Akademie der Künste der DDR

Akademie der Künste der DDR
Vorderansicht Akademie der Künste Berlin, Pariser Platz 4

Die Akademie der Künste in Berlin ist seit 1. Januar 2004 eine bundesunmittelbare, rechtsfähige Körperschaft, die sich der Förderung der Bildenden Kunst, der Baukunst, der Musik, der Literatur, der Darstellenden Kunst sowie der Film- und Medienkunst widmet. Die Akademie ist eine internationale Gemeinschaft von Personen, die sich um die Künste verdient gemacht oder die zur Kunst ihrer Zeit beigetragen haben. Zu ihrem Präsidenten wählte am 29. April 2006 die Mitgliederversammlung den Heidelberger Grafiker und Juristen Klaus Staeck.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Max Liebermann eröffnet 1922 eine Ausstellung der Akademie
Akademie der Künste (Mitte) und anliegende Gebäude
Gebäude der alten West-Berliner Akademie am Hanseatenweg

Die Akademie der Künste in ihrer derzeitigen Form ging am 1. Oktober 1993 hervor aus:

  • der 1950 gegründeten Deutschen Akademie der Künste in Berlin (Ost), ab 1972 „Akademie der Künste der Deutschen Demokratischen Republik“ und von 1990 bis 1993 „Akademie der Künste zu Berlin“ sowie
  • der 1954 gegründeten Akademie der Künste in Berlin (West),

jedoch führt sie ihren Ursprung zurück auf die am 11. Juli 1696 von Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg dem späteren preußischen König Friedrich I. ins Leben gerufene „Academie der Mahler-, Bildhauer- und Architectur-Kunst“ und beruft sich ausdrücklich auf die Tradition dieser von 1704–1790 „Königlich-Preußische Akademie der Künste und mechanischen Wissenschaften“ und von 1790–1809 „Königliche Akademie der bildenden Künste und mechanischen Wissenschaften zu Berlin“ genannten Gelehrtengesellschaft.

Die Institution, in der Folgezeit „Akademie der Künste“ betitelt, wechselte noch mehrmals den Namen von „Königlich Preußische…“ (1809–1882) zu „Königliche…“ (1882) beziehungsweise „Preußische Akademie der Künste“ (1926–1945).

Standorte

Der Hauptsitz der Akademie liegt am Pariser Platz 4 im Ortsteil Mitte im gleichnamigen Bezirk. Er befindet sich in einem 2005 eröffneten Neubau, unmittelbar angrenzend an das Hotel Adlon auf dem Grundstück des ehemaligen Palais Arnim-Boitzenburg, das 1907 für die Königlich-Preußische Akademie der Künste umgebaut worden war. Zuvor residierte sie fünf Jahre lang in der Potsdamer Straße.

Der frühere Hauptsitz der West-Berliner Akademie am Hanseatenweg im Ortsteil Hansaviertel (Bezirk Mitte) wird weiterhin für Veranstaltungen und Ausstellungen sowie zu Verwaltungszwecken genutzt. Am Robert-Koch-Platz im Ortsteil Mitte befindet sich das Archiv der Akademie der Künste.

Aufgaben

Die Akademie der Künste hat laut Gesetzestext folgende Aufgaben:

  • Repräsentation des Gesamtstaates auf dem Gebiet der Kunst und Kultur,
  • Förderung der Kunst,
  • Vertreten der Sache der Kunst in der Gesellschaft,
  • Entfaltung internationaler Wirkung von Berlin aus,
  • kulturelle nationale Entwicklung,
  • Pflege des kulturellen Erbes und
  • Beratung und Unterstützung der Bundesrepublik Deutschland in Angelegenheiten der Kunst und Kultur.

Die Akademie der Künste hat ausschließlich gemeinnützige Zwecke.

Gesetzliche Grundlage

Das notwendige Gesetz zur Errichtung der Akademie ist am 9. Mai 2005 verkündet worden (BGBl. I 2005, S. 1218) und ist mit Wirkung vom 1. Januar 2006 in Kraft gesetzt worden (BGBl. I 2006, S. 571). Die Länder Berlin und Brandenburg haben dabei insofern ein Mitspracherecht bekommen als das Gesetz zur Errichtung der Akademie der Künste erst nach Auflösung der bestehenden, von den beiden Bundesländern getragenen Akademie in Kraft tritt. Zudem stellen beide Länder je einen Vertreter im Verwaltungsbeirat.

Das Land Baden-Württemberg erwägt daher, eine Verfassungsklage gegen den Bund zu erheben. Die Übernahme der Akademie durch den Bund verstoße gegen die Kulturhoheit der Länder.

