Erster Golfkrieg

Erster Golfkrieg
Erster Golfkrieg
Tote Soldaten.
Tote Soldaten.
Datum 22. September 1980–20. August 1988
Ort irakisch/iranisches Grenzgebiet
Ausgang Waffenstillstand
Konfliktparteien
Irak 1963Irak Irak IranIran Iran
Verluste
min. 105.000 Tote
max. 375.000 Tote
min. 262.000 Tote
max. 500.000 Tote

Der Erste Golfkrieg war ein Grenzkrieg zwischen dem Iran und dem Irak, der vom 22. September 1980 bis zum 20. August 1988 andauerte (auch Iran-Irak-Krieg oder Irak-Iran-Krieg; im Unterschied zum Irak-Kuwait-Krieg, dem Zweiten Golfkrieg).

Er endete ohne einen Sieger durch einen Waffenstillstand und mit hohen menschlichen und wirtschaftlichen Verlusten auf beiden Seiten.

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

Obwohl der Erste Golfkrieg hauptsächlich ein Kampf um die Vorherrschaft am Persischen Golf war, liegen die Wurzeln des Konflikts viele Jahrhunderte zurück. Sie finden ihren Ursprung in der Rivalität zwischen Mesopotamien (Gebiet des heutigen Iraks) und Persien (Iran). Vor der Ausdehnung des Osmanischen Reiches gehörten Teile des Zweistromlandes dem von der Aq-Qoyunlu-Dynastie regierten Persien an. Das aufsteigende Osmanische Reich unter Murad IV. annektierte das Gebiet des heutigen Irak im Jahre 1638. Der schwache safawidische Herrscher von Persien, Safi I., konnte dies nicht verhindern. So entstand ein lang andauernder Grenzkonflikt; zwischen 1555 und 1918 unterzeichneten Persien und die Türkei insgesamt 18 Abkommen zur Neuregelung des Grenzverlaufs. Der moderne Irak entstand, als das Osmanische Reich endgültig zusammenbrach, unter Einfluss Großbritanniens. Dabei erbte der Irak auch die Grenzkonflikte an seiner Ostgrenze.

Streit um Chuzestan

Lage der Provinz Chuzestan im Iran

Chusistan war in historischen Zeiten ein unabhängiges nicht-semitisches Königreich mit Hauptstadt Susa und die Wiege des Reiches Elam.

Ein ideologisch vorgeschobener Grund für den Beginn des Krieges lag im Kampf um die Herrschaft über die rohstoffreiche Provinz Chuzestan. Der Kampf, zwischen Arabern und Persern, die Befreiung Arabistans, der mehrheitlich arabischstämmigen Bevölkerung von der Fremdherrschaft. Diese Ideologie war insofern auf irakischer Seite erfolgreich, da schiitische Iraker gegen schiitische Iraner das Kampfgeschehen bestimmten.

Nachdem Abd al-Karim Qasim durch einen Staatsstreich die Herrschaft im Irak übernommen hatte, erklärte er am 18. Dezember 1959:

„Wir möchten uns nicht auf die Geschichte der arabischen Stämme in Al-Ahwaz und Mohammerah Chorramschahr beziehen. Das Osmanische Reich hat Mohammerah, das Teil des irakischen Territoriums war, an den Iran übergeben.“

Der Irak begann, abtrünnige Bewegungen in Chuzestan zu unterstützen und brachte seine Territorialansprüche auf einer Sitzung der Arabischen Liga vor. Der erhoffte Erfolg blieb jedoch aus. Der Irak kam, besonders nach dem Tod des ägyptischen Präsidenten Gamal Abdel Nasser und dem Aufstieg der Baath-Partei, bestehenden Abkommen mit dem Iran nicht nach und strebte die Rolle des Führers der arabischen Welt an.

1969 erklärte der Vize-Premier des Irak:

„Iraks Auseinandersetzung mit dem Iran bezieht sich auf Arabistan [Chuzestan], das Teil des irakischen Bodens ist und während der Fremdherrschaft vom Iran annektiert wurde.“

Bald darauf sendeten irakische Radiosender gezielt nach Chuzestan hinein und ermunterten iranische Araber und sogar Belutschen, sich gegen die iranische Regierung zu erheben. Fernsehsender aus Basra zeigten die Provinz Chuzestan als Iraks neue Provinz namens Nasiriyyah und gaben allen iranischen Städten arabische Namen.

Der Grenzfluss Schatt al-Arab (Arvand Rud)

Schatt al-Arab/Arvand Rud

Einer der Faktoren, der zu Feindseligkeiten zwischen den beiden Parteien beitrug, war der Streit um die Schifffahrtsrechte auf dem von den Arabern als Schatt al-Arab und dem Iran als Arvand Rud bezeichnetem Grenzfluss. Die Verträge von Erzurum (1823/1847) und Konstantinopel (1913) legten zu 75 Prozent die allgemeine Grenzziehung zwischen dem Irak und dem Iran fest.

Für den Schifffahrtsweg Schatt al-Arab/Arvand Rud galt das Schifffahrtsrecht von 1847 bis 1913: Grenzziehung am Ostufer und Nutzung der Talweglinie für beide Parteien. Das Osmanische Reich bestand im Vertrag von 1847 auf einer Offenlassung der Souveränitätsfrage, die später von einer Viermächte-Schiedskommission gelöst werden sollte. 1920 stellte der Iran die Grenzziehung des Ostufers in Frage, da nach dem Zusatzprotokoll von 1913 das Kuriosum galt: auf iranischen Schiffen irakische Lotsen und irakisches Recht. Der Ausbau des Hafens von Khorramshahr sowie die Erdöl-Raffinerie von Abadan verstärkten die Konflikte.

Mit dem Vertrag von Saadabad[1] wurde am 4. Juli 1937 der erste Grenzvertrag zwischen dem Irak und Iran unterzeichnet. Damit war die gemeinsame Nutzung von beiden Seiten ratifiziert worden, ungeachtet der genauen Grenzziehung, die später von einer Kommission gelöst werden sollte. Diese Kommission kam nie zu einem Ergebnis, so galt weiterhin das Zusatzprotokoll von Saadabad: der Irak sollte den Fluss verwalten. Zwischen 1941 und 1946 lag die Kontrolle des Schatt al-Arab bzw. Arvand Rud ausschließlich auf Seiten der Alliierten.

Am 19. April 1969 kündigte der Schah Mohammad Reza Pahlavi den Vertrag von Saadabad. 1975 einigte sich der Schah im Abkommen von Algier mit dem Irak auf die Talweglinie als Grenze. Als Gegenleistung für die territorialen Zugeständnisse stellte der Iran die finanzielle Unterstützung der irakischen Kurden ein. Die irakischen Behörden kamen der Bitte des Schah auf stärkere Überwachung des im irakischen Exil weilenden Ayatollah Ruhollah Chomeini entgegen.

Am 17. September 1980 kündigte Saddam Hussein das Abkommen von Algier und beanspruchte die volle Souveränität über den Schatt al-Arab. Als Gegenleistung zur Einstellung der kurz darauf beginnenden Kriegshandlungen forderte Saddam Hussein vom Iran neben der Rückgabe der Tunb-Inseln und Abu Musa an die VAE auch die volle Souveränität des Irak im Schatt al-Arab.

Erstarkender Irak, zerrütteter Iran

Der damalige Präsident des Irak, Saddam Hussein, strebte den Aufstieg seines Landes zu einer starken regionalen Macht an. Ein erfolgreicher Einmarsch in den Iran würde den Irak zur dominierenden Macht am Persischen Golf und zum Kontrolleur über einen lukrativen Ölmarkt machen. Dieses ehrgeizige Ziel lag nicht außer Reichweite. Aktionen gegen Offiziersränge u. a. zahlreiche Exekutionen durch Revolutionsrichter Sadegh Khalkali sowie Ersatzteilmangel für die aus Amerika stammende Militärtechnik hatten die einstige Handlungsfähigkeit und Schlagkraft des Iran stark verringert. Der Großteil der iranischen Streitkräfte bestand aus zwar entschlossenen, jedoch schlecht bewaffneten Milizen. Die Verteidigungsanlagen am Schatt al-Arab waren ebenfalls unzulänglich. Der Irak genoss im Gegenzug erhebliche diplomatische, militärische und wirtschaftliche Unterstützung seitens der Sowjetunion, Frankreichs sowie Aufklärungsdaten von den Vereinigten Staaten. Er bezog außerdem finanzielle Hilfe von anderen arabischen Staaten (vornehmlich dem ölreichen Kuwait und Saudi-Arabien).

