Ernst Schlange

Ernst Schlange

Ernst Schlange (* 1. September 1888 auf Gut Schwaneberg, Kreis Prenzlau; † 1947) war Gauleiter der NSDAP.

Leben

Ernst Schlange war der älteste Sohn eines Rittergutbesitzers. Nach dem Besuch der Volksschule und des Gymnasiums studierte er Rechts- und Staatswissenschaften in Greifswald. Er war mit Unterbrechungen, als er in Halle studierte, während des ganzen Studiums beim Corps Pomerania aktiv und wurde 1912 am Tag der Ersten Staatsprüfung philistriert. Während des Studiums arbeitete er als Volontär bei der Mitteldeutschen Privatbank in Halle. Seit 1913 war er Angestellter der Darmstädter Bank in Berlin tätig. Nach der Referendarausbildung und der Promotion zum Dr. iur. bestand er 1914 die Große Juristische Staatsprüfung in Prenzlau.

Da seine linke Hand durch einen Jagdunfall verstümmelt war, schaffte er es erst im neunten Anlauf, als Kriegsfreiwilliger eingezogen zu werden. Ab November 1914 war er an der Westfront, 1915 wurde er zur Ostfront versetzt. Nach einer Verwundung am 31. Mai 1915 bei Stepj in Galizien verlor er den rechten Arm und den rechten Lungenflügel. Als Leutnant der Reserve im Kaiser-Franz-Garde-Grenadier-Regiment 2 heiratete er 1917.

1922 gehörte Schlange der völkisch-antisemitischen Deutschsozialen Partei (DtSP) um Richard Kunze an und gründete die DtSP-Ortsgruppen in Wilmersdorf, Zehlendorf und Steglitz.[1] Anfang Februar 1925 initiierte Schlange in Berlin die kurzlebige Großdeutsche Volksgemeinschaft, die am 17. Februar gleichen Jahres in Berlin gegründete NSDAP aufging.

Von März 1925 bis Juni 1926 war Schlange Gauleiter der NSDAP im Gau Berlin-Brandenburg, der etwa 350 Mitglieder hatte.[2] Schlanges Amtszeit als Berliner Gauleiter war geprägt von Auseinandersetzungen um den Kurs der Partei. Schlange, der ein enger Vertrauter Otto Strassers war, sprach sich gegen eine Gründung der SA in Berlin aus, konnte sich jedoch nicht durchsetzen. Insbesondere aus dem Frontbann entstanden Formationen der SA, die in expliziter Gegnerschaft zu Schlange standen. Dabei war weniger die politische Ausrichtung umstritten, als der zurückhaltende Kurs der NSDAP, die Macht auf legalem Wege zu erlangen. Schlange, der wegen seines schwachen Führungsstils auch innerhalb des eigenen Parteiflügels kritisiert wurde, trat im Juni 1926 als Gauleiter zurück.[3]

Schlange übersiedelte nach Potsdam und übernahm dort den Aufbau der NSDAP. 1932 wurde er in den Preußischen Landtag gewählt. Am 18. Oktober 1932 wurde er zum Gauleiter des abgetrennten Gaues Brandenburg ernannt. Als dieser Gau am 16. März 1933 mit dem Gau Ostmark zum neuen Gau Kurmark zusammengelegt wurde, verlor Schlange Amt und politischen Einfluss. Offenbar stand Goebbels gegen ihn. 1934 wurde er zum Präsidenten der Generaldirektion der Preußisch-Süddeutschen Klassenlotterie und 1935 zum Präsidenten des Staatsanzeigers ernannt.

Als Nachfolger von Max Blunck wurde Schlange im Herbst 1935 Vorsitzender („Führer“) des KSCV und des Verbandes Alter Corpsstudenten (VAC). Am 24. Oktober 1935 dekretierte er, dass „sämtliche reichsdeutschen Corps suspendiert sind“.[4] Den VAC ließ Schlange bewusst weiter bestehen; auf ihn traf seine Begründung für die Suspendierung der aktiven Corps nicht zu. Schlange erarbeitete eine neue VAC-Satzung (die vom Reich und von Preußen genehmigt wurde und rechtsverbindlich war), eine Ehren- und Waffenordnung des VAC und ein Ehrenschutzabkommen zwischen dem VAC und dem Reichsverband Deutscher Offiziere (April 1936).[5]

Nach der Stammrolle der Pomerania (535) und den Kösener Corpslisten[6] ist Schlange 1947 gestorben. Das Eiserne Kreuz beim Eintrag lässt als Todesort ein Lager vermuten.

Einzelnachweise

  1. Martin Schuster: Die SA in der nationalsozialistischen «Machtergreifung» in Berlin und Brandenburg 1926-1934. (pdf, 3,8 MB) Dissertation, Technische Universität Berlin 2005, S. 19.
  2. Martin Schuster: Die SA in der nationalsozialistischen «Machtergreifung» in Berlin und Brandenburg 1926-1934. Technische Universität Berlin 2005, S. 37. Bernhard Sauer: Goebbels »Rabauken«. Zur Geschichte der SA in Berlin-Brandenburg. (pdf, 6,5 MB) In: Jahrbuch des Landesarchivs Berlin, 2006, S. 111.
  3. Martin Schuster: Die SA in der nationalsozialistischen «Machtergreifung» in Berlin und Brandenburg 1926-1934. (pdf, 3,8 MB) Dissertation, Technische Universität Berlin 2005, S. 123ff.
  4. Das Dekret war vermutlich nur für die „Außenwelt“ bestimmt und verbandsintern als Empfehlung gemeint. Die meisten Corps folgten ihr und fassten eigene Suspensionsbeschlüsse, weil Schlanges taktische hochschulpolitische Begründung sie überzeugte. (E. Weiß)
  5. http://www.corpsarchive.de/images/digiarchiv/rdo.pdf (pdf, 16 MB)
  6. Kösener Corpslisten 1960, 53, 605

Literatur


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