Erika Pluhar

Erika Pluhar
Erika Pluhar (2009)

Erika Pluhar (* 28. Februar 1939 in Wien) ist eine österreichische Schauspielerin, Sängerin und Autorin.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Erika Pluhar ist die Tochter von Anna und Josef Pluhar, ihre ältere Schwester ist Brigitte King, ihre jüngere die Malerin und Bildhauerin Ingeborg G. Pluhar.

Sie studierte nach der Matura 1957 am Max-Reinhardt-Seminar, der Wiener Akademie für Musik und Darstellende Kunst (Abschluss 1959 mit Auszeichnung), und wurde danach Schauspielerin am Burgtheater, wo sie von 1959 bis 1999 Ensemblemitglied war.

Wichtige Rollen waren unter anderem Luzie in Hermann Bahrs Das Phantom (1959), Ismene in Antigone (1961), Doña Angela in Calderóns Dame Kobold (1964), Amalia in Die Räuber (1965), Desdemona in Othello (1967), Königin in Grillparzers Die Jüdin von Toledo (1968), Ljudmila in Babels Marija (1969), Königin in Don Carlos (1973), die Titelfigur in Maria Stuart (1974), Lady Milford in Kabale und Liebe (1975), Ruth in Harold Pinters Heimkehr (1977), die Titelfigur in Ibsens Hedda Gabler (1978), Helene in Hofmannsthals Der Schwierige (1978), Esther in Vitracs Victor oder die Kinder an der Macht (1978), Warwara in Gorkis Sommergäste (1979), Regine in Musils Die Schwärmer (1981), Ranjewskaja in Tschechows Der Kirschgarten (1982), Katarina in Lars Noréns Dämonen (1985/1986), Natalja in Turgenjews Ein Monat auf dem Lande (1986) und die Mutter in Noréns Nacht, Mutter des Tages (1991). Sie gastierte unter anderem an den Münchner Kammerspielen (1973), bei den Bad Hersfelder Festspielen, Bregenzer Festspielen und den Burgfestspielen Jagsthausen.

Nach großen Erfolgen unter mehreren Intendanten, besonders zur Zeit von Achim Benning, wurde sie unter der Leitung von Claus Peymann kaum mehr besetzt und entschied sich gegen diese Theaterarbeit. 2004 kehrte sie in St. Pölten auf die Theaterbühne zurück und spielte mit Werner Schneyder in dessen Dramatisierung ihres Romans „Verzeihen Sie, ist das hier schon die Endstation?“

Ihrer ersten Ehe mit Udo Proksch von 1962 bis 1967 entstammt Tochter Anna Proksch (* 1962; † 1999 Tod durch Asthmaanfall). Ihr Sohn, der Schauspieler Ignaz Pluhar, der bei ihr lebt, ist eigentlich der von ihrer Tochter zur Adoption auserkorene Enkel afrikanischer Abstammung. Erika Pluhar adoptierte ihn selbst, um ihm die Turbulenzen rund um den Namen „Proksch“ zu ersparen [1] – Udo Proksch, dessen Schuld Pluhar bis heute bestreitet [2], wurde wegen sechsfachen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt. Eine zweite Ehe ging sie 1970 mit André Heller ein, die – lange nach der Trennung 1973 – erst 1984 geschieden wurde. Nach der Trennung war sie auch einige Jahre, bis zu dessen Suizid 1978, mit Peter Vogel verbunden.

Anfang der 1970er Jahre begann ihre gesangliche Karriere. Erika Pluhar interpretierte zunächst Schlager der 1920er und 1930er Jahre sowie Lieder von André Heller, Stephan Sulke und Wolf Biermann. Seit Anfang der 1980er Jahre singt sie nurmehr eigene Texte. Musikalische Wegbegleiter waren und sind Antonio V. D’Almeida, Peter Marinoff und Klaus Trabitsch.

Geschrieben hat Erika Pluhar seit Kindertagen. Die erste Veröffentlichung erfolgte 1981.

Politisch gilt Pluhar als der SPÖ nahestehend und tritt unter anderem gegen nationalsozialistische Wiederbetätigung ein, etwa anlässlich der Kandidatur von Barbara Rosenkranz zur Bundespräsidentin [3].