Im Mai 1979 war es zu einem Aufstand der arabischen Iraner in der Provinz Chusistan gekommen, die wegen ihrer Ölvorkommen für den Iran von ungeheurer Bedeutung ist. Der Aufstand wurde unter dem Einsatz militärischer Mittel zunächst niedergeschlagen, von einer Befriedung der Provinz konnte aber keine Rede sein. Wegen der Frage der arabischen Minderheiten in Chusistan und der schiitischen Minoritäten im Irak kam es zu einer rapiden Verschlechterung des Verhältnisses beider Staaten. Am 6. Juni 1979 berichtete der deutsche Botschafter im Irak Menne an das Auswärtige Amt:

„Die Kämpfe der Minoritäten im Iran im Gefolge des Umsturzes wurden, solange es um Kurden, Turkmenen oder Aserbaidschaner ging, im Irak zwar mit Interesse, aber ohne direktes Engagement beobachtet. Das hat sich mit dem Aufflammen der Autonomiebestrebungen der Araber in Khuzestan […] geändert. Der Irak müsse sich über eine Reihe von Fragen Klarheit verschaffen: Welche der arabischen Interessen haben Priorität? Die Erhaltung der derzeitigen, zumindest potentiell mächtigen und im Nahost-Konflikt den Arabern günstig gesonnenen <sic!> Teheraner Regimes oder die Hilfe für die arabischen Brüder in Iran in ihren Autonomiebestrebungen und dem involvierten Risiko, die Haltung Teherans im Nahost-Konflikt zu gefährden? Ist den Arabern der Rock der arabischen Interessen im Nahost-Konflikt näher als das Hemd ihrer unmittelbaren irakischen Interessen?“[2]

Saddam Hussein spielte häufig auf die islamische Expansion im Iran an und propagierte damit seine „anti-persische“ Haltung. Am 2. April 1980, ein halbes Jahr vor Kriegsausbruch, zog Saddam Hussein während seines Besuchs in der al-Mustansiriyyah-Universität in Bagdad Parallelen zur persischen Niederlage im 7. Jahrhundert in der Schlacht von Kadesia (auch Al-Qadisiyah) und erklärte:

„In eurem Namen, Brüder, und im Namen der Iraker und aller Araber sagen wir diesen [iranischen] Feiglingen und Zwergen, die sich für Al-Qadisiyah rächen wollen, dass der Geist von Al-Qadisiyah sowie das Blut und die Ehre der Menschen von Al-Qadisiyah, die ihre Sendung auf ihren Speerspitzen trugen, größer ist als ihre Bemühungen.“

Die Nachwirkungen der Islamischen Revolution von 1979 im Iran waren ausschlaggebend für die Auseinandersetzung. Ayatollah Chomeini drohte damit, die islamische Revolution auf den Rest des Nahen Ostens auszuweiten, obwohl der Iran militärisch nicht dazu in der Lage gewesen wäre. Der Großteil der Armee des Schahs war bereits aufgelöst worden.

Das Lager Chomeinis verabscheute besonders den Säkularismus der irakischen Baʿth-Partei und hoffte, dass die Schiiten im Irak sowie in Kuwait und Saudi-Arabien dem iranischen Beispiel folgen und sich gegen ihre Regierungen auflehnen würden. Diese Hoffnung wurde durch eine gezielte Propaganda des Iran unterstützt, die die schiitische Mehrheit im Irak zum Putsch aufrief. Gleichzeitig stellte die aufgrund der Revolution im Iran erfolgte Destabilisierung des Landes und seine Abwendung von der westlichen Welt ein lohnendes Ziel für den Expansionsdrang Saddam Husseins dar. Er war davon überzeugt, dass die Bevölkerung der „befreiten“ Provinz Chuzestan sich dem Irak anschließen werde.

Bei einem Treffen von Hans-Dietrich Genscher mit dem irakischen Außenminister Saadun Hammadi am 6. Juli 1979 in Baghdad sah Außenminister Hammadi für die weitere Entwicklung der Lage im Iran folgende drei Möglichkeiten:

„a) ein Putsch des Schahs, dessen Einfluss und Aktivität man auch heute nicht unterschätzen dürfe, mit noch intakten Einheiten der Armee.
b) eine Koalition aus Schahgegnern aller Schattierungen außerhalb des kommunistischen Lagers. Dies sei die wahrscheinlichste und die der irakischen Seite sympathischste Lösung. […] Khomeini halte er nicht für fähig, Iran wirklich zu regieren.
c) Eine Machtübernahme kommunistischer Kräfte. Er glaube allerdings, dass die Sowjetunion in dieser Hinsicht nichts aktiv unternehme, weil sie die prokommunistischen Kräfte als viel zu schwach einschätze.“[3]

Vorkrieg

Nachdem Ruhollah Chomeini am 8. April 1980 zum Sturz des Regimes im Irak aufgerufen hatte:

„Saddam Hussein, der wie der abgesetzte Schah sein antiislamisches und unmenschliches Antlitz entlarvt hat, beabsichtigt den Islam zu zerstören. […]
Erhebt euch, bevor dieses korrupte Regime euch in jeder Weise zerstört, schneidet seine kriminelle Hand von eurem islamischen Land ab.“[4]

kam es vermehrt zu Anschlägen gegen irakische Politiker. Tariq Aziz überlebte am 1. April 1980 knapp einen Anschlag. Im selben Monat fanden zum Teil heftige Grenzkämpfe statt, die von beiden Seiten provoziert wurden. Am 30. April 1980 wurde die iranische Botschaft in London durch vom Irak unterstützte Terroristen besetzt. Das Ereignis wurde als die „Belagerung der iranischen Botschaft“ bekannt, die durch das Eingreifen des britischen SAS am 5. Mai 1980 beendet wurde. Dabei starb eine Geisel während der Befreiung, die andere, ein iranischer Botschaftsangehöriger, wurde von den Geiselnehmern exekutiert[5].

Am 4. September 1980 griffen iranische Verbände die irakischen Städte Mandali und Chanaqin an, die irakischen Verbände beantworteten dies am 10. September 1980 mit der Besetzung eines Gebietes bei Musian am Schatt al-Arab. Dieses 120 km² große Gebiet war im Vertrag von Algier dem Irak zugesprochen, jedoch nicht übergeben worden.[6] Am 15. September 1980 begann die OPEC-Ölkonferenz in Wien mit einem Eklat. Die iranische Delegation verhinderte mit ihrem Veto, dass der irakische Ölminister den Vorsitz übernehmen konnte. Erst am 22. September einigte sich die OPEC auf eine Drosselung der Ölproduktion.

Kriegsverlauf

Irakischer Angriff

1980

Frontverläufe im Ersten Golfkrieg

Am 22. September 1980 um 14.00 Uhr Ortszeit begann der Krieg mit massiven Luftschlägen auf iranische Flughäfen der Städte Teheran, Täbris, Kermanschah, Ahvaz, Hamadan und Dezful. Gleichzeitig rückte die irakische Armee mit insgesamt 100.000 Mann an drei Stellen in die erdöl- und erdgasreiche Provinz Chuzestan vor.

