Eolophus roseicapillus

Eolophus roseicapillus
Rosakakadu
Rosakakadu, Weibchen

Rosakakadu, Weibchen

Systematik
Klasse: Vögel (Aves)
Ordnung: Papageien (Psittaciformes)
Familie: Kakadus (Cacatuidae)
Gattung: Eolophus
Art: Rosakakadu
Wissenschaftlicher Name
Eolophus roseicapilla
(Vieillot, 1817)

Der Rosakakadu (Eolophus roseicapilla), gelegentlich auch in Übernahme der australischen Bezeichnung Galah genannt, ist eine in Australien weit verbreitete und häufige Papageienart. Der Rosakakadu ist ein mittelgroßer, stämmig gebauter Kakadu mit einem auffällig rosa und grau gefärbten Gefieder. Die Haube ist kurz und nach hinten gerichtet. Die langen Flügel reichen nahezu bis zur Spitze des leicht rundlichen Schwanzes. Der Rosakakadu ist der einzige Vertreter der Gattung Elophus.

Das Verbreitungsgebiet und die Bestandsdichte des Rosakakdus haben in den letzten Jahrzehnten zugenommen. Beides ist auf eine Veränderungen ihres Lebensraums durch den Menschen zurückzuführen, der durch die Umwandlung Trockengebieten in Agrarflächen mit Schafzucht, Weizen- und Maisanbau neue Nahrungsgebiete für den Rosakakadu schafft. Ihre Ausbreitung und Populationszunahme wirkt sich dabei negativ auf die Populationsdichte anderer Kakaduarten wie etwa den Carnabys Weißohr-Rabenkakadu und den Inka-Kakadu aus. Der Rosakakadu ist in Nordaustralien geschützt. Er gilt in anderen australischen Regionen als Schädling, der häufig zum Abschuss freigegeben wird. Rosakakadus treten gelegentlich in großen Schwärmen auf und können in Getreidefeldern beträchtlichen Schaden anrichten. Die großen landwirtschaftlichen Schäden waren Anlass für australische Behörden, bereits 1969 umfangreiche Forschungsarbeiten über die Lebensweise des Rosakakadus zu beauftragen. Der Rosakakadu gehört deshalb heute zu den am besten erforschten Papageienarten.

Rosakakadus sind beliebte Volierenvögel und zählten bis etwa 1945 zu den am häufigsten gehandelten Großpapageien.[1] Sie wurden erstmals 1843 nach Europa importiert. Die Erstzucht gelang bereits 1876. Da diese Kakaduart jedoch in großer Zahl als Wildfänge in den Handel gebracht wurde, erfolgte keine systematische Zucht. Seitdem die australische Regierung ein Ausfuhrverbot für alle heimischen Tierarten erlassen hat, sind Rosakakdus außerhalb Australiens zu begehrten Seltenheiten im Vogelhandel geworden. Bei der Zusammenstellung der Zuchtpaare seit dem Ausfuhrverbot wurde häufig nicht auf den Unterartenstatus geachtet, so dass es sich bei den in Europa und Nordamerika gepflegten Rosakakadus um Mischformen der Unterarten handelt. Rosakakadus sind sehr langlebige Vögel, deren Pfege anspruchsvoll ist. Sie können in Gefangenschaft ein Alter von mehr als 40 Jahren erreichen.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Rosakakdus erreichen eine Körperlänge von 35 Zentimeter[2][3] und ein Gewicht zwischen 200 und 380 Gramm. Die Männchen sind mit einem Gewicht zwischen 272 und 380 Gramm dabei deutlich schwerer. Bei Weibchen reicht die Gewichtsspanne von 200 bis 356 Gramm.[4] Die Schwingen sind gerundet und im Verhältnis zur Körpergröße lang. Der Schwanz ist verhältnismäßig kurz und am Ende quadratisch.

