Erich Paul Remark

Erich Paul Remark
Erich Maria Remarque 1929 in Davos (Schweiz)

Erich Maria Remarque, eigentlich Erich Paul Remark (* 22. Juni 1898 in Osnabrück; † 25. September 1970 in Locarno), war ein deutscher Autor.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Frühe Jahre

Remarque wurde als zweites von fünf Kindern des Buchbinders Peter Franz Remark (1867–1954) und Anna Maria Remark, geb. Stallknecht (1871–1917), am 22. Juni 1898 in Osnabrück geboren. Er nannte sich erst seit 1924 durchgehend „Remarque“, diese französische Schreibweise des Familiennamens hatte sein Großvater im 19. Jahrhundert aufgegeben. Den zweiten Vornamen „Maria“ verwendete er bereits ab November 1922.

Nach Abschluss der Johannisvolksschule (1904 bis 1912) besuchte er das katholische Lehrerseminar.

Erster Weltkrieg

Im Ersten Weltkrieg wurde er 1916 nach einem Notexamen eingezogen und kam im Juni 1917 als Soldat an die Westfront, wo er bereits Ende Juli durch mehrere Granatsplitter an Arm und Bein sowie einen Halsschuss verwundet wurde. Er kam in ein Armee-Hospital in Duisburg, wo er bis zum Ende des Krieges blieb.[1]

Anders als Paul Bäumer, die Hauptfigur seines berühmtesten Werkes Im Westen nichts Neues, der im Roman als Kriegsfreiwilliger in das deutsche Heer eintritt, hatte sich Remarque keineswegs freiwillig gemeldet.

Tätigkeit als Lehrer

Nach dem Krieg setzte er seine Lehrerausbildung fort und arbeitete ab dem 1. August 1919 als Volksschullehrer in Lohne (in der Grafschaft Bentheim), ab Mai 1920 in Klein Berßen (Emsland) und ab August 1920 in Nahne (das seit 1972 zu Osnabrück gehört). Mit seinem Antrag auf Beurlaubung vom Schuldienst endete diese Episode bereits am 20. November 1920 wieder.

Werdegang als Schriftsteller

Sein Erstlingswerk, der Jugendroman Die Traumbude, war ein Misserfolg. Remarque schlug sich u. a. als Agent für Grabsteine und Organist im „Irrenhaus“ durch (von ihm verarbeitet in Der schwarze Obelisk). Schließlich war er Zeitungsredakteur, u. a. beim Osnabrücker Tageblatt, der „Echo-Continental“ (Werkszeitung des gleichnamigen Reifenherstellers) aus Hannover (1922) und der „Sport im Bild“ aus Berlin (1924). Für Continental verfasste er auch Werbetexte, darunter mehrere Folgen einer Comic-Serie namens Die Contibuben, die er mit „E.M.R.“ signierte und zu der Hermann Schütz die Zeichnungen beisteuerte. Bereits im Jahr 1921 ist die gelegentliche Verwendung des Künstlernamens „Remarque“ belegt. Während seiner Zeit in Hannover wurden etwa 100 kürzere Prosatexte Remarques in diversen Tages- und Wochenzeitungen veröffentlicht.

In seinem 1928 für die Vossische Zeitung geschriebenen Fortsetzungsroman Im Westen nichts Neues verarbeitete er neben eigenen Erfahrungen vorwiegend die Erzählungen verwundeter Soldaten, die er im Lazarett kennen gelernt hatte. Der Roman machte Erich Maria Remarque bald nach seinem Erscheinen als Buch (1929) und der Hollywood-Verfilmung durch Lewis Milestone (1930) weltbekannt. Dem schon damals verbreiteten Missverständnis, der Roman beruhe im Wesentlichen auf eigenen Erlebnissen des Verfassers, traten Verlag und Autor aus Werbegründen nicht ernsthaft entgegen. In dieser Zeit lernt Remarque den Drehbuchautoren und Dramatiker Karl Gustav Vollmoeller kennen. Ihre Bekanntschaft vertiefte sich in der Zeit von Remarques Exil nach 1933. Vollmoeller widmete ihm als Ausdruck seiner Sympathie das Gedicht Ypern.

Auf Grund der Hetze der NSDAP, besonders Goebbels', verließ Remarque am 31. Januar 1933, einen Tag nach der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler, Deutschland und lebte zunächst in Porto Ronco im Schweizer Kanton Tessin. Hier nahm er Kontakt zu anderen emigrierten deutschen Schriftstellern auf (u. a. Thomas Mann, Carl Zuckmayer, Ernst Toller, Else Lasker-Schüler, Ludwig Renn) und gewährte anderen Emigranten aus Deutschland Unterschlupf.