Der irakische Kriegsplan beruhte auf einer britischen Stabsübung von 1941 für den Einmarsch einer Division nach Chuzestan. Der irakische Plan sah den Einmarsch mit neun Divisionen vor. Drei Panzer- und zwei mechanisierte Divisionen sollten die Provinz nehmen und schließlich die Pässe über das Zagrosgebirge sichern. Drei Infanterie- und eine Panzerdivision sollten einen möglichen iranischen Gegenschlag an der nördlichen Flanke auffangen. Der Kriegsplan sah den Abschluss der Operationen nach zwei Wochen vor.[7]

Luftkrieg

Hauptartikel: Operation Kaman 99

Der von der irakischen Luftwaffe geplante Schlag, ähnlich dem Sechstagekrieg der israelischen Luftwaffe, die iranischen Flugzeuge am ersten Kampftag am Boden zu zerstören, misslang. Einerseits gelang den überwiegend eingesetzten Kampfflugzeugen des Typs MiG-23 nicht der Zielanflug auf die iranischen Flughäfen. Weiterhin lagen viele Bombentreffer ungenau, da die Iraker im Frieden nur den Angriff auf große Ziele wie Städte und Siedlungen geübt hatten. Ebenso verfügte die iranische Luftwaffe teilweise über gehärtete Hangars. Zudem hatte die irakische Luftwaffe ihre Informationen über die iranischen Standorte vor allem von Deserteuren. Auf vorhergehende Aufklärungsflüge hatte das Militär verzichtet, ebenso auf Aufklärungsmissionen nach Angriffen, um eventuell unzureichend getroffene Ziele auszumachen. Am ersten Tag wurden drei iranische Kampfflugzeuge und eine Transportmaschine zerstört, während die Iraker selbst drei Flugzeuge durch Luftabwehrfeuer verloren. Der Angriff beließ alle iranischen Militärflugplätze einsatzfähig. Im Laufe der ersten Kriegswochen konnte die irakische Luftwaffe die Lufthoheit gegen die zwar wenigen, doch hoch effektiven F-14-Kampfflugzeuge der iranischen Luftwaffe nicht erringen.[8][9] Dass der Versuch, die iranische Luftwaffe gleich zu Beginn zu vernichten, fehlschlug, sollte sich in den ersten Kriegsjahren als Nachteil der Iraker erweisen.

Die konsequente Aufrüstung der irakischen Luftwaffe u. a. mit Kampfflugzeugen vom Typ Mirage F1 führte letztlich zu einer Luftüberlegenheit ab dem Kriegsjahr 1984, da dem Iran die Ersatzteile fehlten. Die Ausbildung der iranischen Piloten war jedoch der der irakischen Piloten überlegen. Die iranischen Piloten waren in den USA mit flexiblen Kampftaktiken ausgebildet worden, während die Iraker nach sowjetischer Kampfdoktrin ausgebildet worden waren. Dies führte dazu, dass die Iraner trotz zahlenmäßiger Unterlegenheit oft die Luftherrschaft an kriegswichtigen Frontabschnitten innehatten. Besonders verheerend war diese Tatsache bei den iranischen Gegenangriffen, die zum Rückzug der Iraker von iranischem Territorium führten. Bei der Schlacht um Chorramschahr, die das Ende der irakischen Offensivbewegungen im Iran bedeutete, wurden 58 irakische Flugzeuge abgeschossen, während auf iranischer Seite nur vier Kampfflugzeuge verloren gingen. Erst gegen Ende des achtjährigen Krieges änderte sich diese Balance, als die irakischen Piloten durch französische Ausbilder drastische Verbesserungen ihrer Lufttaktik erlernten.

Geländegewinne

Eine bewaffnete Iranerin in Chorramschahr, 1981

Nach sechs Tagen konnten zwar schon massive Geländegewinne verzeichnet, doch erst am 24. Oktober konnte nach der Schlacht von Chorramschahr die Stadt direkt am Schatt al-Arab eingenommen werden. Zwar wurde auch an der nördlichen Grenze der Kampf eröffnet, doch die Hauptstoßrichtung zielte auf die Provinz Chuzestan. Der Krieg war als Blitzkrieg angelegt, insbesondere bei irakischen Offizieren gefundene Dokumente zeigen eine geplante Kampfzeit von maximal vierzehn Tagen Dauer (Henner Fürtig: Der irakisch-iranische Krieg, S. 62).[10] Ende 1980 hatte die irakische Armee einen Geländegewinn von 14.000 km² erzielt.

Für das Scheitern der Offensive analysiert Fürtig auf irakischer Seite „das Zurückhalten bestimmter Truppenteile zum Schutze Bagdads, der unerwartete Widerstand der arabischen Iraner und zögerliches irakisches Vorgehen.“ (Fürtig, S. 69).[10] Die iranische Seite konnte knapp 110.000 Mann ihrer regulären Streitkräfte zum Einsatz bringen,[11] womit nur ein Viertel der Streitkräfte, maximal 120 gepanzerte Fahrzeuge sowie fünfzig Prozent der Kampfflugzeuge zur Verfügung standen.[12] Dieser Mangel konnte durch personelle Aufstockung der regulären Streitkräfte durch mehr als 200.000 Pasdaran, denen zwar militärisch die Ausbildung fehlte, es dafür aber an Kampfeswillen nicht mangelte, ausgeglichen werden. Möglicherweise hatte Saddam Hussein bereits zum Jahresende 1980 die militärische Situation erkannt und mit seiner Erklärung vom 25. Dezember 1980 einer neutralen Zone die Vorwegnahme der Aussichtslosigkeit weiterer Kriegshandlungen angedeutet. Bei Geländegewinnen auf einer Länge von 600 km, jedoch nur 20 bis 80 km tief auf iranischem Gebiet, konnte nicht mehr von einem Blitzkrieg gesprochen werden.

Bis Ende 1980 wurden mehr als 20.000 tote irakische und iranische Soldaten gezählt.[13]

Iranische Offensive

1981

Die erste größere Gegenoffensive des Iran mit 400 Panzern führte am 5. bis 10. Januar zur Panzerschlacht von Susangerd. Dabei wurden 50 irakische und 140 iranische Panzer zerstört. Der Nachtangriff in der Schlacht von Dezful am 19. März erfolgte mit 100.000 iranischen Kämpfern, darunter 30.000 Pasdaran und Freiwillige. Die irakische Armee verlor in diesen Kämpfen 700 Panzerfahrzeuge, 10.000 Soldaten starben, 25.000 Verwundete wurden registriert, 15.000 gerieten in Gefangenschaft.

Am 29. September 1981 stürzte eine Lockheed C-130 der iranischen Luftwaffe auf dem Rückflug von der Front mit der kompletten Armeespitze ab. General Walliollah Fallahi, Stabschef der iranischen Streitkräfte, Verteidigungsminister Oberst Musa Namdju und sein Vorgänger Oberst Djawad Fakuri waren unter den Toten. Angeblich fing die Maschine Feuer und stürzte ab. Die Untersuchungskommission kam zu keinem Abschlussbericht, so dass die Frage nach Sabotage bis heute nicht ausgeräumt wurde.[14] Fallahi soll als Erster unumwunden zugegeben haben, dass ohne amerikanische Waffenlieferungen der Krieg nicht zu gewinnen wäre. Nachfolger von Fallahi als Oberbefehlshaber des Heeres wurde Ali Sayyad Shirazi, der für den Erfolg der Frühjahrsoffensive 1982 und das Zurückdrängen der Iraker von iranischem Gebiet verantwortlich sein sollte. Dennoch wurde aus dem ursprünglichen Bewegungskrieg nun ein Stellungskrieg, bei dem iranische Truppen in Massen gegen irakische Stellungen anrannten.

1982

Irakische Gefangene nach der Rückeroberung von Chorramschahr

Am 27. März begann die Offensive gegen den Irak, am 29. April wurde im Gebiet um Howeiza gekämpft, dabei gerieten 12.000 bis 15.000 irakische Soldaten in Gefangenschaft. Bis zu diesem Zeitpunkt zählte man auf irakischer Seite zwischen 60.000 bis 100.000 gefallene und verwundete sowie 50.000 in Gefangenschaft geratene Soldaten. Am 24. Mai wurde Chorramschahr zurückerobert, und am 13. Juli überschritten erstmals iranische Truppen die Grenze zum Irak. Am 30. September erfolgte bei Mandali der erste Wellenangriff mit Freiwilligen der so genannten Basidji, dabei starben 4.000 Iraner.

