitschrift für die Geschichte und Altertumskunde Ermlands, Beiheft 6: Hans Preuschoff. Journalist im Dritten Reich. Selbstverlag des Historischen Vereins für Ermland, Münster 1987, S. 63

Einzelnachweise

  1. Meldung in der Welt am Sonntag vom 31. August 1986
  2. a b Kurt Pritzkoleit: Wem gehört Deutschland, Verlag Kurt Desch, Wien/München/Basel 1957, S. 215
  3. Tod aus dem Ticker. In: Der Spiegel. Nr. 18, 1966 (25. April 1966, online).

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