Die Akademie der Künste führt einen Rechtsstatus mit Selbstverwaltungsrecht.

Der Bund besitzt im Verwaltungsbeirat als Zuschussgeber die Mehrheit der Stimmen.

Der Akademie steht ein Senat vor. Von 1997 bis 2003 war der ungarische Schriftsteller und Essayist György Konrád Präsident der Akademie, bis zum 15. Dezember 2005 war es der Schweizer Schriftsteller Adolf Muschg. Seit 2006 ist der Grafiker und Schriftsteller Klaus Staeck Präsident.

Die Mitgliederversammlung umfasst alle (maximal 500) Mitglieder der Akademie.

Mitglieder

Die Akademie der Künste hat per Gesetz maximal 500 Mitglieder. Diese werden von den Sektionen der Akademie benannt, von der Mitgliederversammlung in geheimer Wahl gewählt und vom Präsidenten berufen.

Vom Senat der Akademie der Künste können zudem Ehrenmitglieder vorgeschlagen werden.

Sektionen

Die Akademie gliedert sich in folgende Sektionen mit jeweils eigenem Direktor:

Archiv

Die Akademie verfügt über ein umfangreiches Archiv (Archiv der Akademie) zu Kunst,Kultur und Literatur (vgl. dazu auch Walter Huder). Das Archiv umfasst alle Künste - es entspricht der Mitgliederstruktur der Akademie. Mit seinen umfangreichen Beständen darf das Archiv der Akademie als bedeutendstes interdisziplinäres Archiv zu Kunst und Kultur seit 1900 im deutschen Sprachraum gelten. Seine zentrale Aufgabe besteht darin, künstlerisch und kulturgeschichtlich wichtige Archive zu erwerben, zu verzeichnen und der Wissenschaft und interessierten Öffentlichkeit bereitzustellen. Auch in Ausstellungen, Vorträgen, Lesungen, Konzerten sowie in Publikationen macht das Archiv seine Bestände bekannt und stellt sie für externe Ausstellungen zur Verfügung. Außerdem betreut es die musealen Einrichtungen der Brecht-Weigel- und der Anna-Seghers-Gedenkstätte. Neben den einzelnen Kunstgattungen rücken damit Kunst und Kultur insgesamt als Wechselbeziehung und Dialog der Künste in den Fokus. So kann das Zusammenwirken von Autoren, Darstellenden Künstlern, Komponisten oder bildenden Künstlern in Theater oder Kabarett oder die gemeinsame Arbeit von Schriftstellern und Komponisten beim Opern- und Liedschaffen erfahren werden. Die gewaltsame institutionelle Trennung zwischen Medien-, bildender und performativer Kunst wird ebenso überflüssig wie die von Film- und Theaterarchiven bei Regisseuren und Schauspielern. Der Ansatz entspricht auch der wechselseitigen Durchdringung der Künste im 20. und 21. Jahrhunderts, die das Zentrum der Bestände bilden. Die übergreifenden Sammelschwerpunkte des Archivs verweisen auf Erfahrungsrahmen, die die Künste in ihrer Gesamtheit geprägt haben: das Exil während des Nationalsozialismus, die Situation der Künste in der DDR, Künstler und kulturelles Leben in Deutschland und insbesondere in Berlin seit 1900, aber auch der Austausch zwischen den Künsten in der Akademie selbst.

Preise, Auszeichnungen, Stipendien

Die Akademie vergibt eine Vielzahl von Auszeichnungen und Stipendien:

