Erla (Schwarzenberg)

Erla (Schwarzenberg)
Blick aus Richtung Bermsgrün: Gelände des Eisenwerkes (im Vordergrund links), gegenüber der Hammerherrenhof mit Herrenhaus.

Erla ist ein Ortsteil der Stadt Schwarzenberg im sächsischen Erzgebirge und ging aus einer Hammerwerkssiedlung hervor.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Nestler und Breitfeldsche Maschinenfabrik in Erla um 1840, rechts die Villa von John Payn

Der Ort Erla wurde erstmals 1380 urkundlich erwähnt, als der Hammer in der Erel gemeinsam mit dem hoffe zu Crandorff einem gewissen Kunz von Ortband zum Lehn gegeben wurde. Die Entstehung des Hammerwerks ist in der Mitte des 13. Jahrhunderts anzusetzen und war begünstigt durch die reichen Eisenerzvorkommen und mehrere Zechen am benachbarten Rothenberg, die bis Anfang des 20. Jahrhunderts betrieben wurden. Der Name des Ortes geht vermutlich auf de reichen Erlenbestand in seiner Umgebung zurück. 1517 ging das Hammerwerk vom Besitz des Schwarzenberger Burgherrn Georg Wilhelm von Tettau an Oswald Flemming über. Im 19. Jahrhunderts waren in zwei Werken Hammerschmiede, Hammerbuben, Zimmerleute und Köhler beschäftigt.[1] Der Modernisierung des Eisenwerkes folgte 1883 der Anschluss an die Eisenbahnstrecke Zwickau-Johanngeorgenstadt der Königlich-Sächsischen Staatseisenbahn (Haltestelle Erla). Er ermöglichte eine verbesserte Rohstoffanlieferung und Versendung der Produkte. Die Fabrikanten hatten sich nun auf Maschinen für die Papierindustrie spezialisiert, an deren Spitze die 1837 gegründete Firma Nestler und Breitfeld stand.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges gingen die Fabrikanlagen in Volkseigentum über. Der Betrieb VEB Eisenwerk Erla übernahm die Anlagen und produzierte noch bis in die 1990er-Jahre Zylinder für Kraftfahrzeugmotoren. Die Wiedervereinigung Deutschlands führte zur Privatisierung des Werkes, das seit 1994 als Eisenwerk Erla am Markt aktiv ist.

Einwohnerentwicklung und Eingemeindung

1551 waren neben der Familie des Besitzers fünf Häuslerstellen in Erla zu verzeichnen. Noch 1820 waren es nur 15 Häusler. Die Zahl der Einwohner wuchs im weiteren Verlauf recht langsam, 1834 gab es 139, 1910 316 Einwohner. Erst nach dem Ersten Weltkrieg stiegen die Zahlen auf über 1000 an (1925= 1669; 1939=1681).[1]

1925 wurden die Gemeinde Crandorf und der Gutsbezirk Erla zur neuen „Gemeinde Erla“ vereint. Bis heute hat sich die landläufige Bezeichnung Erla-Crandorf erhalten. Nach der politischen Wende und den damit verbundenen Umstruktierungen wurde Erla am 1. Januar 1999 nach Schwarzenberg eingemeindet.[2]

Sehenswürdigkeiten

Herrenhof Erla
Gasthof zur Eisenhütte

Herrenhof mit Herrenhaus

Der dreiflügelige Herrenhof mit einer breiten Wageneinfahrt an der Karlsbader Straße entstand in seiner heutigen Form vermutlich in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Das Fachwerk im Obergeschoss stammt aus dem ersten Drittel des 19. Jahrhunderts und verfügt über dekorativ über die Fassade verteilte Streben, die paarweise an die Ständer gelehnt sind. Das gaupenbesetze Walmdach ist am Ostflügel mit einem Dacherker und einem zierlichen Dachreiter mit Uhr und Laterne versehen.

