Entrelac

Entrelac
Romanik: Rollen-, Zahn-, Rauten-, und Rundbogenfries am Bamberger Dom

Ein Fries ist in der Architektur ein schmaler Streifen, der einer Umgrenzung, Abgrenzung, Gliederung und Dekoration von Teilen eines Bauwerks dient.[1] Friese können glatt sein, oder plastisch hervortreten, gemalt oder aus einzelnen Bauteilen zusammengesetzt sein. Friese dienen in der Architektur der Gliederung einer Fassade und ähneln insofern den Gesimsen. Der Unterschied gegenüber den leistenartigen Gesimsen liegt in der Wiederholung, dem Rapport, einer Schmuckform in einem gleichbleibendem Rhythmus.[2] Gesimse sind mitunter von Friesen begleitet, mit ihnen kombiniert. Friese können auch aus einzelnen Friesen, beziehungsweise ihren Ornamenten, zusammengesetzt sein.

Friese als Zierstreifen wurden bereits in der Antike neben der Architektur auch in der Plastik, wie beispielsweise an Sarkophagen oder in der Toreutik, sowie auch rein zweidimensional verwendet, in Malerei, Vasenmalerei und als Mosaik.

Der allgemeinsprachlichen und kunsthistorischen Bedeutung von Fries als streifenförmiges, sich wiederholendes Ornament steht eine andere in den Altertumswissenschaften gegenüber. Dort wird unter dem Fachbegriff Fries im Zusammenhang mit der griechischen Architektur der Antike vorrangig ein konkretes Bauglied verstanden.

Inhaltsverzeichnis

Der Fries der Griechischen Architektur der Antike

Steingebälk am Tempel des Hephaistos von oben nach unten:
Geison
Fries mit Triglyphen
Architrav

Im Zusammenhang mit der griechischen Architektur der Antike und ihrer Säulenordnung wird unter Fries insbesondere der auf dem Architrav (Epistyl) und unter dem Geison liegende Teil eines Gebälks verstanden. Der Fries der Dorischen Ordnung besteht aus einer wechselnden Folge von Metope und Triglyphe, er wird daher auch als Triglyphenfries bezeichnet. Der Fries in der Ionischen Ordnung besteht demgegenüber aus einer glatten Quaderlage, die mit einem Reliefband versehen ist, er kann aber auch ganz entfallen.

Der reliefhafte Fries, als Bauplastik, ist nicht auf das Gebälk beschränkt. Er kann sich am Architrav, oder der Cella befinden, oder ganze Wandbereiche bedecken, wie am Pergamonaltar.

Nachantike Friesformen

Im Mittelalter entstanden neue Friesformen mit überwiegend abstrakten und räumlichen Ornamenten. Das waren beispielsweise der Rautenfries, der Diamantfries, der Würfelfries oder auch Schachbrettfries. In der Romanik ist der Bogenfries besonders häufig zu finden, wobei der Kreuzbogenfries auch in der islamischen Baukunst verwendet wird. Die Gotik brachte Maßwerksfriese mit Laubmotiven und Blattmotiven hervor. Daneben gab es auch den Spitzbogenfries, der Lilienfries genannt wird wenn die Konsolen der Spitzbögen eine lilienförmige Endung haben.

In der Renaissance wurden antike Friese wieder aufgegriffen und variiert. Dies gilt auch für die nachfolgenden Stilepochen des Barock und den Klassizismus. Im Historismus des 19. Jahrhunderts wurden die Friese aller vorhergehenden Epochen verwendet, was dazu führt, dass sich im deutschsprachigen Raum vielfältige Friesformen an den Fassaden gründerzeitlicher Gebäude finden. Im 20. Jahrhundert finden sich Friese im Jugendstil, erst in der Modernen Architektur verloren sie an Bedeutung.

Friese

Friese werden nach dem dominierenden Ornament bezeichnet. Es findet sich auch eine Differenzierung zwischen dem pflanzlich und abstrakten Ornamentfries und dem Figurenfries.[1] Der Begriff Bilderfries spricht dagegen insbesondere Bauplastiken der (Griechischen) Architektur der Antike an.[3] Bedeutende und häufige Friesformen werden in kunsthistorischer Fachliteratur in Form von Bildtafeln präsentiert.[4][5][3][2] Wobei nicht immer mit völliger Übereinstimmung der Terminologie zu rechnen ist.

