Emil Johann Puhl

Emil Johann Puhl
Sitzend: Reichswirtschaftsminister und Präsident der Deutschen Reichsbank Walter Funk, mit dem neuernannten Vizepräsidenten der Reichsbank Emil Puhl (links stehend) und Karl Lange bei der Betrachtung der Entwürfe zu den neuen Zwanzigmarkscheinen (1940).

Emil Johann Puhl (* 28. August 1889 in Berlin; † 1962) war von Februar 1939 bis zur Kapitulation im Mai 1945 Vizepräsident der Deutschen Reichsbank. Am 11. April 1949 wurde Puhl im Wilhelmstraßen-Prozess zu fünf Jahren Haft verurteilt. [1]

Inhaltsverzeichnis

Biografie

Puhl, der in einem Hamburger Privatbankhaus ausgebildet wurde,[2] war ab 1913 in der Reichsbank tätig. Ab 1929 war er im Auslandsdezernat der Reichsbank mit Devisenangelegenheiten beschäftigt.

Puhl, der am 1. Mai 1934 der NSDAP beitrat [3] und zudem Fördermitglied der SS war, stieg am 1. Juli 1934 vom vortragenden Direktor im Reichsbankdirektorium zum Mitglied im Reichsbankdirektorium auf.[4] Puhl blieb, nach der Entlassung des Reichsbankpräsidenten Hjalmar Schacht im Januar 1939, als einziges Mitglied des Reichsbankdirektoriums auf seinem Posten. Am 11. Februar 1939 wurde er im Rang eines Staatssekretärs[5] zum Vizepräsidenten der Deutschen Reichsbank unter Walther Funk und war vom 2. August 1940 bis zum 8. Mai 1945 geschäftsführend im Amt. Von 1935 bis 1945 war Puhl zudem Mitglied im Aufsichtsrat der Deutschen Golddiskontbank[4] und 1944 deren stellvertretender Vorsitzender[6]

Am 1. Mai 1945 wurde Puhl von den Alliierten festgenommen[7] und gab am 3. Mai 1946 eine Eidesstattliche Erklärung in Baden-Baden ab, die im Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher während der Aussage von Walter Funk am 7. Mai 1946 verlesen wurde.[8]

Puhl wurde am 4. November 1947 im Wilhelmstraßen-Prozess, der im Rahmen der der Nürnberger Prozesse stattfand, angeklagt. Am 11. April 1949 wurde Puhl aufgrund seiner herausragenden Rolle bei der Verwertung des SS-Raubgoldes zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt.[9] Puhl wurde im Dezember 1949 aus dem Kriegsverbrechergefängnis Landsberg vorzeitig entlassen.

Gleich nach seiner Entlassung aus Landsberg wurde Puhl, dank seiner hervorragenden internationalen Erfahrung bei der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich [10], zunächst freiberuflicher Berater und dann Leiter der Auslandsabteilung und Vorstandsmitglied der Hamburger Kreditbank, einem der Nachfolgeinstitute der Dresdner Bank, bis er 1957 in den Ruhestand trat.[4] Von 1952 bis 1957 war er Mitglied des Zentralbeirats der Dresdner Bank.[11] Über seine letzten Jahre ist nichts bekannt.

Quellen

  • Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich: Wer war was vor und nach 1945. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-596-16048-8.
  • Peter Hampe, Albrecht Ritschl: Neue Ergebnisse zum NS-Aufschwung, Akademie Verlag, 2003, ISBN 9783050038605
  • Diplomatische Dokumente der Schweiz (DoDiS): „Informationen zur Person Puhl, Emil Johann (1889-1962)“ :DoDiS
  • Ralf Ahrens,Der Exempelkandidat. Die Dresdner Bank und der Nürnberger Prozess gegen Karl Rasche. in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 4/2004
  • Das Urteil im Wilhelmstrassen-Prozess. Amtlicher Wortlaut der Entscheidung im Fall Nr. 11 des Nürnberger Militärtribunals. Hrsg. unter Mitw. von C. H. Tuerck. (amtl. Übers. aus d. Engl.), Bürger-Verlag 1950; DNB.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Lebenslaufdaten siehe dodis
  2. Hamburger Abendblatt: "Emil Puhl 70 Jahre", Ausgabe 198 vom 27. August 1959, S. 17.
  3. „Der Angeklagte behauptet, sein Parteibuch sei vordatiert worden“ , Wilhelmstraßenprozess, S. 151
  4. a b c Peter Hampe, Albrecht Ritschl: Neue Ergebnisse zum NS-Aufschwung, 2003, S. 68
  5. Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich, Frankfurt am Main 2007, S. 474.
  6. Wilhelmstraßenprozess, S. 151
  7. Joachim Distel: "Die Errichtung des westdeutschen Zentralbanksystems mit der Bank deutscher Länder", Mohr Siebeck, 2003, ISBN 9783161480812
  8. Der Zeuge Funk im Zeugenstand – 7. Mai 1946 auf www.zeno.org
  9. Vgl. Rainer A. Blasius: Der Wilhelmstraßen-Prozeß gegen das Auswärtige Amt und andere Ministerien, in: Gerd R. Ueberschär: Die alliierten Prozesse gegen Kriegsverbrecher und Soldaten 1943 - 1952, Frankfurt am Main 1999, S. 187ff.
  10. Ralf Ahrens: Der Exempelkandidat, S.668
  11. siehe dodis

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