Das um 1860 als schlichter, zweigeschossiger Putzbau errichtete Herrenhaus bildet den westlichen Abschluss der Hofanlage. Das Innere, vor allem das gusseiserne Geländer im Treppenhaus und die Stuckdecken und Supraporten im ehemaligen Festsaal, wurde im Stil des Spätklassizismus gestaltet. Das Gebäude steht seit den 1960er-Jahren unter Denkmalschutz. Für das „große Engagement und den äußerst sensiblen Umgang mit der bedeutenden Denkmalsubstanz“ bei der Restaurierung des Hammerherrenhauses wurden der Volkskundler Götz Altmann und seine Familie 2006 von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz mit dem Bundespreis für Handwerk in der Denkmalpflege ausgezeichnet.[3][4]

Park, Wohnhäuser, Gasthof

In einem kleinen Park zwischen historischen Fachwerkhäusern wachsen Winterlinden, Rotbuchen, Bergulmen und Blutbuchen, die teilweise unter Naturschutz stehen. Der Name des Gasthofs 'Zur Eisenhütte' an der Karlsbader Straße erinnert an die Bergbauzeit im Ort. Das Gebäude wurde 1889 zusammen mit mehreren Wirtschaftsgebäuden errichtet. Er war zeitweise das Vereinshaus der 1847 gegründeten bürgerlichen Vollmondgesellschaft und wird heute privat betrieben.[5] Weiter flussaufwärts, links des Schwarzwassers, befindet sich eine 1837 für den britischen Ingenieur John Payn erbaute Villa im Rundbogenstil. Der fünfachsige zweigeschossige Putzbau mit gequadertem Erdgeschoss hat ein flaches Walmdach und differenziert gearbeitete Fenstergewände mit geraden Überdachungen.[6]

Bergbaulehrpfad

Über den Roten Berg führt von Erla ausgehend ein zwei Kilometer langer Bergbaulehrpfad mit 16 Hinweistafeln zur Oberen Bergschmiede. Neben den zahlreichen Halden erinnert ein 1827 erbauter Pulverturm an den einstigen Erzbergbau.[7]

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Gemeinde

Personen, die mit Erla in Verbindung stehen

  • Götz Altmann (* 1940), Volkskundler
  • Manfred Blechschmidt (* 1923), Schriftsteller
  • Eduard Wilhelm Breitfeld (1803–1873), Unternehmer und Politiker, Landtagsabgeordneter, Mitbesitzer der Firma Nestler & Breitfeld
  • Guido Breitfeld (1831–1894), Unternehmer und Politiker, Landtagsabgeordneter, Mitbesitzer der Firma Nestler & Breitfeld
  • Carl Gotthilf Nestler (1789–1864), Unternehmer und Politiker, Landtagsabgeordneter, Mitbesitzer der Firma Nestler & Breitfeld

Literatur

  • Siegfried Sieber: Um Aue, Schwarzenberg und Johanngeorgenstadt. Ergebnisse der heimatkundlichen Bestandsaufnahme in den Gebieten von Aue und Johanngeorgenstadt. Akademie-Verlag Berlin 1974; S. 131–135

Weblinks

 Commons: Erla – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Siegfried Sieber: Um Aue, Schwarzenberg und Johanngeorgenstadt. Ergebnisse der heimatkundlichen Bestandsaufnahme. Akademie-Verlag Berlin 1974. S. 134ff: Erla
  2. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 1999
  3. Bundespreis für Handwerk in der Denkmalpflege wird in Leipzig verliehen
  4. Bundespreis für Handwerk in der Denkmalpflege in Sachsen vergeben
  5. Umfangreicher Bericht über den Gasthof 'Zur Eisenhütte'; abgerufen am 7. Dezember 2010
  6. Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler Sachsen: II. Regierungsbezirke Leipzig und Chemnitz. Deutscher Kunstverlag, München 1998, S. 230
  7. Die St. Johannesfundgrube und Pulverturm auf der Homepage der Montanregion Erzgebirge

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