Airbrushmalerei

Airbrushmalerei
Spritzpistole (13,5 Zentimeter lang) mit austauschbaren Farbbehältern

Eine Spritzpistole, auch im Deutschen häufig mit dem englischen Begriff Airbrush [ˈɛɹbɹʌʃ] bezeichnet, ist ein Gerät zur Zerstäubung von Farbe mittels Druckluft. Durch Aufsprühen des fein dosierten Farbnebels können besonders makellose Oberflächen und weiche Farbverläufe hergestellt werden. Spritzpistolen kommen in der Kunst zur Anwendung, aber auch beim Spritzlackieren.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Geschichte der Spritzpistole ist eng mit der Geschichte der Airbrush verbunden. Die Patente der Herren Abner Peeler, Charles Burdick, Jens Paasche und Allen De Vilbiss waren die ursprünglichsten Entwicklungen zum Verspritzen von Farbe mittels eines Zweistoff-Zerstäubers.

Die Erfindung der Farbspritzpistole geht zurück auf eine Erfindung des amerikanischen Arztes Allen De Vilbiss (1890 Toledo, US-Bundesstaat Ohio). Ziel seiner Erfindung war eigentlich die Zerstäubung von Medikamenten im Rachenraum. Sein Sohn Tom entwickelte 1907 darauf aufbauend einen Zerstäuber für Lacke. Die Farbspritzpistole ersetzte das zeitaufwändige und mühsame Lackieren mit dem Pinsel und ermöglichte daher, zusammen mit der Entdeckung der schnell trocknenden Nitrocelluloselacke, die industrielle Massenfertigung von Autos.

In Deutschland wurden die ersten Farbspritzpistolen ab Mitte der 20er Jahre produziert. zum Beispiel die sogenannte Lechler-Pistole (1925) der Firma Sanitaria (heute Sata). Bekannte Hersteller von Fabspritzpistolen sind Sata, DeVilbiss, u.a.

Funktionsweise und Anwendung

Technisch ist die Airbrush ein Zweistoff-Zerstäuber nach dem Prinzip einer Strahlpumpe, welche Druckluft als Treibmittel verwendet.

Mit der Airbrushpistole kann jede flüssige Farbe, mit feinem Pigment abhängig der Düsengröße, auf alle Untergründe aufgetragen werden. Acrylfarben, Aquarellfarben, Textilfarben und sogar verdünnte Ölfarben sind damit leicht aufzutragen. Der Auftrag von Partikelsuspensionen ist mit außenmischenden Pistolen auch möglich. Der Arbeitsdruck kann zwischen 1,5 bis 3 bar verwendet werden, wobei der Regeldruck zwischen 1,5 und 1,8 bar liegen sollte um ein bestmögliches Sprühergebnis zu zeigen.

Wenn die Farbe nach dem ersten Auftrag nicht ausreichend deckt, ist ein zweiter Auftrag nach der Trocknung der Farbe möglich, was bei Acrylfarbe schon nach wenigen Sekunden der Fall ist. Ein zu starker Erstauftrag resultiert meist in verlaufenden, tropfenden Farben, wenn die Airbrushpistole zu dicht am Papier benutzt wird.

Funktionsprinzip

Technisch gesehen ist die Spritzpistole wie die Airbrush ein Zweistoff-Zerstäuber die nach dem Prinzip einer Strahlpumpe arbeitet, welche Druckluft als Treibmittel verwendet. Anders als bei der Airbrush sind die großen Schwestern alle als Innenmisch, Double-Action ausgeführt. Die Pistole wird an ein Druckluft-System (Kompressor) angeschlossen. Mit dem Bedienhebel wird ein Luftventil geöffnet und durch die Kanäle im Pistolenkörper wird die Druckluft zur Luftkappe geleitet. Der Bedienhebel öffnet in zweiter Stufe über die Farbnadel die Farbdüse, das Material wird beim austreten zerstäubt. Das Luft-Farb-Gemisch gelangt dann als Spritzstrahl auf die zu lackierende Oberfläche. Durch drehen einer Einstellschraube (Strahlregulierventil) lässt sich das Strahlprofil zwischen Kreis und Ellipse variieren. Die Farbnadel und Farbdüse dosieren durch ihre Größe die abzugebende Farbmenge.

Spritzpistolenarten

Fließbecherpistole: Von einem oben liegenden Farbbecher fließt das Spritzmaterial durch die Schwerkraft zur Farbdüse. Dieses Zufließen wird durch die Sogwirkung der Druckluft unterstützt und reguliert.

Saugbecherpistole: Die Farbe befindet sich hier in einem hängenden Saugbecher, in den ein Steigrohr hineinragt. Die an der Farbdüse vorbeiströmende Zerstäuberluft verursacht einen Unterdruck, wodurch das Material aus dem Behälter angesaugt wird.