Männchen mit aufgestellter Haube

Bei den Männchen ist die Stirn, Haube und der Hinterkopf weiß bis hellrosa. Die Federn unmittelbar unter dem Auge weisen gelegentlich eine rosaweiße Färbung an den Spitzen auf. Ein schmales Vorderstirnband ist ebenso wie der Zügel rosarot. Am Hinterkopf geht das Hellrosa des Kopfes in das dunklere Rosa des Nackengefieders über. Die Wangen, die Ohrpartie sowie der Nacken, Hals, Kinn, Kehle, Brust, die Unterflügeldecken und der Bauch sind rosarot. Der Rücken, die Flügel, die Ober- und Unterschwanzdecken sind grau. Am hellsten ist dieses Grau auf den Armdecken, dem Bürzel und den Oberschwanzdecken. Dagen sind die Handdecken, die Handschwingen und die Schwanzspitze deutlich dunkler grau. Der Schnabel ist hell hornfarben. Die Iris ist dunkelbraun bis schwarz. Die Beine sind grau. Der auffällige Augenring ist ungefiedert, weiß bis gräulich weiß und gerunzelt.

Der Geschlechtsdimorphismus ist nur schwach ausgeprägt. Die Weibchen gleichen den Männchen im Gefiederkleid. Bei ihnen ist jedoch die Iris mittelbraun bis rötlich. Der Augenring ist schmaler und glatter.

Frisch geschlüpfte Nestlinge haben rosa Dunen. Dies unterscheidet sie von den anderen Kakaduarten, bei denen die meisten Nestlinge blassgelbe bis leuchtend gelbe Dunen aufweisen.[5] Jungvögel ähneln den adulten Rosakakadus sehr. Sie sind jedoch insgesamt matter gefärbt. Bei ihnen sind Stirn, Haube und Scheitel sowie die Brust mattgrau überlaufen. Die Iris ist bei ihnen braun.[6] Der unbefiederte Augenring ist bei ihnen blass gelblich weiß. Ihm fehlt noch die charakteristische Runzelung, wie sie für adulte Vögel typisch sind.[7]

Flugbild und Stimme

Rosakakadu-Schwarm

Rosakakadus erreichen eine Fluggeschwindigkeit von 50 bis 60 Kilometern pro Stunde.[8] Ihr Flug ist kräftig mit einem rhythmischen, weit ausholenden Flügelschlag. Kurz nach dem Auffliegen sind die Flügelschläge zunächst schnell und raumgreifend. Sie flachen etwas und die Schlagzahl wird langsamer, sobald sie eine bestimmte Geschwindigkeit und Höhe erreicht haben. Ihr Flug ist nicht von Gleitphasen unterbrochen. Nur im unmittelbaren Landeanflug gleiten sie.[9] Ihr Flugbild unterscheidet sich damit deutlich von den flachen und unregelmäßigen Flügelschlägen der Eigentlichen Kakadus. Nähern sich Fressfeinde, fliegen Rosakakadu-Schwärme auf und kreisen in großer Höhe.

Rosakakadus sind bekannt für ihre spielerische Flugakrobatik. Sie fliegen dabei häufig in geringer Höhe und durchfliegen mit akrobatischen Wendungen und Drehungen laut kreischend Baumkronen.[10]

Rosakakadus verfügen über eine laute Stimme. Sie rufen allerdings meist nur morgens und abends. Der Kontaktlaut ist ein chill-chill oder tschet tschet. Dieser leise Kontaktruf wird in Abstand von zehn Sekunden sowohl am Boden als auch im Flug ausgestoßen. Sind die Vögel beunruhigt, verringert sich der Rufabstand.[11] Durch Gefahren beunruhigte Rosakakadus stoßen mehrere scharfe Rufe in Folge aus. Nestlinge betteln mit rauen keuchenden Lauten.

Verbreitungsgebiet und Lebensraum

Verbreitung des Rosakakadus

Rosakakadus gehören zur Avifauna Australiens. Sie sind auf dem gesamten Kontinent sowie auf Tasmanien mit drei Unterarten vertreten. Ihr Verbreitungsschwerpunkt ist das Landesinnere des australischen Kontinents. Sie kommen außerdem auf einigen vor der australischen Küste gelegenen Inseln vor. Rosakakadus haben in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ihr Verbreitungsgebiet deutlich ausgedehnt und kommen heute auch im Weizengürtel im Südwesten Australiens sowie in den Küstenregionen vor.[12] Parallel dazu ist ihre Populationszahl sehr stark angestiegen.[13] Die Kolonisierung neuer Lebensräume verläuft dabei stellenweise sehr schnell. So waren Rosakakadus bis in die 1980er Jahre in der Umgebung von Sydney selten. Seitdem ist die dortige Populationszahl jedoch drastisch angestiegen, so dass sie stellenweise häufig sind. Auch aus anderen Regionen Australiens liegen gut dokumentierte Berichte vor, dass sich diese Kakaduart von einer regional seltenen Art im Verlauf sehr kurzer Frist zu einer sehr häufigen Art entwickeln kann.