Im September 1982 befürchtete Saudi-Arabien eine Dominanz des Iran gegen den Irak und legte einen Friedensplan vor, der dem Iran Reparationszahlungen von 70 Milliarden US-Dollar zugestanden hätte. Der Irak unterstützte diesen Plan, der aber von iranischer Seite mit Blutgeld bezeichnet und abgelehnt wurde. Vielmehr hatte der Iran durch seine Offensiverfolge das Ziel, die heiligen schiitischen Stätten Kerbela und Nadschaf zu „befreien“. Der Krieg eskalierte zunehmend und Bombardierungen von Raffinerien und Verladestationen sollten auf beiden Seiten den Gegner auch wirtschaftlich schwächen.

1983

Die Frühjahrsoffensive der Iraner führte zu einer Eroberung von 250 km² irakischem Gebiets. Die Operation Morgenröte (Wal Fardj) begann am 10. April, Morgenröte II im Mittelabschnitt des Frontverlaufs am 18. Juli. Bis Ende 1983 zählte man auf beiden Seiten 350.000 Tote, 300.000 Verwundete und 90.000 Gefangene.

1984

Provinz Basra

Die Frühjahrsoffensive der Iraner begann am 16. Februar bei Basra wieder mit den freiwilligen Basijis. Bis zum 22. Februar gelang es dem Oberkommandierenden, unter der Operation Morgenröte V und VI 500.000 Mann an Streitkräften im mittleren Frontabschnitt zwischen Mehran und Dehloran zusammenzuziehen. Iranische Truppen besetzten das Marschland um Howeiza und die Erdölinsel Madjnoun. Die irakische Armee konterte einen Angriff auf die Fernverkehrsstraße Basra–Bagdad. Diese Kämpfe forderten das Leben von 30.000 Soldaten. Trotzdem kam es am 18. Oktober zu einer neuen iranischen Offensive.

1985

Die Frühjahrsoffensive der Iraner vom 11. bis 20. März bei Basra kostete mit 30.000 Toten und 100.000 Verwundeten auf iranischer Seite und 12.000 Toten auf irakischer Seite[15] den höchsten Blutzoll des Krieges während einer Schlacht. Die Offensive einen Monat später bei Howeiza führte zu 20.000 Toten, gleichzeitig wurden dabei 300 bis 500 irakische Panzerfahrzeuge zerstört.

1986

Zum 7. Jahrestag der Islamischen Revolution startete am 11. Februar 1986 die Operation Morgenröte VIII, die zum Überschreiten des Schatt al-Arab und zur Eroberung der irakischen Hafenstadt Fao führte. Am 25. Februar hatte Morgenröte IX den nördlichen Frontabschnitt zum Ziel und führte fast zur Einnahme der irakischen Stadt Sulaimaniyya. Die irakische Armee reagierte kurzzeitig mit der Eroberung der iranischen Stadt Mehran in der Provinz Ilam, ehe sie von iranischen Truppen zurückgeschlagen wurde.

Das Komitee gegen den iranisch-irakischen Krieg stellte am 18. Januar 1986 fest:

„Das irakische Regime hat den Krieg begonnen, für die Fortsetzung des Krieges tragen aber heute die Regime beider Länder Verantwortung. Das iranische Regime weitet den Krieg auf irakischen Boden aus, das irakische Regime eskaliert den Krieg durch Angriffe auf die Zivilbevölkerung und durch den Einsatz chemischer Waffen. Dies führt dazu, dass der Krieg kein Ende nimmt […] In den vergangenen fünf Jahren seit Kriegsbeginn haben die führenden Staaten in Ost und West keine einzige Friedeninitiative zur Beendigung dieses Krieges unternommen. Die Rüstungsexporte machen die Fortsetzung des Krieges erst möglich […].“

1987

Saddam Hussein als Oberkommandierender

Am 7. Januar 1987 begann die erfolgreiche Operation Kerbela V, die zur Überwindung der Verteidigungslinie um Basra führte, doch logistische Probleme sowie das Fluten des Marschlandes verhinderten den kompletten Durchbruch der iranischen Streitkräfte.

Am 3. Oktober 1987 brach der Iran die diplomatischen Beziehungen zum Irak ab, die trotz des zu diesem Zeitpunkt bereits sieben Jahre andauernden Krieges aufrechterhalten worden waren.[16]

Irakische Rückeroberung

1988

Die irakische Gegenoffensive im Frühjahr führte zur Rückeroberung der irakischen Stadt Fao und der im vorigen Jahr verlorenen Gebiete. Im Juni eroberten irakische Truppen die Madjnoun-Insel zurück, um einen Monat später erstmals seit 1982 wieder iranisches Gebiet zu betreten (Fürtig, S. 86ff.).[10]

Taktik

Luftaufnahme der brennenden iranischen Fregatte Sahand am 18. April 1988

Die Taktik des Krieges ähnelte der des Ersten Weltkrieges, mit opferreichen Wellenangriffen und Grabensystemen auf beiden Seiten (siehe Grabenkrieg). Im Juni 1982 gewann ein erfolgreicher iranischer Gegenschlag die Gebiete zurück, die zuvor an den Irak verloren gegangen waren. Für Empörung und Entsetzen vornehmlich in der westlichen Öffentlichkeit sorgte insbesondere auch der umfangreiche Einsatz von Minderjährigen in iranischen Freiwilligenverbänden (Basidji), die unter anderem bei der Panzerbekämpfung mit Haftminen eingesetzt wurden.

Einsatz von chemischen Kampfstoffen

Iranischer Soldat mit Gasmaske
Opfer des Giftgasangriffs 1988
Protest und Gedenktafel vor der deutschen Botschaft in Teheran

Der Krieg war durch extreme Brutalität gekennzeichnet, einschließlich des Einsatzes chemischer Waffen auf irakischer Seite. Der Irak wurde seit 1975 mit Lieferungen von technischem Gerät und Know-how von fünfzig internationalen Firmen, darunter 24 aus den USA, versorgt, die das ganze Spektrum von atomaren, biologischen und chemischen Kampfstoffen sowie Raketentechnologie umfasste.[17]

Wie die UNMOVIC in ihrem Bericht von 2006 feststelle, hatte der Irak im Jahre 1981 bereits zehn Tonnen Senfgas (Lost) produziert. Im Laufe der Jahre kamen Tabun, Sarin und VX dazu.[18] Das iranische Außenministerium stellte in seiner Erklärung vom 18. November 1980[19] bereits den Einsatz von chemischen Kampfmitteln durch die irakische Armee fest, die offensichtlich in Kanistern über iranischen Stellungen abgeworfen wurden.

Am 9. August 1983 erfolgte ein Giftgasangriff an der Fernverkehrsstraße Rawanduz–Piranshahr (Fürtig, S. 81).[10] Der nächste bekannte Einsatz von Giftgas erfolgte am 26. Januar 1984, dann am 29. Februar 1984. Der internationalen Presse wurden in Teheran die Opfer gezeigt. Am 16. Februar 1984 veröffentlichte der iranische Außenminister 49 Fälle von Einsätzen chemischer Waffen auf irakischer Seite an insgesamt vierzig Frontabschnitten, dabei starben 109 Soldaten.[20] Die am 2. März 1984 durch Giftgas verletzten Iraner wurden zur Behandlung nach Österreich, Schweden und in die Schweiz geflogen, die am 15. März 1984 verletzten Iraner zur Behandlung nach Deutschland geflogen (Riyahi, S. 128).[4]

Insgesamt wurden mehr als 50.000 iranische Soldaten durch irakische Chemiewaffen-Einsätze verwundet, etwa 5.000 von ihnen starben.[21] Später setzte Saddam Hussein Giftgas auch gegen die eigene kurdische Zivilbevölkerung bei Halabdscha und bei Aufständen in grenznahen Gebieten ein.

Wegen der schlechten Beziehungen des Iran zur internationalen Gemeinschaft kam es nur zu verhaltenen Protesten gegen das irakische Vorgehen.

