Ernst-Reuter-Platz

Ernst-Reuter-Platz
Ernst-Reuter-Platz
bis 1953 Knie
Coat of arms of Berlin.svg
Platz in Berlin
Ernst-Reuter-Platz
Ernst-Reuter-Platz mit der Otto-Suhr-Allee
Basisdaten
Ort Berlin
Ortsteil Berlin-Charlottenburg
Angelegt 18. Jahrhundert
Neugestaltet 1955
Einmündende Straßen
Straße des 17. Juni, Marchstraße, Otto-Suhr-Allee, Bismarckstraße, Hardenbergstraße
Bauwerke Telefunken-Hochhaus
Nutzung
Nutzergruppen Fußgänger, Radfahrer, Auto

Der Ernst-Reuter-Platz, vorher „Knie“, ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt im Berliner Ortsteil Charlottenburg. Er erhielt am 3. Oktober 1953 seinen Namen zu Ehren des vier Tage zuvor verstorbenen ehemaligen Regierenden Bürgermeisters Ernst Reuter.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte des Knies

Lage des „Knies“ im Pharus-Plan Berlin von 1902
Brunnenanlage auf dem Ernst-Reuter-Platz
Ballonaufnahme von 1895: Die Berliner Straße (heute Straße des 17. Juni) läuft vom unteren Bildrand zum „Knie“ und knickt ab (heute Otto-Suhr-Allee). Zum oberen Bildrand setzt die noch schmale Bismarckstraße geradlinig fort. Norden ist auf dem Bild auf der rechten Seite.
Das „Knie“ um 1900: Blick nach Südosten auf das Gebäude, das zwischen der heutigen Hertzallee (links) und der Hardenbergstraße (rechts) steht. An dieser Stelle wurde später das Hochhaus am Knie gebaut und nach dessen Zerstörung im Zweiten Weltkrieg das Fakultätsgebäude für Bergbau und Hüttenwesen
Abendstimmung aus der Straße des 17. Juni gesehen: Links das Telefunken-Hochhaus, rechts das ehemalige Eternitgebäude, dahinter die Deutsche Bank zur Otto-Suhr-Allee

Zwischen dem Berliner Stadtschloss und dem – vor den Toren der Stadt gelegenen – Schloss Charlottenburg verlief ein Fahrweg. Die damalige „Charlottenburger Chaussee“ (heute Straße des 17. Juni), ab Überquerung der Spree „Berliner Straße“, knickte beim heutigen Ernst-Reuter-Platz nach Nordwesten ab (heute Otto-Suhr-Allee). Der Knick in diesem Straßenverlauf wurde zunächst Umschweif und seit 1831 Am Knie genannt.

Am 22. Juni 1865 wurde die erste deutsche Pferdebahnlinie in Betrieb genommen, die vom Brandenburger Tor über die heutige Straße des 17. Juni auch über das Knie bis Charlottenburg führte. Um 1900 war das Knie der Kreuzungspunkt mehrerer Straßenbahnlinien, unter anderem zum Bahnhof Zoologischer Garten, nach Alt-Moabit und zum Sophie-Charlotte-Platz. 1902 wurde unter dem Platz eine Station der elektrischen Untergrundbahn gebaut.

Ab 1905 bekam der Platz, an dem bisher der Verkehr von Berlin aus im Wesentlichen nach Nordwesten abschwenkte, auch einen wichtigen geradlinigen Anschluss nach Westen: Die bisher schmale Bismarckstraße wurde als Prachtstraße und Paradeweg ausgebaut. Über mehr als zehn Kilometer wurde eine breite Schneise durch die gerade erst gebauten Stadtteile geschlagen; das Vorbild waren die „Boulevards“ (genauer: Avenuen) von Paris.