Rosakakadus haben dabei maßgeblich von der Abholzung der Wälder auf heute landwirtschaftlich genutzten Flächen profitiert. Die Schaffung von Viehtränken, die ganzjährig Wasser bieten, gibt ihnen die Möglichkeit, auch das aride Zentrum Australiens zu besiedeln. Durch die Eingriffe des Menschen besiedeln sie in Australien nahezu alle Arten offener Landschaft und haben auch Küsten- und Hochlandregionen kolonisiert. Einige Ornithologen bestätigen zwar all diese Faktoren. Sie gehen jedoch auch davon aus, dass die im 19. Jahrhundert verringerten Niederschlagsmengen zu einem Populationsrückgang vor allem im australischen Innenland führte, von dem sich die Art erst im Verlauf des 20. Jahrhunderts wieder erholte.[14]

Ihr Lebensraum sind offene Landschaften, baumbestandene Savannen und offenes Grasland im Binnenland. Ihr natürlicher Verbreitungsschwerpunkt sind semiaride bis semihumide Regionen. Sie meiden dicht bewaldete Gebiete, Regenwald, Sandwüsten und fehlen in Regionen mit hohen Niederschlagsmengen. [15] Ihre Höhenverbreitung reicht bis 1.250 Meter über NN. Sie haben sich an urbane Lebensräume gut angepasst und sind in Parkanlagen und Gärten häufig.

Fest verpaarte Brutpaare sind sesshaft und haben einen Aktivitätsraum, in dessen Zentrum ihr Brutbaum liegt. Die großen Schwärme, die ungerichtet nomadisieren, setzen sich aus noch nicht geschlechtsreifen Jungvögeln und wenigen nichtbrütenden adulten Vögeln zusammen. Sie nutzen in der Regel ein Areal, dass 1000 Quadratkilometer umfasst. Die Wanderbewegungen sind von der sich ändernden Verfügbarkeit von Futter beeinflusst.[16]

Lebensweise

Rosakakadu im Northern Territory
Rosakakadus an einem Wasserloch

Rosakakadus sind soziale Vögel, die nur ausnahmsweise paarweise zu beobachten sind. Sie ziehen in der Regel in kleinen Gruppen umher. Die Grundeinheit ihres sozialen Lebens ist jedoch das Paar. Sie gehen in der Regel eine monogame Verbindung ein, die bis zum Tod eines der Vögel einbildet. Dieses Paar nistet in der Regel über mehrere Jahre im selben Brutbaum oder doch zumindest in benachbarten Bäumen. Dieser Brutbaum ist das Zentrum ihrer Aktivität und meist entfernen sie sich nicht weiter als 10 Kilometer davon. Die losen Schwärme, die sie bilden, setzen sich aus den benachbarten Paaren zusammen.

In einer Untersuchung, die im Weizengürtel Australiens lebten in einem Areal von 90 Quadratkilometer 130 Brutpaare. Diese bildeten insgesamt zwölf Schwärme. Die Individuenzahl der Schwärme wurde jedoch durch nomadisierende, noch nicht geschlechtsreife Jungvögel sowie durch nichtbrütende ausgewachsene Vögel ergänzt.[17] Gelegentlich bilden sich daher auch große Schwärme, die mehrere tausend Vögel umfassen können. Es kommt gelegentlich zu Vergesellschaftungen mit Gelbhauben-, Inka- und Nacktaugenkakadus. Da Rosakakadus über kein arteigenes Warnsystem verfügen, profitieren sie insbesondere von den aufmerksamen Gelbhhaubenkakadus und reagieren auf ihre Alarmzeichen mit Auffliegen.

