Emil Waldmann (Kunsthistoriker)

Emil Waldmann (Kunsthistoriker)

Emil Waldmann (* 15. Dezember 1880 in Bremen; † 17. März 1945 in Würzburg) war ein deutscher Kunsthistoriker und Kunsthallendirektor in Bremen.

Inhaltsverzeichnis

Biografie

Waldmann war der Sohn eines Geschäftsinhabers für Handschuhe. Er studierte an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste in Berlin und der Georg-August-Universität Göttingen Kunstgeschichte, Geschichte und Archäologie und promovierte in Göttingen. In der von Gustav Pauli geleiteten Kunsthalle Bremen wurde er, nach einjähriger Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter, 1907 Direktorialassistent. Nach Aufenthalten in Italien und Paris von 1910–1913 wurde er kurzzeitig Direktor des Dresdner Kupferstichkabinetts (1913/14). Nach dem Wechsel Paulis zur Hamburger Kunsthalle am 1. Juli 1914, kehrte er als Direktor der Kunsthalle in seine Heimatstadt Bremen zurück. Während der ersten Jahre seiner Tätigkeit konnte er die Sammlung deutscher Impressionisten trotz der kriegsbedingt wirtschaftlich schwierigen Lage systematisch ergänzen. So konnte er Werke Liebermanns, das große Selbstbildnis und den Wannseegarten, Lovis Corinths Liegenden Akt und das Bildnis des Malers Bernt Grönvold, sowie sieben Gemälde von Max Slevogt, erwerben. Waldmann war förderndes Mitglied der SS, Mitglied des Reichsbund der Deutschen Beamten, der Reichsschrifttumskammer, des Reichsluftschutzbundes und der NS-Volkswohlfahrt, nicht aber Mitglied der NSDAP.[1]

Kernpunkte seiner Arbeit

Waldmanns Schwerpunkt war die Erweiterung der Kollektion von Meistern des 19. Jahrhunderts, aber er führte die Sammlung auch weiter in die Moderne. Zu seiner bedeutendsten Publikation gehört die Monographie über die Radierungen und Kupferstiche Albrecht Altdorfers, sein besonderes Interesse galt, ähnlich wie bei Gustav Pauli, der altdeutschen Druckgraphik.

Durch erfolgreiche Stiftungsarbeit gelang es ihm ein Familienbildnis aus der Hand Nicolas de Largillières aus dem Nachlass von Wilhelm Albers und ein Blumenstilleben von Gustave Courbet des Mäzens Carl Schütte für die Kunsthalle zu beschaffen. Der Galerie-Verein ermöglichte den Erwerb des Friedhofseingang von Caspar David Friedrich. Aus dem Nachlass von Friedrich Lahmann erhielt 1937 die Kunsthalle 639 Zeichnungen, 3627 Blatt Druckgraphik und 45 Gemälde, überwiegend Werke der Romantik, darunter Bilder von Carl Blechen, Carl Gustav Carus, Dahl, Christian Friedrich Gille sowie von Alfred Sisley.

Waldmann, der ein erfolgreicher Kunstschriftsteller, Vortragsredner und Ausstellungsorganisator war und dadurch über Bremen hinaus wirkte, wurde 1930 vom Senat zum Professor ernannt. Er hatte eine glückliche Hand bei Neuerwerbungen für die Kunsthalle und war modernen Strömungen gegenüber aufgeschlossen. In der Zeit des Nationalsozialismus tat er als „Konformist“ mit, einige Werke als „entartete Kunst“ auszusondern, ging als Kunstsachverständiger auf Einkaufsreise in die besetzte Niederlande, wurde „als Sachverständiger zur Begutachtung von Kunst aus jüdischem Besitz bestellt“ und war als vorgeblich Unpolitischer dem nationalsozialistischen Regime gegenüber „loyal bis in den Untergang“[2].

Wiederentdeckung Linards

Nach einer Studienreise zur griechischen Nationalgalerie im Jahr 1912 trug Emil Waldmann zur Wiederentdeckung des französischen Stilllebenmalers Jacques Linard mit seinem Artikel Die athenische Bildergalerie bei, veröffentlicht in der Zeitschrift für bildende Kunst (Jahrgang 23, Januar 1912, S. 96–97) nebst einer Reproduktion des Gemäldes Pflaumen und Birnen auf Zinnteller.

Gegen Ende des zweiten Weltkrieges hielt sich Waldmann in Würzburg auf und suchte dort bei den schweren Bombenangriffen mit seiner Frau den Freitod im Main.

Ehrung

Die Stadt Bremen benannte nach ihm die Emil-Waldmann-Straße im Stadtzentrum Bremens.

Literatur

  • Herbert Schwarzwälder: Das Große Bremen Lexikon. Edition Temmen, Bremen 2003, ISBN 3-86108-693-X
  • Ruth Heftrig [Hrsg.]: Kunstgeschichte im "Dritten Reich" : Theorien, Methoden, Praktiken, Berlin : Akad-Verl. , 2008 ISBN 978-3-05-004448-4
    • darin: Kai Artinger, Loyal bis in den Untergang. Professor Dr. Emil Waldmann (1880-1945): Kunsthistoriker, Museumsleiter, Hochschuldozent, S. 134-155

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Kai Artinger: Loyal bis in den Untergang. Professor Dr. Emil Waldmann (1880–1945): Kunsthistoriker, Museumsleiter, Hochschuldozent. In: Ruth Heftrig, Olaf Peters, Barbara Schellewald (Hrsg.): Kunstgeschichte im „Dritten Reich“ – Theorien, Methoden, Praktiken. Akademie Verlag, Berlin 2008, ISBN 978-3-05-004448-4, S. 134 ff., hier S. 144 (online).
  2. Kai Artinger, Loyal bis in den Untergang, passim

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