- Ernst Emil Zörner
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Ernst Emil Zörner (* 27. Juni 1895 in Nordhausen; seit 1945 verschollen, 1960 für tot erklärt) war ein deutscher Kaufmann, NSDAP-Politiker, Präsident des Braunschweigischen Landtages, Mitglied des Reichstages, Oberbürgermeister von Dresden und Funktionen im besetzten Polen.
Inhaltsverzeichnis
Frühe Jahre
Nach absolvierter Volksschule, wechselte Zörner an ein Realgymnasium in Braunschweig. Anschließend folgten eine dreijährige Lehre sowie drei Semester an der Höheren Handelsschule in Hannover. Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 meldete er sich freiwillig an die Front. Bei Kriegsende war er Kompanieführer im Range eines Leutnants. 1919 war Zörner beim Grenzschutz Ost in Danzig.
Nationalsozialist der ersten Stunde
1922 trat er in die NSDAP ein und machte rasch Karriere. 1924 machte er sich in Braunschweig mit einer Kaffeerösterei und Kolonialwaren selbstständig. Im Februar 1928 wurde er NS-Stadtverordneter in Braunschweig, 1929 bereits Fraktionsführer der Nationalsozialisten. 1930 war Zörner Mitglied des Braunschweigischen Landtages und wurde noch im selben Jahr dessen Präsident.
Zörner war 1932/33 ebenfalls Mitglied des Reichstages und wurde am 21. März 1933, kurz nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten zum Vizepräsidenten des Reichstages ernannt.
Ein Telegramm von Hitler
Hauptartikel: Einbürgerung Adolf Hitlers
Ernst Zörner wird ein besonderes Verhältnis zu Adolf Hitler nachgesagt. So sorgte Zörner neben beispielsweise Carl Heimbs und Heinrich Wessel (beide DVP) im Vorfeld der Wahl zum Reichspräsidenten im Jahre 1932 dafür, dass der staatenlose Hitler die für die Teilnahme an der Wahl erforderliche deutsche Staatsangehörigkeit erhielt. Darüber hinaus bot er Hitler an, sich bei ihm als Untermieter anzumelden, da Hitler beim Einwohnermeldeamt einen Wohnsitz in Braunschweig nachweisen musste, um eingebürgert werden zu können. Am 26. Februar 1932 sandte Hitler an Zörner ein Telegramm folgenden Inhalts: „Bitte mich als Untermieter bei Ihnen anzumelden – Adolf Hitler“. Tatsächlich jedoch hat Hitler nie unter der angegebenen Adresse Hohetorwall 7 oder unter irgendeiner anderen Anschrift in Braunschweig gewohnt.
Auseinandersetzung mit dem Braunschweigischen Ministerpräsidenten
Schon vor der Einbürgerung Hitlers geriet Zörner in heftigen Streit mit dem NSDAP-Ministerpräsidenten des Freistaates Braunschweig Dietrich Klagges. Dieser Streit eskalierte schließlich so weit, dass er vor dem Obersten Parteigericht der NSDAP in München ausgetragen wurde.
In unmittelbarer Folge dieser Auseinandersetzung wurde Zörners Wiederwahl zum Präsidenten des Braunschweigischen Landtages, die für April 1933 vorgesehen war, vereitelt.
Durch Vermittlung Hitlers wurde Zörner im August desselben Jahres Oberbürgermeister von Dresden.
Oberbürgermeister von Dresden
In den Jahren 1936/37 wurden Zörner finanzielle Unregelmäßigkeiten vorgeworfen, was 1937 dazu führte, dass er für die Stadt untragbar wurde und sein Amt verlor. Er wurde zunächst auf einen Posten als einer der Stellvertreter Albert Speers abgeschoben, wo er sich mit der Neugestaltung der Reichshauptstadt (Welthauptstadt Germania) befassen sollte. Nebenbei saß er im Präsidialrat der Reichskammer der Bildenden Künste.
Im Generalgouvernement
Hans Frank, „Generalgouverneur“ im besetzten Polen und besonderer Freund Zörners, holte diesen kurz nach der Besetzung Polens 1939 in das Generalgouvernement, wo Zörner am 27. September 1939 den polnischen Bürgermeister von Krakau ersetzte. Dieses Amt hatte er bis Januar 1940 inne. Am 1. Februar 1940 wurde er zum Gouverneur des Distrikts Lublin ernannt.
Auseinandersetzung mit der SS
Während seiner Zeit in Lublin fand 1942/43 eine SS-Aktion im Gebiet Zamosc statt, bei der die ortsansässige polnische Landbevölkerung mit großer Brutalität seitens des HSSPF Lublin, Odilo Globocnik, bzw. dessen Truppen, vertrieben wurde. In Folge eines bereits damals andauernden Machtkampfes zwischen Zörner und Globocnik sowie aufgrund von Zörners Kritik an Art und Durchführung der Okkupationspolitik im besetzten Polen, eskalierte die Situation letztlich so weit, dass Zörner am 10. April 1943 auf Befehl des Reichsführers SS, Heinrich Himmler, seines Postens enthoben und ins Reich zurückbeordert wurde, wo er der Organisation Todt unterstellt wurde.
In den Wirren der Endphase des Zweiten Weltkriegs verliert sich dann seine Spur. Seit 1945 gilt er als verschollen, 1960 wurde Ernst Zörner für tot erklärt.
Literatur
- Richard Bein: Im deutschen Land marschieren wir. Freistaat Braunschweig 1930-1945. Braunschweig 1984
- Braunschweiger Zeitung (Hrsg.): Wie braun war Braunschweig? Hitler und der Freistaat Braunschweig, Braunschweig 2003
- Horst-Rüdiger Jarck, Günter Scheel (Hrsg.): Braunschweigisches Biographisches Lexikon. 19. und 20. Jahrhundert, Hannover 1996
- Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich, S. Fischer Verlag GmbH, 2003, ISBN 3-10-039309-0
- Ernst-August Roloff: Bürgertum und Nationalsozialismus 1930-1933. Braunschweigs Weg ins Dritte Reich. Hannover 1961
- Gunnhild Ruben: Bitte mich als Untermieter bei Ihnen anzumelden! Hitler und Braunschweig 1932-1935, Norderstedt 2004
Vorgänger
Oberbürgermeister von Dresden
1933-1940Nachfolger
Personendaten NAME Zörner, Ernst Emil KURZBESCHREIBUNG deutscher Kaufmann und NSDAP-Politiker GEBURTSDATUM 27. Juni 1895 GEBURTSORT Nordhausen STERBEDATUM nach 1945
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