Remarque 1939 bei der Ankunft in New York

Seine Bücher wurden im Zuge der Bücherverbrennung 1933 in Deutschland mit dem „Feuerspruch“ „Gegen literarischen Verrat am Soldaten des Weltkriegs, für Erziehung des Volkes im Geist der Wehrhaftigkeit!“ verbrannt. Zudem streuten die Nationalsozialisten das Gerücht, er sei Jude, sein wirklicher Name sei „Kramer“ (das Ananym zu „Remark“) und er habe am Krieg gar nicht teilgenommen. Nachwirkung dieses Gerüchts ist die auch heute noch verbreitete Falschbehauptung, sein ursprünglicher Name sei „Kramer“ gewesen.

1938 wurde ihm die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt und er lebte offiziell ab 1939 in den USA. Hier traf er auf weitere deutsche Emigranten wie Lion Feuchtwanger, Bertolt Brecht, Artjom Dmitriev und die Schauspielerin und Nazigegnerin Marlene Dietrich. Im amerikanischen Exil schrieb er einen Roman, der 1941 in London unter dem Titel Flotsam („Strandgut“) auf Englisch und in Stockholm unter dem Titel Liebe Deinen Nächsten auf Deutsch erschien. 1947 erlangte er die amerikanische Staatsbürgerschaft. Ab 1948 lebte er abwechselnd in den USA und im schweizerischen Porto Ronco. In Ascona begegnete Remarque im damals angesagten Café Verbano Herbert Zangs und Marlene Dietrich.

Privates

Remarque war in erster (14. Oktober 1925–4. Januar 1930) und zweiter Ehe (22. Januar 1938–20. Mai 1957) mit der Tänzerin Jutta Ilse Zambona (* 25. August 1901, † 25. Juni 1975) verheiratet. Zwischenzeitlich hatte er Affären mit Marlene Dietrich, Greta Garbo und anderen Frauen. Am 25. Februar 1958 heiratete er die Schauspielerin Paulette Goddard, die frühere Ehefrau Charlie Chaplins, mit der er bis zu seinem Tod in seiner Wahlheimat Tessin lebte.

Eine Schwester Remarques, Elfriede Scholz, die als Schneiderin in Dresden lebte und arbeitete, wurde nach einer Äußerung, wonach der Krieg schon verloren sei, von einer Kundin denunziert und 1943 vom Richter Roland Freisler am Volksgerichtshof wegen „Wehrkraftzersetzung“ zum Tode durch die Guillotine verurteilt.

Remarque starb am 25. September 1970 in Locarno an einem Aortenaneurysma, einer besonderen Komplikation der Arteriosklerose, nachdem er in den Jahren zuvor bereits mehrere Herzinfarkte erlitten hatte. Remarque wurde auf dem Friedhof von Ronco sopra Ascona beigesetzt.

Auszeichnungen/Ehrungen

Gedenktafel Kaiserdamm
Gedenktafel Wittelsbacherstraße
  • 1963 Justus-Möser-Medaille Osnabrück
  • 1967 Verleihung des Großen Bundesverdienstkreuzes
  • 1968 Ehrenbürger von Ascona
  • 1991 Remarque zu Ehren rief seine Heimatstadt Osnabrück 1991 den Erich-Maria-Remarque-Friedenspreis ins Leben.
  • 1995 Der Historiker Tony Judt hat das „Erich-Maria-Remarque-Institut“[2] der „New York University European Studies“[3] gegründet.
  • An den ehemaligen Wohnhäusern Remarques in Berlin (Kaiserdamm 114, Wittelsbacherstraße 5) wurden Gedenktafeln angebracht.
  • In der Dorfmitte Klein Berßens, seiner Arbeitsstelle ab Mai 1920, wurde eine Straße nach ihm benannt.
  • In Löhne (NRW) wurde nach ihm ein Platz unweit des Bahnhofs benannt.
  • In Wietmarschen-Lohne wurde eine Straße nach Remarque benannt. Auf dem Schulhof der dortigen Grundschule wird in Form einer Gedenktafel an seine kurze Lehrertätigkeit in Lohne erinnert.

Werke

Das Werk Remarques wird von der Erich Maria Remarque-Gesellschaft gepflegt und ist zum größten Teil in Taschenbuch-Ausgaben des Verlags Kiepenheuer & Witsch greifbar. Nachfolgend werden nur die Daten der (deutschen) Erstausgaben angeführt.