Rosakakadus sind tagaktive Vögel. Sie suchen überwiegend am Morgen sowie in den späten Nachmittagsstunden überwiegend am Boden nach Futter. Die Nahrungssuche eines Schwarms wird durch das laute Rufen einzelner Vögel eingeleitet. Kurz danach kreisen die ersten Vögel über den Baumkronen. Wenn ihnen dann die anderen Kakadus folgen, zieht der gesamte Schwarm in Richtung der Nahrungsgründe. Befindet sich das Nahrungsgebiet mehr als einen Kilometer, legt der Schwarm auf dem Weg dorthin eine Ruhezeit in einem großen Baum auf. Dabei finden sich häufig weitere Schwärme dort ein.[18] Während der heißesten Tageszeit ruhen sie in dicht belaubten Baumkronen. Dort dösen sie oder widmen sich der Gefiederpflege. Bei Sonnenuntergang entwickeln sie eine hohe Flugaktivität. Unter lautem Rufen suchen sie dann ihre Schlafbäume auf, die sich meist in Gewässernähe befinden.

Rosakakadus gelten als sehr verspielte Vögel. Dies wird daran festgemacht, dass sie eine Reihe von Verhaltensweisen zeigen, die „unproduktiv“ sind, weil sie weder mit dem Nahrungserwerb noch dem Fortpflanzungstrieb in Zusammenhang stehen. Dazu gehören ihre akrobatischen Flüge durch das Geäst von Baumkronen, was angesichts ihres nur wenig von Bäumen bestandenen Lebensraums keine für das Überleben notwendige Fähigkeit ist. Dieses Verhalten zeigen sie vor allem in der Abenddämmerung. Aus New South Wales liegen Berichte vor, dass Rosakakadus gezielt Windräder aufsuchen, sich gezielt auf dem niedrigsten Windradflügel setzen und laut rufend nach oben tragen lassen. Auf dem Scheitelpunkt des Windrads springen die Kakadus ab und fliegen wieder den niedrigsten Windradflügel an.[19] Zu den spielerischen Verhaltensweisen gehört auch ihr Turnen und Herunterrutschen an Telefondrähten. Dabei schaukeln sie an den Drähten, hängen sich kopfüber daran und schlagen laut kreischend mit den Flügeln.[20]

Nahrung

Rosakakadus bei der Nahrungsaufnahme

Ihre Nahrung besteht aus Samen, Körnern, Früchten, Beeren, Wurzeln, Blüten, frische Triebe sowie Blattknospen und manchmal auch aus Insekten und deren Larven. Baumfrüchte spielen nur eine sehr untergeordnete Rolle.[21] Rosakakadus nehmen täglich zwischen 15 und 20 Gramm Samen auf.[22] Die Nahrungsaufnahme findet überwiegend am Boden statt und hat seinen Aktivitätsschwerpunkt am Morgen und am späten Nachmittag. Sie geht zügig von statten, da die Rosakakadus die meiste Zeit des Jahres sehr leicht ausreichend Nahrung finden, um ihren Tagesbedarf zu decken. Der australische Ornithologe Ian Rowley hat Rosakakadus daher als eine Papageienart bezeichnet, die über „viel Freizeit“ verfügen.[23] Nomadisierende Schwärme aus noch nicht geschlechtsreifen Jungvögeln oder nichtbrütenden Adulten werden im Nahrungsterritorium geduldet.

Da sie manchmal in größeren Schwärmen umherziehen, können sie auf Feldern und Plantagen große Schäden anrichten. Sie graben gelegentlich auch Schösslinge aus. Besonders gefährdet sind reifende Weizenfelder. Rosakakadus sind aber auch schon beobachtet worden, wie sie sich an verschlossenen Weizensäcken zu schaffen machten, um an die Körner zu gelangen.[24] Im Allgemeinen begnügen sie sich jedoch, zurückgelassene Körner abgeernteter Felder oder verschüttete Körner in der Nähe von Getreidesilos, Bahnladestationen und entlang von Straßen aufzusammeln.[25] In einigen Gebieten tragen Rosakakdus zur Versteppung bei, da sie zahlreiche Gras- und Wildsamen aufnehmen. Dies haben sie zwar auch mit einigen anderen australischen Sittichen und Finken gemeinsam. Diese treten aber nicht in so großen Schwärmen auf und haben auf Grund ihrer kleineren Körpergröße auch einen verminderten Futterbedarf. Ornithologen weisen allerdings auch darauf hin, dass die großen Schafherden weitaus größere Flurschäden anrichten.[26]