Osirak

Am 7. Juni 1981 fand ein israelischer Luftangriff mit acht F-16-Kampfflugzeugen auf den im Bau befindlichen irakischen Atomreaktor in Osirak statt, bei dem ein französischer Techniker getötet wurde. Israel begründete den Schlag gegen den Irak damit, dass es sich um eine vorbeugende Maßnahme gegen das irakische Atomwaffenprogramm gehandelt habe, da Israel den Reaktor im Verdacht hatte, weniger der zivilen Stromgewinnung als vielmehr dem Bau einer irakischen Nuklearwaffe zu dienen. Bis heute ist unklar geblieben, ob der Reaktor zivilen oder auch militärischen Zwecken dienen sollte. Der israelische Luftschlag gegen die Baustelle des irakischen Atomreaktors Osirak wurde als eindeutig völkerrechtlich verbotener Angriff gewertet.

Städtekrieg

Getötete Kinder einer Grundschule in Borujerd.

Am 10. Februar 1983 bombardierte die irakische Luftwaffe erstmals iranische Städte (Riyahi, S. 120)[4], der Iran drohte am 30. Mai 1983 ebenfalls mit der Bombardierung irakischer Städte. 1985 kam es zur Ausweitung des so genannten Städtekriegs. Die irakische Luftwaffe flog Angriffe mit Tu-22-Bombern sowie den frisch gelieferten MiG 25 gegen Teheran. Helge Timmerberg bemerkte dazu lakonisch:

„Die Iraker werfen pro Angriff nicht mehr als ein Dutzend Bomben ab, und die Chance, in dieser riesigen Stadt getroffen zu werden, ist geringer, als im Taxi zu sterben.“[22]

Während der iranischen Operation Kerbala V im Jahre 1987 wurden als Gegenmaßnahme von irakischer Seite an 42 Tagen 65 iranische Städte angegriffen. Der Treffer in einer Grundschule in Borujerd tötete 65 Kinder. Bis zum Ende des Jahres 1987 starben bei den Luftangriffen auf iranische Städte etwa 3000 Menschen, über 9000 wurden verletzt. Bei den Luftangriffen auf irakische Städte starben bis Ende 1987 300 Menschen, 1000 wurden verletzt.[23] Die fünfte und letzte irakische Bombenwelle dauerte vom Februar bis zum April 1988. Der Iran reagierte im März 1985 mit dem Abschuss von mindestens 14 ballistischen Raketen vom Typ Scud-B in Richtung Irak. 1986 wurden 8, 1987 18 und 1988 77 Scuds abgeschossen. Zielgebiete waren Bagdad (66), Mosul (9), Kirkuk (5), Takrit (1) und Kuwait (1).[24]

Tankerkrieg

Tankerrouten und Verbotszonen im Persischen Golf
Angriff auf ein Frachtschiff.

Ab März 1984 erklärte der Irak eine 1.126 Kilometer lange Zone vom Schatt al-Arab bei Basra bis zum iranischen Hafen Buschehr zum Kampfgebiet und forcierte damit Angriffe auf Tanker im Persischen Golf. Nachdem bereits am 2. März 1983 eine Exocet-Rakete das iranische Offshorefeld Nowruz getroffen hatte, um eine Internationalisierung des Konfliktes zu erreichen und den Iran an Ölexporten zu hindern, begann der sogenannte Tankerkrieg, der zu neunzig Prozent iranisches Öl betraf[25] und in dessen Verlauf mindestens 250 Tanker beschädigt oder zerstört wurden. Bereits am 21. Mai 1981 wurde ein unter panamaischer Flagge fahrender Tanker versenkt. Bis Ende 1983 gab es Angriffe auf 45 Schiffe, 1984 67 Angriffe, 1986 wurden 105 Schiffe und bis zum Mai 1987 34 Schiffe angegriffen.[26][27] Die Angriffe gegen iranische Öl-Verladestellen u. a. Bandar-e Khomeini und Bandar-e Mashur und Tanker wurden von der irakischen Luftwaffe überwiegend mit den Mitte 1983 von Frankreich ausgelieferten Super-Étendard-Flugzeugen sowie Exocet-Marschflugkörpern durchgeführt, die iranischen Angriffe gegen Schiffe, die vermeintlich irakisches Öl beförderten, mit Seeminen, Lenkwaffen und Schiffsbeschuss durch die iranischen Fregatten. Die gefährliche Strecke zwischen der als Öl-Terminal genutzten Insel Khark und der Insel Larak vor Bandar Abbas erhielt unter Seeleuten den Spitznamen „Exocet Alley“.[28]

Durch den Tankerkrieg sanken Anfang 1984 die iranischen Exporte auf 700.000 Barrel pro Tag, um Mitte des Jahres auf 1,6 Millionen Barrel wieder anzusteigen. 1985 hatte der Tankerkrieg wieder einen Abfall auf 750.000 Barrel zur Folge, bei einer Spitzenlast von 3,2 Millionen Barrel aus dem Jahre 1982 und einer durchschnittlichen Förderung von 1,2 Millionen aus dem Jahre 1980.

Der Irak, dessen Förderanlagen bereits Ende 1980 von iranischen Kampfflugzeugen angegriffen und zerstört wurden, insbesondere jene bei Basra, Kirkuk und Mosul, hatte dadurch von ursprünglich 5,2 Millionen Barrel Gesamtförderung pro Tag einen Abfall auf 1,9 Millionen Barrel zu verzeichnen. Nachdem Syrien, einer der wenigen Verbündeten des Iran, am 10. April 1982 den Durchfluss irakischen Öls durch sein Territorium untersagte, reduzierte sich die Exportquote des Irak auf 600.000 Barrel täglich. Der auch aufgrund des Golfkrieges eilig gegründete Golf-Kooperationsrat stand dem Irak beim Ausfall seiner Erdöleinnahmen zur Seite und hat den Irak mit 50 Milliarden Dollar an Krediten und Schenkungen unterstützt.[25] Der Irak wendete 60 Prozent seines Etats, der Iran 43 Prozent seines Etats für die Kriegsführung auf (Fürtig, S. 68/90).[10]

Nachdem Kuwait 1986 um Schutz für seine Tanker gebeten hatte, flaggten die USA elf Tanker um und halfen den nun US-amerikanischen Schiffen in der Operation Earnest Will. Zuvor hatten bereits iranische Schiffe kuwaitische Tanker attackiert, und der Iran drohte mit einer Seeblockade in der Straße von Hormuz, die allerdings als unglaubwürdig betrachtet wurde, da diese auch im erheblichen Maße iranische Exporte getroffen hätte.

US-Intervention

Die anhaltenden Angriffe auf den internationalen Tankerverkehr führten zu einer US-Präsenz zum Schutz des Schiffsverkehrs. Bei einem irakischen Raketenangriff am 17. Mai 1987 auf die Fregatte USS Stark (FFG-31) starben 37 US-Matrosen. Nachdem die USS Samuel B. Roberts (FFG-58) am 15. April 1988 auf eine iranische Seemine lief und dabei 10 Seeleute verletzt wurden, starteten die USA ab dem 18. April die Operation Praying Mantis, die die Zerstörung zweier iranischer Ölplattformen und mehrerer Schiffe zur Folge hatte. Zur selben Zeit eroberte der Irak die Halbinsel Faw zurück.

Abschuss eines Passagierflugzeuges

Der Abschuss des iranischen Passagierflugzeuges mit der Flug-Nr. IA655 durch den Kreuzer USS Vincennes (CG-49) am 3. Juli 1988, bei dem alle 290 Passagiere und die Besatzung getötet wurden, trug auch zur Annahme der UN-Resolution 598 auf iranischer Seite bei.

UN-Resolution 598 und Waffenstillstand

Am 18. Juli 1988 erklärte sich Ruhollah Chomeini schließlich bereit, die Resolution 598 des UN-Sicherheitsrates vom 20. Juli 1987[29] sowie die Resolution 582 des UN-Sicherheitsrates vom 24. Februar 1986[30] und damit einen Waffenstillstand anzuerkennen, Saddam Hussein tat dies zuvor. Damit trat am 20. August 1988 der Waffenstillstand in Kraft. Ein Friedensvertrag besteht bis heute nicht.

