Erhard Lommatzsch

Erhard Lommatzsch

Erhard Lommatzsch (* 2. Februar 1886 in Dresden; † 20. Januar 1975 in Frankfurt am Main) war ein deutscher Romanist, Mediävist, Sprachwissenschaftler und Lexikograf

Inhaltsverzeichnis

Leben und Werk

Nach der Gymnasialzeit in Wurzen studierte Lommatzsch ab 1905 in Berlin. Er promovierte bei Adolf Tobler und dessen Nachfolger Heinrich Morf über System der Gebärden. Dargestellt auf Grund der mittelalterlichen Literatur Frankreichs (Berlin 1910) und habilitierte sich 1913 mit der Arbeit Gautier de Coiny als Satiriker (Halle a.S.). Der Privatdozent wurde sofort mit der Vertretung des wegen Krankheit beurlaubten Morf beauftragt und 1917 zum Professor ernannt. 1921 wurde er nach Greifswald und 1928 nach Frankfurt am Main berufen, wo er bis zum WS 1955/56 lehrte. Der berühmteste Schüler Lommatzschs war Erich Auerbach, den er in Greifswald promovierte.

Lommatzsch wurde vor allem bekannt als Verfasser des Altfranzösischen Wörterbuchs (1925–2002; 11 Bände), das er aus dem Nachlass von Adolf Tobler – einem Konvolut von ca. 20.000 Zetteln mit Exzerpten aus altfranzösischen Texten – in Faszikeln herausgab. Der erste Faszikel erschien 1915. Das Werk wurde erst durch Lommatzschs Schüler Hans Helmut Christmann (1929–1995) und dessen Mitarbeiter (Franz Lebsanft, Richard Baum, Brigitte Frey) 2002 vollendet. Richard Baum publizierte 2008 eine Gesamtbibliographie als 93. Lieferung des Wörterbuchs.

Lommatzsch war ordentliches Mitglied der Mainzer Akademie der Wissenschaften und korrespondierendes Mitglied der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, sowie der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Er war Ehrenmitglied der Modern Language Association of America und assoziiertes Mitglied der Académie des Inscriptions et Belles-Lettres (Institut de France). Schüler und Freunde widmeten ihm den Band Philologica Romanica, in Verbindung mit Erich von Richthofen hg. von Manfred Bambeck und Hans Helmut Christmann, München 1975 (mit Schriftenverzeichnis).

Nachrufe

Hans Helmut Christmann in: Zeitschrift für romanische Philologie 91, 1975, S. 717-726

Literatur

  • Zur Rolle von Lommatzsch an der Berliner Akademie der Wissenschaften vgl. Jürgen Storost: 300 Jahre romanische Sprachen und Literaturen an der Berliner Akademie der Wissenschaften, Frankfurt a.M.: Lang, 2000, Teil 1, S. 330–339.
  • Zur Rolle von Lommatzsch in der Zeit des Nationalsozialismus vgl. Frank Estelmann/Olaf Müller: Angepasster Alltag in der Germanistik und Romanistik, in: Frankfurter Wissenschaftler zwischen 1933 und 1945, hg. von Jörn Kobes und Jan-Otmar Hesse, Göttingen: Wallstein, 2008, S. 33-60.
  • Tobler-Lommatzsch. Altfranzösisches Wörterbuch. Adolf Toblers nachgelassene Materialien, bearbeitet und herausgegeben von Erhard Lommatzsch, weitergeführt von Hans Helmut Christmann, unterstützt von Franz Lebsanft, vollendet von Richard Baum und Willi Hirdt, unter Mitwirkung von Brigitte Frey. z.Zt. Stuttgart: Franz Steiner Verlag.

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