Fortpflanzung

Rosakakadus bei gegenseitiger Gefiederpflege

Brutzeit und Balz

Die Brutzeit ist abhängig vom Verbreitungsgebiet, von der Niederschlagsmenge und dem Nahrungsangebot. Im Süden Australiens fällt sie in die Monate Juli bis November, während in den nördlichen Regionen Australiens Rosakakadus in den Monaten Februar bis Mai brüten.[27] Bei ungünstigen Voraussetzungen unterbleibt die Brut gänzlich oder es wird nur ein sehr kleines Gelege gelegt. In Jahren mit sehr günstigen Voraussetzungen sind die Gelege dagegen größer. Nach dem Verlust einer Brut legen Rosakakadus ein Zweitgelege. Sie ziehen jedoch je Fortpflanzungsperiode nur eine Brut groß.[28]

Das Balzrepertoire der Rosakakadus ist wie bei vielen anderen Kakadu-Arten nicht sehr groß. Die Männchen nähern sich mit aufgestellter Haube und angespannter Körperhaltung den Weibchen, wenden den Kopf dabei seitwärts hin und her und rufen leise. Fliegt das Weibchen dann auf, folgt ihm das Männchen laut Rufen. Bleibt das Weibchen dagegen sitzen, erfolgt ein ausführliches gegenseitiges Putzen. Dabei sitzen sie häufig seitenverkehrt nebeneinander. Ein Füttern des Weibchen durch das Männchen kommt vor, ist aber verhältnismäßig selten.[29]

Die Nisthöhle

Rosakakadupaar

Das Nest wird in einem hohlen Ast oder Stamm eines Baumes angelegt. Dabei werden ufernahe Eukalyptusbäume bevorzugt. Es gibt jedoch auch Brutnachweise von Paaren, die als Nisthöhle Höhlen in Steilabbrüchen oder Felswänden nutzten oder in Erdlöchern sowie Nistkästen brüteten. Da fest verpaarte Rosakakadus sesshafte Vögel sind, nutzen sie Bruthöhlen häufig über mehrere Jahre. Die unmittelbare Umgebung der Nisthöhle wird von Rosakakadus sowohl gegen Artgenossen als auch anderen Vögeln energisch verteidigt. Rosakakadus brüten jedoch an geeigneten Stellen halbkolonial mit einem durchschnittlichen Höhlenabstand von knapp 50 Metern.[30]

Die jeweilige Nisthöhle wird von beiden Geschlechtern auf das Brutgeschäft vorbereitet. Zu den typischen Aktivitäten von Rosakakadus zählt, dass sie rund um den Höhleneingangs einen breiten Streifen der Rinde abnagen. Sie legen dabei das Kambium frei, das nach Austrocknen eine holzige Textur bildet. Diese auffällige Narbe wird jährlich ausgeweitet. Der Grund für dieses Verhalten ist nicht abschließend geklärt. Möglicherweise signalisieren sie damit anderen Vögeln, das die Nisthöhle besetzt ist.[31] Die glatte Rinde, die verbleibt, erschwert es möglicherweise Nesträubern, in die Nisthöhle zu gelangen.

