Ernst H. Meyer

Ernst H. Meyer
Ernst Hermann Meyer (2. v.l.) auf dem Berliner Komponisten-Kongress (1982)

Ernst Hermann Ludimar Meyer (* 8. Dezember 1905 in Berlin; † 8. Oktober 1988 ebenda) war ein deutscher Komponist, Musikwissenschaftler und Musiksoziologe.

Meyers Werke umfassen zahlreiche Lieder, Kammermusiken, drei Sinfonien und andere Orchesterwerke, eine Oper und ein Oratorium. Er schrieb viele musikwissenschaftliche Aufsätze sowie ein noch heute wichtiges Buch über die Kammermusik Alt-Englands.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Seinen ersten Klavierunterricht erhielt er im Alter von sechs Jahren, erste Kompositionsversuche unternahm er schon im Alter von elf Jahren. Nach Abschluss der Schule absolvierte er eine Lehre bei einer Bank. 1926 begann er ein Musikstudium an der Universität Heidelberg, wo er 1930 seine Doktorarbeit über norddeutsche Kammermusik vorlegte. Zur selben Zeit wurde er Schüler von Hanns Eisler. Zudem war er Mitglied der kommunistischen Kampfgemeinschaft der Arbeitersänger und hatte schon früh Kontakt zur Arbeiterbewegung.

Um der Verhaftung durch die nationalsozialistischen Behörden zu entgehen, floh er 1933 nach Großbritannien, wo er ein enger Freund von Alan Bush wurde. Er betrieb Forschung über englische Kammermusik des 17. Jahrhunderts und hielt Vorträge für die Workers Educational Association. Seit 1939 hielt er außerdem Vorlesungen am Bedford College, London, und 1945 wurde ihm eine Gastprofessur am King's College, Cambridge, verliehen.

1948 kehrte er in die SBZ zurück, nachdem die britischen Behörden seine Ausreise, wie die vieler anderer kommunistischer Exilanten, verzögert hatten. Meyer übernahm den gerade geschaffenen Lehrstuhl für Musiksoziologie an der Berliner Humboldt-Universität und prägte ihn über Jahre maßgeblich. Neben seiner Lehr- und Forschungstätigkeit war er einer der einflussreichsten Persönlichkeiten des Musiklebens in der DDR. Meyer war Vorsitzender des Verbandes der Komponisten und Musikwissenschaftler, Vorsitzender der Händel-Gesellschaft und Mitbegründer der Händel-Festspiele, die noch heute in Halle stattfinden.

1963 erhielt er den Nationalpreis I. Klasse für Kunst und Literatur mit folgender Begründung: "Für seine vokal-sinfonischen, kammermusikalischen und sinfonischen Kompositionen, die von richtungsweisender Bedeutung für das sozialistisch-realistische Musikschaffen unserer Zeit sind" (Neue Zeit, Nr. 234 vom 7. Oktober 1963, S. 4).

Werke

Musik

Neben über 300 Liedern und weiteren Instrumental- und Vokalwerken:

  • Quintett für Klarinette und Streichquartett (1944)
  • Streichersinfonie (1958, Erstfassung 1947)
  • Mansfelder Oratorium (1950)
  • Streichquartett Nr. 1 G-Dur (1956)
  • Das Tor von Buchenwald (Kantate, 1959)
  • Streichquartett Nr. 2 (1959)
  • Konzertante Sinfonie für Klavier und Orchester (1961)
  • Poem für Viola und Orchester (1961)
  • Konzert für Violine und Orchester (1964)
  • Toccata appassionata für Klavier (1966)
  • Sinfonie in B (1968, Erstfassung 1967 als Sinfonietta)
  • Streichquartett Nr. 3 (1967)
  • Konzert für Harfe und Kammerorchester (1968)
  • Leinefelder Divertimento (1969)
  • Concerto Grosso (1969)
  • Lenin hat gesprochen (Kantate, 1970)
  • Toccata für Orchester (1971)
  • Reiter der Nacht (Oper, 1972)
  • Streichquartett Nr. 4 (1974)
  • Konzert für Orchester mit obligatem Klavier (1975)
  • Kontraste-Konflikte, Sinfonia für Orchester (1977)
  • Konzert für Viola und Orchester (1978)
  • Streichquartett Nr. 5 (1978)
  • Sonate für Viola und Klavier (1979)
  • Sinfonietta (1980)
  • Streichquartett Nr. 6 (1982)
  • Essay für Viola solo (1983)
  • Sinfonische Widmung für Orchester und Orgel (1983)
  • Konzert für Violoncello und Orchester (1988, nur 1. Satz vollendet)

Bücher

Neben zahllosen Artikeln und Aufsätzen:

  • "Musik im Zeitgeschehen", Berlin 1952
  • "Die mehrstimmige Spielmusik des 17. Jahrhunderts in Nord- und Mitteleuropa", Heidelberg 1930
  • "English Chamber Music", London 1951

Weblinks

Siehe auch


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