Etkar Andre

Etkar Andre
Etkar André auf einer DDR-Briefmarke

Edgar Josef André, eigentlich Etkar Josef André, (* 17. Januar 1894 in Aachen; † 4. November 1936 in Hamburg) war ein KPD-Politiker.

Inhaltsverzeichnis

Leben

André war der Sohn eines Handwerkers. Bereits mit fünf Jahren verlor er seinen Vater. Seine kranke Mutter konnte nur mit großer Mühe für den Unterhalt der drei Kinder sorgen. Belgische Verwandte holten die Familie schließlich nach Lüttich, wo Edgar zeitweilig in einem Waisenhaus untergebracht wurde. Nach der Schulentlassung ging er als Lehrling in eine Buchhandlung und kam hier auch mit politischer Literatur in Kontakt. 1911 wurde er Mitglied der Sozialistischen Partei Belgiens und war bereits zwei Jahre später Sekretär der Sozialistischen Arbeiterjugend in Brüssel. 1914 nahm er am Parteitag der Sozialistischen Partei Belgiens teil. Im Ersten Weltkrieg meldete er sich im Rheinland als Kriegsfreiwilliger und geriet Ende 1918 in französische Kriegsgefangenschaft.

Nach Deutschland zurückgekehrt, ging er zunächst nach Koblenz, wo er sich der Sozialistischen Arbeiterjugend und der SPD anschloss. 1922 übersiedelte er nach Hamburg. Hier arbeitete er als Bau- und Hafenarbeiter und wurde Mitglied im Deutschen Bauarbeiter- und später im Deutschen Transportarbeiterverband. Während der Nachkriegskrise kam André in einen starken Konflikt mit der Politik der SPD, da ihm diese nicht radikal genug war, woraufhin er sich Ende 1922 von der Partei löste und am 1. Januar 1923 der KPD beitrat. Er gehörte bald zum engeren Kreis um Ernst Thälmann. Als Mitglied der Bezirksleitung Wasserkante der KPD (1926 bis 1930) und Abgeordneter der Hamburger Bürgerschaft (1927 bis 1933) wurde er einer der beliebtesten Hamburger Arbeiterführer. Als Sprecher der Hamburger Arbeitslosen trat er ebenso hervor wie als Mitbegründer (1924) und Leiter des Roter Frontkämpferbundes an der Wasserkante (1924 - 1929, was ihm auch den Beinamen „der erwerbsmäßige Erwerbslose“ eintrug. Nach dem Besuch der Reichsparteischule der KPD war André 1931/1932 in der Internationale der Seeleute und Hafenarbeiter als Instrukteur und Propagandist tätig, wozu er sich meist in Belgien und Frankreich aufhielt. Dabei waren seine französischen Sprachkenntnisse von Vorteil. Nach dem Verbot des Roten Frontkämpferbundes im Mai 1929 in Preußen (und bald darauf in anderen Ländern) führte André das „Kampfkomitee gegen das RFB-Verbot“. Im März 1931 wurde bei einem André geltenden Anschlag sein Parteifreund, der Bürgerschaftsabgeordnete Ernst Henning von SA-Männern ermordet.

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten sowie dem Reichstagsbrand wurde er am 5. März 1933 verhaftet und während seiner dreieinhalbjährigen Untersuchungshaft gefoltert. Die Anklage lautete auf Vorbereitung zum Hochverrat in Tateinheit mit gemeinschaftlichen vollendetem und versuchten Mord an dem SA-Truppführer Dreckmann in Hamburg. Er konnte schließlich nur noch an Krücken gehen und verlor das Gehör. Als dann am 4. Mai 1936 sein Prozess in Hamburg begann, konnte die Staatsanwaltschaft nur unzureichende Beweismittel für seine Schuld vorweisen. Dennoch beantragte der Staatsanwalt (möglicherweise sogar auf persönlichen Befehl von Hitler) die Todesstrafe. Am 10. Juli 1936 folgte dann auch das Gericht mit seinem Urteil diesem Antrag.

Ungeachtet einer internationalen Protestbewegung wurde André am 4. November 1936 enthauptet. Wenige Stunden danach traten die 5000 Insassen des Zuchthauses Fuhlsbüttel zum Protest in einen Streik. Aus Furcht vor weiteren Protesten infolge der Hinrichtung Andrés ordnete die Gestapo an, die Beisetzung „in aller Stille und unter strengster Verschwiegenheit“ vorzunehmen[1]

Im spanischen Bürgerkrieg formierte sich kurze Zeit später das erste Bataillon der Internationalen Brigaden unter dem Namen „Edgar André“.

Siehe auch

Literatur

  • Bredel, Willi: Edgar André : ein deutscher Antifaschist mit dem Tode bedroht. - Strasbourg : Ed. Prométhée, 1936
  • Uhse, Bodo: Die erste Schlacht : vom Werden und den ersten Kämpfen des Bataillons Edgar André. - Strasbourg: Ed. Prométhée, 1938
  • Joachim Priewe: Begegnung mit Etkar André, Ein Lebensbild, Berlin (Ost) 1986.
  • Frank Müller: Mitglieder der Bürgerschaft. Opfer totalitärer Verfolgung, Hamburg, 2. überarbeitete und ergänzte Auflage 1995, S. 11-14.
  • Staatsarchiv Hamburg, Handschriftensammlung, 603 Band 2

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Komitee der antifaschistischen Widerstandskämpfer in der DDR (Hrsg.), SS im Einsatz - Eine Dokumentation über die Verbrechen der SS, 4. Auflage, Berlin 1958, S. 48f

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