Rosakakadus kleiden die Nisthöhle mit Eukalyptusblätter aus. Dies ist unter den Kakadus ein verhältnismäßig ungewöhnliches Verhalten - andere Kakaduarten tragen meist nur Holzstücke in die Nisthöhle ein.[32][33] Dieses Verhalten trägt vermutlich zur Erhöhung der Luftfeuchtigkeit in der Bruthöhle bei und schützt die Eier im trockenheißen Klima Australiens vor dem Austrocknen.[34]

Gelege und Jungvögel

Das Gelege besteht aus zwei bis sechs Eier. Der Legeabstand beträgt im Mittel 2,66 Tage. Beide Elternvögel brüten. Sie beginnen mit der Bebrütung in der Regel nach der Ablage des vierten Eis beziehungsweise mit der Legen des letzten Eis bei kleinen Gelegen. Bei großen Gelegen führt dieser frühe Brutbeginn zu einer Asynchronität beim Schlupf der Nestlinge. Die Nestlinge schlüpfen nach 23 bis 24 Tagen. Sie werden während der ersten acht bis zehn Lebenstage durchgehend von den Elternvögeln gehudert. Zwischen dem 10. und dem 21. Lebenstag hudern Rosakakadus ihre Nestlinge nur noch nachts. Mit Erreichen des 21. Lebenstages sind die Jungvögel so weit befiedert, dass die Elternvögel auf ein Hudern verzichten.

Junge Rosakakadus verlassen in ihrer siebten Lebenswoche das Nest. Auf Grund des frühen Brutbeginns kann zwischen dem Ausfliegen des ersten und des letzten Jungvogels einer Brut ein Abstand von bis zu 12 Tagen geführt. Jungvögel leben in sogenannten „Kindergärten“ zusammen. In den „Kindergartenbäumen“ versammeln sich die Jungvögel unterschiedlicher Elternvögel. Häufig findet sich diese Stelle einige Kilometer von der Bruthöhle entfernt. Die Jungvögel werden von den Elternvögeln zu diesen Orten geführt. Sie werden dort von den Elternvögel über einen Zeitraum von fünf bis sechs Wochen gefüttert, bis sie selbständig sind. Die Jungvögel schließen sich danach zu Schwärmen zusammen, die ungerichtet in einem großen Gebiet nomadisieren.[35]

Mortalitätsrate

Fressendes Weibchen

Die umfangreichsten Studien zur Mortalitätsrate der Rosakakadus liegen aus dem Südwesten Australiens vor. Untersuchungen dort haben gezeigt, dass die Gelege durchschnittlich 4,31 Eier enthielten. Die Schlupfrate betrug 82,6 Prozent. Je Gelege wurden durchschnittlich jedoch nur 1,92 Jungvögel groß. Von 100 Jungvögeln, die die Nisthöhle verließen, überlebten 81 die ersten 100 Tage. Nur 49 wurden älter als ein halbes Jahr.[36] Knapp 20 erreichten das zweite Lebensjahr und nur etwa neun Vögel erreichten das dritte Lebensjahr.

Von aufgefundenen toten Tieren, bei denen man die Todesursache bestimmen konnten, fielen dreiviertel dem Abschuss durch Farmer zum Opfer. 7 Prozent wurden von Hauskatzen geschlagen, 7 Prozent von Greifvögeln gegriffen und 5 Prozent im Straßenverkehr getötet.[37] Die Mortalitätsrate ist damit so hoch, dass ein Rosakakadu-Paar im Schnitt achtmal erfolgreich brüten muss, um zwei Jungvögel hervorzubringen.[38]

Systematik

Rosakakadus weisen einen von den Eigentlichen Kakadus abweichenden Knochenbau des Schädels auf. Die Dunen der Nestlinge sind außerdem anders als bei dieser Kakadugattung gefärbt. Sie werden deshalb seit einigen Jahrzehnten als eigene Gattung innerhalb der Familie der Kakadus geführt.[39]

Obwohl der Rosakakadu eine häufige und gut untersuchte Art ist, sind Beschreibungen seiner Unterarten und ihrer jeweiligen Verbreitungsgebiete bislang nur spärlich vorhanden. Inwieweit die Aufteilung in drei Unterarten gerechtfertigt ist, ist daher noch nicht abschließend geklärt.