Bezeichnung Beschreibung seit Graphik Photo
Bukranienfries[4][5] auch Aaskopf[4] Bukranion bezeichnet die Nachbildung eines Rinderschädels als Schmuckmotiv. Antike[4]
Akanthusfries[4][5] Bestehend aus aneinandergereihten Akanthus-Ornamenten. Antike[4]
Anthemion[5] auch Anthemienfries[4] Er ist aus Palmetten und Lotusblüten zusammengesetzt.[4] Antike[4] Bild:Anthemion.png
Mäander[4][5] Der Mäander ist ein seit dem Neolithikum verwendetes orthogonales Ornament. Der Name entstand in Anlehnung an die gleichnamigen Flussschlingen. Antike[4] Bild:Mäander.png
Laufender Hund[4][5] Dieser Fries ist die gerundete Abwandlung des Mäanders, wobei das Ornament an sich überschlagende Wellen erinnert.[4] Antike[4] Bild:Laufender Hund.png
Ionisches Kymation[3] auch Eierstab[3] Eine Kymation-Variante. (Auf dem Photo oberhalb des Zahnschnitts) Antike[4]
Palmettenfries[4] Er besteht aus Palmetten und Voluten.[4] Antike[4]
Zangenfries[4][5] nicht mehr rein antik[4]
Flechtband[4][5] auch Entrelac[4] nicht mehr rein antik[4]Romanik[3]
Rautenfries[4][5] Romanik[3] Bild:Rautenfries.png
Diamantfries[5] auch Diamantierung[4] Romanik[3] Bild:Diamantfries.png
Würfelfries[4][5] auch Schachbrettfries[4] Romanik[3] Bild:Würfelfries.png
Rollenfries[4][5] Romanik[3] Bild:Rollenfries.png
Schuppenfries[4][5] Romanik[3] Bild:Schuppenfries.png
Zickzackfries[4][5] Bild:Zickzackfries.png
Zinnenfries[4][5] Bild:Zinnenfries.png
Scheibenfries[4][5] Bild:Scheibenfries.png
Kugelfries[4][5] Bild:Kugelfries.png
Plattenfries[4][5] auch Felderfries[4] Bild:Plattenfries.png
Wolkenornament[4][5]
Sägezahnfries[4][5]
Deutsches Band[4][5] auch Zahnfries[4] Aus übereckstehenden Backsteinen aufgebaut.[4] Bild:Deutsches Band Fries.png
Rundbogenfries[4] auch Bogenfries[5] Bild:Bogenfries.png
Kreuzbogenfries[4][5] Er wird auch der islamischen Architektur zugeschrieben.[4] Bild:Kreuzbogenfries.png
Hundszahn[4][5] Eine Reihe von vierzackigen Sternchen steht auf der Spitze und liegt pyramidenförmig auf, entstanden in der englischen Frühgotik (engl.: dog-tooth).[6] Frühgotik[6]
Spitzbogenfries[4][5] Gotik[4] Bild:Spitzbogenfries.png
Lilienfries[4][5] Ein Spitzbogen mit Bogen-Auflagern als Konsolen in Lilien-Form.[4] Gotik[4] Bild:Lilienfries.png
Blattwerkfries[4][5] auch Laubfries[3] oder Blattfries[3] Gotik[4] Bild:Blattwerkfries.png

Einzelnachweise und Fußnoten

  1. a b Satz nach Nikolaus Pevsner, Hugh Honour, John Fleming: Lexikon der Weltarchitektur, 3. Auflage, München, Prestel, 1992, Lemma Fries
  2. a b Günther Binding: Architektonische Formenlehre, 4. Auflage, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt, 1998, Seiten 105–109
  3. a b c d e f g h i j k l nach Stefan Dürre: Seemanns Lexikon der Skulptur, Leipzig, Seemann, 2007, Lemma Fries
  4. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z aa ab ac ad ae af ag ah ai aj ak al am an ao ap aq ar as at au av aw ax ay nach Hans Koepf, Günther Binding: Bildwörterbuch der Architektur, 4. Auflage, Stuttgart, Kröner, 2005, Lemma Fries
  5. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z aa nach Hans-Joachim Kadatz: Wörterbuch der Architektur, Leipzig, 1988, Lemma Fries
  6. a b Günther Binding: Architektonische Formenlehre, 4. Auflage, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt, 1998, im Glossar

Weblinks


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