Der Bericht von UN-Generalsekretär Javier Pérez de Cuéllar vom 9. Dezember 1991 (S/23273) stellte ausdrücklich die „Aggression des Irak gegen den Iran“ durch das Auslösen eines Krieges und die Störung der internationalen Sicherheit und des Friedens fest.[31][32][33]

Waffenlieferungen

Die Waffengeschäfte und -lieferungen verschiedenster Länder sorgten für eine Verlängerung des Krieges, da es faktisch bereits 1982 beiden Kriegsparteien an Nachschub für Waffen mangelte. Während der Iran das angehäufte Arsenal des Schah aufbrauchen konnte, wurde der Irak systematisch für einen Waffengang hochgerüstet sowie mit Informationen (AWACS) und zustimmender Duldung versorgt.

The Economist veröffentlichte 1987 eine Tabelle des zunehmenden „Ungleichgewichts“ der Kriegsparteien bei schwerem Gerät:[34]

Jahr Kriegsgerät Irak Iran
1980 Panzerfahrzeuge 2700 1740
1987 Panzerfahrzeuge 4500 1000
1980 Kampfflugzeuge 332 445
1987 Kampfflugzeuge 500+ 65*
1980 Hubschrauber 40 500
1987 Hubschrauber 150 60
1980 Artillerie 1000 1000+
1987 Artillerie 4000+ 1000+

Die Materialüberlegenheit der Iraker an Kriegsgerät hatte für das Jahr 1986 das Verhältnis von 8:1 (Fürtig, S. 144)[10], was der Iran jedoch durch personelle Überlegenheit ausglich.

1984 wurde der Irak zum größten Rüstungsimporteur weltweit, mit Waffen im Wert von 7,7 Milliarden US-Dollar. Von 1981 bis 1985 wurden Waffen an den Irak für 23,9 Milliarden Dollar geliefert, an den Iran im gleichen Zeitraum Waffen im Wert von 6,4 Milliarden Dollar.

  • Waffen und materielle Unterstützung an beide Kriegsparteien lieferten: Äthiopien, Brasilien, Chile[35], VR China, DDR, Frankreich, Italien, Nordkorea, Österreich (Noricum-Skandal), Spanien, Schweden, Schweiz, USA, UdSSR und Vereinigtes Königreich. Die USA lieferten – neben den Waffenverkäufen im Rahmen der Iran-Contra-Affäre – an den Iran verdeckt über Südkorea Ersatzteile für die F-4 Phantom II und mittels Taiwan, Argentinien und Südafrika Munition.[36]
  • Nur an den Irak lieferten: Ägypten, Belgien, Bundesrepublik Deutschland, Jordanien, Jugoslawien, Kuwait, Marokko, Pakistan, Philippinen, Polen, Portugal, Saudi-Arabien, Sudan, Tschechoslowakei, Ungarn und Vereinigte Arabische Emirate.
  • Nur an den Iran lieferten: Algerien, Argentinien, Griechenland, Israel, Libyen, Mexiko, Südkorea, Südjemen, Syrien, Taiwan, Türkei und Vietnam.

Liste der Waffenverkäufe an den Irak

Land Spezifikation Beschreibung Auslieferung Anzahl/Stück
Ägypten D-30 122mm Rohrartillerie 1985–1989 210
Ägypten M-46 130mm Rohrartillerie 1981–1983 96
Ägypten RL-21 122mm Raketenwerfer 1987–1989 300
Ägypten T-55 Panzer 1981–1983 300
Ägypten Walid Mannschaftstransporter 1980 100
Brasilien Astros II MLRS Raketenwerfer 1984–1988 67
Brasilien EE-11 Urutu Mannschaftstransporter 1983–1984 350
Brasilien EE-3 Jararaca gepanzertes Fahrzeug 1984–1985 280
Brasilien EE-9 Cascavel gepanzertes Fahrzeug 1980–1989 1026
Brasilien EMB-312 Tucano Trainingsflugzeug 1985–1988 80
Brasilien Astros AV-UCF Feuerleitradar 1984–1988 13
Bundesrepublik Deutschland MBB BK-117 Hubschrauber 1984–1989 22
Bundesrepublik Deutschland MBB Bo-105C Hubschrauber 1979–1982 20
Bundesrepublik Deutschland MBB Bo-105L Hubschrauber 1988 6
Bundesrepublik Deutschland Roland Luftabwehrsystem 1981 100
Dänemark Al-Zahraa Landungsboot 1983 3
DDR T-55 Panzer 1981 50
Frankreich Mirage F-1C Kampfflugzeug 1982–1990 72
Frankreich Mirage F-1E Kampfflugzeug 1980–1982 36
Frankreich SA-312H Super Frelon Hubschrauber 1981 6
Frankreich SA-330 Puma Hubschrauber 1980–1981 20
Frankreich Aérospatiale SA 341 Hubschrauber 1980–1988 38
Frankreich Super Etendard Kampfflugzeug 1983 5
Frankreich AMX-GCT/AU-F1 Rohrartillerie 1983–1985 85
Frankreich AMX-10P Schützenpanzer 1981–1982 100
Frankreich AMX-30 D Bergepanzer 1981 5
Frankreich ERC-90 gepanzertes Fahrzeug 1980–1984 200
Frankreich M-3 VTT Mannschaftstransporter 1983–1984 115
Frankreich VCR-TH Panzerabwehrwaffe 1979–1981 100
Frankreich Rasit Radar 1985 2
Frankreich Roland Luftabwehrsystem 1982–1985 113
Frankreich TRS-2100 Tiger Radar 1988 1
Frankreich TRS-2105/6 Tiger-G Radar 1986–1989 5
Frankreich TRS-2230/15 Tiger Radar 1984–1985 6
Frankreich Volex Radar 1981–1983 5
Frankreich AM-39 Exocet Seezielflugkörper 1979–1988 352
Frankreich ARMAT Radar-Flugkörper 1986–1990 450
Frankreich AS-30L Bombe 1986–1990 240
Frankreich HOT Panzerabwehrrakete 1981–1982 1000
Frankreich R-550 Magic-1 Luft-Luft-Rakete 1981–1985 534
Frankreich Roland-2 Luftabwehrrakete 1981–1990 2260
Frankreich Super 530F Luft-Luft-Rakete 1981–1985 300
Großbritannien Chieftain Panzer 1982 29
Großbritannien Cymbeline Radar 1986–1988 10
Italien Agusta A109 Hubschrauber 1982 2
Italien Sikorsky S-61 Hubschrauber 1982 6
Italien Stromboli-Klasse Schiff 1981 1
Jordanien S-76 Spirit Hubschrauber 1985 2
Jugoslawien M-87 Orkan 262mm Raketenwerfer 1988 2
Kanada PT-6 Flugtriebwerk 1980–1990 152
Österreich GHN-45 155mm Rohrartillerie 1983 200
Polen Mi-2/Hoplite Hubschrauber 1984–1985 15
Polen MT-LB Mannschaftstransporter 1983–1990 750
Polen T-55 Panzer 1981–1982 400
Polen T-72 Panzer 1982–1990 500
Rumänien T-55 Panzer 1982–1984 150
Schweiz Pilatus PC-7 Trainingsflugzeug 1980–1983 52
Schweiz Pilatus PC-9 Trainingsflugzeug 1987–1990 20
Sowjetunion Il-76M/Candid-B Transportflugzeug 1978–1984 33
Sowjetunion Mi-24D/Mi-25/Hind-D Kampfhubschrauber 1978–1984 12
Sowjetunion Mi-8/Mi-17/Hip-H Transporthubschrauber 1986–1987 37
Sowjetunion Mi-8TV/Hip-F Transporthubschrauber 1984 30
Sowjetunion Mig-21bis/Fishbed-N Kampfflugzeug 1983–1984 61
Sowjetunion Mig-23BN/Flogger-H Kampfflugzeug 1984–1985 50
Sowjetunion Mig-25P/Foxbat-A Kampfflugzeug 1980–1985 55
Sowjetunion Mig-25RB/Foxbat-B Kampfflugzeug 1982 8
Sowjetunion Mig-29/Fulcrum-A Kampfflugzeug 1986–1989 41
Sowjetunion Su-22/Fitter-H/J/K Kampfflugzeug 1986–1987 61
Sowjetunion Suchoi Su-25 Erdkampfflugzeug 1986–1987 84
Sowjetunion Tupolew Tu-22 Bombenflugzeug bis 1974 28
Sowjetunion 2A36 152mm Rohrartillerie 1986–1988 180
Sowjetunion 2S1 122mm Rohrartillerie 1980–1989 150
Sowjetunion 2S3 152mm Rohrartillerie 1980–1989 150
Sowjetunion 2S4 240mm Mörser 1983 10
Sowjetunion 9P117/SS-1 Scud TEL Raketenabschussrampe 1983–1984 10
Sowjetunion BM-21 Grad 122mm Raketenwerfer 1983–1988 560
Sowjetunion D-30 122mm Kanone 1982–1988 576
Sowjetunion M-240 240mm Mörser 1981 25
Sowjetunion M-46 130mm Rohrartillerie 1982–1987 576
Sowjetunion SA-13 Gopher Rakete 1985 30
Sowjetunion BMD-1 Schützenpanzer 1981 10
Sowjetunion PT-76 leichter Panzer 1984 200
Sowjetunion SA-9/9P31 Rakete 1982–1985 160
Sowjetunion Long Track Radar 1980–1984 10
Sowjetunion SA-8b/9K33M Osa AK Luftabwehrsystem 1982–1985 50
Sowjetunion Thin Skin Radar 1980–1984 5
Sowjetunion 9M111 Panzerabwehrrakete 1986–1989 3000
Sowjetunion SA-13 Gopher Luftabwehrrakete 1985–1986 960
Sowjetunion KSR-5 Seezielflugkörper 1984 36
Sowjetunion AS-9 Kyle Radar-Flugkörper 1983–1988 250
Sowjetunion R-13S/AA2S Atoll Luft-Luft-Rakete 1984–1987 1080
Sowjetunion R-17/SS-1c Scud-B Boden-Boden-Rakete 1982–1988 840
Sowjetunion AA-10 Alamo Luft-Luft-Rakete 1986–1989 246
Sowjetunion AA-6 Acrid Luft-Luft-Rakete 1980–1985 660
Sowjetunion AA-8 Aphid Luft-Luft-Rakete 1986–1989 582
Sowjetunion SA-8/9M33M Luftabwehrrakete 1982–1985 1290
Sowjetunion SA-9 Gaskin/9M31 Luftabwehrrakete 1982–1985 1920
Sowjetunion SA-14 Gremlin Luftabwehrrakete 1987–1988 500
Tschechoslowakei L-39Z Albatross Trainingsflugzeug 1976–1985 59
Tschechoslowakei BMP-1 Schützenpanzer 1981–1987 750
Tschechoslowakei BMP-2 Schützenpanzer 1987–1989 250
Tschechoslowakei OT-64C Mannschaftstransporter 1981 200
Tschechoslowakei T-55 Panzer 1982–1985 400
Südafrika G-5 155mm Rohrartillerie 1985–1988 200
Ungarn PSZH-D-994 Mannschaftstransporter 1981 300
USA Bell-214ST Hubschrauber 1987–1988 31
USA Hughes-300/TH-55 Hubschrauber 1984 30
USA MD-500MD Defender Hubschrauber 1983 30
USA MD-530F Hubschrauber 1985–1986 26
Volksrepublik China Xian H-6 Bombenflugzeug 1988 4
Volksrepublik China F-6 Kampfflugzeug 1982–1983 40
Volksrepublik China F-7A Kampfflugzeug 1983–1987 80
Volksrepublik China Type-63 107mm Raketenwerfer 1984–1988 100
Volksrepublik China Type-83 152mm Rohrartillerie 1988–1989 50
Volksrepublik China W-653/Type-653 Bergepanzer 1986–1987 25
Volksrepublik China WZ-120/Type-59 Panzer 1982–1987 1000
Volksrepublik China WZ-121/Type 69 Panzer 1983–1987 1500
Volksrepublik China YW 531 Mannschaftstransporter 1982–1988 650
Volksrepublik China CEIEC-408C Radar 1986–1988 5
Volksrepublik China HN-5A Flugabwehrrakete 1986–1987 1000
Volksrepublik China HY-2/SY1A/CSS-N-2 Schiff-Flugkörper 1987–1988 200