Unterart Verbreitungsgebiet Unterscheidungsmerkmale der einzelnen Unterarten
Westlicher Rosakakadu

(E. r. roseicapilla), Nominatform

Das Verbreitungsgebiet reicht von der Pilbara-Region in Western Australien in Richtung Norden bis zu den Ausläufern der Große Sandwüste und erreicht noch weiter nördlich den Eighty Mile Beach. Die Nominatform ist die kleinste Unterart. Die Federhaube ist eher weißlich gefärbt.
Östlicher Rosakakadu

(E. r. albiceps)

Osten und Südosten Australiens Verglichen zur Nominatform ist die Haube kürzer. Scheitel und Hinterkopf sind weiß mit rosafarbenen Federbasen. Die Abgrenzung dieses rosafarbenen Kopfgefieders zum dunkleren Nackengefieder ist sehr scharf
Kuhls Rosakakadu (E. r. kuhli) Norden Australiens von der Kimberley Division in Western Australia bis zum Süden der Cape York Peninsula. Das Gefieder ist insgesamt heller als bei der Nominatform. Die Federhaube ist etwas mehr rosafarben. Der nackte Augenring ist auffällig tief rosafarben.

Rosakakadus und Menschen

Rosakakadus als Schädling

Rosakakadus gelten in weiten Teilen Australiens als Schädlinge. Rosakakadus zerstören verhältnismäßig häufig Telefonleitungen, die in Australien überwiegend überirdisch verlaufen. Ihnen wird nachgesagt, dass sie durch das Benagen der Rinde die Bäume zum Absterben bringen, die von ihnen häufig als Schlaf- und Ruhebäume aufgesucht werden. Nähere Untersuchungen konnten jedoch klären, dass dies nicht zutrifft. Ein Absterben von Ästen und Bäume ist primär eine Folge anthropogener Eingriffe in die ursprüngliche Vegetation.[40] Rosakakadus wird jedoch vor allem eine Plünderung von Getreidefeldern angelastet. Als eine ARt, die ihre Nahrung nahezu ausschließlich am Boden aufnimmt, richtet er bereits bei der Aussaat von Getreiden beträchtliche Schäden an, weil er die ausgebrachten Saatkörner auffrisst. Frisch gekeimtes Getreide wird von ihnen rausgerissen und gefressen und sie picken die Getreidekörner sowohl im halbreifen wie halbreifen Zustand aus den Ähren. Landwirte beklagen gelegentlich vollständige Ernteausfälle.[41] Beträchtlichen Schaden können sie auch auf Sonnenblumen- und Sorghum-Feldern anrichten. Australische Farmer fordern deshalb immer wieder höhere Abschussquoten für diese Kakaduart.

Rosakakadus

Wegen den großen landwirtschaftlichen Schäden, die Rosakakadus verursachen, beauftragten australische Behörden von 1969 bis 1977 Studien zur Verhaltensökologie der Rosakakadus.[42] Anlass war eine gezielte Ausweitung des Getreideanbaus im Südwesten Australiens, die zu einer Bestandszunahme der kulturfolgenden Rosakakadus führte und damit beträchtliche Konflikte mit Farmern auslösten. Durchgeführt wurden die Studien von dem australischen Ornithologen Ian Rowley, der auch nach Beendigung dieser Untersuchungen an Rosakakadus weiter forschte und 1990 eine umfangreiche Studie über diese Kakaduart veröffentlichte. Rosakakadus zählen auf Grund dieser Studie zu den vier oder fünf besterforschten Papageien der Welt.[43]

Ian Rowley kam in seinen Untersuchungen zu dem Ergebnis, dass die Getreideschäden durch entsprechende Anbau- und Erntemethoden stark verringert werden können. So reduziert die Verwendung moderner Maschinen und der schnelle Abtransport des Getreides im Weizengürtel Australiens den Verlust durch Rosakakadus so drastisch, dass aus seiner Sicht ein Abschuss nicht mehr gerechtfertigt ist. Farmer sollten vor allem darauf verzichten, Pflanzen mit ausgereiften Samenständen noch einige Wochen auf dem Feld stehen zu lassen, da dadurch das Risiko deutlich ansteigt, dass einfallende Kakaduschwärme erheblichen Schaden anrichten.[44][45]

