Ernst Lachs

Ernst Lachs

Ernst Lachs (* 2. Jänner 1904 in Mürzzuschlag (Steiermark); † 1980 in Wien) war ein österreichischer Kontrollamtsdirektor in Wien.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Ernst Lachs studierte – höchstwahrscheinlich in Graz, da er dort Vorsitzender der Sozialistischen Studenten war – Rechts- und Staatswissenschaften und promovierte am 20. November 1926. Nachdem er das Gerichtsjahr absolviert hatte, war er zunächst in einer Rechtsanwaltskanzlei tätig und trat am 20. April 1929 als rechtskundiger Beamter in den Dienst der Stadt Wien.

Zunächst war er am Magistratischen Bezirksamt für den 1. Bezirk, daraufhin in der Magistratsdirektion und nach dem österreichischen Bürgerkrieg 1934 von der neuen Stadtverwaltung in das Magistratische Bezirksamt für den 21. Bezirk strafversetzt. Dass er sich weiterhin gewerkschaftlich betätigte, brachte ihm mehrere Maßregelungen ein. 1938, nach dem Anschluss Österreichs an das Dritte Reich, wurde der mittlerweile mit Minna Lachs, die er in einer sozialistischen Studentengruppe kennengelernt hatte, verheiratete Beamte von seiner Dienststelle entfernt.

Im Juli 1938 kam der gemeinsame Sohn Thomas zur Welt, zwei Monate später flüchtete die Familie in die Schweiz, wo sie sich längere Zeit in Zürich aufhielten. Hier arbeitete Ernst Lachs zunächst in einer Metallfabrik, später bei Pro Juventute und anschließend in der Bibliothek der örtlichen israelitischen Kultusgemeinde, von der die Familie auch finanziell unterstützt wurde. 1941 fuhren sie mit dem Emigrantenschiff „Navemar“, das wegen der dort herrschenden unmenschlichen Bedingungen für Schlagzeilen sorgte, von Lissabon aus nach New York.

Hier arbeitete er erst als Buchhalter und Korrespondent einer Exportfirma und anschließend in der wissenschaftlichen Abteilung eines Kaufhauses in New York. 1943 erwarb Ernst Lachs in Abendkursen an der New Yorker „New School for Social Research“ den akademischen Grad des Master of Social Science (M.S.S.) auf dem Fachgebiet Volkswirtschaftslehre und Statistik. Zwischen 1943 und 1946 befasste er sich in Washington D. C. im OSS als Wirtschaftsanalytiker mit Fragen europäischer und vor allem österreichischer Wirtschaftsprobleme, die im Zusammenhang mit dem Zweiten Weltkrieg standen. Nach der Auflösung des OSS wurde er in die Dienste des Außenministeriums der Vereinigten Staaten von Amerika übernommen.

Nach der Befreiung Österreichs meldete sich Ernst Lachs wieder zum Dienst bei der Gemeinde Wien, konnte aber erst 1947 – nach der Einrichtung einer diplomatischen Vertretung Österreichs in den USA, einem Antrag auf Wiedereinreise beim österreichischen Innenministerium am 14. August 1946 und der Aufnahme des zivilen Reiseverkehrs – mit seiner Familie nach Wien zurückkehren.

Durch einen Gemeinderatsbeschluss vom 17. Juni 1955 wurde der unterdessen zum Obersenatsrat beförderte Ernst Lachs als Nachfolger von Obersenatsrat Franz Leppa zum Kontrollamtsdirektor bestellt.[1] 1960 und 1965 wurde er in dieser Funktion vom Wiener Gemeinderat auf weitere fünf Jahre in diesem Amt bestätigt.[2]

Neben seiner beruflichen Tätigkeit, die er am 17. Juni 1970 beendete, war Ernst Lachs ständiger Mitarbeiter der Zeitschrift „Arbeit und Wirtschaft“ des österreichischen Arbeiterkammertages. Hier war er für die Rubrik „Internationale Wirtschaft“ verantwortlich. Außerdem war er Mitherausgeber der Sammlung „Das österreichische Sozialrecht“.

Nach seinem Tod wurde Ernst Lachs am 16. Oktober 1980 im Urnenhain der Feuerhalle Simmering beigesetzt.

Auszeichnungen

Fußnoten

  1. http://www.kontrollamt.wien.at/zahlen_und_fakten/pruefungswesen.htm
  2. http://www.wien.gv.at/rk/historisch/1965/juni.html
  3. http://www.wien.gv.at/rk/historisch/1959/dezember.html

Literatur

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Lachs — ist: ein Speisefisch, siehe Lachse der Kernmuskel des Rückens bei Schlachttieren, siehe Lachs (Fleisch) der Deckname von Werk A der REIMAHG zur unterirdischen Produktion der Messerschmitt Me 262 Lachs ist der Familienname folgender Personen:… …   Deutsch Wikipedia

  • Lachs-Argument — Lachs (Salmo salar Linnaeus) Lachs oder Meerforelle (Salmo trutta trutta …   Deutsch Wikipedia

  • Minna Lachs — (* 10. Juli 1907 in Trembowla in Galizien; † 22. Juni 1993 in Wien) war eine österreichische Germanistin, Pädagogin und Schriftstellerin. Inhaltsverzeichnis 1 Biographie 2 Werke 3 Ehrun …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/La–Lad — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Träger des Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich — In dieser nicht vollständigen Liste sind Besitzer des Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich von 1952 mit kurzen Angaben zur Person und, wenn bekannt, zum Anlass der Verleihung aufgeführt. Bei den Berufs bzw.… …   Deutsch Wikipedia

  • Feuerhalle Simmering — Die Feuerhalle Simmering ist ein Krematorium mit angeschlossenem Friedhof im 11. Wiener Gemeindebezirks Simmering. Sie wurde am 17. Dezember 1922 als erstes österreichisches Krematorium eröffnet. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Träger des Ehrenzeichens für Verdienste um das Land Wien — In dieser Liste sind Träger des Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien angeführt. Die Kurzbemerkung nach dem Namen soll den Grund beziehungsweise die Funktion der Person am beziehungsweise vor dem Verleihungstag ersichtlich machen. Die… …   Deutsch Wikipedia

  • Kontrollamt der Stadt Wien — Das Kontrollamt der Stadt Wien ist eine weisungsfreie Einrichtung des Magistrats der Stadt Wien. Seine Aufgabe ist die Kontrolle der wirtschaftlichen Gebarung der Stadt Wien sowie als einziges Kontrollamt Österreichs die Sicherheitskontrolle in… …   Deutsch Wikipedia

  • Mürzzuschlag — Mürzzuschlag …   Deutsch Wikipedia

  • Lachsargument — Lachs (Salmo salar Linnaeus) …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”