[37]

Liste der Waffenverkäufe an den Iran unter dem Schah

Land Spezifikation Beschreibung Auslieferung Anzahl/Stück
Großbritannien Chieftain Panzer 1972–1978 800
USA M60 Panzer 1969–1978 460
USA M47 Panzer bis 1978 400
USA M24 Panzer bis 1978 100
USA M113 Truppentransportpanzer bis 1978 400
USA McDonnell F-4 Kampfflugzeug 1968–1978 180
USA Northrop F-5 Kampfflugzeug 1965–1978 221
USA Grumman F-14 Kampfflugzeug 1975–1978 79
USA Lockheed C-130 Transportflugzeug 1965–1978 56
USA Lockheed P-3 Seeaufklärer 1973–1978 4
USA Boeing KC-135 Tankflugzeug 1973–1978 10
USA Sikorsky S-65 Transporthubschrauber 1973–1978 18
USA Boeing-Vertol CH-47 Transporthubschrauber 1971–1978 16
USA Bell UH-1 Hubschrauber 1972–1978 287
USA Bell AH-1 Hubschrauber 1972–1978 202
USA Bell 206 Hubschrauber 1968–1978 140
Sowjetunion BTR-50 Schützenpanzer bis 1978 300
Sowjetunion BTR-60 Schützenpanzer bis 1978 400

[38]

Ergebnis

Verluste

Friedhof iranischer Gefallener des Iran-Irak-Kriegs in Yazd

Der Krieg war für beide Länder verhängnisvoll, wobei die Angaben über die Zahl der Verluste je nach Autor stark differieren und letztlich keine exakte Einschätzung erlauben. Es finden sich Quellen, die von 300.000 (Irak) bis 500.000 Toten (Iran) sprechen, andere wiederum gehen von bis zu einer Million Toten insgesamt aus, die konservativste Schätzung geht von mindestens 367.000 Toten aus, 262.000 Iraner und 105.000 Iraker.[39] Es gilt jedoch als sicher, dass der Erste Golfkrieg zusammen mit dem Koreakrieg, dem Vietnamkrieg der sowjetischen Invasion in Afghanistan, Bürgerkrieg in Äthiopien und dem Bürgerkrieg in Angola eine der verlustreichsten militärischen Aktionen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts war. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) registrierte im gesamten Verlauf des Krieges nahezu 40.000 iranische und mehr als 67.000 irakische Kriegsgefangene. Die Zahl der vermissten Soldaten mit ungeklärtem Schicksal wurde vom IKRK im Jahr 2008, und damit 20 Jahre nach dem Ende des Krieges, auf mehrere zehntausend geschätzt.[40]

Kriegsschäden und Verschuldung

Die beträchtlichen Schäden der Infrastruktur und der Industrie wurden wie folgt beziffert:

  • Iran: 644 Milliarden US-Dollar
  • Irak: 452 Milliarden US-Dollar

Die gesamten Öleinnahmen beider Länder, Iran von 1919 bis 1988 und Irak von 1931 bis 1988, beliefen sich auf 418,5 Milliarden US-Dollar (Mofid, S. 53).[41] Der Irak hatte eine erhebliche Schuldenlast bei seinen ehemaligen arabischen Unterstützern abzutragen, was auch zum Überfall Saddam Husseins auf Kuwait am 2. August 1990 beitrug. Mofid vermutet, dass „Saddam Hussein davon ausging, dass Saudi-Arabien und Kuwait weitere Hilfe leisten“ (Mofid, S. 13)[41] und „günstige Rückzahlungsbedingungen einräumen würden. Die 41 Staaten, die durch Waffenlieferungen verdient hätten, sollten sich auch am Wiederaufbau beteiligen.“ (Mofid, S. 57)[41]

Am Ende des Krieges blieben die Grenzen unverändert. Zwei Jahre später, während des Zweiten Golfkrieges mit den USA, den Briten und anderen westlichen Mächten und unmittelbar nach der Eroberung Kuwaits, erkannte Saddam Hussein die iranischen Rechte über die östliche Hälfte des Schatt al-Arab an, was eine Anerkennung des Status quo bedeutete, dem er zehn Jahre zuvor die Zustimmung verweigert hatte.