Haltung in menschlicher Obhut

Rosakakadus wurden 1843 erstmals im Londoner Zoo gehalten.[46] In den darauf folgenden Jahrzehnten erfolgte eine regelmäßige Einfuhr dieser Kakaduart nach Europa, die erst endete, nachdem Australien ein Ausfuhrverbot für seine gesamte Fauna erließ. Rosakakadus, die heute in Europa gehalten werden, stammen gewöhnlich aus Nachzuchten.[47] Die erste Nachzucht gelang erstmals 1876 in Großbritannien. 1961 erfolgte die erste deutsche Nachzucht.[48] Heute werden Rosakakadus in vielen europäischen und nordamerikanischen Ländern gezüchtet. Es gibt außerdem in Südafrika eine umfangreiche kommerzielle Zucht. In Australien handelt es sich bei den meisten gehaltenen Rosakakadus um Wildfänge.[49] Hybridzüchtungen mit anderen Kakadus sind keine Seltenheit. Rosakakadus wurden bereits mit erfolgreich mit Gelbhauben-, Inka- und Nacktaugenkakadus gekreuzt.[50]

Rosakakadus sind anspruchsvolle und langlebige Pfleglinge, die wegen ihres Bewegungsbedarf und ihrer Nageneigung in großräumigen Ganzmetallvolieren gehalten werden. Ihre Einzelhaltung gilt als nicht artgerecht und ist in Deutschland und Österreich untersagt. Bei nicht artgerechter Haltung neigen Rosakakadus zu Lethargie und Fettleibigkeit. Rosakakadus sind zwanghafte Fresser. Fettleibigkeit gilt daher als wesentliche Todesursache von Käfig- und Volierentieren. Sie ist häufig die Folge einer nicht artgerechten Fütterung mit zu fettreichen Körnern wie Sonnenblumensaaten. Da Rosakakadus häufig von ihrer lauten und schrillen Stimme Gebrauch machen, die noch in weiter Entfernung zu vernehmen ist, führt eine Freivolierenhaltung häufig zu Problemen mit Nachbarn.

Belege

Einzelnachweise

  1. Hoppe, S. 117
  2. Lantermann, S. 413
  3. Hoppe, S. 113
  4. Forshaw, S. 150
  5. Forshaw, S. 150
  6. Hoppe, S. 113
  7. Forshaw, S. 151
  8. Lantermann, S. 414
  9. Forshaw, S. 160
  10. Forshaw, S. 160
  11. Forshaw, S. 160
  12. Lantermann, S. 414
  13. Forshaw, S. 154
  14. Forshaw, S. 154
  15. Forshaw, S. 153
  16. Forshaw, S. 159
  17. Forshaw, S. 138
  18. Forshaw, S. 159
  19. Forshaw, S. 160
  20. Forshaw, S. 158
  21. Hoppe, S. 115
  22. Forshaw, S. 161
  23. Forshaw, S. 158
  24. Lantermann, S. 415
  25. Forshaw, S. 160
  26. Hoppe, S. 115
  27. Lantermann, S. 415
  28. Forshaw, S. 162
  29. Hoppe, S. 115
  30. Forshaw, S. 162
  31. Forshaw, S. 162
  32. Forshaw, S. 162
  33. Hoppe, S. 115 und S. 116
  34. Hoppe, S. 116
  35. Forshaw, S. 163
  36. Lantermann, S. 98
  37. Lantermann, S. 98
  38. Lantermann S. 98
  39. Hoppe, S. 113
  40. Lantermann, S. 417
  41. Hoppe, S. 114
  42. Lantermann, S. 97
  43. Lantermann, S. 97
  44. Forshaw, S. 157
  45. Lantermann, S. 417
  46. Lantermann, S. 476
  47. Lantermann, S. 476
  48. Hoppe, S. 117
  49. Forshaw, S. 164
  50. Hoppe, S. 118

Literatur

  • Joseph M. Forshaw: Australische Papageien - Band 1. Bretten 1. deutschsprachige Auflage (2003)
  • Dieter Hoppe: Kakadus – Lebensweise, Haltung und Zucht, Eugen Ulmer Verlag, Stuttgart 1986, ISBN 3-8001-7155-4
  • Lantermann, Werner. Papageienkunde: Biologie - Verhalten - Haltung - Artenauswahl der Sittiche und Papageien. Berlin, Parey, 1999, ISBN 3-8263-3174-5

Weblinks


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