Romane

  • Die Traumbude. Ein Künstlerroman. Verlag der Schönheit, Dresden 1920 (noch als Erich Remark)
  • Im Westen nichts Neues. Propyläen, Berlin 1929
  • Der Weg zurück. Propyläen, Berlin 1931
  • Drei Kameraden. Querido, Amsterdam 1938
  • Liebe Deinen Nächsten. Querido/Bermann-Fischer, Amsterdam/Stockholm 1941
  • Arc de Triomphe. Micha, Zürich 1946
  • Der Funke Leben. Kiepenheuer & Witsch, Köln 1952
  • Zeit zu leben und Zeit zu sterben. Kiepenheuer & Witsch, Köln 1954
  • Der schwarze Obelisk. Kiepenheuer & Witsch, Köln 1956
  • Der Himmel kennt keine Günstlinge. Kiepenheuer & Witsch, Köln 1961
  • Die Nacht von Lissabon. Kiepenheuer & Witsch, Köln 1962

Postum erschienen

  • Schatten im Paradies. Droemer Knaur, München 1971 (Vom Autor unautorisierte, stark durch den Verlag bearbeitete Fassung des letzten Romans mit dem Arbeitstitel Das gelobte Land)
  • Der Feind. Erzählungen. Kiepenheuer & Witsch, Köln 1993
  • Das unbekannte Werk. Frühe Prosa, Werke aus dem Nachlass, Briefe und Tagebücher. 5 Bände Kiepenheuer & Witsch, Köln 1998, ISBN 3-462-02695-X

TV/Film/Video

Theater-Aufführungen

Literatur

  • Mynona: Hat Erich Maria Remarque wirklich gelebt? Der Mann. Das Werk. Der Genius. 1000 Worte Remarque. Steegemann, Berlin 1929
  • Alfred Antkowiak: Erich Maria Remarque. Leben und Werk. Volk und Wissen (Schriftsteller der Gegenwart 14), Berlin 1965; 6. A. 1987
  • Tilman Westphalen (Hg.): Erich Maria Remarque 1898–1970. Rasch, Osnabrück 1988, ISBN 3-922469-35-3
  • Thomas F. Schneider: Erich Maria Remarque. Ein Chronist des 20. Jahrhunderts. Eine Biographie in Bildern und Dokumenten. Rasch, Osnabrück 1991, ISBN 3-922469-54-X
  • Thomas F. Schneider (Hg.): Erich Maria Remarque Jahrbuch. V&R unipress, Göttingen 1991ff
    • Band XVII: Erich Maria Remarque und der Comic, 2007, ISBN 3-89971-365-6
  • Thomas F. Schneider / Tilman Westphalen (Hgg.): Reue ist undeutsch. E. M. Remarques „Der Funke Leben“ und das Konzentrationslager Buchenwald (Katalog zur Ausstellung). Rasch, Bramsche 1992, ISBN 3-922469-73-6
  • Ruth Marton: Mein Freund Boni. Erinnerungen an Erich Maria Remarque. Kiepenheuer & Witsch, Köln 1993
  • Julie Gilbert: Erich Maria Remarque und Paulette Goddard. Biographie einer Liebe. List, München 1997
  • Thomas F. Schneider (Hg.): Das Auge ist ein starker Verführer. Erich Maria Remarque und der Film. Rasch (Schriften des Erich Maria Remarque-Archivs 13), Osnabrück 1998, ISBN 3-932147-51-0
  • Wilhelm von Sternburg: „Als wäre alles das letzte Mal“. Erich Maria Remarque. Eine Biographie. Kiepenheuer & Witsch, Köln 1998; als Taschenbuch: KiWi 581, Köln 2000, ISBN 3-462-02917-7
  • Sternburg, Wilhelm von: Remarque, Erich Maria. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 21, Duncker & Humblot, Berlin 2003, S. 414 f.
  • Heinz Ludwig Arnold (Hg.): Remarque. Text + Kritik (Heft 149), München 2001, ISBN 3-88377-663-7 (Darin eine Hommage an R. von Edgar Hilsenrath, Auszug online unter [1])
  • Mariana Parvanova: „... das Symbol der Ewigkeit ist der Kreis“. Eine Untersuchung der Motive in den Romanen von Erich Maria Remarque. Tenea, Berlin 2003, ISBN 3-86504-028-4
  • Mariana Parvanova: E.M.Remarque in der kommunistischen Literaturkritik in der Sowjetunion und in Bulgarien. ReDiRoma Verlag, Remscheid 2009, ISBN 978-3-86870-056-5
  • Werner Fuld / Thomas F. Schneider (Hgg.): Sag mir, dass Du mich liebst. Erich Maria Remarque – Marlene Dietrich. Zeugnisse einer Leidenschaft. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2001, ISBN 3-462-03032-9; als Taschenbuch: KiWi 795, Köln 2003, ISBN 3-462-03338-7
  • Heinrich Placke: Die Chiffren des Utopischen. Zum literarischen Gehalt der politischen 50er-Jahre-Romane Remarques. V&R unipress, Göttingen 2004, ISBN 3-89971-166-1

Film

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Erich Maria Remarque-Friedenszentrum
  2. Erich-Maria-Remarque-Institut
  3. New York University European Studies

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