Erbsenbär

Erbsenbär

Der Strohbär ist eine Figur der Schwäbisch-Alemannischen Fastnacht.

Weizenstrohbär aus Empfingen (Landkreis Freudenstadt)

Verbreitet war er in allen landwirtschaftlich geprägten Dörfern, in welchen Fastnacht gefeiert wurde. Seine Strohhülle konnte aus allen geernteten Stroharten sein. Langhalmiges Weizen-, Roggen- oder Haferstroh oder das Stroh der Futtererbse.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Hooriger Bär der Poppelezunft Singen

Ideengeschichtlich leitet sich der Strohbär auf die im Mittelalter häufig verwendete Figur des Wilden Mannes ab, der als Fastnachtsfigur zusammen mit dem Narr seinen Ausgangspunkt im ausgehenden Mittelalter hat. Der Wilde Mann stand hier für Unheil, Gottesferne und so schließlich auch stellvertretend für den Teufel. Ursprünglich mit Moos oder Fell bekleidet, steht die Figur so in Verbindung oder als Vorläufer des Strohbären, sind aber der gleichen Gruppe der gottesfernen Figuren zuzuordnen.
Vielfach wird der Umtrieb des Strohbären fälschlicherweise als Austreibung des Winters personifiziert. Der christliche Kontext des Fastnachtsfestes ergibt der Forschung hier keinen haltbaren Beleg; die Begründung solcher Überlegungen sind vielmehr in den germanischen Kontinuitätsprämissen der Fastnacht des 19. und 20. Jahrhunderts zu suchen.

Ein drastischer Rückgang des Strohbärenbrauches erfolgte durch den technischen Umbruch der Landwirtschaft in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg. Zum einen veränderten sich die Anbau- und Erntemethoden des Getreides, so beispielsweise die Verkürzung der Strohlänge durch Spritzen der Felder mit chemischen Halm-Verkürzern und das Ernten mit dem Mähdrescher. Das Verhäckseln und Pressen des schon zu kurz gewachsenen Strohes machte es letztendlich zum Einbinden der Bären fast unbrauchbar. Zeitgleich verstärkte sich auch die Neigung, Fastnachtsbräuche zu ästhetisieren und in neuen Fasnetsfiguren mit geschnitzten Holzlarven aufzutreten.

Neben dem edleren Erscheinungsbild hatte das Tragen einer Holzmaske auch den Vorteil, das aufwändige und staubschluckende Strohbärentreiben zu umgehen. Nur in wenigen Orten überdauerte das Strohbärentreiben, wodurch das Wissen um die schwierige und zeitaufwendige Einbindentechnik nur noch spärlich an die nächsten Generation übergehen konnte. In Empfingen im Landkreis Freudenstadt zog am Fasnetsmontag- und dienstag eine Gruppe bettelnd durch den Ort und gaben so die Technik des Einbindens an die Jüngeren weiter. Ungewollt und unbewusst wurde in Empfingen um 1980 die Nähe zum mittelalterlichen Wilden Mann wiederhergestellt, als nach einer dürftigen Strohernte als Ersatz zwei Personen mit Tannenreisig als Bären eingebunden und so die „Reisbären“ geboren waren. Einen alternativen Weg fanden Singen und Leipferdingen, diese ersetzten die Technik des Einbindens durch die Anfertigung von genähten Strohkostümen.

Verbreitung der Strohbären

Über weite Teile des Bundesgebietes verstreut werden noch Strohbärenbräuche durchgeführt. Schwerpunkte sind, neben Südwestdeutschland, vor allem in Hessen und Thüringen zu finden. Von der Fastnacht abgesehen bewegen sich Strohgestalten auch an anderen Festtagen des Kirchenjahres. Eine bedeutende Rolle spielt außerhalb der Fastnacht das Brauchtum des Kirmesbären.

Noch in Naturstroh verhüllte Figuren (Schwäbisch-Alemannische Fastnacht)

Erbsenstrohbär aus Empfingen (Landkreis Freudenstadt

Strohfiguren außerhalb Schwäbisch-Alemannischer Fastnacht

Quellen

  • Werner Baiker, Klaus Warnke, u.a.: Oh Latschaboo, oh Schaluschee – Ein bunter Streifzug durch die historische Empfinger Fasnet. Im Eigenverlag, Empfingen 2001
  • Hermann Bausinger (Hrsg.): Dörfliche Fasnacht zwischen Neckar und Bodensee. Tübinger Vereinigung für Volkskunde. Beiträge des Tübinger Arbeitskreises für Fasnachtsforschung (Volksleben. Untersuchungen des Ludwig-Uhland-Institutes der Universität Tübingen im Auftrag der Tübinger Vereinigung für Volkskunde, Bd. 12). Tübingen, Verlag Horst Bissinger KG, Tübingen 1966
  • Thomas Naumann: Die Walldürner Strohbären. Beobachtungen und Anmerkungen zu einem fastnachtlichen Brauch., Aktuelle Verlags-Gruppe, Obrigheim 1987
  • Wulf Wager: Schwäbisch-alemannische Fasnet in alten Bildern. Silberburg-Verlag, Tübingen 2003, ISBN 3-87407-568-0

Weblinks


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