Pistolen mit Farbzuführung: Die Ausführung entspricht der Saugbecherpistole, jedoch befindet sich hier das Spritzmaterial von der Pistole getrennt in einem Farbdruckbehälter. Von diesem gelangt die unter Druck stehende Farbe durch einen Farbschlauch zur Pistole.

Airbrush-Pistole: Airbrush (deutsch: Luftpinsel) sind kleine Spritzpistolen für künstlerische Techniken.

Automatenspritzpistolen: Nach ihrem Funktionsprinzip unterscheidet sie sich nicht von herkömmlichen Spritzpistolen. Allein ihre Bedienung erfolgt nicht über die menschliche Hand, sondern über automatische Steueranlagen oder Roboter. Das Einsatzgebiet dieser Spritzpistolen liegt im industriellen Fertigungsbereich.

Applikationstechnologien

Luftzerstäubung Bei diesem System wird das Spritzmaterial im Luftstrom (zwei bis sechs bar) zerstäubt. Vorteil ist die hohe Zerstäubungsqualität; Nachteil ist der hohe Oversprayanteil von über 60 Prozent. Einsatzbereich ist unter anderem in der manuellen Reparaturlackierung.

HVLP „High Volume Low Pressure“ auf Deutsch „hohes Luftvolumen bei geringem Zerstäuberdruck“. Bei dieses System von Wagner wird das Spritzmaterial in einem Luftstrom vom unter ein bar zerstäubt. Das hohe Volumen wird durch einen Seitenkanalverdichter erzeugt.
Der Vorteil ist die hohe Zerstäubungsqualität bei einem erheblich reduzierten Oversprayanteil, gegenüber dem normalen luftzerstäubenden Verfahren. Einsatzbereich ist unter anderem in automatischen Lackieranlagen für Automobilzulieferer.

HVLP-PlugIn basierd auf der HVLP-technologie, wird das Spritzmaterial im Luftstrom (ein bis zwei bar) zerstäubt. Der Vorteil ist die hohe Zerstäubungsqualität bei einem reduzierten Oversprayanteil, gegenüber dem normalen luftzerstäubenden Verfahren. Einsatzbereich ist in der manuellen Applikation.

Airless, auf Deutsch „ohne Luft“. Bei diesem System unter anderem von Wagner wird das Spritzmaterial mit hohem Druck (40 bis 530 bar) durch eine Düse gepresst. Durch den Druckabfall nach der Düsenöffnung expandiert das Medium und wird somit zerstäubt. Der Vorteil liegt in der hohen Auftragsleistung und die Möglichkeit, auch hochviskose Lacke zu zerstäuben.

Verwendung in der Kunst

Farbtube von Manfred Behrens
Dambulla von Marcus Brazel

Der Ursprung der Airbrush-Technik ist unumstritten. Die erste Airbrush-Pistole wurde 1878 von Abner Peeler, einem amerikanischen Juwelier konstruiert und im April 1882 patentiert. Seinem Patentantrag legte er ein Selbstporträt bei, welches er mit seiner Erfindung retuschiert hatte.

Die ersten Bilder, die mit der Airbrush gemalt waren, wurden von Kunstliebhabern und Museen mit dem Argument abgewiesen, sie seien mit „nicht künstlerischen Mitteln“ gemalt worden. Von der praktischen Anwendung in Grafik und Illustration stieß die Airbrush-Technik schließlich durch die Stile Bauhaus und Pop-Art in den Bereich der Kunst vor. Um 1960 entwickelten sich eigene Kunstformen wie Fotorealismus oder Hyperrealismus als klassische Betätigungsfelder für Airbrush. Erst um 1970 wurde Airbrush als Kunstrichtung anerkannt. Einer der ersten Airbrush-Künstler in Deutschland ist Gernot Bubenik. Einer der bekanntesten Airbrush-Künstler ist H. R. Giger. Heute wird die Airbrushtechnik in den unterschiedlichsten Bereichen angewandt, wie zum Beispiel Werbeillustration, Custompainting, Körperbemalung, Modellbau, Nail Design, Mural Painting, Schminke, usw. Es ist ein geeignetes Malmittel, um Strukturen und kleinste bis sehr große Farbverläufe herzustellen.

Gesundheitsrisiken

Lösungsmittelhaltige Farben sowie Wasserlacke dürfen zum Schutz der eigenen Gesundheit nicht im Wohnraum verwendet werden und bedürfen einer ausreichenden Lüftung und Abzugs. Beim Arbeiten mit der Airbrushpistole auf jeden Fall geeignete Schutzkleidung wie Schutzbrille und Atemschutzmaske tragen.

Siehe auch

Literatur

  • Dirk Schlapbach: Airbrush. Grundlagen. Motive und Modellgestaltung. Englisch Verlag. Wiesbaden 2004 ISBN 978-3-8241-1270-8
  • Fachzeitschrift: Airbrush Step by Step Magazin. newart medien & design. Hamburg ISSN: 1863 - 7426, VDZ-Nr.: 73092 Airbrush Step by Step

Weblinks


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