  • Kunstpreis Berlin für „Künstlerische Leistungen“ (jährlich, 15.000 Euro und sechs Förderpreise à 5.000 Euro), alle sechs Jahre als Fontane-Preis verliehen von der Sektion Literatur der Akademie
  • Käthe-Kollwitz-Preis für Werk oder Gesamtleistung eines bildenden Künstlers (jährlich, 10.000 Euro)
  • Heinrich-Mann-Preis für Essayistik (jährlich, 8.000 Euro)
  • Konrad-Wolf-Preis für herausragende künstlerische Leistungen auf dem Gebiet der darstellenden Kunst (jährlich, 5000 Euro)
  • Hörspielpreis der Akademie der Künste (jährlich)
  • Tilla-Durieux-Schmuck (alle zehn Jahre)
  • Hermine-Körner-Ring: Vergabe auf Lebenszeit durch die Sektion Darstellende Kunst
  • Sammelstiftung 1 der Akademie der Künste für begabte und bedürftige Studierende der „fünf klassischen künstlerischen Disziplinen“
  • Stiftung Eduard-Arnhold-Hilfsfonds zur Erinnerung an den Mäzen Eduard Arnhold für begabte und sich in wirtschaftlicher Not befindende Künstler „aller Art“
  • Villa-Serpentara-Stipendium: dreimonatiges Aufenthaltsstipendium für Berliner Künstler (monatlich 1.500 Euro und Reisekostenzuschuss 400 Euro) in direkter Nachbarschaft mit und im Austausch zum Villa-Massimo-Stipendium
  • Will-Grohmann-Preis für junge Maler, Grafiker und Bildhauer (jährlich, 6.500 Euro)
  • Daniel-Chodowiecki-Stiftung, gegründet von Günter Grass für polnische bildende Künstler (jährlich, 5000 Euro)
  • Busoni-Kompositionspreis für noch nicht bekannte Komponisten (jährlich, 6.000 Euro und ein Förderpreis 2500 Euro)
  • Alfred-Döblin-Preis für unveröffentlichte epische Werke (alle zwei Jahre, 10.000 Euro und Förderpreis 5000 Euro)
  • Alfred-Döblin-Stipendium: Aufenthaltsstipendium für Berliner Schriftsteller für drei bis zwölf Monate (jährlich, monatlich 1.000 Euro)
  • Lion-Feuchtwanger-Preis: Stiftungspreis für historische Prosa (alle zwei bis drei Jahre, 7.500 Euro)
  • F.-C.-Weiskopf-Preis: Stiftungspreis für sprachkritische und sprachreflektierende Werke (alle zwei bis drei Jahre, 5000 Euro)
  • Alex-Wedding-Preis: Stiftungspreis für Kinder- und Jugendbücher (alle zwei bis drei Jahre, 5.000 Euro)
  • O.E. Hasse-Preis zur Förderung junger Darsteller des Sprech- und Musiktheaters (jährlich, 5.000 bis 10.000 Euro als Preis oder Stipendium)
  • Joana-Maria-Gorvin-Preis für „eine Frau, die im Theaterleben des deutschen Sprachraums eine überragende Leistung erbracht hat“ (alle fünf Jahre, 25.000 Euro)
  • Alfred-Hirschmeier-Stipendium für begabte junge Filmszenografen (jährlich)
  • Plopp-Award: Wettbewerb für unabhängig produzierte und bislang unveröffentlichte Hörstücke (jährlich)

Siehe auch

Literatur

  • Man will einen Nebel über das geistige Erbe derer legen, die 1933 vertrieben wurden … (Gespräch mit Walter Huder); in: Illustrierte Stadtzeitung zitty Nr. 3/87, Berlin 1987; S. 14–16. ISSN 0179-9606.
  • Arnold Seul & Anne Worst: Gezinkte Karten beim Bewerbungspoker? Berufungsverfahren des neuen AdK-Archivdirektors höchst anrüchig; in: Illustrierte Stadtzeitung zitty Nr. 12/87, Berlin 1987; S. 8–12. ISSN 0179-9606.
  • Walter Jens: Aus gegebenem Anlass. Texte einer Dienstzeit. Mit einem Geleitwort von György Konrád. Berlin: Parthas Verlag 1998, ISBN 3-932529-19-7.
  • Lars-Broder Keil: Mangelndes Interesse für Nachlässe in Berlin; in: Welt am Sonntag (Hauptstadt Berlin) Nr. 3, Berlin, 18. Januar 1998; S. 75.
  • Hans Jörgen Gerlach: Was ist der Mensch in Berlin? – Nachruf auf Walter Huder; in: Zwischenwelt. Zeitschrift für Kultur des Exils und des Widerstands, 19. Jg., Nr. 3, Wien: Dezember 2002, S. 12–14, ISSN 1606-4321.
  • Thomas Krüger: Akademie der Künste Pariser Platz Berlin. Die Neuen Architekturführer Nr. 69. Berlin: Stadtwandel Verlag, 2005. 24 S, ISBN 3-937123-39-3
  • Werner Mittenzwei Die Mentalität des Ewigen Deutschen. Nationalkonservative Dichter 1918–1947 und der Untergang einer Akademie 2. Aufl. Faber & Faber, 2003 ISBN 3936618178 (Erstaufl. u.d.T. Der Untergang einer Akademie oder Die Mentalität des ewigen Deutschen Berlin: Aufbau) mit einer Chronik: Dichtung und Dichter an der Preuß. A.d.K. 1696–1947

Weblinks

Zur Geschichte
Zum Neubau am Pariser Platz 4
Eröffnung

Debatte zur Nutzung des Neubaus

Interna

52.51513.3794444444447Koordinaten: 52° 30′ 54″ N, 13° 22′ 46″ O


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