Emil Lueken

Emil Lueken

Emil Heinrich Wilhelm Lueken (* 20. März 1879 in Oldenburg; † 20. März 1961 in Bremen, bestattet in Oldenburg) war ein deutscher Jurist und Politiker (u.a. Oberbürgermeister von Kiel).

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Familie und Ausbildung

Emil Lueken wurde als Kind des Seminaroberlehrers Johann Lueken und Anna Catharina Elise Eilers geboren. Nach dem Schulbesuch in Oldenburg studierte Lueken ab 1897 Jura und Nationalökonomie. Besonders beeinflusst wurde er von den sozialliberalen Lehren Friedrich Naumanns und Max Webers, die er während seines Studiums in Göttingen und Heidelberg hörte. Er trat 1900 in die Nationalsoziale Partei ein, der er bis zur Auflösung 1903 angehörte. Im Frühjahr 1900 bestand er in Oldenburg die erste juristische Staatsprüfung „mit Auszeichnung“ und im Herbst desselben Jahres promovierte er in Heidelberg.

Bürgermeister von Heppen/Rüstringen

1907 wurde Lueken zum Bürgermeister von Heppens gewählt. Als sich 1911 Heppens mit anderen Randgemeinden Wilhelmshavens zur Stadt Rüstringen vereinigte, wurde er deren (Ober-)Bürgermeister.

Trotz der Schwierigkeiten, die der erste Weltkrieg hervorrief, gelang es Lueken, die Finanzkraft Rüstringens zu erhalten; kriegsbedingte Schulden mussten nicht aufgenommen werden. Auch die Versorgungslage der Bevölkerung konnte durch aktives städtisches Handeln gesichert werden. Nach Kriegsende musste die Wirtschaft, die bis dahin auf den Reichsmarinehafen Wilhelmshaven ausgerichtet war, umgestellt werden.

Oberbürgermeister von Kiel

Diese Erfahrungen dienten Emil Lueken, als er 1920 in einer Direktwahl durch die Kieler Bevölkerung zu deren Oberbürgermeister gewählt wurde. Der parteilose Lueken erwarb sich das Vertrauen großer Teile der bürgerlichen Kräfte und auch der Mehrheitssozialdemokraten - eine wichtige Basis, um zwischen den traditionell bürgerlichen Mitgliedern im Rat und der Fraktion der Sozialdemokraten, die die Mehrheit im Stadtparlament hatten, zu vermitteln.

Die Kieler Wirtschaft, die bis dahin einseitig auf die Kriegsmarine und die Rüstungswerften zugeschnitten war, musste - wie in Rüstringen - auf Friedensproduktion umgestellt werden. Dazu wurden z. B. der Bau ziviler Hafenanlagen forciert. Es entstanden die Häfen in Voßbrook und mit ihm der Flughafen Kiel-Holtenau, der Freihafen auf dem Gelände des ehemaligen Marinekohlenhofs in der Wik und der Nordhafen am Nord-Ostsee-Kanal.

Lueken war Anhänger der Gartenstadt-Bewegung. Zusammen mit seinen Weggefährten aus Rüstringer Zeiten, dem Technischen Baurat Willy Hahn und Leberecht Migge, wurde der Grüngürtel um Kiel ausgebaut, erste Gartenstädte, wie z. B. die Nebenerwerbssiedlung Hammer, entstanden und das eng und ärmlich bebaute Kuhbergviertel wurden wohnlicher gemacht.

Überregionalen Einfluss erwarb sich Lueken im Deutschen Städtetag, in dessen Vorstand er saß, und im Verein für Kommunalwirtschaft und Kommunalpolitik, deren Vorsitzender er von 1922 bis 1933 war. Besonders in Fragen der kommunalen Haushalts- und Finanzpolitik machte er sich einen Namen.

Seine liberale Wirtschaftsauffassung brachte ihm zunehmend in Gegensatz zu den Sozialdemokraten, die aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Gesamtlage stärkeres direktes finanzielles Engagement für Arbeitslose forderten, Geld, das nur mit neuen Schulden hätte ausgegeben werden können. Zudem war Lueken gemäßigt national eingestellt.

Als 1932 seine Wahlperiode abgelaufen war, verfügte er über keine sichere Mehrheit im Stadtparlament, das jetzt den Oberbürgermeister wählte. Trotzdem wurde er gegen die Stimmen der SPD und NSDAP für weitere zwölf Jahre in seinem Amt bestätigt.

Nach dem Sieg der nationalistischen Parteien bei der Reichstagswahl 1933 verstärkte die NSDAP den Druck auf Lueken. Er sollte die sozialdemokratischen Stadträte vorzeitig entlassen. Lueken beugte sich diesen Forderungen nicht und wollte zumindest die Kommunalwahl am 12. März 1933 abwarten. Aufgrund dieser Haltung wurde er am 10. März 1933 von der NSDAP aus seinem Amt entfernt.

Aktivitäten in der Wirtschaft

Lueken verließ Kiel und war nach einem kurzen Zwischenspiel in Hamburg bis 1943 Direktor bei der Commerzbank in Bremen. Danach war er als Treuhänder für das Vermögen der National Securitas Corp. Ltd. London und der Royal Schreibmaschinen AG tätig.

Bremer Bürgerschaft

Nach dem Zweiten Weltkrieg saß er von 1945 bis 1951 für die von ihm mitgegründeten Bremer Demokratische Volkspartei in der Bremischen Bürgerschaft. Die BDV wurde 1951 Teil der FDP.

Lueken wurde in seiner Geburtsstadt Oldenburg bestattet.

Ehrungen

2002 wurde eine Brücke über das Gewässer Kleiner Kiel in Kiel zu seinen Ehren „Emil-Lueken-Brücke“ getauft.

Ehen und Nachkommen

Lueken war mit Frieda Cropp verheiratet. Zusammen hatten sie vier Kinder:

  • Hillert Lueken. 1937 wurde er von den Nationalsozialisten verhaftet und in den Tod getrieben, weil er mit der jüdischen Künstlerin Lotte Goldmann, die später als Lotti Huber bekannt wurde, zusammen war. Er wurde durch die antisemitische Gesetzgebung daran gehindert, mit einer jüdischen Frau zusammenzuleben.
  • Bernd,
  • Claus und
  • Reiner Lueken.

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