Im Rahmen der Germania-Planungen Albert Speers wurde der Platz als Teil der neuen Ost-West-Achse in seinem Charakter deutlich verändert. 1939 wurde das am Platz befindliche „Hotel Am Knie“ vom Reichsschatzmeister Franz Xaver Schwarz aufgekauft und umgebaut. Dorthin wurde während des Zweiten Weltkrieges 1941 der Hauptsitz der „Dienststelle Rosenberg“ verlegt, bis es am 22. November 1943 durch einem Luftangriff zerstört wurde.[1]

Der vom Knie nach Osten führende Abschnitt der Berliner Straße wurde am 22. Juni 1953 in „Straße des 17. Juni“, der Platz selbst am 3. Oktober 1953 nach Ernst Reuter und der nach Nordwesten führende Straßenzug am 3. September 1957 in „Otto-Suhr-Allee“ umbenannt.

Charakteristika heute

Aufgrund starker Kriegszerstörungen wurde 1955 ein städtebaulicher Wettbewerb ausgelobt. Über seine genauen Hintergründe ist wenig bekannt, die fundiertesten Forschungen lieferte Dagmar Gausmann. Bekannt ist nur, dass sich Willy Kreuer durch ein Modell in den Wettbewerb einmischte, das dem von Bernhard Hermkes ähnelt, der als Sieger aus dem Wettbewerb hervorging.

Der heutige Platz mit einer lichten Weite zwischen 180 bis 230 Metern wird dominiert von einem Kreisverkehr mit gestalteter grüner Mittelinsel und einer ihn umgebenden Hochhausbebauung in lockerer Bauweise. Der Platz gilt neben dem Hansaviertel als eines der prägnantesten Beispiele des Städtebaus der Nachkriegsmoderne im damaligen West-Berlin, insbesondere des Postulats der autogerechten Stadt. Die ursprünglich spitzwinkligen Anschlüsse der Otto-Suhr-Allee, Hardenbergstraße und Marchstraße wurden so verschwenkt, dass sie rechtwinklig in die Kreisbahn einliefen. Die Hertzallee störte das Konzept und wurde abgeriegelt.

Am Platz stehen bedeutende Bauten der Nachkriegsmoderne als freistehende Solitäre, unter anderem das Telefunken-Hochhaus. Die Anordnung folgt der Konzeption Hermkes, eine freie und nicht geschlossene Platzform zu entwickeln, deren Gebäudeanordnung insbesondere als Bewegung aus dem fahrenden Auto heraus erlebt werden kann.

Damit war der Platz ein Gegenpol zum stärker geschlossenen Strausberger Platz in Ost-Berlin. Das erste Gebäude am neu entstandenen Platz, das Fakultätsgebäude für Bergbau und Hüttenwesen der TU, das der TU-Professor Willy Kreuer baute, wurde 1955 begonnen und zwang Hermkes, der mit Kreuer in einer Fehde lag, darauf Rücksicht zu nehmen. Die Bauten entstanden nach Hermkes’ städtebaulichen Vorgaben bis in die 1970er-Jahre. Heute stehen die städtebauliche Lösung und die Gebäude unter Denkmalschutz.

Auf den großen Kreisverkehr führen wichtige Straßen für den Autoverkehr:

Unter dem Platz verläuft die U-Bahn-Linie 2 mit dem U-Bahnhof Ernst-Reuter-Platz.

Ein Denkmal des Bildhauers Bernhard Heiliger für Ernst Reuter entstand 1965 mit dem Namen Die Flamme.[2]

Anlässlich des 50. Todestages von Ernst-Reuter wurden in den Platz 16 Scheinwerfer eingelassen, die die vorhandenen Baumkronen in der Dunkelheit anleuchten. Zur Einweihung war unter anderem Edzard Reuter anwesend.[3]

Literatur

  • Dagmar Gausmann: Der Ernst-Reuter-Platz in Berlin. Hamburg und Münster 1992, ISBN ISBN 3-88660-774-7.

Weblinks

 Commons: Ernst-Reuter-Platz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Reinhard Bollmus: Das Amt Rosenberg und seine Gegner. Studien zum Machtkampf im nationalsozialistischen Herrschaftssystem. Stuttgart 1970, S. 252 und 265.
  2. bernhard-heiliger-stiftung.de
  3. Artikel in: Berliner Zeitung, 25. September 2003
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