Literarische Werke

  • Aus Tagebüchern (1981)
  • Über Leben: Lieder und ihre Geschichten (1982)
  • Lieder (1986)
  • Als gehörte eins zum anderen: eine Geschichte (1991)
  • Zwischen die Horizonte geschrieben: Lieder, Lyrik, kleine Prosa (1992)
  • Marisa: Rückblenden auf eine Freundschaft (1996), Hoffmann und Campe, ISBN 978-3-455-30105-2
  • Am Ende des Gartens: Erinnerungen an eine Jugend (1997)
  • Matildas Erfindungen (1999)
  • Der Fisch lernt fliegen: unterwegs durch die Jahre (2000)
  • Verzeihen Sie, ist das hier schon die Endstation? (2001)
  • Die Wahl (2003)
  • Erika Pluhar: Ein Bilderbuch (2004)
  • Die stille Zeit: Geschichten und Gedanken nicht nur zu Weihnachten (2004)
  • Reich der Verluste (2005)
  • Paar Weise. Geschichten und Betrachtungen zur Zweisamkeit (2007), Residenz Verlag, ISBN 3-7017-1472-X
  • Er. Roman (2008), Residenz Verlag, ISBN 978-3-7017-1491-9
  • Mehr denn je. Alle Lieder (2009), Residenz Verlag, ISBN 978-3-7017-1513-8
  • Spätes Tagebuch (2010), Residenz Verlag, ISBN 978-3-7017-1537-4

Diskografie

  • Erika Pluhar singt (1972)
  • So oder so ist das Leben (1974)
  • Die Liebeslieder der Erika Pluhar (1975)
  • Hier bin ich (1976)
  • Beziehungen (1978)
  • Vom Himmel auf die Erde falln sich die Engel tot: Pluhar singt Biermann (1979)
  • Narben (1981)
  • Über Leben (1982)
  • Liebende (1983)
  • Wiener Lieder
  • Bossa a la Marinoff (1989)
  • For ever
  • Ein Abend am Naschmarkt (1995)
  • Jahraus, jahrein (1998)
  • I geb net auf (1999)
  • Lieder vom Himmel und der Erde (2002)
  • Es war einmal (2004)
  • Damals (2006)
  • Lied. Wien. Wir. (2006)
  • Die Stille Zeit (2007)

Hörbücher

  • Virginia Woolf: Ein eigenes Zimmer, Gekürzte Lesung, Gesprochen von Erika Pluhar, Random House Audio 2007, ISBN 978-3-86604-520-0

Filmografie

  • 1961: Die Türen knallen
  • 1963: Die Möwe
  • 1964: Das vierte Gebot
  • 1968: Bel Ami
  • 1968: Moos auf den Steinen — Regie: Georg Lhotzky
  • 1968: Die Bürger von Calais
  • 1969: Der Kommissar: Keiner hörte den Schuß
  • 1969: Der Zuschlag
  • 1969: Traumnovelle
  • 1970: Hier bin ich, mein Vater
  • 1970: Die graue Nonne
  • 1970: Perrak- Regie: Alfred Vohrer
  • 1971: Die Angst des Tormanns beim Elfmeter — Regie: Wim Wenders — nach einer Erzählung von Peter Handke
  • 1971: Die Nacht von Lissabon
  • 1971: Schwester Bonaventura
  • 1971: Tatort: Der Richter in Weiß
  • 1972: Monsieur Chasse
  • 1973: Reigen
  • 1974: Der Schwierige
  • 1975: Der Strick um den Hals
  • 1976: Die Brüder  — Regie: Wolf Gremm
  • 1977: Gaslicht
  • 1977: Tod oder Freiheit — Regie: Wolf Gremm
  • 1977: Schöner Gigolo, armer Gigolo – Regie: David Hemmings
  • 1978: Die Kameliendame
  • 1978: Der Mann im Schilf — Regie: Manfred Purzer
  • 1979: Sonntagskinder — Regie: Michael Verhoeven
  • 1983: Liebe ist kein Argument — Regie: Marianne Lüdcke
  • 1986: Marmortische — Regie: Antonio Victor D’Almeida
  • 1992: Rosalinas Haus;— auch Regie durch Erika Pluhar
  • 1994: Etwas am Herzen
  • 1994: Mrs. Klein — Regie: Ingemo Engström
  • 1994: Rosen aus Jerichow — Regie: Hans Peter Heinzl
  • 2001: Marafona: ein Film über das Lieben — auch Regie durch Erika Pluhar
  • 2009: Udo Proksch - Out of Control;— Regie: Robert Dornhelm
  • 2009: Das Ende ist mein Anfang;— Regie: Jo Baier
  • 2009: Mein Leben - Erika Pluhar (Regie: Gero von Boehm)

Auszeichnungen

Zitat

„Schreiben ist für mich eine Überlebensform geworden.“

– aus: Kölnische Rundschau Nr. 47, 25. Februar 2009, Seite 9 "Kultur. Der ehrliche Satz"

Einzelnachweise

  1. ORF2 "Lebens-Künstler" am 6. Januar 2008 17Uhr10, Erika Pluhar im Gespräch mit Helmut Zilk
  2. http://diepresse.com/home/leben/mensch/557546/
  3. http://www.oe24.at/oesterreich/politik/Rosenkranz-Gegner-mit-Mord-bedroht/801829

Weblinks

 Commons: Erika Pluhar – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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