Der Krieg sollte die Islamische Republik Iran schwächen. Im Rückblick lässt sich jedoch sagen, dass gerade der Krieg die Islamische Republik in ihrem Machtbereich gefestigt hat. Die Bevölkerung stellte sich im Kampf mit dem Irak hinter die neuen Machthaber, die zuvor heftig umstritten waren. Durch die Verhängung des Kriegsrechts konnte zudem effektiver gegen die inneriranische Opposition vorgegangen werden. Die internationale Isolation des Iran und der daraus resultierende Mangel an Nachschub und Ersatzteilen führte zum Aufbau einer eigenen Rüstungsindustrie, die heute zahlreiche, selbst (weiter-)entwickelte Waffensysteme in Serie produzieren kann.

Noch heute gelten nahezu 600.000 Hektar Fläche mit geschätzten 16 Millionen nicht beseitigter Minen als Hinterlassenschaft des Ersten Golfkrieges, die nach Schirin Ebadi täglich drei Todesopfer kosten.[42]

Gedenkstätten

Aufnahme des Denkmals von 2003 nach der US-geführten Invasion des Iraks

Der irakische Präsident Saddam Hussein ließ an der Paradestraße in der Hauptstadt Bagdad ein Siegerdenkmal in Form zweier riesiger Hände mit zwei sich überkreuzenden Schwertern errichten. Am Sockel des Denkmals wurden Stahlhelme iranischer Soldaten befestigt. In Iran zählt der „Friedhof der Märtyrer(Bescht e-Zahra) bei Teheran zu den bedeutendsten Erinnerungsstätten und wird jeden Freitag, dem Feiertag des islamischen Kalenders, von Angehörigen und Gläubigen besucht. Am Friedhof befindet sich auch ein Kriegsmuseum, dessen Gebäude mit kriegerischer Wandmalerei bedeckt ist, das sechs junge Soldaten mit Kalaschnikow-Gewehren vor der Brust und Märtyrerkopfband zeigt.

Entschuldigung durch die irakische Regierung

Im Jahre 2005 entschuldigte sich die neue irakische Regierung beim Iran für den Beginn des Krieges.[43]

Siehe auch

Literatur

Weblinks

 Commons: Iran-Irak-Krieg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Der Orientpakt (Vertrag von Saadabad) vom 8. Juli 1937 (in franz. Sprache)
  2. Michael Ploetz, Tim Szatkowski: Akten zur Auswärtigen Politik der Bundesrepublik Deutschland 1979 Bd. I: Januar bis 30. Juni 1979. R. Oldenbourg Verlag München, 2010, S. 898.
  3. Michael Ploetz, Tim Szatkowski: Akten zur Auswärtigen Politik der Bundesrepublik Deutschland 1979 Bd. II: 1. Juli bis 31. Dezember 1979. R. Oldenbourg Verlag München, 2010, S. 985.
  4. a b c Fariborz Riyahi: Ayatollah Khomeini. Ullstein, 1986, ISBN 3-548-27540-0, S.117.
  5. http://news.bbc.co.uk/onthisday/hi/dates/stories/may/5/newsid_2510000/2510873.stm
  6. Anja Malanowski & Beate Seel: Chronologie des Kriegs. S. 81.
  7. Kenneth Pollack : Arabs at War, Lincoln, 2002 S. 184
  8. Arabian Peninsula & Persian Gulf Database: I Persian Gulf War: Iraqi Invasion of Iran, September 1980
  9. Kenneth Pollack : Arabs at War, Lincoln, 2002, S. 184-186
  10. a b c d e f Henner Fürtig: Der irakisch-iranische Krieg. Akademie Verlag GmbH, 1992, ISBN 3-05-001905-0.
  11. The New York Times vom 23. September 1980.
  12. Shaul Bakhash: The Reign of the Ayatollahs: Iran and the Islamic Revolution. I B Tauris & Co Ltd, 1985, ISBN 1-85043-003-9, S. 127.
  13. Staudenmaier: Iran–Iraq. 1984, S. 228.
  14. Hans-Peter Drögemüller: Iranisches Tagebuch. 5 Jahre Revolution. 1983, ISBN 3-922611-51-6, S. 334.
  15. Die ZEIT, 23. März 1985, Nr. 13
  16. Knaurs Weltspiegel '89, S. 42, ISBN 3-426-07797-3
  17. Freedom of Information Center: U.S. Corps In Iraq
  18. UNMOVIC: Twenty-fifth quarterly report on the activities of the United Nations Monitoring, Verification and Inspection Commission in accordance with paragraph 12 of Security Council resolution 1284 (1999)
  19. Botschaft d. Islamischen Republik Iran, Presse- u. Kulturabteilung (Hrsg.): Iran und die Islamische Republik: Zum Irakisch-Iranischen Krieg. Bonn 1981, S. 41.
  20. Stockholm International Peace Research Institute: CHEMICAL WARFARE IN THE IRAQ-IRAN WAR
  21. Oliver Thränert: Der Iran und die Verbreitung von ABC-Waffen, Stiftung Wissenschaft und Politik, Berlin 2003, ISSN 1611-6372.
  22. Helge Timmerberg: Bomben auf Teheran. In: Orient Erlesen. Wieser, 2004, ISBN 3-85129-426-2, S. 85.
  23. Dilip Hiro, Seite 183
  24. Center of Strategic and International Studies (CSIS), Anthony H. Cordesman, Oktober 2000, Seite 19
  25. a b Henner Fürtig: Kleine Geschichte des Irak. Von der Gründung 1921 bis zur Gegenwart. Beck, 2003, ISBN 3-406-49464-1, S. 114.
  26. Manfred Schelzel: Seewirtschaft. 1985. S. 122
  27. J. Korschunow: Persischer Golf. 1987, S. 9.
  28. Fünf Millionen Schlüssel fürs Paradies. In: Der Spiegel. Nr. 1, 1988 (online).
  29. UN Security Council Resolution 598, vom 20. Juli 1987
  30. Resolution 582 des UN-Sicherheitsrates vom 24. Februar 1986
  31. Vereinte Nationen: FURTHER REPORT OF THE SECRETARY-GENERAL ON THE IMPLEMENTATION OF SECURITY COUNCIL RESOLUTION 598 (1987) (S. 1)
  32. Vereinte Nationen: FURTHER REPORT OF THE SECRETARY-GENERAL ON THE IMPLEMENTATION OF SECURITY COUNCIL RESOLUTION 598 (1987) (S. 2)
  33. Vereinte Nationen: FURTHER REPORT OF THE SECRETARY-GENERAL ON THE IMPLEMENTATION OF SECURITY COUNCIL RESOLUTION 598 (1987) (S. 3)
  34. The Economist, 19.–25. September 1987
  35. http://www.country-data.com/cgi-bin/query/r-2549.html
  36. Michael Flitner: Krieg als Geschäft, Waffenexporte in Iran und Irak. S. 56.
  37. Arms Transfers Database, TIV of arms imports to Iraq, 1980-1988, Stockholm International Peace Research Institute.
  38. Ulrich Gehrke: Iran. Verteidigung und Sicherheit. Ed. Erdmann, Stuttgart 1976, ISBN 3-522-64050-0, S. 259 ff.
  39. Dilip Hiro, The Longest War: The Iran-Iraq Military Conflict. New York: Routledge Chapman & Hall, Inc., 1991. S. 250
  40. Twenty years after the end of the Iran-Iraq war, tens of thousands of combatants still unaccounted for. Mitteilung des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz, 16. Oktober 2008 (abgerufen am 17. Oktober 2008)
  41. a b c Kamran Mofid: Economic Reconstruction of Iraq. In: Third World Quarterly. London, 1990.
  42. Shahram Rafizadeh: 16 Million Mines Still Awaiting Victims, 22. November 2006. (engl.)
  43. http://www.guardian.co.uk/world/2010/sep/23/iran-iraq-war-anniversary

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